Cover des Buches "Die Hexe" von Vadim Panov

Titel: „Die Hexe“

OT: „Атака по правилам“

Reihe: Die Verborgene Stadt #3

Autor_in: Vadim Panov

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 637 Seiten

Verlag: Heyne

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453528220

Genre: Fantasy > Urban Fantasy

Ausgelesen: 31.01.2021

Bewertung: ★☆☆☆☆

Die Urban Fantasy – Reihe „Die Verborgene Stadt“ von Vadim Panov ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sehr sich nationale Buchmärkte unterscheiden können. In Russland ist die Reihe extrem erfolgreich und umfasst bis heute 29 Bände (Stand: August 2022). Es gibt eine Verfilmung als Serie und Franchise-Werke, die mit der ausdrücklichen Genehmigung von Panov entstanden sind.

Am westlichen Europa scheint dieser Erfolg hingegen vorbeigegangen zu sein. Für den deutschen Markt wurden lediglich drei Bände übersetzt. Nach der Serie suchte ich vergeblich und wer die Autor_innen sind, die eigenständig zu diesem Universum beigetragen haben, konnte ich ebenfalls nicht herausfinden. Es erstaunt mich, dass sich „Die Verborgene Stadt“ international offenbar nie durchsetzen konnte, obwohl sie den russischen Markt seit über 20 Jahren prägt.

Deshalb war es auch schwierig, eine günstige deutsche Ausgabe des dritten Bandes „Die Hexe“ zu ergattern. Die ersten beiden Bände „Die Prophezeiung“ und „Das Opfer“ habe ich im Mai 2014 gelesen. Es dauerte zwei Jahre, bis ich den vergriffenen dritten Band endlich in mein Regal stellen konnte. Da ich aber wusste, dass ich danach ohnehin nicht würde weiterlesen können, war meine Begeisterung für die magischen Geschichten aus Moskau in sich zusammengeschrumpft. Es vergingen noch mal fünf Jahre, bis ich „Die Hexe“ als nächste Lektüre auswählte.

In der Verborgenen Stadt sind Geheimnisse eine wertvolle Währung. Einige sind so mächtig, dass selbst die drei Herrscherhäuser die Folgen ihrer Offenbarung fürchten. Als mitten in Moskau der Sucharew-Turm abgerissen werden soll, entsenden alle Höfe Repräsentant_innen, um die Baustelle zu überwachen. Angeblich wurde im Turm das legendäre Schwarze Buch verborgen, das das gesamte Wissen der verschollenen Bibliothek von Iwan dem Schrecklichen enthalten soll. Natürlich handelt es sich nur um ein Gerücht. Aber sollte es die Wahrheit sein – nicht auszudenken, was geschehen könnte, wenn das Buch in die falschen Hände geriete.

Die Sorge der Höfe erweist sich als berechtigt. Kurz nach Beginn der Abrissarbeiten dringt die menschliche Hexe Kara in die Überreste des Turms ein und stiehlt das Schwarze Buch. Sie plant, dessen dunklen Geheimnisse einzusetzen, um Chaos zu säen und Macht über die Verborgene Stadt zu erlangen. Doch so gewissenhaft und skrupellos sie sein mag, hat sie dennoch eine Schwäche: Die Eitelkeit einer Frau auf der Jagd nach ewiger Jugend.

In der Verborgenen Stadt sind Geheimnisse eine wertvolle Währung. Einige sind so mächtig, dass selbst die drei Herrscherhäuser die Folgen ihrer Offenbarung fürchten. Als mitten in Moskau der Sucharew-Turm abgerissen werden soll, entsenden alle Höfe Repräsentant_innen, um die Baustelle zu überwachen. Angeblich wurde im Turm das legendäre Schwarze Buch verborgen, das das gesamte Wissen der verschollenen Bibliothek von Iwan dem Schrecklichen enthalten soll. Natürlich handelt es sich nur um ein Gerücht. Aber sollte es die Wahrheit sein – nicht auszudenken, was geschehen könnte, wenn das Buch in die falschen Hände geriete.

Die Sorge der Höfe erweist sich als berechtigt. Kurz nach Beginn der Abrissarbeiten dringt die menschliche Hexe Kara in die Überreste des Turms ein und stiehlt das Schwarze Buch. Sie plant, dessen dunklen Geheimnisse einzusetzen, um Chaos zu säen und Macht über die Verborgene Stadt zu erlangen. Doch so gewissenhaft und skrupellos sie sein mag, hat sie dennoch eine Schwäche: Die Eitelkeit einer Frau auf der Jagd nach ewiger Jugend.

„Die Hexe“: Das geht wirklich gar nicht, weder früher noch heute

Nach „Die Hexe“ bin ich nicht traurig, dass ich vermutlich niemals weitere Bände der Reihe „Die Verborgene Stadt“ lesen kann. Selbst wenn ich es könnte, ich würde es nicht. Ich bin perplex, wie problematisch diese Geschichte von Vadim Panov ist und frage mich seit der Lektüre ernsthaft, ob die ersten beiden Bände „Die Prophezeiung“ und „Das Opfer“ ebenso inakzeptabel sind. Habe ich es nur nicht gesehen? War ich sieben Jahre zuvor einfach noch nicht sensibilisiert genug?

Aber der Reihe nach. Zuerst dachte ich, meine Erfahrung mit „Die Hexe“ könnte wirklich gut werden. Ich war positiv überrascht, wie gut ich nach all der Zeit wieder in die Geschichte reinkam und hieß das Konzept einer geheimen magischen Parallelgesellschaft in Moskau erneut willkommen. Obwohl mir recht schnell auffiel, dass Vadim Panov die Handlung viel zu sehr aufbauscht, zu viele Figuren und Perspektiven involviert und das Buch daher unübersichtlich wirkt, fand ich einige Szenen und Charakterbeschreibungen sehr amüsant. Sein trockener Humor erinnerte mich an Terry Pratchett.

Leider beschlich mich jedoch ziemlich bald Unbehagen, das sich innerhalb kürzester Zeit in echten Widerwillen auswuchs. „Die Hexe“ ist eines der sexistischsten Bücher, das ich je gelesen habe. Es ist abstoßend, wie Frauen in diesem Roman dargestellt sind. Jede einzelne weibliche Figur wird objektifiziert und auf ihre Sexualität reduziert. Da wird abschätzig über Frauen gesprochen, sobald sich nur die kleinste Gelegenheit ergibt; gute, gesunde Beziehungen zwischen Frauen sucht man vergeblich und realistische Charakterisierungen weiblicher Figuren sind schlicht nicht vorhanden. Gleichberechtigung – ein Fremdwort.

Nun ist „Die Hexe“ etwa 20 Jahre alt. In diesen 20 Jahren hat sich gesellschaftlich viel verändert und man könnte Vadim Panov zugutehalten, dass er es damals einfach nicht besser wusste. Ob sich sein Ansatz in späteren Bänden änderte, kann ich ja nicht überprüfen. Es war meiner Meinung nach hingegen durchaus schon bekannt, dass man sich als weißer Autor hüten sollte, rassistische Schimpfworte für People of Color zu verwenden.

Ich habe keine Ahnung, ob es an meiner Übersetzung von „Die Hexe“ liegt, am Ende ist mir das aber auch schnuppe: Es ist nicht im Mindesten akzeptabel, dass in diesem Roman gleich dreimal völlig unmotiviert das N-Wort auftaucht.

Es gibt keinen Grund dafür; weder die Geschichte noch die Biografien der Figuren liefern Rahmenbedingungen, die die Verwendung erklären. Diejenigen, die es aussprechen, glauben nicht an faschistische oder rassistische Doktrinen. Es handelt sich um puren, beiläufigen Alltagsrassismus, den ich absolut widerwärtig finde.

In der Summe ist „Die Hexe“ daher ein hochgradig sexistisches und rassistisches Buch, das mich darüber hinaus schriftstellerisch nicht überzeugte. Dreht ein Autor so viele Schleifen mit unterschiedlichen Perspektiven und Akteur_innen, um seine Geschichte zu erzählen, ist das nicht zielführend und lenkt nur ab.

Ich halte es dementsprechend für richtig, dass „Die Verborgene Stadt“ nach „Die Hexe“ nie weiter übersetzt wurde. Ich bezweifle zwar, dass politische Korrektheit die Motivation des deutschen Verlages für die Einstellung der Reihe war, doch am Ende zählt, dass diese Entscheidung das Risiko verringert, dass Frauen und People of Color in Deutschland von Vadim Panov – wahrscheinlich unbeabsichtigt – beleidigt und verletzt werden. „Die Hexe“ ist nach heutigen Maßstäben völlig untragbar. Lasst die Finger davon.

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