Cover des Buches "Cerulean Sins" von Laurell K. Hamilton

Titel: „Cerulean Sins“

Reihe: Anita Blake #11

Autor_in: Laurell K. Hamilton

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 529 Seiten

Verlag: Jove

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0515136816

Genre: Fantasy > Urban Fantasy

Ausgelesen: 30.11.2020

Bewertung: ★★★☆☆

Die Fokusverschiebung innerhalb der „Anita Blake“-Reihe hat viele Fans verprellt. Viele Leser_innen konnten sich mit dem gesteigerten Stellenwert der Erotik in späteren Bänden nicht arrangieren. Ich kann es ihnen nicht verübeln. Aber wieso entschied sich Laurell K. Hamilton überhaupt, zu übernatürlicher Erotik umzuschwenken? Glaubt man einem Interview von 2004, war das eine Art Trotzreaktion, die sich von selbst ergab.

Offenbar wurde der Autorin vermittelt, sie könnte aus Anitas Ich-Perspektive keine starke weibliche Sexualität beschreiben. Tja. Vergleicht man den ersten Band „Guilty Pleasures“ mit dem elften Band „Cerulean Sins“, lässt sich kaum darüber streiten, wie sehr dieser Aspekt in den Vordergrund rückte. Ob „Cerulean Sins“ davon profitierte, möchte ich heute mit euch analysieren.

Es gibt wahrscheinlich nichts, das Anita Blake mehr nervt als Vampirpolitik. Als Belle-Morte – Mitglied des Europäischen Vampirrats und Erschafferin von Jean-Claudes Blutlinie – eine Delegation nach St. Louis entsendet, wird Anita schnell daran erinnert, wieso sie das Intrigenspiel der Blutsauger_innen verabscheut. Belle-Mortes Repräsentantin Musette hat mehr als fragwürdige Vorlieben – die sie mit Asher ausleben möchte. Ein durchschaubarer Schachzug, um sich an Jean-Claude und Asher zu rächen.

Obwohl Anita nichts dagegen hätte, Belle-Morte und Musette eine Lektion zu erteilen, kann sie nicht riskieren, diejenigen zu gefährden, die ihr nahestehen. Sie muss einen Weg finden, die Meistervampirin in ihre Schranken zu weisen, ohne einen Krieg auszulösen. Zusätzlich bittet sie die Polizei von St. Louis, bei den Ermittlungen in mehreren grausamen Mordfällen zu helfen. Könnten die Morde mit Musettes Besuch zusammenhängen? Oder ist es Zufall, dass gerade jetzt junge Frauen bestialisch abgeschlachtet werden?

Es gibt wahrscheinlich nichts, das Anita Blake mehr nervt als Vampirpolitik. Als Belle-Morte – Mitglied des Europäischen Vampirrats und Erschafferin von Jean-Claudes Blutlinie – eine Delegation nach St. Louis entsendet, wird Anita schnell daran erinnert, wieso sie das Intrigenspiel der Blutsauger_innen verabscheut. Belle-Mortes Repräsentantin Musette hat mehr als fragwürdige Vorlieben – die sie mit Asher ausleben möchte. Ein durchschaubarer Schachzug, um sich an Jean-Claude und Asher zu rächen.

Obwohl Anita nichts dagegen hätte, Belle-Morte und Musette eine Lektion zu erteilen, kann sie nicht riskieren, diejenigen zu gefährden, die ihr nahestehen. Sie muss einen Weg finden, die Meistervampirin in ihre Schranken zu weisen, ohne einen Krieg auszulösen. Zusätzlich bittet sie die Polizei von St. Louis, bei den Ermittlungen in mehreren grausamen Mordfällen zu helfen. Könnten die Morde mit Musettes Besuch zusammenhängen? Oder ist es Zufall, dass gerade jetzt junge Frauen bestialisch abgeschlachtet werden?

„Cerulean Sins“: Ein Held mit Brüsten

Das Erfreuliche erst einmal vorweg: Ich fand „Cerulean Sins“ besser als „Narcissus in Chains“. Damals war ich gezwungen, den zehnten Band mit zwei mickrigen Sternen abzustrafen. Mit dem elften Band konnte sich Laurell K. Hamilton erneut ein Sternchen dazuverdienen, weil ich die Handlung als zusammenhängender und schlüssiger empfand.

Der rote Faden war erkennbar, auch wenn diverse Nebenschauplätze manchmal Chaos ausbrechen lassen. Für mich hatte „Cerulean Sins“ Hand und Fuß, ich musste nur darauf achten, einen kühlen Kopf zu bewahren und mich nicht ablenken zu lassen. Zum Beispiel von der Mordermittlung, die wieder einmal vollkommen überflüssig ist und wohl nur dazu dient, das Verhältnis zwischen Anita und Dolph künstlich zu verschlechtern.

Der wahre Kern der Handlung, der rote Faden von „Cerulean Sins“, ist natürlich der Besuch der Vampirin Musette als Stellvertreterin für die berühmt-berüchtigte Belle-Morte. Dieser weckt besonders in Jean-Claude und Asher äußerst schmerzhafte Erinnerungen. Was folgt, ist eine höllisch komplizierte Situation, die viele interessante Einblicke in ihre komplexe Beziehung gewährt, diese und ihre Verbindung zu Anita aber auch auf den Prüfstand stellt.

Ich wünschte ja, Anita würde sich endlich den Stock aus dem Allerwertesten ziehen und Jean-Claude und Asher als Liebespaar akzeptieren. Das kann sie nämlich nicht. Sie verbietet ihnen, zusammen zu sein, weil sie Jean-Claude nicht teilen möchte. Meiner Meinung nach verhält sie sich damit egoistisch und unfair, denn Jean-Claude akzeptiert im Gegensatz klaglos, mit wie vielen Männern sie Leben und Bett in „Cerulean Sins“ mittlerweile teilt.

Es ist unmöglich, über „Cerulean Sins“ zu sprechen, ohne Anitas Liebes- und Sexleben zu thematisieren. Diese Aspekte werden uns sicher noch einige Bände begleiten, da es mich immer wieder schockiert, was Laurell K. Hamilton ihrer Protagonistin antut und welches Bild von Sexualität sie vermittelt. Es würde zu weit führen, jedes problematische Detail aufzuzählen, doch die Aggressivität, die grundsätzlich jeden ihrer sexuellen Kontakte begleitet, ist höchst fragwürdig.

Ich verstehe nicht, wieso Sex für Anita stetig mit einer Atmosphäre von Gewalt, Macht und Dominanz verknüpft sein muss. Den nominell erotischen Szenen fehlen jegliche Zärtlichkeit und Intimität, weshalb ich sie nicht erotisch finde, sondern animalisch und unangenehm. Meiner Meinung nach sind sie auch kein Zeichen von Emanzipation oder gar Feminismus, weil Anita Sex offenbar nur genießen kann, wenn sie den aktiven Part einnimmt. Ihre Befriedigung hängt von der Befriedigung ihrer Männer ab – ein jahrhundertealter Mythos, der auf die Müllhalde überholter Stereotypen gehört.

Paradoxerweise bestätigt ihr übriges, sehr maskulines Verhalten in „Cerulean Sins“ hingegen erneut eine Erkenntnis, die ich bereits vor langer Zeit gewann: Anita Blake ist keine Heldin. Sie ist ein Held mit Brüsten.

Ich finde es erstaunlich, dass Laurell K. Hamilton die zunehmende Sexualisierung der „Anita Blake“-Reihe 2004 als Ausdruck einer starken weiblichen Sexualität auslegte. Natürlich erschien „Cerulean Sins“ vor mittlerweile fast 20 Jahren – aber ist ihr denn nicht schon damals aufgefallen, wie grenzwertig sie das Sexleben ihrer Protagonistin gestaltete?

„Cerulean Sins“ wirkt, als hätte sie geglaubt, Anita müsse nur möglichst häufig möglichst ungezügelt Sex haben und schon sei alles in Butter. Das ist es nicht. Die sexuelle Freiheit und die Emanzipation von Frauen lassen sich nicht an der Anzahl ihrer Sexualpartner_innen messen. Das Einzige, was sie damit erreicht, ist eine Unausgewogenheit im elften Band, die sie unbedingt in den Griff bekommen muss.

Von mir aus soll Anita weiterhin durch die Betten hüpfen. Es macht mir nichts aus, wenn sie ein aktives Sexualleben pflegt. Aber momentan definiert sich die Reihe über diese höchst problematische Sexualisierung. Wenn es Hamilton nicht gelingt, wieder eine Balance zu den übrigen Facetten von Anitas Leben herzustellen und ihr eine gesunde Sexualität zuzugestehen, wird sie mit diesem Konzept gegen die Wand fahren.

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