Cover des Buches "Scourged" von Kevin Hearne

Titel: „Scourged“

Reihe: The Iron Druid Chronicles #9

Autor_in: Kevin Hearne

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 297 Seiten

Verlag: Del Rey

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0345548566

Genre: Fantasy > Urban Fantasy

Ausgelesen: 07.04.2021

Bewertung: ★★★☆☆

„Scourged“ ist der neunte und letzte Band der „Iron Druid Chronicles“. Kevin Hearne plante immer, dass die Hauptreihe neun Bände umfasst, weil die Zahl Neun in der keltischen Mythologie bedeutungsvoll ist. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, die Reihe mit diversen begleitenden Kurzgeschichten und der Spin-Off-Reihe „Oberon’s Meaty Mysteries“ aufzupolstern.

Einige dieser Kurzgeschichten finden sich in der Sammlung „Besieged“, die ich direkt vor „Scourged“ gelesen habe. Ich fand die Anthologie nett, hatte aber nicht das Gefühl, dass eine Rezension einen Mehrwert hätte, daher habe ich darauf verzichtet. Inhaltlich dienen die Geschichten dazu, lose Fäden abzuschließen, die sich im Verlauf der „Iron Druid Chronicles“ angestaut haben, oder bestimmte Entwicklungen vorzubereiten, die eine Rolle in „Scourged“ spielen.

Deshalb würde ich durchaus dazu raten, „Besieged“ noch vor „Scourged“ einzuschieben. Wenn die Welt am Rand der Apokalypse steht, sollte man den Kontext kennen.

Ragnarök ist nicht mehr aufzuhalten. Viele Jahre wusste Atticus O’Sullivan, dass er eines Tages dafür bezahlen muss, dass er in Asgard die Nornen tötete. Nun stehen Loki, Hel und Jörmungandr kurz davor, die Apokalypse zu entfesseln. Die Morrigan warnte Atticus, dass ihr Angriff in wenigen Tagen beginnen wird.

Zum Glück hat Atticus noch das eine oder andere Ass im Ärmel. Schließlich wird man nicht 2.000 Jahre alt, ohne ein paar Tricks zu lernen. Fieberhaft reist er quer durch die Ebenen des Universums, um ihnen in letzter Minute einen Vorteil zu verschaffen. Währenddessen bereiten sich Granuaile und Owen auf ihre eigenen Kämpfe vor. Loki wird jede Front nutzen, die sich ihm bietet und Atticus kann nicht überall zugleich sein. Wollen sie ihre Feinde besiegen, müssen sie sich aufteilen.

Ihre Schonfrist läuft ab. Das Feuer ist entfacht. Ragnarök bricht an.

Ragnarök ist nicht mehr aufzuhalten. Viele Jahre wusste Atticus O’Sullivan, dass er eines Tages dafür bezahlen muss, dass er in Asgard die Nornen tötete. Nun stehen Loki, Hel und Jörmungandr kurz davor, die Apokalypse zu entfesseln. Die Morrigan warnte Atticus, dass ihr Angriff in wenigen Tagen beginnen wird.

Zum Glück hat Atticus noch das eine oder andere Ass im Ärmel. Schließlich wird man nicht 2.000 Jahre alt, ohne ein paar Tricks zu lernen. Fieberhaft reist er quer durch die Ebenen des Universums, um ihnen in letzter Minute einen Vorteil zu verschaffen. Währenddessen bereiten sich Granuaile und Owen auf ihre eigenen Kämpfe vor. Loki wird jede Front nutzen, die sich ihm bietet und Atticus kann nicht überall zugleich sein. Wollen sie ihre Feinde besiegen, müssen sie sich aufteilen.

Ihre Schonfrist läuft ab. Das Feuer ist entfacht. Ragnarök bricht an.

„Scourged“: Über die Schuld eines Helden am Ende der Welt

Direkt nach meiner Lektüre von „Scourged“ war ich von negativen Gefühlen überwältigt. Ich war traurig und sehr enttäuscht, weil Kevin Hearne Atticus‘ Geschichte völlig anders enden lässt, als ich erwartet hatte. Damals urteilte ich, dass ich vermutlich erst eine gewisse emotionale Distanz zu dem Finale der „Iron Druid Chronicles“ aufbauen müsste, bevor ich es fair bewerten könnte.

Seitdem sind über zwei Jahre vergangen – mittlerweile habe ich definitiv einen kühleren Kopf und betrachte „Scourged“ mit ausreichend Abstand. Ich verstehe jetzt, dass ich wohl irgendwie auf ein klassisches Happy End für Atticus hoffte und daher Schwierigkeiten hatte, die tatsächlichen Ereignisse des Finales zu akzeptieren.

Nach all den Malen, die ich mich darüber beschwerte, dass Atticus‘ Taten kaum Konsequenzen nach sich ziehen, arbeitet Kevin Hearne das Thema Verantwortung in „Scourged“ schonungslos auf. Er konfrontiert Atticus mit all seinen Fehltritten, Fehlentscheidungen und lässt ihn das Gewicht seiner Schuld spüren. Seinetwegen droht das Ende der Welt. Unter diesen Voraussetzungen konnte der letzte Band der „Iron Druid Chronicles“ kein unbekümmertes Blumenpflücken werden – und er konnte erst recht kein Happy End bieten, wie ich es mir offenbar unbewusst wünschte.

Rückblickend finde ich deshalb trotz der Flut von Negativität, die ich empfand, als ich „Scourged“ zuschlug, dass es angesichts der Entwicklung der Reihe ein angemessenes und passendes Finale darstellt. Es ist gerecht. Atticus musste Buße tun. Nicht, weil er den Asen auf den Schlips trat. Nein, Atticus musste sich endlich spirituell dafür verantworten, dass er die meiste Zeit seines langen Lebens nicht der Druide war, der er hätte sein sollen und oft genug mehr Schaden anrichtete als Gutes tat. Darum war es angebracht und notwendig, dass Kevin Hearne ihn am Ende von „Scourged“ straft und Demut lehrt.

Vielleicht wirkte dieser finale Schuldspruch auf mich so niederschmetternd, weil ich erst während dieser Szene wirklich begriff, was auf dem Spiel stand. Zuvor habe ich kaum Dringlichkeit empfunden; ich hatte kein Bewusstsein dafür, wie ernst die Lage ist. Für mich fühlte sich „Scourged“ bis kurz vor Schluss wie jeder vorherige Band der „Iron Druid Chronicles“ an.

Kevin Hearne gelang es nicht, mir einen Eindruck von Endgültigkeit zu vermitteln. Merkwürdig, dass er ausgerechnet jetzt keinen überzeugenden Krisentango mehr tanzte. Die Schlacht von Ragnarök ist ungelenk und zu distanziert geschrieben, sodass weder die Dimensionen noch die Verzweiflung der Beteiligten transportiert wurden. Granuaile, die ich bisher sehr gernhatte, verhält sich während der gesamten knapp 300 Seiten untypisch und bestreitet in Taiwan einen der bizarrsten Kämpfe, die mir je untergekommen sind. Ich fühlte mich von ihr genauso entfremdet wie von Atticus.

Der heimliche Star von „Scourged“ ist für mich deshalb Owen, der mir nicht nur ein glaubhaftes Stresslevel suggerierte, sondern mich auch daran erinnerte, was es bedeutet, ein Druide zu sein und für Gaia einzutreten. Seine Kapitel waren die einzigen, die mich glücklich stimmten. Für das Finale einer neunbändigen Reihe ist das etwas mau. Ergo kann ich „Scourged“ mit zwei Jahren Abstand zwar rationaler beurteilen, an meiner Sternebewertung ändert das jedoch nichts.

Ein Teil von mir ist sprachlos, welche fundamentale Wendung „Scourged“ für die „Iron Druid Chronicles“ repräsentiert. Es war mutig von Kevin Hearne, im letzten Band den Status seines Helden grundlegend zu hinterfragen und zu dem Schluss zu kommen, dass er keinen friedlichen Ritt in den Sonnenuntergang verdient. Dennoch wünschte ich, er hätte schon deutlich eher begonnen, sich damit zu befassen. Dann wäre dieses Finale vielleicht weniger drakonisch, dafür aber überzeugender ausgefallen.

Ich denke, Kevin Hearne wollte in „Scourged“ etwas zu viel auf einmal. Es war eine enorme Herausforderung, gleichzeitig Ragnarök episch zu inszenieren und Atticus‘ Schuld aus über 2.000 Jahren aufzuarbeiten. Es ist schade, dass die apokalyptische Atmosphäre und erzählerische Sorgfalt, die der letzte Band meiner Meinung nach gebraucht hätte, dabei auf der Strecke blieb.

Vermutlich werde ich deshalb das Gefühl nicht los, dass Atticus‘ Geschichte eigentlich noch gar nicht abgeschlossen ist. Nennt es Intuition, nennt es Ahnung, nennt es Orakelei. Ich glaube, wir werden Atticus wiedersehen. Und Oberon natürlich auch.

Kevin Hearnes „Iron Druid Chronicles“

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