Cover des Buches "Narcissus in Chains" von Laurell K. Hamilton

Titel: „Narcissus in Chains“

Reihe: Anita Blake #10

Autor_in: Laurell K. Hamilton

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 630 Seiten

Verlag: Jove

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0515133876

Genre: Fantasy > Urban Fantasy

Ausgelesen: 05.04.2020

Bewertung: ★★☆☆☆

„Narcissus in Chains“ erschien 2001. Damit korreliert die Veröffentlichung des zehnten „Anita Blake“-Bandes lose mit dem Zeitraum, in dem die Autorin Laurell K. Hamilton entschied, eine polyamouröse Ehe einzugehen. Ihre erste Ehe scheiterte nach 16 Jahren und sie konnte sich nicht vorstellen, noch einmal monogam zu leben. Polyamorie ist ein Beziehungsmodell, das mehr als zwei Personen involviert. Alle Partner_innen werden gleichberechtigt und respektvoll behandelt; es ist kein Freifahrtschein für Betrug, sondern erkennt an, dass sich einige Menschen in mehr als eine Person verlieben können. Normalerweise kümmert mich das Liebesleben von Autor_innen nicht. Hamiltons Outing als polyamouröse Frau beeinflusste „Narcissus in Chains“ allerdings entscheidend, weshalb ich diesen Kontext unverzichtbar finde.

Niemand kann ewig weglaufen. Nicht einmal Anita Blake. Nach sechs Monaten, in denen sie ihr chaotisches Liebesleben so weit wie möglich hinter sich ließ, kehrt sie nach St. Louis zurück und vollendet das Triumvirat mit Jean-Claude und Richard. Sie ahnte nicht, wie hoch der Preis ihrer magischen Verbindung sein würde: Jean-Claudes Ardeur, sein unstillbarer Hunger nach Sex, geht auf sie über und stellt ihre Selbstbeherrschung und ihr Selbstverständnis in Frage. Der Zeitpunkt könnte kaum schlechter sein. Eigentlich braucht Anita ihre volle Konzentration, um diejenigen zu schützen, die ihr nahestehen.

Jemand in St. Louis entführt Lykanthropen. Alle Opfer sind Außenseiter oder Einzelgänger und verwandeln sich in Tiere, die selten in Werform auftreten. Anita fürchtet, dass ihre Werleoparden Ziele sein könnten, denn mit ihr als menschliche Nimir Ra sind sie angreifbar. Es gibt bereits einen Kandidaten, der sie anführen könnte, doch auch er hat eigene Probleme. Anita ist nicht sicher, ob sie ihm die Kontrolle überlassen kann - und vielleicht ist das bald nicht mehr nötig. Vielleicht wächst Anita bald selbst ein Fell …

Niemand kann ewig weglaufen. Nicht einmal Anita Blake. Nach sechs Monaten, in denen sie ihr chaotisches Liebesleben so weit wie möglich hinter sich ließ, kehrt sie nach St. Louis zurück und vollendet das Triumvirat mit Jean-Claude und Richard. Sie ahnte nicht, wie hoch der Preis ihrer magischen Verbindung sein würde: Jean-Claudes Ardeur, sein unstillbarer Hunger nach Sex, geht auf sie über und stellt ihre Selbstbeherrschung und ihr Selbstverständnis in Frage. Der Zeitpunkt könnte kaum schlechter sein. Eigentlich braucht Anita ihre volle Konzentration, um diejenigen zu schützen, die ihr nahestehen.

Jemand in St. Louis entführt Lykanthropen. Alle Opfer sind Außenseiter oder Einzelgänger und verwandeln sich in Tiere, die selten in Werform auftreten. Anita fürchtet, dass ihre Werleoparden Ziele sein könnten, denn mit ihr als menschliche Nimir Ra sind sie angreifbar. Es gibt bereits einen Kandidaten, der sie anführen könnte, doch auch er hat eigene Probleme. Anita ist nicht sicher, ob sie ihm die Kontrolle überlassen kann – und vielleicht ist das bald nicht mehr nötig. Vielleicht wächst Anita bald selbst ein Fell …

„Narcissus in Chains“: Wie ein sexueller Vorschlaghammer

Bei aller Liebe für „Anita Blake“ und der daraus resultierenden Nachsicht, die ich oft walten lasse, ich kann „Narcissus in Chains“ wirklich nicht höher bewerten. Es ist einfach kein gutes Buch. Es ist wirr, unfokussiert und unausgeglichen. Es stimmt vorne und hinten nicht und ist meiner Meinung nach zu sehr Ausdruck der identitären Unsicherheit, die Laurell K. Hamilton vermutlich empfand, als sie diesen Band schrieb.

Ich weiß, dass viele Leser_innen sehr unglücklich über die inhaltliche Kehrtwende waren, die „Narcissus in Chains“ für die Reihe repräsentiert und sie deshalb abbrachen. Auch für mich war es ärgerlich, wie hoch der Stellenwert der erotischen Elemente plötzlich ist. Die Bände waren ursprünglich als übernatürliche Krimis oder Thriller gedacht, nicht als übernatürliche Erotik. Diese Verschiebung ändert die Rahmenbedingungen der Geschichte grundlegend und ich verstehe, dass sich viele Fans vergrault fühlten. Da es sich für mich jedoch um einen Reread handelt, war ich auf diesen Wendepunkt vorbereitet. Deshalb möchte ich mich gar nicht daran aufhängen; man kann die Erotik in „Narcissus in Chains“ mögen oder eben nicht, das halte ich für Geschmackssache. Mir geht es um etwas anderes.

Selbst wenn ich an all dem Sex vorbeischaue, enttäuscht dieser Band auf ganzer Linie. Der „Fall“ der entführten Lykanthropen, der die Handlung bestimmen sollte, wirkt lediglich wie eine Ausrede, durch die Hamilton ihre Heldin in zahllose Situationen manövrieren konnte, die sie mit ihrem Liebesleben konfrontieren, was die Autorin wiederum nutzte, um ihre eigenen Ängste, Zweifel und ihren schwierigen Akzeptanzprozess zu verarbeiten. Dagegen habe ich prinzipiell nichts, jede persönliche Erfahrung beeinflusst den kreativen Output. Ich halte es allerdings für nahezu fahrlässig, wie Hamilton Polyamorie in „Narcissus in Chains“ darstellt.

Wer dieses Buch liest und nichts über das Beziehungskonzept weiß, muss glauben, dass es ein Synonym für Sexsucht ist. Die Idee, Anitas polyamouröse Neigung im selben Band zu thematisieren wie die Ardeur, war beispiellos umnachtet und erweist Menschen, die dieses Modell leben, keinen Gefallen. Vielmehr trägt die Verknüpfung mit zwanghaften, häufigen sexuellen Kontakten und dem latenten Gewaltpotential, das Anitas Leben permanent definiert, zu den Vorurteilen bei, die ohnehin über Polyamorie existieren.

Um all diese Aspekte unter einen Hut zu bringen, dichtet Hamilton Anita metaphysische Empfindungen an, die überhaupt keinen Sinn ergeben und postuliert Aussagen über ihr Worldbuilding, die mir frustrierend vage, willkürlich und inkonsistent erschienen. Sie bietet keine neuen wohlüberlegten Fakten an, sondern schmeißt wilde Andeutungen in den Raum, ohne diese gewissenhaft einzuarbeiten. Nein, der Sex ist nicht das Problem von „Narcissus in Chains“. Das Problem ist, dass es ein schlampiges, unzusammenhängendes Buch ist.

Es lässt sich nicht ignorieren, dass die „Anita Blake“-Reihe mit „Narcissus in Chains“ eine Neuausrichtung erhält. Noch deutlicher hätte Laurell K. Hamilton dies nur ankündigen können, hätte sie es auf das Cover geschrieben. Nach all den Jahren, die ich Zeit hatte, mich damit abzufinden, nehme ich ihr das nicht mehr übel. Ich finde jedoch, dass in diesem Band absolut zu spüren ist, dass sie damals noch nicht wusste, wie genau diese Umgestaltung aussehen sollte und sie es deshalb maßlos übertrieb.

„Narcissus in Chains“ liest sich tatsächlich wie ein stereotyper Porno und dieses Genre ist ja nun nicht für brillante Handlungskonzepte oder geistreiche Dialoge bekannt. Meiner Meinung nach liefert der zehnte Band eher Einblicke in Hamiltons ganz persönliche Konflikte, die sie brutal auf ihre Protagonistin projiziert, statt die Geschichte nachvollziehbar und logisch in eine neue Richtung zu lenken. Ich denke, sie wollte zu schnell zu viel. Darum verlor sie viele ihrer langjährigen Leser_innen: „Narcissus in Chains“ wirkt wie ein sexueller Vorschlaghammer.

„Narcissus in Chains“: Wie ein sexueller Vorschlaghammer

Bei aller Liebe für „Anita Blake“ und der daraus resultierenden Nachsicht, die ich oft walten lasse, ich kann „Narcissus in Chains“ wirklich nicht höher bewerten. Es ist einfach kein gutes Buch. Es ist wirr, unfokussiert und unausgeglichen. Es stimmt vorne und hinten nicht und ist meiner Meinung nach zu sehr Ausdruck der identitären Unsicherheit, die Laurell K. Hamilton vermutlich empfand, als sie diesen Band schrieb.

Ich weiß, dass viele Leser_innen sehr unglücklich über die inhaltliche Kehrtwende waren, die „Narcissus in Chains“ für die Reihe repräsentiert und sie deshalb abbrachen. Auch für mich war es ärgerlich, wie hoch der Stellenwert der erotischen Elemente plötzlich ist. Die Bände waren ursprünglich als übernatürliche Krimis oder Thriller gedacht, nicht als übernatürliche Erotik. Diese Verschiebung ändert die Rahmenbedingungen der Geschichte grundlegend und ich verstehe, dass sich viele Fans vergrault fühlten. Da es sich für mich jedoch um einen Reread handelt, war ich auf diesen Wendepunkt vorbereitet. Deshalb möchte ich mich gar nicht daran aufhängen; man kann die Erotik in „Narcissus in Chains“ mögen oder eben nicht, das halte ich für Geschmackssache. Mir geht es um etwas anderes.

Weitere „Anita Blake“-Rezensionen

Selbst wenn ich an all dem Sex vorbeischaue, enttäuscht dieser Band auf ganzer Linie. Der „Fall“ der entführten Lykanthropen, der die Handlung bestimmen sollte, wirkt lediglich wie eine Ausrede, durch die Hamilton ihre Heldin in zahllose Situationen manövrieren konnte, die sie mit ihrem Liebesleben konfrontieren, was die Autorin wiederum nutzte, um ihre eigenen Ängste, Zweifel und ihren schwierigen Akzeptanzprozess zu verarbeiten. Dagegen habe ich prinzipiell nichts, jede persönliche Erfahrung beeinflusst den kreativen Output. Ich halte es allerdings für nahezu fahrlässig, wie Hamilton Polyamorie in „Narcissus in Chains“ darstellt.

Wer dieses Buch liest und nichts über das Beziehungskonzept weiß, muss glauben, dass es ein Synonym für Sexsucht ist. Die Idee, Anitas polyamouröse Neigung im selben Band zu thematisieren wie die Ardeur, war beispiellos umnachtet und erweist Menschen, die dieses Modell leben, keinen Gefallen. Vielmehr trägt die Verknüpfung mit zwanghaften, häufigen sexuellen Kontakten und dem latenten Gewaltpotential, das Anitas Leben permanent definiert, zu den Vorurteilen bei, die ohnehin über Polyamorie existieren.

Um all diese Aspekte unter einen Hut zu bringen, dichtet Hamilton Anita metaphysische Empfindungen an, die überhaupt keinen Sinn ergeben und postuliert Aussagen über ihr Worldbuilding, die mir frustrierend vage, willkürlich und inkonsistent erschienen. Sie bietet keine neuen wohlüberlegten Fakten an, sondern schmeißt wilde Andeutungen in den Raum, ohne diese gewissenhaft einzuarbeiten. Nein, der Sex ist nicht das Problem von „Narcissus in Chains“. Das Problem ist, dass es ein schlampiges, unzusammenhängendes Buch ist.

Es lässt sich nicht ignorieren, dass die „Anita Blake“-Reihe mit „Narcissus in Chains“ eine Neuausrichtung erhält. Noch deutlicher hätte Laurell K. Hamilton dies nur ankündigen können, hätte sie es auf das Cover geschrieben. Nach all den Jahren, die ich Zeit hatte, mich damit abzufinden, nehme ich ihr das nicht mehr übel. Ich finde jedoch, dass in diesem Band absolut zu spüren ist, dass sie damals noch nicht wusste, wie genau diese Umgestaltung aussehen sollte und sie es deshalb maßlos übertrieb.

„Narcissus in Chains“ liest sich tatsächlich wie ein stereotyper Porno und dieses Genre ist ja nun nicht für brillante Handlungskonzepte oder geistreiche Dialoge bekannt. Meiner Meinung nach liefert der zehnte Band eher Einblicke in Hamiltons ganz persönliche Konflikte, die sie brutal auf ihre Protagonistin projiziert, statt die Geschichte nachvollziehbar und logisch in eine neue Richtung zu lenken. Ich denke, sie wollte zu schnell zu viel. Darum verlor sie viele ihrer langjährigen Leser_innen: „Narcissus in Chains“ wirkt wie ein sexueller Vorschlaghammer.

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