Cover des Buches "Dreizehnfurcht" von Wieland Freund

Titel: „Dreizehnfurcht“

Autor_in: Wieland Freund

Format: Hardcover

Seitenzahl: 445 Seiten

Verlag: Hobbit Presse

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3608986588

Genre: Fantasy > Urban Fantasy

Ausgelesen: 11.07.2023

Bewertung: ★★★☆☆

„Dreizehnfurcht“ von Wieland Freund ist seit Jahren mein erstes Rezensionsexemplar. Ich habe lange keine Anfragen von Verlagen oder Privatpersonen angenommen, weil ich nicht garantieren konnte, die bereitgestellten Bücher zeitnah zu rezensieren. Das lag daran, dass ich glaubte, meine ausstehenden Besprechungen chronologisch nach Lesedatum abarbeiten zu müssen. Erst 2023 entschied ich, keine bestimmte Reihenfolge mehr einzuhalten und nur noch nach Lust und Laune zu rezensieren. Wie weit meine selbstgeschaffene Freiheit reicht, verstand ich aber erst, als im Juni eine PR-Mail der Hobbit Presse Klett-Cotta in mein Postfach segelte.

Darin wurde „Dreizehnfurcht“ als Rezensionsexemplar für Blogger_innen angeboten. Die Zusammenfassung des Inhalts entfachte meine Neugier sofort. Im ersten Moment war ich total enttäuscht, dass ich kein Exemplar anfordern konnte – so war es in den vergangenen Jahren ja immer. Doch dann dämmerte es mir. Dank meines Verzichts auf eine feste Reihenfolge konnte ich „Dreizehnfurcht“ sehr wohl lesen und rezensieren, wie es mir passte. Ich war euphorisch. Endlich mal wieder eine echte Buchbloggerin sein, mit einem Verlag zusammenarbeiten, ein neues Buch vorab lesen! Ich fragte das Buch an, erhielt es wenig später und stürzte mich so schnell wie möglich in die Lektüre.

Die 13 zerstört Momme Bangs Leben. Rational weiß er, dass ihm die Zahl nichts anhaben kann. Doch wenn die Angst aufsteigt, lässt sie keinen Raum für rationale Gedanken und bringt die Zwänge mit sich, die seinen Alltag zunehmend regieren. Ja, Momme ist sich völlig im Klaren darüber, wie es so weit kommen konnte, dass er jetzt nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf hat. Seine letzte Chance ist ein Gelegenheitsjob, der ihm wie auf den Leib geschneidert scheint: In den nächsten Wochen wird er ein altes, verlassenes Haus etwas außerhalb von Berlin hüten.

Kaum angekommen merkt Momme jedoch, dass das Haus seltsam ist. Mitten in der Nacht entdeckt er im oberen Stockwerk ein 13. Zimmer, das es eigentlich nicht geben dürfte. Mutig überschreitet Momme die Schwelle – und steht plötzlich in Dreizehneichen, Berlins geheimem 13. Bezirk. Hier ticken die Uhren anders. Alle Errungenschaften des Fortschritts – Elektrizität, Medikamente, Motoren – sind abwesend. Aber die historische Idylle ist nur Fassade. Dahinter wird Dreizehneichen von einem erbitterten Kampf um Macht und Einfluss erschüttert, der Momme bald zwingt, eine Wahl zu treffen: Wird er der Angst die Stirn bieten oder sich von ihr übermannen lassen?

Die 13 zerstört Momme Bangs Leben. Rational weiß er, dass ihm die Zahl nichts anhaben kann. Doch wenn die Angst aufsteigt, lässt sie keinen Raum für rationale Gedanken und bringt die Zwänge mit sich, die seinen Alltag zunehmend regieren. Ja, Momme ist sich völlig im Klaren darüber, wie es so weit kommen konnte, dass er jetzt nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf hat. Seine letzte Chance ist ein Gelegenheitsjob, der ihm wie auf den Leib geschneidert scheint: In den nächsten Wochen wird er ein altes, verlassenes Haus etwas außerhalb von Berlin hüten.

Kaum angekommen merkt Momme jedoch, dass das Haus seltsam ist. Mitten in der Nacht entdeckt er im oberen Stockwerk ein 13. Zimmer, das es eigentlich nicht geben dürfte. Mutig überschreitet Momme die Schwelle – und steht plötzlich in Dreizehneichen, Berlins geheimem 13. Bezirk. Hier ticken die Uhren anders. Alle Errungenschaften des Fortschritts – Elektrizität, Medikamente, Motoren – sind abwesend. Aber die historische Idylle ist nur Fassade. Dahinter wird Dreizehneichen von einem erbitterten Kampf um Macht und Einfluss erschüttert, der Momme bald zwingt, eine Wahl zu treffen: Wird er der Angst die Stirn bieten oder sich von ihr übermannen lassen?

„Dreizehnfurcht“: Im Konflikt zwischen Tradition und Wandel

Seit ich die Inhaltsangabe von „Dreizehnfurcht“ zum ersten Mal las, war ich Feuer und Flamme für die Idee eines geheimen 13. Berliner Bezirks. Ich liebe Geschichten, die unsere Realität um eine Ebene erweitern und mir suggerieren, ich müsse nur durch die richtige Tür treten, um ein wundersames Geheimnis aufzudecken. Berlin ist eine große Stadt. Ich habe keine Zweifel daran, dass sie viele Geheimnisse verbirgt – warum also nicht auch einen ganzen Bezirk?

Zusätzlich zu diesem faszinierenden Ausgangsgedanken verströmt Dreizehneichen den Reiz der Historie. Das Viertel ist in der Zeit stehengeblieben, schätzungsweise irgendwann im 18. oder 19. Jahrhundert. Das kleine Fenster in die Vergangenheit meiner Heimat, das Wieland Freund mir damit in „Dreizehnfurcht“ gewährte, war für mich unwiderstehlich. Es war wahnsinnig interessant, zu beobachten, wie die Menschen damals lebten. Vollkommen Alltägliches fesselte mich ungemein: Vom Essen über mittlerweile ausgestorbene Berufe und altmodische Kleidung bis zur Gesellschaftsstruktur fand ich jedes Detail beachtenswert.

Beste Rahmenbedingungen für die eigentliche Geschichte, die ich ebenfalls als aufregend empfand. Meine initiale Neugier flachte während der Lektüre nie ab; ich spürte diesen speziellen Sog und wollte nicht aufhören zu lesen. Meiner Meinung nach hält Wieland Freund den Spannungsbogen gekonnt aufrecht, indem er Informationen bewusst zurückhält und mit Andeutungen spielt. Er fängt erst relativ spät an, Merkwürdigkeiten aufzuklären und in einen Kontext zu setzen, wodurch ich stetig bei der Stange gehalten wurde. Allerdings offenbart er nicht alles – und das ist der Grund, warum ich „Dreizehnfurcht“ nicht höher als mit drei Sternen bewerten kann.

Ich halte „Dreizehnfurcht“ für eine Parabel für den hochaktuellen gesellschaftlichen Konflikt zwischen Tradition und Wandel. Dreizehneichen repräsentiert die Tradition, die kategorische Ablehnung jeder Veränderung und jedes Fortschritts. Unsere Welt steht hingegen symbolisch für unaufhaltsamen, unkontrollierten Wandel. Wieland Freund liefert Argumente für beide Lebensrealitäten aus den Perspektiven unterschiedlicher Figuren, kommt meiner Ansicht nach am Ende jedoch zu dem Schluss, dass Fortschritt und Wandel unausweichlich sind, Menschen die Weiterentwicklung nicht verweigert werden kann und die Vorteile die Nachteile weit überwiegen, obwohl diese nicht aus den Augen verloren werden dürfen.

Angesichts dieser Herangehensweise ergibt es durchaus Sinn, dass Wieland Freund nicht alles erklärt und Aspekte seines Worldbuildings einfach auslässt, wenn sie für seine Botschaft, seine Parabel nicht von Belang sind. Dennoch stießen mich diese Lücken in „Dreizehnfurcht“ vor den Kopf. Das gravierendste Defizit dieses Buches besteht meinem Empfinden nach darin, dass die zugrundeliegende Ideologie, nach der Dreizehneichen gestaltet ist, nie erläutert wird.

Wie der Name bereits impliziert, wird die Zahl 13 dort verehrt. Ich habe nie verstanden, warum und welche Bedeutung der Zahl beigemessen wird. Ich habe nicht einmal verstanden, weshalb unsere Welt manchmal Zwölf- und manchmal Zehntwelt genannt wird. Ebenso wenig habe ich durchschaut, wieso die Übergänge nach Dreizehneichen nur Menschen wahrnehmen, die eine besondere Beziehung zur 13 haben, Menschen wie der Protagonist Momme. Hätte Freund all das plausibel und nachvollziehbar dargelegt, hätte ich das zweite große Defizit des Romans vermutlich leichter verzeihen können.

Dreizehneichen ist ein Ort, der in der Geschichte eingefroren ist, aber selbst keine Geschichte hat. Wieland Freund beschränkt sich im Worldbuilding auf die Elemente, die für die Handlung unmittelbar relevant sind. Alles andere verschweigt er. Ich erfuhr nicht, wie Dreizehneichen als Insel der Vergangenheit entstand, wann, wie und warum es sich vom übrigen Berlin abspaltete oder in welcher Relation es zum restlichen Stadtgebiet steht.

Selbst profane, praktische Punkte überspringt Freund. Zum Beispiel habe ich keine Vorstellung davon, wie es möglich ist, dass die Spree durch Dreizehneichen fließt, was hinter der Bezirksgrenze liegt oder wie die Versorgung mit Ressourcen funktioniert. Ich fand das enorm schade, denn dadurch fehlt „Dreizehnfurcht“ eine authentische, glaubhafte Verbindung zu meiner Heimatstadt. Dreizehneichen könnte auch ein Bezirk jeder anderen deutschen Stadt sein, ich habe keine berlintypische Identität erkannt. Bedauerlich, denn wenn sich jemand in diesem Buch wiederfinden sollte, dann doch wohl eine geborene Berlinerin.

Unterm Strich sehe ich in „Dreizehnfurcht“ eine charmante Parabel zum Thema Fortschritt, die von einer aufregenden Handlung vor einer reizvollen Kulisse transportiert wird. Diese Kulisse des historisch erstarrten Bezirks steht nur leider auf zu wackeligen Füßen, um ohne die Botschaft der Parabel zu überzeugen. Wer also Lust hat, die Wurzeln vieler unserer modernen gesellschaftlichen Konflikte freizulegen, ist mit diesem Roman gut beraten. Wer hingegen auf eine magische, zeit- oder dimensionsreiseähnliche Geschichte inklusive der Entschlüsselung eines mystischen Geheimnisses hofft, wird möglicherweise enttäuscht. Entschlüsselt wird in „Dreizehnfurcht“ nicht Dreizehneichen, sondern die Angst vor Veränderung.

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