John Miltons «Das verlorene Paradies»

Einleitung

Hallo ihr Lieben! 😊

Es ist wieder so weit. Nach drei Jahren Pause erwartet euch ab heute das nächste Blogprojekt namens John Miltons «Das verlorene Paradies» auf dem wortmagieblog. Das Thema liegt auf der Hand: In diesem neuen Blogprojekt befasse ich mich mit „Das verlorene Paradies“ von John Milton. Bevor wir durchstarten, möchte ich euch in dieser Einleitung aber erst einmal einstimmen, erklären, wie das Projekt zustande kam, welches Ziel es verfolgt und die Struktur meiner Beitragsabfolge transparent offenlegen, damit ihr wisst, was euch in den kommenden Artikeln erwartet.

Ich wusste immer, dass ich eines Tages erneut ein Buch lesen würde, dass ich nicht in einer einfachen Rezension abhandeln könnte. Dennoch habe ich weder damit gerechnet, dass es dieses Jahr (2023) dazu kommen würde, noch habe ich genau dieses Buch bewusst dafür ausgewählt. Bis zuletzt hoffte ich tatsächlich, dass ich „Das verlorene Paradies“ besprechen könnte, ohne eine lange Beitragsreihe zusammenstellen zu müssen. Nun, wie ihr seht, war meine Hoffnung vergebens. Kaum hatte ich begonnen, zu dem Epos und seinem Schöpfer John Milton zu recherchieren, wurde mir klar, dass ich nicht darum herumkam, ausführlich Kontext und Zusammenhänge zu erklären, um es angemessen rezensieren zu können.

Cover des Buches 'Das verlorene Paradies' von John Milton

„Das verlorene Paradies“ ist ein über 350 Jahre altes, episches Gedicht, das der englische Dichter John Milton im 17. Jahrhundert in mehr als 10.000 Blankversen verfasste. Er thematisiert darin die biblischen Erzählungen von Luzifers Rebellion im Himmel, des Sündenfalls im Garten Eden und der Verbannung der Menschheit aus dem Paradies. Wäre dieser Klassiker lediglich Ausdruck von Miltons Religiosität und seiner Gottesfürchtigkeit, wäre er ausschließlich ein Loblied auf den christlichen Glauben, wäre ich vermutlich wirklich mit einer zwar langen, ansonsten aber normalen Rezension davongekommen. Doch das ist es nicht. Denn John Milton war mehr als ein frommer Lyriker.

John Milton war ein hochgradig politisch engagierter Intellektueller, der sich Zeit seines Lebens aktiv an den brisanten, teils blutigen politischen Entwicklungen in England beteiligte und einige Jahre sogar als Staatsdiener angestellt war. Er war ein Visionär, der die Monarchie ablehnte und das englische Parlament darin unterstützte, den König zu stürzen und eine englische Republik zu gründen. Ja, ganz richtig, England war im 17. Jahrhundert vorübergehend keine Monarchie. Allerdings hatte die englische Republik nur wenige Jahre Bestand. Miltons Traum platzte, die Monarchie wurde wiederhergestellt und der Dichter fiel – wie die meisten anderen, die die Republik gefördert hatten – in Ungnade. Diese einschneidende Erfahrung wird heute von Expert_innen als Katalysator für die Entstehung von „Das verlorene Paradies“ gewertet.

Das heißt, dieses monumentale Gedicht kann nicht nur nach religiösen Gesichtspunkten gelesen und analysiert werden. Wer es interpretieren möchte, muss den historischen Hintergrund sowie John Miltons persönliche Ansichten und Erlebnisse berücksichtigen. Darum können wir über „Das verlorene Paradies“ nicht sprechen, ohne die politische Lage im England des 17. Jahrhunderts, Miltons Biografie und seinen Glauben sowie seine Überzeugungen einzubeziehen. Ihr braucht dieses Wissen, um meine Rezension und meine Einschätzung des Gedichts zu verstehen. Deshalb habe ich mich letztendlich doch entschieden, das Blogprojekt John Miltons «Das verlorene Paradies» zusammenzustellen, damit wir gemeinsam versuchen können, die Fragen zu beantworten, die mich dazu bewogen, das Epos zu lesen.

Ich möchte heute nicht auf meine Vorgeschichte mit dem Epos eingehen, weil ich diese detailliert in einem eigenen Beitrag schildere, aber ich kann euch verraten, dass „Das verlorene Paradies“ länger als ein Jahrzehnt auf der Liste meiner Leselebensziele stand, bevor ich mich im April 2023 (erneut) an die Lektüre wagte. Zuerst bewogen mich rein emotionale Gründe dazu, es lesen zu wollen. Über die lange Zeit auf meinem SuB entwickelte ich jedoch zusätzlich eine intellektuelle Neugier.

Spätestens, seit mir Goethes Mephistopheles begegnete, interessiere ich mich für Teufelsdarstellungen. Es fasziniert mich, dass das personifizierte Böse, als das Satan jahrhundertelang beschrieben wurde, in modernen, popkulturellen Interpretationen zunehmend aufgeweicht wird. In zahllosen Büchern, Filmen, Serien und anderen Medien ist der Teufel heute nicht mehr das ultimative Urübel, sondern ein ambivalenter Charakter, der zu Liebe, Leid und Reue fähig ist. Nicht selten wird John Milton als Inspiration für diese vielschichtigen Porträts genannt.

John Miltons Luzifer ist demnach in vielen Fällen die Wurzel moderner Teufelsdarstellungen. Ich wollte verstehen, warum. Ich habe „Das verlorene Paradies“ gelesen, weil ich nachvollziehen wollte, wieso seine Charakterisierung von Satan bis heute so großen Einfluss hat und sein Epos die Jahrhunderte überdauerte. Dieses Blogprojekt soll dazu dienen, diese Frage auch für euch zu beantworten. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen: Ihr werdet sehen, dass sich John Milton für das emotionale wie psychologische Profil seines Luzifers intensiv bei seinem eigenen Erfahrungsschatz mit Aufstieg und Fall der englischen Republik bediente und seine Figur meiner Meinung nach ganz bewusst Identifikationsflächen bietet.

Aufbau des Blogprojekts John Miltons «Das verlorene Paradies»

John Miltons «Das verlorene Paradies» besteht aus sieben Kapiteln (inklusive dieser Einleitung sind es acht), die ich bis einschließlich nächster Woche jeweils von Dienstag bis Freitag veröffentlichen werde. Betrachtet es als kleines Halloween-Special. 😉 Den Zeitplan findet ihr hier; ihr könnt ihn entweder ausklappen, um zu sehen, wann euch welches Kapitel erwartet, oder ihn eingeklappt lassen, wenn ihr euch überraschen lassen möchtet.

Unter jedem Beitrag findet ihr ein PDF zum Download, in dem ich meine Quellen aufgeführt habe. Für die Bebilderung habe ich mich bei Wikimedia Commons bedient, jedes einzelne Bild mit einem Lizenzhinweisgenerator überprüft und in der Bildunterschrift die gegebenenfalls notwendigen Angaben zum Urheberrecht vermerkt. Sofern es möglich war, habe ich zudem alle genannten Werke mit digitalen Abschriften der englischen Originalmanuskripte verlinkt, die entweder Teil von Wikisource oder des John Milton Reading Room sind. Bei letzterem handelt es sich um ein Projekt des Dartmouth College. Ist ein Titel nicht verlinkt, konnte ich leider keine digitale Fassung finden.

John Miltons «Das verlorene Paradies» besteht aus sieben Kapiteln (inklusive dieser Einleitung sind es acht), die ich bis einschließlich nächster Woche jeweils von Dienstag bis Freitag veröffentlichen werde. Betrachtet es als kleines Halloween-Special. 😉 Den Zeitplan findet ihr hier; ihr könnt ihn entweder ausklappen, um zu sehen, wann euch welches Kapitel erwartet, oder ihn eingeklappt lassen, wenn ihr euch überraschen lassen möchtet.

02.11.2023

Biografie: John Milton – Ein Leben im Namen der englischen Republik

03.11.2023

Glaube und Überzeugungen: Die Welt nach John Milton

07.11.2023

Die Entstehung von „Das verlorene Paradies“: Lebensziel Epos

08.11.2023

Meine Vorgeschichte mit „Das verlorene Paradies“

09.11.2023

Rezension von „Das verlorene Paradies“

10.11.2023

Fazit zum Epos und Empfehlung

Unter jedem Beitrag findet ihr ein PDF zum Download, in dem ich meine Quellen aufgeführt habe. Für die Bebilderung habe ich mich bei Wikimedia Commons bedient, jedes einzelne Bild mit einem Lizenzhinweisgenerator überprüft und in der Bildunterschrift die gegebenenfalls notwendigen Angaben zum Urheberrecht vermerkt. Sofern es möglich war, habe ich zudem alle genannten Werke mit digitalen Abschriften der englischen Originalmanuskripte verlinkt, die entweder Teil von Wikisource oder des John Milton Reading Room sind. Bei letzterem handelt es sich um ein Projekt des Dartmouth College. Ist ein Titel nicht verlinkt, konnte ich leider keine digitale Fassung finden.

Hinweis zur literarischen Gattung in John Miltons «Das verlorene Paradies»

Zum Schluss dieser Einleitung möchte ich noch kurz ein paar Worte zu meinem Umgang mit der literarischen Gattung von „Das verlorene Paradies“ verlieren. Der wortmagieblog befasst sich normalerweise ausschließlich mit Prosa. Bei Miltons Epos handelt es sich jedoch um Lyrik. Abgesehen von meinen eingestaubten Erinnerungen an die allseits verhassten Gedichtanalysen im Deutschunterricht verfüge ich nicht über die nötigen Fachkenntnisse, um eine kompetente Beurteilung der lyrischen Merkmale und Qualität von „Das verlorene Paradies“ vornehmen zu können. Ich habe das Gedicht deshalb wie einen Prosatext behandelt und mich überwiegend auf die Geschichte konzentriert, die Milton darin erzählt.

Ihr werdet in diesem Blogprojekt keine echte Gedichtanalyse vorfinden. Wer darauf hofft, dass ich im Rahmen von John Miltons «Das verlorene Paradies» Stilmittel, Versmaß und ähnliches bespreche, muss sich anderswo umschauen. Hier soll die inhaltliche Ebene im Vordergrund stehen.

Nun bleibt mir nur noch, euch viel Spaß mit John Miltons «Das verlorene Paradies» zu wünschen. Begleitet mich in den kommenden zwei Wochen in das 17. Jahrhundert, lernt John Milton kennen und lasst uns gemeinsam herausfinden, inwiefern der miltonsche Luzifer den Weg für moderne Teufelsdarstellungen ebnete!

Alles Liebe,
Elli ❤️

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