10 Jahre Wortmagieblog: Die grosse Mehrteiler-Auswertung

Hallo ihr Lieben! 😊

Heute feiert der wortmagieblog ein bedeutendes Jubiläum. Auf den Tag genau heute existiert meine kleine Spielwiese im Internet seit 10 Jahren. In dieser langen Zeit ist viel passiert, es hat sich sowohl in meinem Privatleben als auch in meinem Dasein als Bloggerin viel verändert. Der 10. Bloggeburtstag ist ein gewaltiger Meilenstein, auf den ich sehr stolz bin und den ich dementsprechend auch gebührend feiern möchte. Und was eignet sich für diesen besonderen Anlass besser als eine Rückschau?

Nun möchte ich in meinem Rückblick auf die vergangenen 10 Jahre jedoch nicht einfach nur ein paar Highlights zusammenstellen. Ich möchte euch nicht mit alten Beiträgen langweilen. Die Älteren unter euch erinnern sich wahrscheinlich noch an diese furchtbaren Gelegenheiten, in denen man bei Freund_innen oder der Familie zu Gast war und gezwungen wurde, gemeinsam durch Fotoalben zu blättern. Heute mit euch noch mal meine alten Beiträge zu besuchen, erschiene mir ähnlich unangenehm. Außerdem bin ich nicht der Typ für exzessive Selbstbeweihräucherung.

Stattdessen hatte ich bereits Anfang 2022 anlässlich meines Jahresrückblicks 2021 eine Idee, die sich im Rahmen dieses besonderen Jubiläums hervorragend anbietet. Ich möchte einen bestimmten Aspekt meines Leseverhaltens analysieren, der die meisten in unserer überschaubaren Bubble stark beschäftigt. Ich möchte mit euch meine Mehrteiler auswerten.

In diesem Jahresrückblick habe ich nach langer Pause, in der ich diese Kategorie nicht integriert habe, mal wieder geschaut, wie viele Mehrteiler ich im Jahr 2021 angefangen, abgebrochen und weitergelesen habe. Obwohl ich diese Statistik interessant fand, wurde mir bewusst, dass sie nur begrenzt aussagekräftig ist, solange ich sie nicht in einen größeren Kontext setze. Ohne zu wissen, wie viele Mehrteiler insgesamt in meiner Privatbibliothek vorhanden sind, kann ich die Daten eines einzelnen Jahres nicht einordnen. So reifte in mir die Idee einer großen, allumfassenden Reihenauswertung, die alle Mehrteiler der vergangenen 10 Jahre einbezieht.

Ich denke, viele Buchblogger_innen kennen den Gedanken „Ich kann doch nicht noch eine Reihe anfangen, ich muss doch erst mal die zu Ende lesen, die ich schon begonnen habe“. Keine Ahnung, ob das nur in unserer Gemeinschaft ein Thema ist, oder auch Leser_innen beschäftigt, die keine Buchblogs führen, aber in unserem kleinen Kosmos bin ich über die 10 Jahre, in denen der wortmagieblog bereits existiert, immer wieder auf Aussagen gestoßen wie „Ich möchte gerade keine weitere Reihe anfangen“.

Auch ich bin nicht frei davon. Gefühlt besteht meine Bibliothek immer aus mehr angefangenen als abgeschlossenen oder abgebrochenen Reihen und ja, hin und wieder habe ich deshalb ein (völlig unnötiges, irrationales) schlechtes Gewissen. Aber ist das wirklich so? Oder handelt es sich um eine verzerrte, subjektive Wahrnehmung?

Genau das möchte ich mir heute gemeinsam mit euch anschauen. Ich habe mir meine gelesenen Bücher der letzten 10 Jahre vorgenommen und einige Statistiken zusammengetragen, die spannende Einblicke in die Details meines Leseverhaltens bieten. Die Ergebnisse waren teilweise überraschend, teilweise komplett erwartbar.

Doch bevor ich euch tief in die Welt meiner Mehrteiler entführe, möchte ich der Transparenz zuliebe erst einmal meine Methodik beleuchten, damit ihr nachvollziehen könnt, wie ich bei der Analyse vorgegangen bin.

Hallo ihr Lieben! 😊

Heute feiert der wortmagieblog ein bedeutendes Jubiläum. Auf den Tag genau heute existiert meine kleine Spielwiese im Internet seit 10 Jahren. In dieser langen Zeit ist viel passiert, es hat sich sowohl in meinem Privatleben als auch in meinem Dasein als Bloggerin viel verändert. Der 10. Bloggeburtstag ist ein gewaltiger Meilenstein, auf den ich sehr stolz bin und den ich dementsprechend auch gebührend feiern möchte. Und was eignet sich für diesen besonderen Anlass besser als eine Rückschau?

Nun möchte ich in meinem Rückblick auf die vergangenen 10 Jahre jedoch nicht einfach nur ein paar Highlights zusammenstellen. Ich möchte euch nicht mit alten Beiträgen langweilen. Die Älteren unter euch erinnern sich wahrscheinlich noch an diese furchtbaren Gelegenheiten, in denen man bei Freund_innen oder der Familie zu Gast war und gezwungen wurde, gemeinsam durch Fotoalben zu blättern. Heute mit euch noch mal meine alten Beiträge zu besuchen, erschiene mir ähnlich unangenehm. Außerdem bin ich nicht der Typ für exzessive Selbstbeweihräucherung.

Stattdessen hatte ich bereits Anfang 2022 anlässlich meines Jahresrückblicks 2021 eine Idee, die sich im Rahmen dieses besonderen Jubiläums hervorragend anbietet. Ich möchte einen bestimmten Aspekt meines Leseverhaltens analysieren, der die meisten in unserer überschaubaren Bubble stark beschäftigt. Ich möchte mit euch meine Mehrteiler auswerten.

In diesem Jahresrückblick habe ich nach langer Pause, in der ich diese Kategorie nicht integriert habe, mal wieder geschaut, wie viele Mehrteiler ich im Jahr 2021 angefangen, abgebrochen und weitergelesen habe. Obwohl ich diese Statistik interessant fand, wurde mir bewusst, dass sie nur begrenzt aussagekräftig ist, solange ich sie nicht in einen größeren Kontext setze. Ohne zu wissen, wie viele Mehrteiler insgesamt in meiner Privatbibliothek vorhanden sind, kann ich die Daten eines einzelnen Jahres nicht einordnen. So reifte in mir die Idee einer großen, allumfassenden Reihenauswertung, die alle Mehrteiler der vergangenen 10 Jahre einbezieht.

Ich denke, viele Buchblogger_innen kennen den Gedanken „Ich kann doch nicht noch eine Reihe anfangen, ich muss doch erst mal die zu Ende lesen, die ich schon begonnen habe“. Keine Ahnung, ob das nur in unserer Gemeinschaft ein Thema ist, oder auch Leser_innen beschäftigt, die keine Buchblogs führen, aber in unserem kleinen Kosmos bin ich über die 10 Jahre, in denen der wortmagieblog bereits existiert, immer wieder auf Aussagen gestoßen wie „Ich möchte gerade keine weitere Reihe anfangen“.

Auch ich bin nicht frei davon. Gefühlt besteht meine Bibliothek immer aus mehr angefangenen als abgeschlossenen oder abgebrochenen Reihen und ja, hin und wieder habe ich deshalb ein (völlig unnötiges, irrationales) schlechtes Gewissen. Aber ist das wirklich so? Oder handelt es sich um eine verzerrte, subjektive Wahrnehmung?

Genau das möchte ich mir heute gemeinsam mit euch anschauen. Ich habe mir meine gelesenen Bücher der letzten 10 Jahre vorgenommen und einige Statistiken zusammengetragen, die spannende Einblicke in die Details meines Leseverhaltens bieten. Die Ergebnisse waren teilweise überraschend, teilweise komplett erwartbar.

Doch bevor ich euch tief in die Welt meiner Mehrteiler entführe, möchte ich der Transparenz zuliebe erst einmal meine Methodik beleuchten, damit ihr nachvollziehen könnt, wie ich bei der Analyse vorgegangen bin.

Methodik der Auswertung

Schon als ich zum ersten Mal darüber nachdachte, meine gesamten Mehrteiler auszuwerten, war mir klar, dass ich an irgendeiner Stelle einen Strich machen musste. Da ich nicht plötzlich aufhöre, zu lesen, nur weil ich wissen möchte, ob ich mehr Reihen anfange als abschließe, musste ich einen Zeitraum für meine Auswertung festlegen. Ich habe entschieden, alle Mehrteiler zu berücksichtigen, die ich bis zu meinem 34. Geburtstag gelesen habe, also bis zum 16. Juni 2023.

Wenn ich von allen Mehrteilern spreche, meine ich damit diejenigen, die ich in meiner Datenbank verzeichnet habe. Es liegt in der Natur der Sache, dass ich nur Bücher auswerten kann, zu denen ich Daten besitze. Als ich 2013 anfing, mein Leseverhalten konsequent zu dokumentieren, habe ich mir einmal die Mühe gemacht, alle meine gelesenen Bücher in mein Goodreads-Profil zu übertragen. Ich war dabei sehr gewissenhaft und bin zuversichtlich, dass ich den Großteil erfasst habe. Ich kann jedoch nicht ausschließen, dass es beispielsweise ein paar Kinderbücher gibt, die ich vergessen oder übersehen habe. Grundlage dieser Analyse waren dementsprechend alle Bücher, die in meinem Goodreads-Profil hinterlegt sind.

Goodreads bietet Nutzer_innen die Möglichkeit, die eigene digitale Bibliothek als CSV-Datei zu exportieren, die sich dann wiederum in eine Excel-Tabelle umwandeln lässt. Ich habe genau das gemacht. Das Ergebnis war eine Liste von 2.256 Büchern, die ich aufbereiten musste, bevor ich auch nur daran denken konnte, weiter mit meinen Daten zu arbeiten. Zuerst habe ich diese Liste händisch nach Mehrteilern und dem Status „Gelesen“ gefiltert.

Ein Mehrteiler ist für mich alles ab einer Dilogie, also habe ich alle Bücher einbezogen, die Teil einer mindestens zweibändigen Geschichte sind. Danach habe ich verzeichnet, ob sie zu einer Dilogie, Trilogie oder Reihe gehören. Als Reihe definiere ich alle Mehrteiler ab vier Bänden. Ich hätte diese Kategorie selbstverständlich weiter aufschlüsseln können, fand das aber weder relevant noch hilfreich oder praktikabel. Tetralogie ist sicher vielen ein Begriff, aber kennt ihr die korrekte Bezeichnung für eine Reihe mit 12, 23 oder gar 40 Bänden? Ich nicht.

In meinem Lesealltag nutze ich dieselbe dreistufige Kategorisierung, daher fand ich es naheliegend, sie in diesem Kontext ebenfalls zu verwenden. Im nächsten Schritt habe ich notiert, wie viele Bände meine Mehrteiler jeweils umfassen und wie viele ich davon gelesen habe. In der Theorie klingt dieses Vorgehen simpel und unkompliziert. In der Praxis stellte sich jedoch schnell heraus, dass die Einteilung als Dilogie, Trilogie oder Reihe sowie die Angabe der Gesamtbändeanzahl oft gar nicht so einfach ist. Es ergaben sich unerwartet Hürden, für die ich Lösungen finden musste.

Werden anderssprachige Mehrteilerbände für den deutschen Markt übersetzt, werden sie gern mal geteilt und als zwei Bücher veröffentlicht. Manchmal erscheinen auch deutsche Bände aus Marketinggründen in zwei Büchern, so zum Beispiel die Bände sechs und sieben der „Die Zwerge“-Reihe von Markus Heitz. Zählen diese als vollwertige Bände oder nicht? Ich habe entschieden, geteilte Bände als einen Band zu werten und mich dabei gegebenenfalls an den Originalveröffentlichungen zu orientieren. So habe ich beispielsweise Steven Eriksons „Malazan Book of the Fallen“ gemäß dem englischen Original als 10-bändige und nicht als 19-bändige Reihe erfasst. Für diese Auswertung müsst ihr euch demnach merken, dass „Band“ nicht automatisch „Buch“ bedeutet.

Besonders schwierig war die Kategorisierung bei Mehrteilern, die noch nicht abgeschlossen sind oder bei denen nicht klar ist, ob sie abgeschlossen sind. Manchmal liegen zwischen zwei Bänden ja viele Jahre. Denkt nur an „To Kill a Mockingbird“ und „Go Set a Watchman“ von Harper Lee. Es ist auch nicht immer eindeutig, ob der letzte erschienene Band das Finale darstellt. Bei unvollendeten Mehrteilern ist hingegen unter Umständen nicht bekannt, wie viele weitere Bände noch zu erwarten sind. Diese Fälle waren harte Nüsse, bei denen ich danach entschieden habe, wie viele Bände aktuell erschienen sind und wie wahrscheinlich es ist, dass weitere folgen. Ich nenne euch zwei Beispiele, um das zu verdeutlichen.

Cover des Buches 'The Name of the Wind' von Patrick Rothfuss

Die „Kingkiller Chronicle“ von Patrick Rothfuss ist als Trilogie angelegt, obwohl der finale dritte Band seit Jahren auf sich warten lässt. Ich habe dennoch notiert, dass der Mehrteiler drei Bände umfasst und ihn dementsprechend als Trilogie gewertet, weil ich mit relativ hoher Sicherheit davon ausgehen kann, dass der dritte Band irgendwann erscheint – auch wenn Herr Rothfuss zu den Autor_innen gehört, die die Geduld ihres Publikums gewaltig strapazieren (Ja, Herr Martin, da dürfen Sie sich gern ebenfalls angesprochen fühlen).

Die „Anita Blake“-Reihe von Laurell K. Hamilton ist eine unendliche Geschichte. Aktuell umfasst sie bereits 30 Bände; Frau Hamilton kriegt offenbar nicht genug von ihrer Heldin und produziert mit schöner Regelmäßigkeit neue Bände, im Schnitt jedes Jahr einen. Es ist nicht abzusehen, wann und ob sie überhaupt je abgeschlossen sein wird. Für meine Auswertung bin ich von diesen 30 erschienenen Bänden ausgegangen, obwohl klar ist, dass es dabei in Zukunft nicht bleiben wird.

Liegt das Veröffentlichungsdatum des letzten erschienenen Bandes eines Mehrteilers hingegen deutlich zurück, meist ca. fünf Jahre, und gibt es keine Hinweise darauf, dass es eine Fortsetzung geben wird, habe ich diesen letzten Band als Finale betrachtet, selbst wenn dieser nicht als solches bezeichnet wird.

Dann haben wir noch die Fälle, in denen Autor_innen mehrere zusammenhängende Geschichten im selben Universum verorten. Oft handelt es sich dabei um Mehrteiler, die sich inhaltlich und chronologisch überlappen und mal mehr, mal weniger in Relation zueinanderstehen. Joe Abercrombie ist ein Meister dieser Taktik. Er begann seine Karriere mit der „The First Law“-Trilogie. Danach schrieb er mehrere Einzelbände, die in derselben Welt spielen, an die ursprüngliche Trilogie anschließen, auf ihr aufbauen und zudem untereinander lose verschränkt sind.

Obwohl es streng genommen Einzelbände sind, werden sie deshalb gemeinhin trotzdem als ein Mehrteiler namens „First Law World“ gewertet. Inhaltlich könnte aber auch die „The First Law“-Trilogie zu diesem Mehrteiler gehören. Man kann sie getrennt oder als eine umfangreichere Reihe betrachten.

Und weil das noch nicht kompliziert genug ist, kam 2019 auch noch die „The Age of Madness“-Trilogie dazu, die 30 bis 40 Jahre nach „The First Law“ spielt, und in der die Kinder der alten Held_innen die Hauptrollen erhalten. Auch dieser Dreiteiler könnte zu „First Law World“ gehören oder als eigenständiger Mehrteiler interpretiert werden.

Wie ist so ein Fall nun einzuordnen? Ich habe beschlossen, es mir so einfach wie möglich zu machen und die inhaltlichen sowie chronologischen Verschränkungen, Überlappungen und Verbindungen zu ignorieren. Ich zähle Mehrteiler, die im selben Universum spielen und in denen zum Teil dieselben Figuren auftauchen, einzeln. Ich glaube, es hätte mich vor deutlich mehr Probleme gestellt, bei allen lose verbundenen Mehrteilern aufdröseln zu müssen, was jetzt wie zusammengehört.

Cover des Buches 'A Little Hatred' von Joe Abercrombie

Manche Autor_innen haben ihrer ursprünglichen Geschichte noch etwas hinzuzufügen. Daher erscheinen zu Mehrteilern oft zusätzliche Kurzgeschichten, Sammlungen von Hintergrundinformationen und andere Bonusmaterialien. Diese habe ich in meiner Auswertung berücksichtigt, sie jedoch gesondert behandelt, weil sie meiner Ansicht nach nicht Teil der originalen Geschichten sind. Sie sind Extras, Ergänzungen, erzählen manchmal die Vorgeschichte oder das Nachspiel, aber sie sind nicht unverzichtbar, um die ursprüngliche Geschichte zu verstehen.

Selbstverständlich habe ich auch den Schöpfer_innen meiner Mehrteiler Aufmerksamkeit geschenkt und diese ausgewertet. Dabei traten eine Handvoll Fälle auf, in denen ein und derselbe Mehrteiler von mehreren Schriftsteller_innen geschrieben wurde. Handelte es sich um eine Co-Autor_innenschaft, verfassten also zwei Personen gemeinsam eine Geschichte, war das unproblematisch. Doch was ist mit den seltenen Szenarien, in denen der_die ursprüngliche Autor_in verstarb und seine_ihre Arbeit von jemand anderem weitergeführt wurde? Verdienen es diese Schriftsteller_innen, ebenfalls als Schöpfer_innen des Mehrteilers anerkannt zu werden? Ich finde ja, und habe sie dementsprechend vollwertig berücksichtigt.

In diesem Autor_innen-bezogenen Kontext stolperte ich über ein weiteres Phänomen, das möglicherweise noch seltener ist. Die meisten Schriftsteller_innen betrachten das Setting ihrer Mehrteiler als ihr geistiges Eigentum, das sie nicht zu teilen bereit sind. Das ist ihr gutes Recht. Einige wenige sehen das jedoch anders und öffnen ihr Universum für ihre Kolleg_innen. Diese Autor_innen erlauben anderen Schriftsteller_innen explizit, eigene Geschichten in ihrem Universum zu schreiben und zu veröffentlichen. Sie laden sie dazu ein.

Der vermutlich berühmteste Schriftsteller, der das so handhabt, ist der Russe Dmitri Gluchowski. Seine „Metro“-Trilogie ist euch sicher ein Begriff. Neben diesen drei Bänden existieren jedoch zahlreiche weitere Bände anderer Autor_innen, die ebenfalls in seiner beängstigenden Zukunftsvision spielen. Ist „Metro“ dadurch keine Trilogie, sondern eine Reihe mehrerer Autor_innen?

Meiner Ansicht nach nicht. Ähnlich wie bei Mehrteilern, die im selben Universum stattfinden, aber nur von einem Autor oder einer Autorin stammen, betrachte ich diese Fälle einzeln, weil sie in sich geschlossene Geschichten erzählen.

Ihr seht, ich musste mir deutlich mehr Gedanken über das Thema „Mehrteiler“ und alle damit verbundenen Facetten von Entstehung und Veröffentlichung machen, als ich eingangs erwartet hatte. Wie gesagt, ist es mir wichtig, dass ihr transparent nachvollziehen könnt, wie ich meine Analyse gestaltet habe. Da das jetzt aber doch einige Bedingungen und Sonderfälle waren, fasse ich mein Vorgehen noch einmal kurz für euch zusammen.

Überblick Methodik

  • Einbezogen habe ich alle bis zum 16.06.2023 gelesenen Bücher, die in meiner Goodreads-Datenbank hinterlegt sind.

  • Ein Mehrteiler ist alles ab einer Dilogie.

  • Eine Reihe ist ein Mehrteiler ab vier Bänden.

  • Durch Übersetzungen oder aus Marketingründen getrennte Bände zählen als ein einziger Band.

  • Als Gesamtbändeanzahl gelten alle bis zum Zeitpunkt der Auswertung erschienenen Bände eines Mehrteilers.

  • Ausnahmen sind Mehrteiler, bei denen die Gesamtbändeanzahl bereits feststeht, obwohl noch nicht alle Bände erschienen sind.

  • Spielen mehrere Mehrteiler im selben Universum, zählen sie dennoch einzeln.

  • Zusätzliche Kurzgeschichten und andere Bonusmaterialien zählen gesondert.

  • Autor_innen, die Mehrteiler ihrer verstorbenen Kolleg_innen fortführen, werden als vollwertige Schöpfer_innen des Mehrteilers gewertet.

  • Schreiben Autor_innen eigene Geschichten in Universen ihrer Kolleg_innen, zählen diese einzeln und nicht zum originalen Mehrteiler.

Nachdem ich die Daten in meiner Excel-Tabelle nach diesen Regeln aufbereitet hatte, konnte ich endlich anfangen, sie auszuwerten. Am meisten interessierte mich natürlich, wie das Verhältnis Angefangen-Abgebrochen-Abgeschlossen aussieht. Ich habe in der Vorbereitung jedoch weitere Fragen notiert, die ich beantworten wollte. Als ich selbst nicht mehr weiterwusste, habe ich sogar noch den Lieblingsmenschen gefragt, welche Statistiken er sich für diese Analyse zusätzlich vorstellen könnte. Auf diese Weise habe ich verschiedene Kategorien zusammengetragen, die ich euch heute vorstellen möchte.

Lehnt euch zurück, macht es euch bequem und lasst uns gemeinsam mit der Lupe auf mein Mehrteiler-Leseverhalten schauen!

Auswertung: Was die Daten meiner Mehrteiler über mich verraten

Beginnen wir mit der Basis aller weiteren Detailanalysen. Ich möchte vorweg noch einmal betonen, dass wir hier ausschließlich über gelesene Mehrteiler, Bände und Bücher sprechen, damit ich es nicht jedes Mal dazuschreiben muss.

0
Mehrteiler
0
Bände
0
Autor_innen

In meiner Datenbank verzeichne ich 282 Mehrteiler. Diese umfassen 698 vollwertige Bände und 16 Bände, die ich als Bonusmaterial werte. Insgesamt komme ich so auf 714 Mehrteilerbände. Meine 282 Mehrteiler wurden von insgesamt 256 unterschiedlichen Autor_innen geschrieben.

Ich muss sagen, ich habe im Voraus befürchtet, dass die Anzahl der Mehrteiler gerade im Verhältnis zur Bändeanzahl deutlich höher sein würde. Wie erwähnt bin ich ja stets überzeugt, ständig nur neue Mehrteiler anzufangen, sie aber nicht konsequent weiterzulesen oder abzuschließen. Wäre das tatsächlich so, müsste die Anzahl der Mehrteiler jedoch höher ausfallen. Ein erster Hinweis darauf, dass ich doch nicht so schluderig und inkonsequent bin, wie ich dachte. 😉

Bevor wir uns mit weiteren Zahlen befassen, möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass diese Auswertung keine Analyse meiner Bewertungen und Sterne-Verteilung enthält. Das mag einige von euch verdutzen und tatsächlich hätte ich diese Werte gerne aufgenommen. Ich kann es nur nicht.

Ich habe im Rahmen der Erläuterung meiner Methodik berichtet, dass ich 2013 alle meine gelesenen Bücher bei Goodreads eingetragen habe. In diesem Zuge habe ich auch Bewertungen hinterlegt, es handelt sich dabei jedoch maximal um Richtwerte. Ich konnte Bücher, die ich zum Teil ein Jahrzehnt zuvor gelesen hatte, damals unmöglich differenziert und fair beurteilen. Also habe ich nur ganz grobe Einschätzungen anhand meiner Erinnerungen vorgenommen und mich dabei häufig für die Endpunkte der Skala entschieden, also fünf Sterne für Bücher, die ich mochte, und ein Stern für Bücher, die ich nicht mochte – unabhängig davon, ob diese Wertung meiner reellen Leseerfahrung entsprach.

Das heißt, meine Datenbasis ist in diesem Punkt unzuverlässig und verfälscht. Unter diesen Voraussetzungen eine Auswertung der Sterne-Verteilung meiner Mehrteiler vorzunehmen, wäre nutzlos, weil kein realistisches Bild entstehen kann. Eine annähernde Pi mal Daumen-Schätzung hilft uns hier nicht weiter. Schade.

Bezüglich eines anderen Werts ist eine ungefähre Angabe hingegen immer noch besser als nichts: bei der Seitenzahl. Wenn ihr Goodreads nutzt, wisst ihr vielleicht, dass die angegebenen Seitenzahlen dort oft nicht stimmen. Das liegt meiner Meinung nach einerseits daran, dass die Daten eines Buches häufig vom Verlag übernommen werden. Verlage zählen Seiten meiner Erfahrung nach großzügig und beziehen auch Vor- und Nachwort, Glossar oder ähnliche Extras ein. Manchmal sind das wahrscheinlich sogar nur Schätzungen, die noch vor dem Druck vorgenommen werden.

Andererseits werden die Seitenzahlen von der Community gepflegt. Hier bestehen ebenfalls unterschiedliche Ansichten dazu, ob die Extras mitgerechnet werden sollten oder nicht.

Unterm Strich bedeutet das, dass höchstwahrscheinlich nicht alle Seitenzahlen meiner Mehrteilerbände korrekt sind. Ich habe darauf verzichtet, jede angegebene Seitenzahl zu überprüfen, weil das unfassbar aufwendig gewesen wäre. Ich hätte jeden Band aus dem Regal nehmen und die Seitenzahl nachschlagen müssen.

Abgesehen davon, dass ich damit vermutlich tagelang beschäftigt gewesen wäre, besitze ich auch längst nicht mehr alle Bücher, die für diese Auswertung relevant sind. Bei einigen hätte ich die Seitenzahl dementsprechend sowieso nicht persönlich kontrollieren können.

Trotz dieser Einschränkung möchte ich euch die Zahl nennen, die ich mit den mutmaßlich fehlerhaften Daten von Goodreads ermittelt habe, damit ihr zumindest eine vage Vorstellung erhaltet, wie viele Seiten meine 698 vollwertigen Mehrteilerbände umfassen. Das Bonusmaterial habe ich dabei nicht einbezogen.

Es sind 331.843 Seiten. Ich muss euch jedoch darauf hinweisen, dass diese Zahl nicht widerspiegelt, wie viele Mehrteilerseiten ich tatsächlich gelesen habe. Sie gibt nur an, wie viele Seiten meine Mehrteiler ungefähr enthalten. Rereads habe ich nämlich nicht auch noch ausgewertet.

Anhand dieser Zahl habe ich errechnet, dass ein Mehrteilerband meiner Bibliothek im Durchschnitt etwa 475 Seiten umfasst. Das umfangreichste Buch ist „Ulldart III“, meine Sammelausgabe des fünften und sechsten Bandes der „Ulldart“-Saga von Markus Heitz mit 1.376 Seiten; das kürzeste Buch ist „Der kleine Prinz kehrt zurück“ von Jean-Pierre Davidts mit 82 Seiten.

0
Seiten
0 Seiten
„Ulldart III“ von Markus Heitz
0 Seiten
„Der kleine Prinz kehrt zurück“ von Jean-Pierre Davidts

Abgesehen davon, dass ich damit vermutlich tagelang beschäftigt gewesen wäre, besitze ich auch längst nicht mehr alle Bücher, die für diese Auswertung relevant sind. Bei einigen hätte ich die Seitenzahl dementsprechend sowieso nicht persönlich kontrollieren können.

Trotz dieser Einschränkung möchte ich euch die Zahl nennen, die ich mit den mutmaßlich fehlerhaften Daten von Goodreads ermittelt habe, damit ihr zumindest eine vage Vorstellung erhaltet, wie viele Seiten meine 698 vollwertigen Mehrteilerbände umfassen. Das Bonusmaterial habe ich dabei nicht einbezogen.

0
Seiten
0 Seiten
„Ulldart III“ von Markus Heitz
0 Seiten
„Der kleine Prinz kehrt zurück“ von Jean-Pierre Davidts

Es sind 331.843 Seiten. Ich muss euch jedoch darauf hinweisen, dass diese Zahl nicht widerspiegelt, wie viele Mehrteilerseiten ich tatsächlich gelesen habe. Sie gibt nur an, wie viele Seiten meine Mehrteiler ungefähr enthalten. Rereads habe ich nämlich nicht auch noch ausgewertet.

Anhand dieser Zahl habe ich errechnet, dass ein Mehrteilerband meiner Bibliothek im Durchschnitt etwa 475 Seiten umfasst. Das umfangreichste Buch ist „Ulldart III“, meine Sammelausgabe des fünften und sechsten Bandes der „Ulldart“-Saga von Markus Heitz mit 1.376 Seiten; das kürzeste Buch ist „Der kleine Prinz kehrt zurück“ von Jean-Pierre Davidts mit 82 Seiten.

Dilogien, Trilogien und Reihen

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe oft das Gefühl, dass Geschichten heutzutage meist als Trilogien veröffentlicht werden. Da wir nun wissen, wie viele Mehrteiler und Mehrteilerbände in meiner Bibliothek stehen, wollte ich herausfinden, ob dieser Eindruck berechtigt ist. Also habe ich ausgerechnet, wie hoch der Anteil von Dilogien, Trilogien und Reihen innerhalb meiner Mehrteiler jeweils ist.

Das Ergebnis zeigt, dass meine subjektive Wahrnehmung nicht völlig daneben liegt. In meinem Regal finden sich 115 Trilogien, das sind 41 %. Dennoch belegen sie damit nur den zweiten Platz. Auf dem ersten Platz stehen bei mir längere Reihen ab vier Bänden mit 121 Vertretern dieser Kategorie, was 43 % entspricht. Meine 46 Dilogien wirken dagegen mit 16 % recht weit abgeschlagen.

Ich möchte dazu betonen, dass die Bändeanzahl eines Mehrteilers für mich bei der Entscheidung, ob ich eine Geschichte lesen möchte, keine Rolle spielt. Zumindest wäre ich mir dessen nicht bewusst. Weder erscheinen mir längere Reihen vielversprechender noch schrecken mich Dilogien ab.

Ich glaube daher nicht, dass diese Verteilung impliziert, dass ich Mehrteiler stärker bevorzuge, je länger sie sind. Vielmehr gehe ich davon aus, dass sie eine Folge meiner Genrevorlieben ist. Dazu kommen wir aber später noch.

Nichtsdestotrotz sind meine Reihen zweifellos der interessanteste Datensatz, der mich zu weiteren Fragen inspirierte. Wie umfangreich sind sie? Und von welcher Reihe habe ich die meisten Bände gelesen?

Die Schildkröte Groß A'Tuin. die die Scheibenwelt auf ihrem Rücken trägt und durch das All segelt

Die Scheibenwelt auf dem Rücken der Schildkröte Groß A’Tuin

Gemälde des Künstlers Paul Kidby

Ein Drittel meiner Reihen (33 %) sind Tetralogien, bestehen also aus vier Bänden. Damit nehmen sie den größten Anteil ein. Ich sollte mir vielleicht überlegen, ob ich die Kategorie „Tetralogie“ nicht doch in mein Ordnungssystem aufnehme. In den übrigen zwei Dritteln variiert die Bändeanzahl hingegen stark und ist wild verteilt. Ich besitze Reihen mit fünf, aber auch mit 13, 17 und 37 Bänden. Die längste Reihe ist für mich keine Überraschung. Es handelt sich um Terry Pratchetts „Scheibenwelt“ mit 41 Bänden.

Die „Scheibenwelt“ ist auch die Reihe, von der ich die meisten Bände gelesen habe. Sie teilt sich das Podest allerdings mit der „Temperance Brennan“-Reihe von Kathy Reichs. Von beiden habe ich jeweils 14 Bände gelesen. Bei der „Scheibenwelt“ stimmt mich das tatsächlich etwas traurig, weil Terry Pratchett 2015 verstorben ist und dementsprechend keine weiteren Bände erscheinen werden. Ich habe zwar noch etwa zwei Drittel der Reihe vor mir, aber danach bleiben mir nur noch Rereads.

Die Schildkröte Groß A'Tuin. die die Scheibenwelt auf ihrem Rücken trägt und durch das All segelt

Die Scheibenwelt auf dem Rücken der Schildkröte Groß A’Tuin

Gemälde des Künstlers Paul Kidby

Autor_innen

Nachdem Terry Pratchett und Kathy Reichs die Autor_innen sind, von denen ich die meisten Bände eines einzigen Mehrteilers gelesen habe, interessierte mich auch, welcher Name in allen meinen Mehrteilern am häufigsten auftaucht und von welchem_welcher Schriftsteller_in ich Mehrteiler-übergreifend die meisten Bände gelesen habe.

Der Autor mit den meisten Mehrteilern in meiner Bibliothek ist ein deutscher Superstar der Unterhaltungsliteratur: Markus Heitz. Von ihm habe ich fünf Mehrteiler gelesen. Wie gesagt zählen für diese Auswertung nur gelesene Mehrteiler; ich kann mir aber vorstellen, dass Herr Heitz bei mir insgesamt ziemlich gut dasteht. Ich muss nur ins Regal schauen und sehe auf Anhieb drei weitere seiner Mehrteiler, die ich noch nicht begonnen habe.

Mehrteiler-übergreifend ist es hingegen eine weibliche Autorin, mit der ich die längste Beziehung habe: Anne Rice. Ich habe 17 ihrer Romane gelesen, die ebenfalls zu fünf verschiedenen Mehrteilern zählen. Müssten sich Anne Rice und Markus Heitz dann nicht den ersten Platz in der Kategorie „Meiste Mehrteiler einer einzigen Person“ teilen? Na ja. Das ist so eine Sache.

Man kann Anne Rices Mehrteiler einzeln zählen und das habe ich für diese Auswertung gemäß meiner selbst aufgestellten Regeln auch gemacht. Allerdings gehören ihre Mehrteiler „Die Vampir-Chroniken“, „Die Mayfair-Hexen“ und „Die neuen Vampir-Chroniken“ alle zusammen, sind stark miteinander verwoben und bauen aufeinander auf. Da die Trennung dementsprechend schwammig ist, habe ich mich für die sauberere Variante entschieden und den Platz auf dem Treppchen Markus Heitz überlassen. Auch bei seinen Büchern kann man darüber diskutieren, inwieweit seine Mehrteiler zusammenhängen, die Verbindungen sind bei ihm jedoch deutlich geringer ausgeprägt.

In Gedenken

Anne Rice ist 2021 im Alter von 80 Jahren verstorben. Somit begegneten mir im Rahmen meiner Analyse nun schon zwei Autor_innen, die nicht mehr unter uns weilen. Deshalb habe ich mich gefragt, wie hoch der Anteil verstorbener Schriftsteller_innen unter meinen Mehrteilern ist und habe recherchiert.

Von meinen 256 Autor_innen sind glücklicherweise nur 18 nicht mehr am Leben. Das entspricht einer Rate von 7 %. Bei den meisten wusste ich das bereits; mir war selbstverständlich klar, dass Robert E. Howard, J. R. R. Tolkien und Douglas Adams seit Jahrzehnten tot sind. Bei anderen war ich hingegen durchaus betroffen. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Anne Helene Bubenzer, Mike Resnick und André Wiesler nie wieder Bücher veröffentlichen werden.

Ich möchte diesen 18 Autor_innen an dieser Stelle gedenken, weil ich es wichtig finde, einen Moment innezuhalten und sich bewusst zu machen, welche Stimmen die Literatur verloren hat, obwohl die Erinnerung an sie dank ihrer Werke lebendig bleibt.

Herkunftsländer

Repräsentation ist in der Literatur äußerst bedeutsam. Geschichten und Bücher sind häufig die ersten Berührungspunkte mit anderen Kulturen. Ich finde es daher entscheidend, multikulturell zu lesen und möglichst vielen verschiedenen Stimmen aus unterschiedlichen Herkunftsländern eine Chance zu geben. In der Praxis ist das in unserem westlich geprägten Buchmarkt allerdings nicht so einfach. Das zeigt die Weltkarte, auf der die Herkunftsländer meiner Autor_innen eingezeichnet sind, sehr deutlich.

Herkunftsländer der Autor_innen
  • USA

  • England

  • Deutschland

  • Kanada

  • Australien

  • Österreich

  • Irland

  • Schottland

  • Frankreich

  • Schweden

  • Russland

  • Island

  • Neuseeland

  • Spanien

  • Norwegen

  • Polen

Meine Mehrteiler stammen von 256 Autor_innen aus 16 Ländern. Das sind gerade einmal ca. 8 % aller Länder der Welt, je nachdem, von welcher Zahl man ausgeht (derzeit sind 193 Staaten anerkannte Mitglieder der UN). Das ist schwach, ich kann es nicht anders sagen. Zu meiner Verteidigung möchte ich jedoch anführen, dass es sich hier ausschließlich um die Autor_innen meiner gelesenen Mehrteiler handelt, die lediglich eine Teilmenge der in meiner Bibliothek vertretenen Schriftsteller_innen darstellen. Ich wage zu behaupten, dass das Gesamtbild aller meiner Bücher etwas variabler ist.

Die meisten Autor_innen stammen aus den USA (147, 57 %), England (37, 14 %), Deutschland (36, 14 %) und Kanada (9, 4 %). 20 % sind EU-Bürger_innen aus sieben Mitgliedsstaaten. Exotischer als Neuseeland und Island wird es nicht. Besonders erschreckend fand ich, dass ich in all den Jahren bisher weder Mehrteiler von Autor_innen des afrikanischen noch des südamerikanischen (Teil-)Kontinents gelesen habe. Ich weiß, dass mindestens ein Trilogieauftakt eines nigerianischen Autors auf meinem SuB liegt – den habe ich aber nun mal noch nicht gelesen. Sollte ich wahrscheinlich in nicht allzu ferner Zukunft tun.

Zusammengefasst finde ich, dass ich dringend mehr kulturelle Vielfalt in meinen Mehrteilern brauche. Ich denke, ich werde mich in Zukunft bemühen, häufiger über meinen Tellerrand hinauszuschauen – westlich geprägter Buchmarkt hin oder her.

Genre-Auswertung

Wenn ein Aspekt meines Leseverhaltens kein Geheimnis mehr ist, dann meine Vorliebe für Fantasy. Schon bevor ich begann, die Genres meiner Mehrteiler auszuwerten, wusste ich, dass ich die meisten der Fantasy zuordnen würde und natürlich kam es dann auch so, wie das Balkendiagramm zeigt.

In meinen Jahresrückblicken verzichte ich darauf, Subgenres aufzuschlüsseln, weil ich das in diesem Kontext unnötig kompliziert finde. Für diese Auswertung wollte ich es jedoch genau wissen. Ich hatte nämlich die Vermutung, dass nicht meine heißgeliebte High Fantasy den Löwenanteil einnimmt, sondern die Urban Fantasy, weil (teils äußerst umfangreiche) Mehrteiler in diesem Subgenre noch üblicher sind.

Bevor ich die Verteilung für euch einordne, noch eine Bemerkung zu den Subgenres. Ich kategorisiere Bücher intuitiv in Subgenres. Ich konsultiere dafür keine Definitionen. Manchmal sehe ich auch keinen Grund, Subgenres festzulegen, weil ich denke, dass mit dem Obergenre bereits ausreichend erfasst ist, um welche Form der Literatur es sich handelt. Diese Fälle habe ich unter „Unkategorisiert“ zusammengefasst.

Wie ihr seht, lag ich mit beiden Hypothesen richtig. Mit 183 Mehrteilern (65 %) nimmt die Fantasy den größten Teil ein.

Innerhalb der Fantasy steht die Urban Fantasy mit 99 Mehrteilern (54 %) an erster Stelle, gefolgt von der High Fantasy mit 74 Mehrteilern (40 %). Der Abstand zwischen Fantasy und meinem zweithäufigsten Genre, der Science-Fiction, ist enorm. Mit 51 Vertretern (18 %) habe ich nicht einmal halb so viele Mehrteiler der Science-Fiction gelesen wie Mehrteiler der Fantasy. Spannenderweise sind Dystopien hier noch immer das häufigste Subgenre.

Früher habe ich besonders im Bereich der Jugendliteratur jede Dystopie inhaliert, die gerade erhöhte Aufmerksamkeit erhielt oder richtiggehend gehypt wurde, mittlerweile hat sich meine Begeisterung für diese Art von Geschichten jedoch abgekühlt. Ich finde es interessant, dass das Subgenre mit 16 Mehrteilern (31 %) dennoch noch immer am stärksten vertreten ist.

Ich glaube allerdings, dass sich das in den kommenden Jahren ändern wird und sich die Postapokalypsen an den Dystopien vorbeischieben werden, weil ich dieses Subgenre heutzutage lieber lese.

Die Diagramme zeigen, dass andere Genres und Subgenres bei mir eher die Ausnahme sind. Hier mal ein bisschen historische Fiktion, dort mal ein paar Krimis, Thriller und Horrorromane, dazwischen etwas Realistische Fiktion, Non-Fiction, Kinderbücher und Klassiker. Alles nicht überraschend, ich kenne ja meine Vorlieben. Trotzdem habe ich darüber nachgedacht, ob diese der einzige Grund für den hohen Anteil spekulativer Fiktion (Fantasy und Science-Fiction) unter meinen Mehrteilern sind. Ich denke nicht.

Ich glaube, dass Mehrteiler in bestimmten Genres generell häufiger auftreten als in anderen. Mehrbändige Geschichten sind in der spekulativen Fiktion der Standard. Allein die Tatsache, dass ich jedes Mal verblüfft bin, wenn ich über einen Fantasy-Einzelband stolpere, spricht (entschuldigt das Wortspiel) Bände.

Außerdem gehe ich davon aus, dass das ein Trend ist, der für die Verhältnisse der Literatur relativ jung ist. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das vor 100, 200 oder auch 500 Jahren noch nicht so üblich war, wie es heute ist, und viele Bücher, die wir jetzt als Klassiker bezeichnen, deshalb Einzelbände sind – obwohl es natürlich auch Klassiker-Mehrteiler gibt, denkt nur an „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe.

Das hat selbstverständlich unter anderem marktdynamische Ursachen. Irgendjemand erkannte irgendwann, dass sich mit einer mehrbändigen Geschichte potenziell mehr Geld verdienen lässt als mit einer Geschichte, die in nur einem Band erscheint. Und obwohl ich die letzte bin, die frei von Kritik am Buchmarkt ist, kann ich nicht leugnen, dass ich das feiere, denn wenn diese Auswertung eines beweist, dann, dass ich Mehrteiler liebe und wahnsinnig anfällig für Fortsetzungsgeschichten bin.

Jugendliteratur

Die Anfälligkeit für Mehrteiler ist eine Tendenz, von der auch die Jugendliteratur enorm profitiert. Aber bin ich anfällig für Mehrteiler der Jugendliteratur? Um das zu beantworten, habe ich mir den Anteil meiner Young Adult-Mehrteiler angeschaut. Wie ich schon verraten habe, hatte ich eine Phase, in der ich sehr viele mehrteilige Dystopien konsumiert habe – die meisten waren Jugendbücher. Trotz dessen ist ihr Anteil von 30 % mit 85 Mehrteilern überschaubar. Ich denke, hier manifestiert sich, dass ich in den letzten Jahren doch lieber und häufiger erwachsene und All-Age-Literatur lese.

Was wir hingegen deutlich sehen, ist, dass die meisten Young Adult-Mehrteiler in meinem Regal Trilogien sind. Fast die Hälfte (41, 48 %) sind Dreiteiler, ein Drittel (28, 33 %) sind Reihen und der Rest (16, 19 %) sind Dilogien. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass diese Verteilung in meiner Bibliothek im Kleinen das Bild des Marktes im Großen repräsentiert. Zudem habe ich den Eindruck, dass Dilogien in der Jugendliteratur häufiger auftreten als in anderen Sparten.

Wirklich lange Reihen mit einer zweistelligen Bändeanzahl sind unter meinen Young Adult-Mehrteiler die Ausnahme. Ich besitze nur eine, die diese Bedingung erfüllt: die „Jojo“-Reihe von Hortense Ullrich. Sie umfasst 24 Bände, ich habe allerdings nur sieben Bände gelesen. Diese Reihe ist ein schönes Beispiel dafür, dass ich während meiner Vorbereitung der Auswertung hin und wieder sehr überrascht war, wie viele Bände mittlerweile erschienen sind, ohne dass ich es mitbekommen habe.

In diesem speziellen Fall löst das bei mir ganz viele unerwartete Emotionen aus, weil ich „Jojo“ irgendwie als Meilenstein auf meinem Weg zum Erwachsenwerden betrachte. Ich erinnere mich noch ganz genau daran, wie aufgeregt ich damals war, als endlich der siebte Band erschien, weil ich glaubte, es wäre der letzte. Danach habe ich mich nie wieder mit der Reihe beschäftigt; ich habe gar nicht erst versucht, herauszufinden, ob nicht doch noch Bände dazukommen könnte. Warum? Ich liebte die Reihe doch?

Nun, als dieser siebte Band Anfang 2003 rauskam, war ich 13 Jahre alt, wurde aber noch im selben Jahr 14. Ich denke, ich habe das Interesse verloren, weil ich mich plötzlich mitten in der Pubertät wiederfand und andere Dinge wichtiger wurden. Zur Einordnung: Ein Jahr später, 2004, habe ich mein erstes Punkfestival besucht. Meine Prioritäten verschoben sich, ich orientierte mich auch literarisch neu und „Jojo“ geriet in Vergessenheit. Ich bin ihr entwachsen und war innerhalb eines Jahres nicht mehr Teil der Zielgruppe.

Ich halte das für ganz natürlich, aber es erfüllt mich mit einer gewissen Sentimentalität, weil meine unbewusste Distanzierung von der Reihe ein so deutliches Symbol für meine persönliche Entwicklung ist. Selten lässt sich der Prozess des Erwachsenwerdens so klar ablesen wie an diesem Beispiel.

Die hohe Bändeanzahl von 24 bringt mich aber auch aus einem anderen Grund zum Lächeln. Obwohl ich nach dem siebten Band nicht weitergelesen habe, finde ich den Gedanken total schön, dass es Jojo weiterhin gab und sie andere junge Mädchen, darunter Generationen, die nach mir kamen, beim Aufwachsen begleitete, lange, nachdem ich bereits zu alt für die Reihe war. Und bevor ihr fragt: Nein, ich werde die 17 Bände, die ich nicht gelesen habe, nicht nachholen. 20 Jahre später erscheint mir das nicht sehr vielversprechend. 😉

Da die Auswahl meiner Young Adult-Mehrteiler in meiner Wahrnehmung stark mit meiner Dystopien-Phase verknüpft ist, habe ich die Genreverteilung in dieser Sparte ebenfalls überprüft. Ich wollte einfach wissen, ob sich hier ein anderes Bild ergibt und der Anteil der Science-Fiction überwiegt. Auf Subgenres habe ich dabei wieder verzichtet. Die Antwort lautet: Ja und Nein. Ja, es ergibt sich ein etwas anderes, ausgewogeneres Bild. Nein, die Science-Fiction ist dennoch nicht das häufigste Genre.

Wo immer ich gehe und stehe, die Fantasy ist mein treuster Begleiter. Auch innerhalb der Jugendliteratur führt sie das Feld mit 40 Mehrteilern an. Allerdings stellt sie damit „nur“ 47 %, was fast 20 Prozentpunkte weniger sind als in meiner Gesamtgenreverteilung. Die Science-Fiction – und damit auch die Dystopien – folgt erst an zweiter Stelle mit 33 Mehrteilern (39 %). Der Rest teilt sich in Krimi/Thriller/Horror (6 %), Realistische Fiktion (5 %), Historische Fiktion (2 %) und das Schlusslicht ist ein Kinderbuch-Mehrteiler (1 %, dabei handelt es sich wieder um „Jojo“). Unterm Strich spiegeln sich meine generellen literarischen Vorlieben also auch in meiner Auswahl von Jugendliteratur wider.

Settings

Das Setting einer Geschichte ist normalerweise eng mit dem Genre verknüpft. Fiktive Welten finden sich nicht in der Realistischen Fiktion und in ein real existierendes Land reisen Leser_innen literarisch eher nicht, wenn sie High Fantasy auswählen. Mich interessierte für diese Auswertung sehr, wie weit ich in der Welt mit meinen Mehrteilern herumgekommen bin. Natürlich trieb mich wie schon bei den Autor_innen der Wunsch nach literarisch-kultureller Vielfalt an. Also habe ich nachgeschlagen, wo die Geschichten meiner Mehrteiler jeweils spielen.

Ich kann euch sagen, das ist gar nicht so einfach. Manchmal wird nicht erwähnt, in welchem Land eine Geschichte stattfindet. Die Historische Fiktion ist in vielen Fällen in politischen Territorien verortet, die es heute nicht mehr gibt oder die heute zu anderen Staaten zählen. Andere Geschichten sind international und spielen an vielen Orten, in vielen Ländern. Ich habe ganz schön geschwitzt, als ich versucht habe, alle Sonderfälle sinnvoll zu erfassen.

Am Ende habe ich mich entschieden, nur für meine Top 3-Länder, internationale Geschichten und fiktive Settings Zahlen festzuhalten. Das klingt ein bisschen willkürlich, war aber tatsächlich die einfachste und nachvollziehbarste Option. Alle anderen Settings habe ich nur einmalig gezählt. So komme ich auf eine Gesamtsumme von 28 verschiedenen Handlungsorten für meine 282 Mehrteiler.

Auf der Weltkarte seht ihr alle realen Settings eingezeichnet, die ich definieren konnte. Die vollständige, alphabetische Liste aller 25 realen, erfassbaren Settings habe ich darunter ergänzt.

Handlungsorte meiner Mehrteiler
  • Australien

  • China

  • Deutschland

  • England

  • Frankreich

  • Griechenland

  • Irland

  • Italien

  • Japan

  • Kanada

  • Norwegen

  • Österreich

  • Peru

  • Rumänien

  • Russland

  • Sahara

  • Schottland

  • Schweden

  • Skandinavien

  • Sowjetunion

  • Spanien

  • Tschechien

  • Türkei

  • USA

  • Wales

Die allermeisten meiner Mehrteiler spielen zu irgendeinem Zeitpunkt der Handlung in den USA. Surprise, Surprise. Mit 109 Mehrteilern und 39 % stehen die Vereinigten Staaten unangefochten an der Spitze. Platz 2 nehmen mit 24 Geschichten (9 %) Mehrteiler ein, die in England stattfinden und Platz 3 ergattern mit 17 Geschichten (9 %) Mehrteiler, die in Deutschland verortet sind. Als international habe ich zwei Mehrteiler festgehalten.

Bei den fiktiven Settings habe ich zwischen Fantasy und Science-Fiction unterschieden, weil ich finde, dass man diese nicht zusammenfassen sollte. Es macht schließlich einen Unterschied, ob ein Mehrteiler in einem magischen Universum spielt oder es sich zum Beispiel um eine Kolonisierungsgeschichte handelt, in der Menschen von der Erde aus versuchen, einen neuen Planeten bewohnbar zu machen. Außerdem habe ich zwischen Mehrteilern unterschieden, die ausschließlich in einem fiktiven Setting stattfinden, und Mehrteilern, die nur teilweise in einem fiktiven Setting spielen. Verzichte ich auf diese Differenzierungen, kann ich 111 Mehrteiler (39 %) festhalten, deren Setting fiktiv ist.

97 (34 %) meiner Mehrteiler haben ein fiktives Fantasy-Setting. Die überwiegende Mehrheit (88 %) dieser Mehrteiler spielt ausschließlich in diesem fiktiven Setting. Auf alle Mehrteiler gerechnet sind das 30 %. Der Rest (12 %) schickt Leser_innen auf eine Reise von unserer Welt in die fiktive, hier sind es 4 % aller Mehrteiler.

Der Anteil fiktiver Science-Fiction-Settings ist deutlich geringer. Insgesamt sind es 14 Mehrteiler (5 %). Auch hier findet die Mehrheit (12, 86 %) ausschließlich in dem fiktiven Setting statt; in Relation zu allen meinen Mehrteilern sind das 4 %. Nur zwei Mehrteiler (14 %) haben dementsprechend ein gemixtes Science-Fiction-Setting, das ist gerade mal ein Prozent aller meiner Mehrteiler.

Obwohl ich mich folglich recht häufig in fiktiven Welten aufhalte, finde ich, dass die Weltkarte etwas variabler ausfällt als die zu den Herkunftsländern der Autor_innen. Nichtsdestotrotz wünsche ich mir, mehr Länder zu besuchen. Das ist für mich allerdings sehr schwer zu beeinflussen, weil der Handlungsort vor allem hinsichtlich realer Länder nicht zu meinen Auswahlkriterien zählt. Aber wer weiß, wohin mich meine literarischen Reisen in Mehrteilern künftig führen werden. Hoffentlich auch mal nach Afrika.

Bonusmaterial

Im Abschnitt zu meiner Methodik habe ich erklärt, dass ich Bonusmaterial wie zusätzliche Kurzgeschichten, Novellen, Hintergrundinformationen oder auch fiktive Interviews mit fiktiven Figuren (was ich persönlich immer überaus weird finde) gesondert behandelt und untersucht habe. Ich erkenne die Existenz dieses Materials an, kann mich aber nicht dazu durchringen, es als vollwertigen Bestandteil eines Mehrteilers zu werten.

Das hat damit zu tun, dass sich mir das Prinzip oft nicht erschließt. Warum werden diese Geschichten oder Informationen separat veröffentlicht? Wieso können sie nicht Teil eines vollwertigen Bandes sein? Noch dazu, weil ich dank Robert E. Howard erkannt habe, dass die meisten Kurzgeschichten diesen Titel streng genommen gar nicht verdienen, sondern eher zusätzliche Kapitel der Hauptgeschichte sind.

Cover des Buches 'Storm Front' von Jim Butcher

Aus dieser Verständnishürde könnt ihr wahrscheinlich bereits schlussfolgern, dass ich kein Fan davon bin und das Extrazeug meist nicht mal kaufe. Das belegen die Daten. Von meinen 282 Mehrteilern verfügen 122 (43 %) über Bonusmaterial. Ich habe aber nur von mickrigen 14 Mehrteilern (11 %) überhaupt Bonusmaterial gelesen. Mehr als zwei Kurzgeschichten oder ähnliches zu einem Mehrteiler habe in dieser Sparte noch nie gelesen, obwohl es Mehrteiler gibt, zu denen mehr Bonusmaterialien als vollwertige Bände erschienen sind.

Der Spitzenreiter ist Jim Butchers „The Dresden Files“-Reihe. Hierzu gibt es 36 Kurzgeschichten, Novellen und Zwischenbände – doppelt so viele wie vollwertige Bände. Und ja, da frage ich mich sofort wieder ratlos warum.

Wir sehen also, Bonusmaterial ist nicht mein Ding. Das ist fast ein bisschen paradox, weil das Konzept gerade in der Fantasy besonders beliebt zu sein scheint. 68 % der Mehrteiler mit Bonusmaterial in meiner Bibliothek zähle ich zur Fantasy. Dazu muss ich aber erneut darauf hinweisen, dass diese Zahl keine generelle Schlussfolgerung zulässt, weil der Anteil der Fantasy in meinem Regal grundsätzlich viel höher ist als der Anteil aller anderen Genres.

Cover des Buches 'Storm Front' von Jim Butcher

Ich glaube, ich mag Bonusmaterial auch deshalb nicht, weil die Veröffentlichung oft ziemlich wild ausfällt, keiner linearen Chronologie folgt und zum Teil völlig losgelöst vom Originalmehrteiler in irgendwelchen Anthologien erfolgt. Manchmal sind Kurzgeschichten ein Anhang eines vollwertigen Bandes, manchmal erscheinen sie gesammelt als eigener Zusatzband, manchmal einzeln und dann bevorzugt als E-Books. Mir ist das zu chaotisch; ich habe Schwierigkeiten, sie einzuordnen und es nervt mich, wenn ich extra recherchieren muss, um herauszufinden, wann genau ich eine zusätzliche Kurzgeschichte jetzt am besten in Relation zur Hauptreihe lese, um mich nicht versehentlich zu spoilern.

Aus all diesen Gründen war auch diese Auswertung kompliziert, denn wie zählt man dieses Zusatzmaterial? Gilt eine Sammlung mehrerer Kurzgeschichten zum selben Mehrteiler als eine Veröffentlichung oder muss jede Geschichte einzeln einbezogen werden? Ich bin danach gegangen, wie das Bonusmaterial erschienen ist und gekauft werden kann, ideal ist diese Lösung jedoch nicht.

Für meine Analyse ist sie allerdings ausreichend, weil sie die Quintessenz dennoch erfasst: Ich lese so gut wie kein Bonusmaterial und werde damit wahrscheinlich auch nicht plötzlich anfangen.

Zum Abschluss dieser Kategorie noch ein kleiner Funfact. Der längste Titel aller Veröffentlichungen meiner Mehrteiler gehört zu einem Zwischenband. Es ist mit 11 Worten „Biss zum ersten Sonnenstrahl: Das kurze zweite Leben der Bree Tanner“ von Stephenie Meyer. Die Novelle spielt zwischen dem dritten und vierten Band ihrer berühmt-berüchtigten „Twilight“-Reihe. Und natürlich ist der Titel nur so lang, weil der deutsche Carlsen Verlag für die Übersetzung offenbar unbedingt eine „Biss zum …“-Phrase aufnehmen wollte. Die gibt es im englischen Original nämlich nicht.

Cover des Buches 'Biss zum ersten Sonnenstrahl' von Stephenie Meyer

Angefangen, Abgebrochen und Abgeschlossen

Na, platzt ihr mittlerweile vor Ungeduld? Könnt ihr es nicht mehr abwarten, endlich zu erfahren, ob mehr Mehrteiler angefangen als abgeschlossen in meiner Bibliothek versauern? Keine Sorge. Das Warten hat ein Ende, wir haben den großen Höhepunkt und das phänomenale Finale dieser Auswertung erreicht. Jetzt reden wir über das Verhältnis von angefangenen, abgebrochenen und abgeschlossenen Mehrteilern in meinem Regal.

Vorher aber noch ein letzter Erklärungsabsatz. Ich mach es kurz, versprochen. Ich habe im Laufe meiner Analyse festgestellt, dass es mir selbst gegenüber unfair wäre, nicht zwischen angefangenen beendeten Mehrteilern und angefangenen fortlaufenden Mehrteilern zu unterscheiden. Ich kann einen Mehrteiler ja schlecht abschließen, wenn noch gar nicht alle Bände erschienen sind. Ich kann mich höchstens aktuell lesen, aber das gilt meiner Ansicht nach nicht als Abschluss. Darum habe ich den Anteil meiner angefangenen Mehrteiler zusätzlich nach diesem Kriterium aufgeschlüsselt. So. Jetzt aber.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr es mich freut, befriedigt und erleichtert, diese Verteilung schwarz auf weiß zu sehen. Jubel über Jubel, in meiner Bibliothek gibt es mehr abgeschlossene als angefangene Mehrteiler! 103 Dilogien, Trilogien und Reihen habe ich vollständig gelesen, das sind 37 % meiner 282 Mehrteiler. Meine 90 angefangenen Mehrteiler nehmen insgesamt 32 % ein, davon sind aber 14 % (13 Mehrteiler, 5 % aller meiner Mehrteiler) fortlaufend. Das heißt, eigentlich kann ich „nur“ (wenn man bei diesen Werten von „nur“ sprechen kann) 77 Mehrteiler zu Ende lesen, was 27 % entspricht.

89 Mehrteiler habe ich über die Jahre abgebrochen, was einen Anteil von 31 % ausmacht. Ich habe auch geprüft, nach wie vielen Bänden ich Mehrteiler meistens abbreche und kann berichten, dass ich in den allermeisten Fällen bereits nach dem ersten Band entscheide, ob ich den Mehrteiler weiterverfolgen möchte oder nicht. Nur ganz selten handelt es sich um einen späteren Band.

Bei einigen habe ich allerdings erst im Rahmen dieser Auswertung entschieden, ob ich weiterlesen möchte oder den Mehrteiler als Abbruch werte. Das hängt damit zusammen, dass ich wie gesagt manchmal nicht wusste, dass es weitere Bände gibt. Manche Mehrteiler hatte ich über all die Zeit auch schlicht vergessen und musste jetzt eine Entscheidung treffen. Das hat sich sehr reinigend angefühlt, wie ein Ausmisten, denn ich habe oft beschlossen, es gut sein zu lassen. Wenn ich eine Dilogie, Trilogie oder Reihe über viele Jahre nicht vermisse, nicht mehr an sie denke und auch kein Interesse daran hatte, ob es Folgebände gibt, kann ich sie auch einfach aussortieren.

Ich wollte darüber hinaus wissen, in welchem Genre ich am häufigsten abbreche. Tja. Meine literarischen Vorlieben haben hier wieder mal voll zugeschlagen. Selbstverständlich ist es die Fantasy, denn je öfter ich ein Genre lese, desto größer ist natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass ich Mehrteiler dieses Genres abbreche.

Sinnvoller war meine Frage, ob Abbrüche bei mir in der Jugendliteratur häufiger auftreten. Ich bin oft enttäuscht von Mehrteiler-Auftakten, die sich an eine junge Zielgruppe richten, weil sie unoriginell, vorhersehbar, melodramatisch, unlogisch und vieles mehr sind. Intuitiv hätte ich gesagt, auf jeden weitergelesenen und abgeschlossenen Young Adult-Mehrteiler kommen drei abgebrochene. Ja, so schlimm. Es beruhigt mich, dass es in der Realität nicht ganz so finster aussieht, doch ein starkes Argument für die Jugendliteratur ist diese Verteilung trotzdem nicht.

Die meisten meiner 85 Young Adult-Mehrteiler (35, 41 %) habe ich abgeschlossen. An zweiter Stelle kommen aber leider direkt die abgebrochenen Mehrteiler. Hier verzeichne ich 31, das sind 36 %. Mehr als ein Drittel. 19 Mehrteiler (22 %) habe ich angefangen. Interessanterweise gibt es in dieser Sparte bei mir übrigens keine fortlaufenden Mehrteiler, sie gelten alle als beendet.

Wir sehen also, dass ich in der Jugendliteratur Mehrteiler wirklich häufiger abbreche als im generellen Durchschnitt. Ich finde das schade, denn Young Adult-Romane müssen nicht unoriginell, vorhersehbar, melodramatisch, unlogisch und vieles mehr sein. Es gibt fantastische Mehrteiler für Jugendliche und junge Erwachsene. Da ich das weiß, werde ich nicht aufgeben und immer wieder nach den Juwelen in einem Meer der Austauschbarkeit suchen.

Nachdem ich nun offengelegt habe, wie die Verteilung aussieht, denkt ihr vielleicht „Mensch Elli, so groß ist der Unterschied zwischen Angefangen und Abgeschlossen jetzt aber nicht, hast du da nicht trotzdem ein schlechtes Gewissen?“

Nicht wirklich. Ich habe zwar den Eindruck, ich muss ein bisschen aufpassen, dass das Verhältnis nicht kippt und plötzlich doch mehr angefangene als abgeschlossene Mehrteiler in meiner Bibliothek stehen, im Großen und Ganzen fühle ich mich aber in meinen Lesegewohnheiten bestätigt. Es ist alles eine Frage der Perspektive.

Erinnert euch, ganz am Anfang dieses Beitrags habe ich geschrieben, dass mich das Gefühl verfolgt, Mehrteiler nie abzuschließen und ständig neue anzufangen. Das ist faktisch nicht korrekt, das beweisen die Zahlen. Das beruhigt mich enorm. Mir reicht es, dass es mehr abgeschlossene als angefangene Mehrteiler sind, weil ich nicht dachte, dass das der Fall wäre – wie groß oder klein die Differenz ist, ist für mich zweitrangig.

Also nein, kein (völlig unnötiges, irrationales) schlechtes Gewissen mehr. Allein dafür hat sich die Auswertung schon gelohnt. 😊

Fazit

Es war eine spannende Erfahrung, alle meine Mehrteiler noch einmal Revue passieren zu lassen. Viele hatte ich so gut wie vergessen. Das ist auch kein Wunder, schließlich sind Bücher dabei, die ich gelesen habe, als ich noch ein Kind war, zum Beispiel die „Anders“-Reihe von Wolfgang und Heike Hohlbein oder die bereits erwähnte „Jojo“-Reihe von Hortense Ulrich, die Teil der „Freche Mädchen – freche Bücher“-Sparte des Thienemann-Esslinger Verlags ist. Ich weiß, dass viele von euch ebenfalls mit diesen Romanen aufwuchsen und sie lieben.

An viele meiner Mehrteiler denke ich mit Wohlwollen und Begeisterung zurück, bei einigen bin ich jedoch auch in Lachen ausgebrochen, als ich mich daran erinnerte, wie schlecht sie waren. Das hat wirklich Spaß gemacht. Mit dem Abstand der Jahre ist jegliche Wut und Entrüstung über enttäuschende Leseerfahrungen verpufft. Ich fand es schön, meine unterschiedlichen, zahlreichen Erinnerungen noch einmal zu besuchen.

Die Ergebnisse dieser Auswertung haben auf mich dennoch eher geringe Auswirkungen. Mich haben die Zahlen und Daten aus Neugier interessiert, ich wollte keine Gründe sammeln, irgendetwas an meinem Leseverhalten zu ändern. Das Verhältnis Angefangen-Abgebrochen-Abgeschlossen zeigt mir, dass ich das auch nicht muss. Es ist alles in Ordnung, wie es ist.

Das Einzige, was mich wurmt, ist die fehlende kulturelle Vielfalt innerhalb meiner Mehrteiler, sowohl bezüglich der Herkunftsländer der Autor_innen als auch bezüglich der Handlungsorte der Geschichten. Mit letzterem werde ich wahrscheinlich leben müssen, weil ich darauf einfach nicht achte, wenn ich ein Buch auf meine Wunschliste setze. Dieses Kriterium einzuführen, wäre für mich völlig unnatürlich.

Ich kann mich hingegen genauer in der Welt umschauen, um neue Schriftsteller_innen zu entdecken. Ich kann Autor_innen aus Ländern recherchieren, deren Literaturszene ich noch nicht kenne. Tatsächlich denke ich, damit könnte ich sogar ein wertvolles Blogprojekt gestalten, denn meine Rechercheergebnisse zu teilen, käme anderen Leser_innen wie euch sicher ebenfalls zugute und den Autor_innen hilft die zusätzliche Aufmerksamkeit natürlich sowieso. Ich werde die Idee im Hinterkopf behalten und in den Tiefen meiner Hirnwindungen reifen lassen.

Ansonsten habe ich jetzt endlich die Datenbank, die mir hilft, in kommenden Jahresrückblicken das Verhältnis angefangener, abgebrochener und abgeschlossener Mehrteiler eines Jahres wirklich einordnen zu können. Ich plane, diese Excel-Tabelle, die die Quelle all dieser Analysen war, weiterzuführen und in Zukunft sorgfältig zu pflegen. Wer weiß, wann ich sie noch mal brauche. Vielleicht in 10 Jahren? 😉

Ich hoffe, ihr fandet diesen Zoom in mein Mehrteiler-Leseverhalten genauso spannend und interessant wie ich. Jetzt bleibt mir nur noch, mich zu bedanken.

Danke für 10 Jahre Treue. Danke für 10 Jahre Liebe, Unterstützung, Verständnis, Aufmunterung, Motivation und Lesebegeisterung. Wie ich letztes Jahr bereits sagte, der wortmagieblog bereichert mein Leben unheimlich und auch wenn es nicht immer leicht ist, finde ich dank euch stets aufs Neue diesen Funken in mir, ihn weiterzuführen. Jetzt sind es schon 10 Jahre. Wow. Einfach wow. Lasst uns heute feiern. Und ab morgen machen wir weiter. Auf die nächsten 10.

Alles Liebe,
Elli ❤️

Bewerte diesen Beitrag!