Kapitel 2

Kapitel 2

John Milton – Ein Leben im Namen der englischen Republik

Herzlich Willkommen zum zweiten Kapitel dieses Blogprojekts zu „Das verlorene Paradies“ von John Milton! Gestern haben wir gemeinsam England im wilden 17. Jahrhundert besucht, in dem das Parlament erst den König hinrichtete und dann für 11 Jahre die Monarchie abschaffte. Heute lernen wir den Dichter John Milton kennen. Wir finden heraus, wie ihn die turbulenten politischen und religiösen Konflikte seiner Epoche prägten, welche Positionen er vertrat und in welcher Lebensphase er „Das verlorene Paradies“ schrieb. Macht euch bereit für die zweite Station unserer Zeitreise!

Herzlich Willkommen zum zweiten Kapitel dieses Blogprojekts zu „Das verlorene Paradies“ von John Milton! Gestern haben wir gemeinsam England im wilden 17. Jahrhundert besucht, in dem das Parlament erst den König hinrichtete und dann für 11 Jahre die Monarchie abschaffte. Heute lernen wir den Dichter John Milton kennen. Wir finden heraus, wie ihn die turbulenten politischen und religiösen Konflikte seiner Epoche prägten, welche Positionen er vertrat und in welcher Lebensphase er „Das verlorene Paradies“ schrieb. Macht euch bereit für die zweite Station unserer Zeitreise!

John Miltons Leben zwischen Lyrik und Politik

Als Charles I. 1625 den Thron von England bestieg, war John Milton 17 Jahre alt. Er wurde am 09. Dezember 1608 als mittleres Kind von John Milton Senior und Sarah Jeffrey in London geboren. Er hatte zwei Geschwister: seine ältere Schwester Anne und seinen jüngeren Bruder Christopher.

Sein Vater, John Milton Sr., war ein wohlhabender Selfmade-Mann. Er baute sich sein Vermögen ohne die Unterstützung seiner Familie auf, denn nachdem sein Vater (John Miltons Großvater), der streng katholische Richard Milton, in den 1580er Jahren herausfand, dass sein Sohn protestantische Tendenzen zeigte, enterbte er ihn kurzerhand. Ja, der Glaube konnte schon damals Familien spalten.

Gedenkplakette, die an John Miltons Geburtsort in der Bread Street in London erinnert

Plakette am Geburtsort von John Milton in London

Man vyi, John Milton plaque Bread Street London, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

John Milton Sr. ging daraufhin nach London und wurde Komponist und Berufsschreiber. Das heißt, sein Job bestand darin, Schriftstücke für andere aufzusetzen oder zu kopieren, die selbst nicht schreiben konnten oder wollten. Er gründete ein erfolgreiches Unternehmen, erwarb Grundbesitz, betätigte sich als Geldverleiher und konnte seinem ersten Sohn dadurch eine sichere Kindheit sowie eine hochwertige, klassische Bildung ermöglichen.

Religion spielte in der Bildung des jungen John Milton von Anfang an eine entscheidende Rolle. Alle seine bekannten Lehrer und Tutoren waren Geistliche, was im 17. Jahrhundert ganz normal war. Wichtig ist dabei, dass sie alle Protestanten, also evangelische Christen waren. Dadurch kam Milton schon früh mit verschiedenen protestantischen Konfessionen in Kontakt, darunter Puritanismus, Calvinismus und Arminianismus.

Gedenkplakette, die an John Miltons Geburtsort in der Bread Street in London erinnert

Plakette am Geburtsort von John Milton in London

Man vyi, John Milton plaque Bread Street London, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Wie ich im ersten Kapitel des Blogprojekts bereits erläutert habe, waren einige dieser Glaubensrichtungen in nahezu feindseligem Maße antikatholisch und das Bekenntnis zu einer spezifischen Konfession qualifizierte sich als äußerst streitbares Thema, über das sich Freunde und Familien entzweien konnten, wie es ja auch in Miltons eigener Familienhistorie geschah. Ich wage zu behaupten, dass es sich dabei um wesentliche Einflüsse auf sein Leben und seine Ansichten handelte.

Schüler, Student, Absolvent

Porträtgemälde in Öl von John Milton im Alter von ca. 10 Jahren (1618)

John Milton im Alter von ca. 10 Jahren (1618)

After Cornelis Janssens van Ceulen creator QS:P170,Q4233718,P1877,Q636113, John Milton portrait, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

In den ersten Jahren wurde John Milton privat unterrichtet. Um 1620 herum wurde er dann Schüler der St. Paul’s School – wann genau, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren, weil die Anmeldeunterlagen der Schule in einem Feuer verbrannten. Man geht aber davon aus, dass Milton etwa 12 Jahre alt war, als er begann, St. Paul’s zu besuchen. Er war ein fleißiger, disziplinierter Schüler, der oft bis spät in die Nacht hinein lernte. Sein frühes Erblinden mit nicht mal 50 Jahren schrieb er später seinen rigorosen Studien bei schlechtem Licht zu.

St. Paul’s lehrte ihn die Macht der Lyrik. Obwohl anzunehmen ist, dass Gedichte schon deutlich früher Teil seiner Lektionen waren, wurden sie hier erstmals gezielt für die Sprachbildung eingesetzt. Anhand der Gedichte von unter anderem Edmund Spenser und Philip Sydney wurde er in die Feinheiten der englischen Grammatik eingeführt. So ist es nicht verwunderlich, dass er sich bald selbst als Dichter versuchte: Seine erste Hymne (ein Choral ohne Musik) schrieb er 1623 im Alter von 15 Jahren, sein erstes vollendetes Gedicht „A Paraphrase on Psalm 114“ 1624.

Mit 17 Jahren plante John Milton, Pfarrer zu werden. Ab Februar 1625 studierte er deshalb am Christ’s College der renommierten Universität Cambridge. Nur zwei Monate später wurde er jedoch suspendiert. Es ist nicht belegt, aus welchen Gründen er heimgeschickt wurde. Es besteht allerdings die Vermutung, dass eine Auseinandersetzung mit seinem Tutor William Chappell der Auslöser war.

Chappell war Arminianer, ein Vertreter derselben konservativen protestantischen Konfession, mit der angeblich auch Charles I. sympathisierte. Milton sah sich hingegen als Calvinist und lehnte die episkopalen, dem Katholizismus nahen Überzeugungen des Arminianismus ab. Es ist durchaus möglich, dass sich die beiden Männer darüber in die Haare bekamen.

Er verbrachte die Monate von April bis Juli 1625 in London und hätte danach vermutlich nach Cambridge zurückkehren können, wäre ihm nicht ein Pestausbruch dazwischengekommen. Die Universität musste vorübergehend bis Dezember schließen und so nahm Milton seine Studien erst 1626 wieder auf – jetzt aber unterstützt von seinem neuen Tutor Nathaniel Tovey, der sich ebenfalls zum Calvinismus bekannte. Übrigens munkelt man, dass William Chappell den jungen Milton am liebsten ganz aus Cambridge rausgeschmissen hätte. Da scheint er den guten Mann ja mächtig geärgert zu haben.

Während seiner Suspendierung war John Milton keineswegs untätig – das sind schließlich keine Ferien. Er schrieb in dieser Zeit viele seiner frühen Gedichte, zum Teil als Aufgaben fürs College, zum Teil als privates Vergnügen. Zurück in Cambridge begann er dann, Lyrik in Latein zu verfassen. Wie es sich für einen Gentleman aus gutem Hause im 17. Jahrhundert gehörte, wurde er schon als Kind in Latein und anderen Sprachen unterrichtet – aber er ahnte wahrscheinlich nicht, wie wichtig dieser Teil seiner Bildung für ihn später werden sollte. Zu seinen Spezialitäten gehörten Elegien, tragische Klagegedichte. 1629 erhielt er seinen Abschluss als Bachelor.

1630 gelang ihm ein erster wichtiger Meilenstein in seiner Karriere als Dichter: Er wurde veröffentlicht. Sein Gedicht „On Shakespear“ erschien in der zweiten Ausgabe der Gesammelten Werke des alten Barden. Allerdings handelte es sich um eine anonyme Veröffentlichung, Lorbeeren konnte er für dieses Werk dementsprechend nicht einheimsen. Dennoch wird er sich darüber gefreut haben, denn schließlich war die Veröffentlichung eine Bestätigung seines Talents.

Nichtsdestotrotz plante John Milton damals noch nicht, die Dichtkunst zu seinem Beruf zu machen und verfolgte vorerst weiterhin eine akademische Laufbahn. Er begann ein Masterstudium, das er 1632 „cum laude“ (mit Lob) abschloss. Anschließend hätte er gern ein Fellowship am Christ’s College absolviert, doch daraus wurde leider nichts. Die Statuten des Christ’s College gestatteten lediglich einen Fellow aus London und dieser Platz war bereits besetzt. Milton hatte das Nachsehen.

Porträtgemälde in Öl von John Milton im Alter von ca. 21 Jahren (1629), Künstler_in unbekannt

John Milton im Alter von ca. 21 Jahren (1629)

anonymous Unknown 17th century artist, John-milton, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Dieser Rückschlag traf ihn offenbar unvorbereitet, er wusste scheinbar nicht so recht, was er stattdessen machen sollte oder wollte. Er zog zurück zu seinen Eltern nach London-Hammersmith.

Auf Reisen: Wie John Milton (angeblich) nur knapp einem Mordanschlag entging

Unschlüssig, wie er seine Zukunft gestalten wollte, besann er sich erst einmal auf das, was er konnte und was ihm Spaß machte. Er widmete sich seiner Lyrik, nahm Auftragsarbeiten an und verfasste diverse Gedichte und Maskenspiele. Aus dieser Zeit stammt zum Beispiel sein Gedicht „Lycidas“. Es gelang ihm, sich langsam einen Namen als Dichter zu machen. Seine Routine wurde jedoch 1637 unterbrochen, als seine Mutter Sarah starb. Diese einschneidende Erfahrung scheint ihn motiviert zu haben, sich neu zu orientieren. Er stellte sicher, dass sein Vater im Haus in Horton, in dem die Familie mittlerweile lebte, gut versorgt war und begab sich ab Mai 1638 auf Reisen durch Europa.

Milton gehörte zur ersten Generation, in der die Grand Tour in Mode kam. Die Grand Tour war eine Bildungsreise durch die Zentren Europas, die junge, wohlhabende und gut ausgebildete Männer zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert unternahmen, nachdem sie ihre Studien abgeschlossen hatten. Einerseits sollten sie so mit Kunst und Kultur in Kontakt kommen, andererseits diente die Reise auch als Networking-Gelegenheit. Als Milton seine Grand Tour begann, gab es noch keine typische Route. Er besuchte verschiedene Städte in Frankreich, hielt sich aber überwiegend in Italien auf. Auf dem Rückweg nach England machte er außerdem einen kurzen Abstecher in die Schweiz und kehrte danach erneut über Frankreich nach London zurück. Dort traf er im Sommer 1639 ein.

Die Quellenlage zu seinen Erfahrungen während seiner Grand Tour ist bedauerlicherweise dünn. Die meisten Informationen stammen aus seiner späteren politischen Abhandlung „Defensio Secunda“, die allerdings nicht als Autobiografie missverstanden werden darf, weil Milton darin versuchte, seine politischen Überzeugungen zu verargumentieren. Es ist gut möglich, dass er einige Ereignisse und Erlebnisse in einem bestimmten Licht erscheinen ließ, um seine Argumentation zu stützen.

Trotz dieser Ungewissheit, was er tatsächlich erlebte, gilt es jedoch als sicher, dass er verschiedene bedeutende Intellektuelle, Künstler und Geistliche seiner Zeit traf, darunter zum Beispiel Galileo Galilei. Er war in ihren intellektuellen Kreisen dank seiner Dichtkunst sehr willkommen und gewann zunehmend an Ansehen.

In Italien wurde er erstmals intensiv mit dem Katholizismus konfrontiert, denn er hielt sich unter anderem mehrere Monate in Rom auf. Es heißt, dass er leidenschaftlich gern und bei jeder sich bietenden Gelegenheit über Religion und Theologie diskutierte und mit seinen Ansichten nie hinterm Berg hielt.

Diese Streitlust kam natürlich nicht bei allen Gesprächpartner_innen gut an. In „Defensio Secunda“ behauptete Milton, dass er aufgrund der Freiheit, mit der er über Religion sprach, sogar beinahe getötet worden wäre.

Nach seiner Abreise aus Rom schmiedeten englische Jesuiten angeblich ein Mordkomplott und wollten ihn umbringen, sollte er je nach Rom zurückkehren. Nun, er kehrte nach Rom zurück und überlebte es. Wie erwähnt ist es möglich, dass er einige Erlebnisse in „Defensio Secunda“ recht schamlos übertrieb. Diese etwas skurrile Anekdote sollte eventuell nur dazu dienen, ihn als aufrechten Verteidiger des protestantischen Glaubens zu inszenieren.

Ebenfalls in „Defensio Secunda“ schreibt Milton, dass er seine Grand Tour vorzeitig abbrach. Eigentlich wollte er noch nach Sizilien und Griechenland reisen, sah sich durch die politische Lage in seiner Heimat jedoch gezwungen, früher als geplant nach England zurückzukehren. Tatsächlich stand der erste Bischofskrieg zwischen England und Schottland damals kurz bevor. Seine Aussage ist also durchaus plausibel.

Für Miltons politische Weltanschauung war diese unerwartet frühe Heimreise äußerst prägend. Auf dem Rückweg besuchte er Venedig und Genf. Beide Städte waren damals Republiken. Milton war höchst beeindruckt von der Idee einer Staatsform abseits der Monarchie und lobte diese als freiheitsfördernd. In Genf imponierte ihm außerdem der stark vertretene Calvinismus. Ich nehme an, dass er bereits vor diesen Aufenthalten antimonarchistische Tendenzen hegte, eine andere Staatform unmittelbar zu erleben, scheint ihn allerdings endgültig davon überzeugt zu haben, die Monarchie abzulehnen. Ich sehe in diesen Besuchen das Schlüsselereignis, das seine gesamte spätere politische Position definierte.

Miltons erste politische Schriften

Milton erreichte London etwa parallel zum Ausbruch des ersten Bischofskrieg. Er suchte sich eine Wohnung in der Stadt und begann, zu unterrichten. Seine ersten Schüler waren seine Neffen, die Söhne seiner älteren Schwester Anne, später nahmen aber auch andere Kinder wohlhabender Familien seine Dienste in Anspruch.

Angesichts der religiösen und politischen Ideologie, die er vertrat, ist es nicht überraschend, dass Milton nach seiner Heimkehr mit den Fraktionen sympathisierte, die sich gegen den Episkopalismus und die von Charles I. ernannten Bischöfe aussprachen. Er hatte jedoch nicht nur ideelle, sondern auch persönliche Gründe, sich in diesem Kontext zu engagieren.

Als Kind war er von dem schottischen Presbyterianer Thomas Young unterrichtet worden. Zur Zeit der Bischofskriege war Young Mitglied von Smectymnuus (der Name setzt sich aus den Initialen der Mitglieder zusammen), einer Gruppe aus fünf presbyterianischen Klerikern, die öffentlich in eine schriftliche Auseinandersetzung mit proepiskopalen Fraktionen verwickelt war. Man ging sich in Streitschriften aufs Schärfste an.

Heute mag es absurd wirken, dass sich hochgebildete, feine Herren über eine Glaubensfrage in Abhandlungen und Briefen höchst öffentlich gegenseitig fertigmachten, aber meiner Meinung nach ist das gar nicht so viel anders als das, was mittlerweile täglich in den sozialen Netzwerken passiert. Der einzige Unterschied ist das Medium: Stift und Papier statt Smartphone.

Ich weiß nicht, ob John Milton den Kontakt zu Thomas Young stetig aufrechterhielt oder ob sie erst nach seiner Rückkehr vom Kontinent wieder miteinander zu tun bekamen, Fakt ist jedoch, dass Young den Dichter überzeugte, seine Gruppe im Mai 1641 mit einem Pamphlet namens „Of Reformation“ zu unterstützen und damit sein erstes Prosawerk zu veröffentlichen.

Es mag sein, dass es sich dabei zuerst nur um einen Freundschaftsdienst handelte. Es liegt jedoch nahe, dass Milton schnell Gefallen daran fand, polemisch und eloquent seine Weltsicht darzulegen, denn im folgenden Jahr bis April 1642 schrieb und veröffentlichte er noch vier weitere dieser Schriften. Es erschien jedoch nur eine davon, die vierte, unter seinem Namen. Die Veröffentlichung der fünften und letzten Streitschrift fiel bereits in den englischen Bürgerkrieg.

John Milton war nun 34 Jahre alt und der Ansicht, dass es Zeit für ihn war, beständig zu werden und sich häuslich niederzulassen. Er fühlte sich bereit, zu heiraten. Im Juni 1642 ehelichte er die 17-jährige Mary Powell. Ihr Altersunterschied von fast 20 Jahren erscheint uns heute angesichts der Tatsache, dass Mary nach modernen Standards noch nicht mal volljährig war, vielleicht etwas extrem, im 17. Jahrhundert war er jedoch nicht unüblich. Dennoch stand die Ehe leider unter keinem guten Stern. Die Eheleute kamen nicht gut miteinander aus. Verschiedene Quellen nennen unterschiedliche Gründe für ihre mangelnde Harmonie.

Einige sagen, dass Mary sich nicht mit Johns bescheidenem Lebensstil anfreunden konnte. Andere sehen die Ursache darin, dass Mary seine Neffen nicht mochte, mit denen er natürlich schon deshalb regelmäßig Kontakt hatte, weil er sie unterrichtete. Wieder andere gehen so weit, zu vermuten, dass Mary die Ehe nicht vollziehen wollte. Dann gibt es noch die Theorie, dass der hochgebildete Milton seine Ehefrau intellektuell enttäuschend fand.

All das könnte eine Rolle gespielt haben, mir erscheint es jedoch am plausibelsten, dass die promonarchistische Einstellung von Marys Familie, die sie selbstverständlich ebenfalls vertrat und die allem widersprach, was Milton glaubte, die beiden unversöhnlich entzweite, besonders im Kontext des gerade ausgebrochenen englischen Bürgerkriegs. Ich möchte allerdings unbedingt erwähnen, dass ich es verdächtig finde, dass alle Erklärungsansätze die Schuld direkt oder indirekt bei der 17-jährigen Mary suchen.

Am Ende wird es eine Kombination verschiedener Faktoren gewesen sein, die Mary dazu bewogen, ihren Angetrauten schon kurz nach ihrer Hochzeit zu verlassen und zurück zu ihren Eltern zu ziehen. Wie sehr Milton das emotional traf, ist nicht bekannt. Es ist jedoch naheliegend, dass diese Erfahrung dazu beitrug, dass er ab 1643 in den kommenden drei Jahren insgesamt vier politische Pamphlete veröffentlichte, in denen er für das Recht auf Scheidung abseits von Ehebruch argumentierte. Nach den Maßstäben des 17. Jahrhunderts war seine Forderung haarsträubend radikal und stieß vor allem in strikt konservativen puritanischen Kreisen auf vehemente Ablehnung. Seine Schriften fielen der Zensur zum Opfer.

Für das Recht auf Scheidung, gegen Zensur und Lizensierung

Die Zensur hatte damals in England eine lange Tradition. Jahrzehntelang achtete die Krone penibel darauf, dass keine allzu kritischen Stimmen an die Öffentlichkeit gelangten. Nach dem Bruch mit Charles I. sah sich das Parlament veranlasst, die Zensur zu überarbeiten und im Juni 1643 eine neue Verordnung zur Regulierung des Druckwesens zu erlassen.

Soweit ich es verstanden habe, wurde diese Verordnung als große Abkehr von der monarchistischen Zensur inszeniert, de facto ersetzte das Parlament die alten Vorschriften aber lediglich durch eigene, die für Autor_innen keine Verbesserung darstellten. Sie mussten beispielsweise vorab auf eigene Kosten eine Lizenz erwerben, damit ihre Werke überhaupt veröffentlicht werden konnten; die Verordnung bedeutete aber auch, dass das Parlament jegliche Schriften, die sich parlamentskritisch äußerten, aufspüren und zerstören sowie die Autor_innen festnehmen lassen konnte.

Seine erste Scheidungsabhandlung veröffentlichte John Milton im August 1643, zwei Monate, nachdem die neue Verordnung in Kraft getreten war. Ich frage mich, ob er damit rechnete, dass er zensiert werden würde. Seine Argumentation widersprach puritanischen Glaubensgrundsätzen in jeder Hinsicht. Er muss gewusst haben, dass er damit provozierte und viele Befindlichkeiten verletzte.

Titelseite von John Miltons Traktat "Areopagitica" von 1644

„Areopagitica: A speech of Mr. John Milton for the Liberty of Unlicenc’d Printing, to the Parlament of England“

John Milton creator QS:P170,Q79759, Areopagitica bridwell, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Mir kam während meiner Recherchen daher der Gedanke, ob er die Abhandlung möglicherweise gezielt als Herausforderung der neuen Zensurverordnung veröffentlichte. Geschrieben hat er sie sicher aus anderen Gründen und Überzeugung, aber vielleicht wollte er etwas beweisen. Vielleicht wollte er zensiert werden, um gegen diese politische Entscheidung des Parlaments protestieren zu können. Das ist aber nur eine These, die meinem Kopf entspringt, ich habe nirgendwo Hinweise darauf gefunden, dass sie in der Literaturwissenschaft ebenfalls diskutiert wird.

Seinen Protest gestaltete Milton gewohnt öffentlich: Er verfasste „Areopagitica: A speech of Mr. John Milton for the Liberty of Unlicenc’d Printing, to the Parlament of England”, ein kritisches Traktat, das 1644 mitten im englischen Bürgerkrieg erschien. Darin sprach er sich offen gegen Zensur und Lizensierung aus. Obwohl Milton die politischen Ziele des Parlaments unterstützte und ihre antimonarchistischen Ambitionen sowie den Traum einer englischen Republik teilte, hatte er keine Hemmungen, ihre Entscheidungen zu hinterfragen, wenn sie ihm ungerecht oder falsch erschienen. Unglücklicherweise überzeugte er das Parlament damit jedoch nicht, die Verordnung aufzuheben. Sie blieb bestehen. Dennoch stärkte er mit der Veröffentlichung sein Ansehen in intellektuellen Kreisen.

Trotz der Zensur und dem Scheitern von „Areopagitica“ glaubte Milton privat weiterhin an die Gültigkeit seiner Argumente für das Recht auf Scheidung. Vor Staat und Kirche war er noch immer mit Mary Powell verheiratet, er selbst empfand sich aber als getrennt und geschieden. Er sah sich Mary nicht mehr verpflichtet und warb um eine mysteriöse Frau, über die außer ihrem Nachnamen – Miss Davis – nichts bekannt ist.

In der puritanischen Gemeinschaft löste er damit einen kleinen Skandal aus und musste damit leben, dass ihm nachgesagt wurde, ein sündhafter Schürzenjäger zu sein. Eine Zeit lang machte sogar das Gerücht die Runde, er habe mehrere Frauen gleichzeitig, was damals eine schwer imageschädigende Anschuldigung war. Ob es nun daran lag, dass sich halb London das Maul über den Dichter zerriss, sie kein Interesse an Milton hatte oder hinsichtlich des Status seiner Ehe anderer Meinung war – Miss Davis wies sein ihn ab.

Rückblickend war das vermutlich gut so, denn sonst wäre es Milton nicht gelungen, sich 1645 wieder mit Mary zu versöhnen. Angeblich soll sie ihn angefleht haben, sie zurückzunehmen – angesichts des verdächtig einseitigen Bildes, das die Quellen von ihr und ihrer Beziehung zeichnen, bin ich allerdings skeptisch, ob das stimmt. Wie dem auch sei, sie vertrugen sich und führten fortan eine unauffällige Ehe.

In den kommenden sieben Jahren bekamen sie vier gemeinsame Kinder, drei Töchter und einen Sohn, der leider im Kindesalter verstarb. Inwiefern sie glücklich miteinander waren, wage ich nicht zu beurteilen, dafür ist die Quellenlage wirklich zu schwach.

Das Jahr 1645 endete für John Milton jedoch nicht nur privat, sondern auch beruflich positiv. Im Dezember wurde erstmals eine Sammlung seiner Gedichte veröffentlicht. Die Episode mit Miss Davis hinterließ keinen bleibenden Schaden und scheint schnell vergessen gewesen zu sein.

Titelseiten der 1645 veröffentlichten Gedichtsammlung von John Milton

Gedichtsammlung von 1645

The original uploader was Esquilax8 at English Wikipedia., 1645 Titlepage, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

John Miltons politische Karriere im Schatten des Königsmordes

Wir müssen jetzt einen kleinen Zeitsprung machen. Vier Jahre vergingen, in denen offenbar nichts Außergewöhnliches im Leben von John Milton geschah, denn es scheint nichts darüber bekannt zu sein, was er in dieser Zeit trieb. Es ist meiner Meinung nach jedoch plausibel, dass er den Verlauf des englischen Bürgerkriegs eng verfolgte und sich weiterhin für die Ziele des Parlaments engagierte. Er brannte für die Idee einer englischen Republik und wird gejubelt haben, als Charles I. 1647 gefangen genommen wurde.

Auch die Verhandlungen des Parlaments mit dem König und den anschließenden Prozess wegen Hochverrats wird er aufmerksam beobachtet haben. Anders ist es kaum zu erklären, dass er bereits zwei Wochen nach Charles‘ Hinrichtung am 30. Januar 1649 das Buch „The Tenure of Kings and Magistrates“ veröffentlichte.

In „The Tenure of Kings and Magistrates“ verteidigt John Milton den Königsmord. Er scheint antizipiert zu haben, dass diese Grenzüberschreitung die Gemüter erhitzen und das Parlament dafür sowohl national als auch international scharf angegriffen werden würde. Das Werk legte proaktiv dar, warum ein Volk Miltons Ansicht nach das Recht hat, einen schuldigen König zu verurteilen und hinzurichten, wieso die Macht eines Herrschers begrenzt werden muss und weshalb das Gottesgnadentum abzulehnen ist. Natürlich generierte Milton mit dieser radikalen Argumentation viel Aufmerksamkeit. Obwohl er nicht nur Lob erntete, gewann er in den entscheidenden Kreisen enorm an politischem Ansehen, was ihm einen festen Platz in der jungen englischen Republik verschaffte.

Wie bereits beschrieben verfügte John Milton dank seiner umfangreichen Bildung über exzellente Kenntnisse der lateinischen Sprache. Kombiniert mit seiner öffentlichkeitswirksamen Unterstützung des Parlaments und seinem Erfolg als Autor war er somit der ideale Kandidat für das Amt des „Secretary for Foreign Tongues“, das ihm im März 1649 vom Parlament übertragen wurde. Die deutsche Wikipedia übersetzt seinen Titel als „Sekretär des Staatsrates“, was leider nicht sehr aussagekräftig ist. Schauen wir uns an, worin seine Aufgaben bestanden, wird deutlich, wieso ihm das Amt wie auf den Leib geschneidert war.

Einerseits war er damit betraut, die internationale Korrespondenz der englischen Republik (also des Parlaments) in Latein zu verfassen und zu übersetzen, andererseits war er jedoch auch für innenpolitische Propaganda zuständig. Nach seinen Erfahrungen, die er in den Bischofskriegen und seinen persönlichen politischen Kampagnen gesammelt hatte, war er hervorragend dafür geeignet und scheint seinen Job wahrhaft geliebt zu haben. Er ging darin auf und vernachlässigte sogar seine Lyrik, um zahllose Streitschriften zu verfassen, die die Politik des Parlaments sowie die Republik als Staatsform verteidigten und besonders Oliver Cromwell lobten. Wieder einmal stritt er sich öffentlich mit bedeutenden Intellektuellen und machte sich mit seiner gut durchdachten Rhetorik in ganz Europa einen Namen.

Ölgemälde von Soma Orlai Petrich, auf dem der erblindete John Milton seinen drei Töchtern „Das verlorene Paradies” diktiert

Der erblindete John Milton diktiert seinen Töchtern „Das verlorene Paradies”

Soma Orlai Petrich artist QS:P170,Q714876, Orlai-milton, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Möglicherweise war es diese Leidenschaft für seinen Beruf, die ihn 1652 gleich zwei schwere private Schicksalsschläge überstehen ließ. Im Mai 1652 starb seine Ehefrau Mary nach Komplikationen bei der Geburt ihrer jüngsten Tochter Deborah. Parallel erblindete John Milton im Verlauf des Jahres mit nicht einmal 45 Jahren vollständig.

Ihr müsst euch klarmachen, was das für ihn bedeutete: Plötzlich konnte er nicht mehr selbstständig schreiben, weder beruflich noch privat. Er war nun gezwungen, alle seine Texte Sekretären, Freunden oder seiner Familie zu diktieren – und das, während er gleichzeitig mit der Trauer um Mary fertigwerden musste. Es muss sich für ihn angefühlt haben, als würde sein gesamtes Leben um ihn herum zusammenfallen, als würden die Grundpfeiler seiner Identität wegbrechen.

Aber Milton ließ sich davon nicht aufhalten. Er arbeitete weiter, kämpfte weiter für die Republik, an die er so fest glaubte und entschied sich 1656, noch einmal zu heiraten. Bedauerlicherweise bestand seine Ehe mit Katherine Woodcock jedoch nicht einmal zwei Jahre. 1658 schlug das Schicksal erneut zu. Katherine verstarb – wie bereits Mary – an den Folgen von Geburtskomplikationen. Ihre gemeinsame Tochter Katherine starb ebenfalls.

Es war ein schwarzes Jahr für John Milton, denn 1658 erlag auch Oliver Cromwell einer Malariainfektion und der Dichter musste zusehen, wie sein Traum langsam von innen verfaulte. Cromwells Sohn Richard war dem Erbe seines Vaters nicht gewachsen und die ohnehin nie richtig stabile Republik zerfiel.

Dennoch hielt Milton an seinen Überzeugungen fest. Unermüdlich verteidigte er weiterhin die Staatsform, die ihm so viel bedeutete und formulierte verschiedene Vorschläge, wie sie trotz Cromwells Tod beibehalten werden könnte. Zum Beispiel verfasste er mehrere Traktate, in denen er für die Erhaltung der Trennung von Kirche und Staat plädierte. Er tat wirklich alles, um seinen Traum und die Republik zu retten. Doch wie wir wissen, versagte er.

Flucht, Verfolgung und Verhaftung

Sein Amt als „Secretary of Foreign Tongues” behielt er bis Mai 1660, musste im Zuge der Restauration der Monarchie und der Machtübernahme von Charles II. dann jedoch fliehen. Er wurde verfolgt und musste sich verstecken, während seine Schriften öffentlich verbrannt wurden. Erst nach der Generalamnestie für den (beinahe) gesamten Regierungsapparat der Republik durch Charles II. und das neu eingesetzte Parlament wagte Milton es, sein Versteck zu verlassen. Das wäre ihm fast zum Verhängnis geworden, denn er wurde verhaftet und wäre vielleicht sogar verurteilt und hingerichtet worden, hätten sich nicht einflussreiche Freunde für ihn eingesetzt. Deutlicher konnte man ihm nicht signalisieren, dass er in Ungnade gefallen und sein Traum ausgeträumt war.

An dieser Stelle möchte ich euch noch einmal darum bitten, euch zu vergegenwärtigen, was das für John Milton hieß. Alles, wofür er gekämpft und gearbeitet hatte, war gescheitert. Er hatte voller Leidenschaft und von ganzem Herzen daran geglaubt, dazu beizutragen, eine bessere Welt zu erschaffen. All seine Hoffnungen, seine Visionen, seine Ziele lagen in Trümmern. Er hatte sich mit Leib und Seele einer Sache verschrieben, die nun als falsch und verbrecherisch verdammt wurde.

Es spielt keine Rolle, ob sie tatsächlich falsch und verbrecherisch war. Es geht nicht darum, seine Überzeugungen zu bewerten, sondern nur darum, zu begreifen, was es für einen Mann bedeutet, seinen Lebenstraum zerplatzen zu sehen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was das mit Milton gemacht hat. Ich hätte es verstanden, wenn er nach diesem Erlebnis auch noch den letzten Funken seines Lebenswillens verloren hätte und in eine tiefe Depression gestürzt wäre.

Ich konnte in den Quellen leider keine Hinweise darauf finden, wie es ihm nach dem Fall der Republik und seiner Beinahe-Verurteilung tatsächlich ging. Alle Texte, die ich gelesen habe, lassen es klingen, als hätte John Milton sich danach zurückgezogen und einfach weitergemacht, sein Leben einfach weitergelebt. Ich kann das nicht glauben. Ich glaube nicht, dass das Scheitern der Republik fast spurlos an ihm vorbeiging und er diese Erfahrung lediglich in seinem Werk aufarbeitete, worüber wir im Zusammenhang mit „Das verlorene Paradies“ noch sprechen werden. Das kann nicht wahr sein, kein Mensch ist so stoisch.

John Miltons Leben war Anfang der 1660er ein Scherbenhaufen: emotional, ideologisch, aber scheinbar auch finanziell. Es gibt Quellen, die sagen, dass er sein Vermögen bereits im Bürgerkrieg „verloren“ hatte, was auch immer das heißen mag. Als „Secretary of Foreign Tongues“ verdiente er sicher genug, um seinen bescheidenen Lebensstil zu finanzieren, aber reich wurde er damit wohl nicht. Als er das Amt aufgeben musste, kann er keine bequemen Rücklagen gehabt haben, denn es heißt, dass er seinen Lebensabend verarmt verbrachte. Kurz gesagt: Ich glaube, dass John Milton in so gut wie jeder Hinsicht ein Wrack war und dass es ihm irgendwie gelang, sich dennoch wieder aufzurappeln und nicht völlig zu verzweifeln, verdient Respekt.

1663 heiratete John Milton ein drittes Mal. Laut der deutschen Wikipedia gab er damit dem Drängen seiner Freunde nach. Ich kann mir tatsächlich gut vorstellen, dass sich sein Umfeld um ihn sorgte, denn wie gesagt ging es ihm höchstwahrscheinlich nicht gerade blendend. Außerdem war er mit über 50 Jahren nach den Maßstäben des 17. Jahrhunderts ein alter Mann, blind und dazu auch noch alleinerziehend. Seine jüngste Tochter Deborah war 1663 erst 11 Jahre alt. Mir erscheint es plausibel, dass seine Freunde glaubten, eine Frau an seiner Seite würde ihm guttun. Ob das wirklich der Fall war, ist umstritten.

Porträtgravur von John Milton des Künstlers William Faithorne

John Milton im Alter von ca. 62 Jahren (1670)

William Faithorne artist QS:P170,Q3568608, John Milton 1, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Seine Braut war die 24-jährige Elizabeth Minshull, manchmal auch Mynshull geschrieben. Es ist möglich, dass sie eine sehr glückliche Ehe führten. Eine Plakette am Haus von Elizabeths Familie zeigt bis heute ein Zitat, in dem Milton sie angeblich als seine „dritte und beste Ehefrau“ bezeichnete. Es ist ebenso möglich, dass sie in der Realität kaum mehr als eine bessere Hausangestellte war und ein konfliktbehaftetes Verhältnis zu Miltons Familie hatte. Sein Neffe Edward behauptete später, Elizabeth hätte seine Kinder zu seinen Lebzeiten unterdrückt und sie nach seinem Tod um ihr Erbe betrogen.

Ich will seine Worte nicht prinzipiell anzweifeln, muss allerdings zugeben, dass ich mich frage, welches Erbe er meint, denn wie erwähnt hatte Milton bei seinem Tod kein Vermögen, das er vererben konnte, und sein Haus war 1666 im Großen Brand von London zerstört worden. Vermutlich liegt die Wahrheit über ihre Ehe irgendwo dazwischen, wie so oft.

Letzte Jahre und „Das verlorene Paradies“

Trotz der niederschmetternden Erfahrung, all seine politischen Visionen sterben zu sehen, blieb Milton im letzten Jahrzehnt seines Lebens politisch interessiert und beteiligte sich weiterhin an öffentlichen Debatten zu verschiedenen Themen.

Foto einer Steinbüste und Gedenktafel zu Ehren von John Milton in der Kirche St. Giles-without-Cripplegate in London

Gedenkstätte für John Milton in der Kirche St. Giles-without-Cripplegate

Doyle of London, Milton Memorial in the Church of Saint Giles-without-Cripplegate (01), CC BY-SA 4.0

Die Aggressivität und spitze Polemik früherer Lebensphasen wiesen diese Schriften jedoch nicht mehr auf. Überwiegend führte Milton nun ein zurückgezogenes, ruhiges Leben und widmete sich wieder mehr seiner Dichtkunst.

In dieser Zeit entstanden die finalen Passagen von „Das verlorene Paradies“, das 1667 erstveröffentlich wurde. Da die Entstehungsgeschichte seines großen Epos allerdings recht komplex ist, widmen wir uns diesem Kapitel gesondert.

John Milton starb am 08. November 1674 im Alter von 65 Jahren. Für damalige Verhältnisse erreichte er dementsprechend ein recht hohes Alter. Er erlag entweder einer Tuberkulose- oder einer Gichterkrankung, ganz klar ist das leider nicht. Sollte es sich um Gicht gehandelt haben, war die Todesursache vermutlich Nierenversagen, was bei dieser Krankheit am häufigsten auftritt. Er wurde neben seinem Vater in der Kirche St Giles-without-Cripplegate in London beerdigt. Laut einem frühen Biografen war seine Beerdigung gut besucht.

Sein Grab liegt nahe der Kanzel und ist durch eine Inschrift auf einem Stein markiert. Auf dem Kirchengelände wurden darüber hinaus Büsten zu Miltons Ehren und Gedenken aufgestellt. Soweit ich es herauslesen konnte, ist St Giles-without-Cripplegate kein touristischer Hotspot, in dem Führungen angeboten werden, die Kirche heißt Besucher_innen aber generell willkommen. Wenn ihr also in London und in der Nähe seid, könnt ihr dem großen Dichter euren Respekt erweisen.

Ausblick

Heute haben wir erfahren, dass der Dichter John Milton selbst im Rahmen des unruhigen 17. Jahrhunderts ein turbulentes Leben führte. Er war ein engagierter Mann, der starke Überzeugungen vertrat und sich für diese öffentlich einsetzte. Aber woran genau glaubte Milton, sowohl in politischer als auch in religiöser Hinsicht? Diese Frage werden wir im nächsten Beitrag zu beantworten versuchen. Schaut wieder vorbei zum dritten Kapitel meines Blogprojekts!

Bildquellen

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