Cover des Buches "Dreadful Company" von Vivian Shaw

Titel: „Dreadful Company“

Reihe: Dr. Greta Helsing #2

Autor_in: Vivian Shaw

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 399 Seiten

Verlag: Orbit

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0356508897

Genre: Fantasy > Urban Fantasy

Ausgelesen: 20.10.2021

Bewertung: ★★★★☆

Die Idee, dass übernatürliche Spezies ebenso medizinische Versorgung brauchen wie Menschen, war für mich schon immer reizvoll. Es erscheint mir einfach so naheliegend. Vor vielen Jahren habe ich deshalb schon mal eine Urban Fantasy – Reihe begonnen, die dieses Konzept thematisiert: „Nightshifted“ von Cassie Alexander. Leider fand ich die Umsetzung dieser Reihe allerdings zu klischeebeladen, weshalb ich sie nach dem zweiten Band „Visite bei Vollmond“ abgebrochen habe.

Vivian Shaws Reihe „Dr. Greta Helsing” ist hingegen die Verwirklichung meiner Traumversion dieses Konzepts. Die Autorin nennt ihre Reihe selbst „competence porn“: Sie empfindet es als zutiefst befriedigend, über Personen zu schreiben, die Fähigkeiten haben, die sie selbst nicht hat. Die Protagonistin Dr. Greta Helsing überzeugt als Ärztin für Supras mit Kompetenz, Berufserfahrung und Fachwissen – Eigenschaften, die sie im zweiten Band „Dreadful Company“ erneut unter Beweis stellen muss.

Dr. Greta Helsing wurde eingeladen, auf einer Fachkonferenz für übernatürliche Medizin in Paris einen Vortrag zu halten. In der Stadt der Liebe scheint jedoch nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Am Abend vor ihrem Vortrag entdeckt Greta im Waschbecken ihres Hotelzimmers ein Brunnenmonster. Die kleinen Kerlchen sind harmlos, in der freien Natur aber sehr selten. Sie müssen beschworen werden. Greta ist irritiert: Wer würde ein Brunnenmonster herbeirufen und sich dann nicht darum kümmern?

Leicht beunruhigt beschließt sie, den Beschützer der Stadt, den Werwolf Alceste St. Germain, über ihre Entdeckung in Kenntnis zu setzen. Doch noch vor ihrem Treffen wird sie entführt und erwacht kurz darauf in den Katakomben von Paris, als Gefangene eines Vampirzirkels. Schnell wird ihr klar, dass diese Vampire … Nun, sehr popkulturelle Vorstellungen ihrer Spezies haben. Sie sind gefährlich und haben Greta nicht zufällig in ihre Gewalt gebracht.

Während ihre Freunde die Stadt nach ihr absuchen, muss Greta so schnell wie möglich einen Weg aus dem unterirdischen Labyrinth herausfinden, um den Zirkel aufzuhalten. Denn auch die Spur der Monster-Beschwörungen führt in die Katakomben und könnte verheerende Konsequenzen haben …

Dr. Greta Helsing wurde eingeladen, auf einer Fachkonferenz für übernatürliche Medizin in Paris einen Vortrag zu halten. In der Stadt der Liebe scheint jedoch nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Am Abend vor ihrem Vortrag entdeckt Greta im Waschbecken ihres Hotelzimmers ein Brunnenmonster. Die kleinen Kerlchen sind harmlos, in der freien Natur aber sehr selten. Sie müssen beschworen werden. Greta ist irritiert: Wer würde ein Brunnenmonster herbeirufen und sich dann nicht darum kümmern?

Leicht beunruhigt beschließt sie, den Beschützer der Stadt, den Werwolf Alceste St. Germain, über ihre Entdeckung in Kenntnis zu setzen. Doch noch vor ihrem Treffen wird sie entführt und erwacht kurz darauf in den Katakomben von Paris, als Gefangene eines Vampirzirkels. Schnell wird ihr klar, dass diese Vampire … Nun, sehr popkulturelle Vorstellungen ihrer Spezies haben. Sie sind gefährlich und haben Greta nicht zufällig in ihre Gewalt gebracht.

Während ihre Freunde die Stadt nach ihr absuchen, muss Greta so schnell wie möglich einen Weg aus dem unterirdischen Labyrinth herausfinden, um den Zirkel aufzuhalten. Denn auch die Spur der Monster-Beschwörungen führt in die Katakomben und könnte verheerende Konsequenzen haben …

„Dreadful Company“: Endlich sind mal alle lieb zueinander

Kürzlich habe ich mich mit einer Freundin unterhalten, die die Reihe „Dr. Greta Helsing“ von Vivian Shaw gerade begonnen hat. Sie liest häufig Urban Fantasy, weshalb ich ihr eine gewisse Expertise in diesem Genre zurechne. Sie sagte über den ersten Band „Strange Practice“, dass er ihr angenehm „clean“ erschien, also sauber. Sie meinte damit, dass Shaw auf den sexuellen Einschlag verzichtet, den viele ihrer Kolleg_innen einsetzen.

Diese Bemerkung brachte mich zum Nachdenken über den zweiten Band „Dreadful Company“ und die Reihe insgesamt. Denn meiner Meinung nach ist die Tatsache, dass „Dr. Greta Helsing“ definitiv züchtiger ist als viele Vertreter des Genres, lediglich eine Facette einer grundlegend anderen Herangehensweise.

Schon während der Lektüre von „Dreadful Company“ grübelte ich über die positive Leichtigkeit, die die Geschichte ausstrahlt und fragte mich, wie Vivian Shaw das macht. Die Fortsetzung wirkt zweifellos ernsthaft, es ist keine Satire – obwohl mir der Vampirzirkel, der Greta gefangen nimmt, durchaus den einen oder anderen Schmunzler entlockte, weil seine Mitglieder wirklich jedes Stereotyp über Vampire verkörpern, das die Popkultur hervorbrachte. Düsternis oder Schwere machten sich hingegen überhaupt nicht bemerkbar und ich kam einfach nicht darauf, wieso nicht.

Erst meine Freundin lieferte mir den entscheidenden Hinweis: Es sind die Dynamiken die Figuren, die für diese Leichtigkeit verantwortlich sind. Es ist ihre Freundschaft, ihre ehrliche, warmherzige, gleichberechtigte Freundschaft, durch die „Dreadful Company“ so anders ist als der durchschnittliche UF-Roman.

Die Beziehungen in diesem Genre werden häufig von Machtkämpfen und Dominanzgerangel – gern in Form von Sex – bestimmt, weil die meisten Figuren trotz entgegengesetzter Beteuerungen im Kern Egoist_innen und nicht selten Narzisst_innen sind. Darum gibt es in ihren Freundschaften sowie Romanzen oft kein echtes Vertrauen, keine offene Kommunikation und keine wahre Selbstlosigkeit. Es hat einen Grund, warum Beziehungen in diesen Geschichten regelmäßig eskalieren, toxisch wirken und von Gewalt geprägt sind. Das führt zu einer permanenten Anspannung in der Atmosphäre, weil Figuren und Leser_innen jederzeit mit Verrat und Verletzungen rechnen.

Das ist weder in „Strange Practice“ noch in „Dreadful Company“ der Fall. Die tragenden Figuren gehen ganz zauberhaft und wertschätzend miteinander um. Sie kommunizieren wirklich miteinander, besprechen ihre Sorgen sowie Bedürfnisse offen und hegen keinen versteckten Groll füreinander. Ihre Beziehungen erschienen mir dadurch äußerst erwachsen und entlastend, weil von ihnen in „Dr. Greta Helsing“ keinerlei negative, düstere Anspannung ausgeht. Die Figuren sorgen sich aufrichtig umeinander und stellen das Wohl ihrer Freunde über ihr eigenes.

Das Paradebeispiel dafür ist natürlich die Protagonistin Dr. Greta Helsing selbst, deren charakterliche Integrität in „Dreadful Company“ nie in Zweifel gezogen, sondern vielmehr bestätigt wird. Ich glaube Greta, dass sie anderen wahrhaft helfen möchte und dabei keinerlei egoistischen Ziele verfolgt. Sie hat keine Hintergedanken, zu helfen ist ihr Lebensinhalt.

Trotz ihrer professionellen Perspektive als Ärztin bewahrte sie sich zudem eine kindliche Begeisterungsfähigkeit, Neugier und Faszination, die es ihr ermöglichen, noch immer über die Wunder zu staunen, die ihr die Welt zu bieten hat. Sie nimmt nichts als gegeben und ist sich sehr bewusst, dass sie vieles nicht weiß und es für sie stetig etwas Neues zu erfahren gibt. Wie zum Beispiel die Entdeckung in „Dreadful Company“, dass Brunnenmonster lumineszieren können.

Ich liebe die selbstverständliche Autorität von Vivian Shaws Worldbuilding. So ungewöhnlich einige Spezies ihrer Menagerie sein mögen, wie Brunnenmonster oder Mumien, verleiht Gretas medizinischer Blickwinkel allem eine mühelose Glaubwürdigkeit, durch die sogar der Fakt, dass sich Vampire tatsächlich in Fledermäuse verwandeln können, plausibel erscheint.

Für mich ist diese schillernde, durchdachte Vielfalt einer der stärksten Faktoren der Reihe, die bei mir darüber hinaus mit spannenden, erfrischend gradlinig konzipierten Fällen punktet. „Dreadful Company“ zeichnet sich durch eine konsequente Kausalkette aus, der ich folgen konnte, ohne gedankliche Schlenker zu vollziehen. Ich musste nicht rumrätseln, es fügte sich alles logisch zusammen und hätte ich gegen Ende keine Schwierigkeiten gehabt, mir die Tragweite der Bedrohung durch die Monster-Beschwörungen vorzustellen, hätte das Buch von mir fünf Sterne erhalten.

Ahhh, die Lektüre von „Dreadful Company“ war Balsam für mein geschundenes Urban Fantasy – Herz. Nach Roman um Roman, in denen sich die Figuren gegenseitig grauenhafte Dinge antun (*hust* Anita *hust*), begeistert es mich außerordentlich, mit „Dr. Greta Helsing“ endlich eine Reihe gefunden zu haben, in der einfach mal alle lieb zueinander sind und es harmonisch zugeht. Vivian Shaw demonstriert, dass es all das zwischenmenschliche Drama nicht braucht, um aufregende Urban Fantasy – Abenteuer zu erzählen.

Mich machte die Lektüre von „Dreadful Company“ daher auf einer fundamentalen Ebene sehr glücklich, sodass ich Shaw kleine Makel problemlos verzeihen kann. Es war eine richtige Wohlfühl-Leseerfahrung, die sich mit dem dritten Band „Grave Importance“ hoffentlich wiederholt.

Außerdem freue ich mich, dass die unangenehme Frage, ob „Dr. Greta Helsing“ lediglich eine Trilogie wird, im August 2022 vom Verlag Orbit beantwortet wurde. 2024 sollen eine Novelle namens „Bitter Waters“ und der finale vierte Band „Strange New World“ erscheinen. Obwohl die Reihe damit längst nicht die Ausmaße anderer Urban Fantasy – Mehrteiler erreicht, bin ich sehr froh, dass ich mich doch noch nicht so bald von Greta, Varney, Ruthven und Fass verabschieden muss.

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