rund ums buch

Hallo ihr Lieben! 😊

Heute gibt es von mir ausnahmsweise mal keine Rezension (Ja ja, ich weiß, aber es ist doch Rezensionsdienstag, auf nichts kann man sich mehr verlassen!), sondern einen ganz speziellen Erfahrungsbericht. Die Geschichte, die ich euch heute erzähle, nahm ihren Anfang am 25. März 2019, an dem ich eine Mail meiner lieben Schwester im Geiste Marina erhielt. Euch ist sie vermutlich als DarkFairy von «Mein Senf für die Welt» bekannt. Darin erzählte sie mir, dass sie kurz vor der Vollendung einer neuen Geschichte stand. Das waren für mich keine überwältigenden Neuigkeiten, denn ich hatte in der Vergangenheit einige ihrer Werke gelesen und wusste, dass sie davon träumt, als Autorin veröffentlicht, reich und berühmt zu werden und vielleicht die Weltherrschaft an sich zu reißen (Muhahaha!). Neu war hingegen, dass sie dieses Mal ernst machen wollte. Sie wollte veröffentlichen und beschäftigte sich bereits mit verschiedenen „Print on Demand“-Angeboten. An mich trat sie heran, weil wir lange zuvor einen Pakt geschlossen hatten: sollte sie jemals ein Buch schreiben, das tatsächlich veröffentlicht würde, wäre ich eine der ersten, die es zu lesen bekämen. So bat mich Marina an diesem Tag im März ganz feierlich, ihre Testleserin zu sein.

Ich war völlig aus dem Häuschen und sagte begeistert zu. Hätte ich gewusst, wie lang der Rattenschwanz werden würde, der dieser gutgläubigen Bereitstellung meiner Zeit und meines Hirnschmalzes folgte, hätte ich es mir vielleicht noch einmal überlegt. Nein, das ist gelogen, ich hätte es trotzdem getan, weil Freunde das eben so machen. Es blieb nämlich nicht bei dem Status Testleserin. Marinas Projekt wurde auch zu meinem Projekt und deshalb möchte ich euch heute berichten, wie es dazu kam, dass mein Name im Impressum ihres Debütromans „Frei und nicht allein“ zu finden ist.

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Wenige Tage, nachdem ich meine Hilfe zugesagt hatte, erhielt ich von Marina die Rohfassung ihres Manuskripts. Damals lief die Geschichte noch unter dem Arbeitstitel „Wer Wind säht…“. Ich versprach, es mir vorzunehmen und anschließend meine Anmerkungen per Mail zu schicken. Ich wusste grob, dass sich die Geschichte um den eher unkonventionellen Elfen Nemus dreht, dessen Leben von einer Begegnung mit dem jungen Priester Quintin auf den Kopf gestellt wird. Ich ahnte allerdings nicht, dass Marina eine einwandfreie Romanze geschrieben hatte. Es sollte hinlänglich bekannt sein, dass ich mit romantischer Literatur eher wenig anfangen kann. Leider war „Wer Wind säht…“ keine Ausnahme. Ich konnte mich nicht damit anfreunden, dass das Manuskript die Liebesgeschichte zwischen Nemus und Quintin in den Mittelpunkt stellte. Egal, aus welchem Winkel ich es zu betrachten versuchte, ich landete immer wieder bei ihrer Romanze. Die erste Mail, die ich Marina auf ihre Nachfrage schickte, war demzufolge äußerst zerknirscht. Es tat mir leid, ihr sagen zu müssen, dass „Wer Wind säht…“ nicht meinem Geschmack entspricht und ich hätte eine Menge dafür gegeben, ein anderes Urteil fällen zu können, aber ich kam nicht an der Wahrheit vorbei und anlügen wollte ich sie nicht.

Verständlicherweise war Marina sehr enttäuscht, dass ich ihre Geschichte nicht mochte. All die Jahre hatten wir darüber gewitzelt, wie ähnlich wir uns gerade bezüglich unseres Literaturgeschmacks sind und ausgerechnet jetzt gingen unsere Meinungen auseinander. Dennoch sollte ich ihr meine Anmerkungen schicken. Ich zählte auf, was meiner Meinung nach inhaltlich verbessert werden müsste, ließ die Romanze jedoch außer Acht, weil ich es als unfair empfand, ihr meine prinzipiellen Schwierigkeiten mit dem Genre anzukreiden. Ich klickte auf Senden und wartete.

Mehrere Wochen hörte ich nichts von Marina. Irgendwann wurde ich unruhig und begann, mir Sorgen zu machen. Kritik unter Freund_innen ist heikel. Ich hatte mich natürlich um Konstruktivität bemüht, fragte mich nun aber doch, ob ich den Bogen überspannt hatte. Hatte ich unsere Freundschaft beschädigt? War ich zu ehrlich? Glücklicherweise ist Marina keine kleingeistige oder nachtragende Person. Etwa 3 Wochen nach unserem letzten Austausch meldete sie sich und bedankte sich für meine Anmerkungen, die sie nun einarbeiten wollte. Sie gestand, dass sie Zeit brauchte, um mit meiner Kritik umzugehen, Konstruktivität hin oder her. Sie respektierte, dass „Wer Wind säht…“ nicht meinen Vorlieben entsprach. Sie nahm es mir weder übel noch wertete sie mein Urteil als persönlichen Angriff. Stark. Ganz stark. Sie bat mich, ihr mit dem Klappentext zu helfen, weil sie ihre eigene Version furchtbar fand und fragte mich nach meiner Meinung zum Arbeitstitel. Ich war unheimlich erleichtert (Doch keine Freundschaft ruiniert!) und schusterte aus dem Stegreif einen Vorschlag für den Klappentext zusammen, der ihr prompt besser gefiel. Über den Titel diskutierten wir ein wenig, weil er mir nicht aussagekräftig genug war und ich – wie sich herausstellte – die inhaltliche Anspielung nicht verstand. Wir einigten uns, dass sie ihn beibehalten wollte, dafür allerdings eine Textstelle einarbeiten würde, die einen deutlicheren Bezug herstellte. Gemeinsam dokterten wir noch etwas am Klappentext herum, bis wir beide zufrieden waren.

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Ich kann mich nicht erinnern, dass wir im Vorfeld explizit darüber gesprochen hätten, dass ich eine Korrektur ihrer Rechtschreibung und Grammatik vornehmen würde. Ich nahm das einfach an, denn für mich gehört das zum Testlesen dazu. Ende April wollte Marina damit allerdings noch warten, weil sie an einem Gewinnspiel teilnahm, das ein professionelles Korrektorat in Aussicht stellte. Leider gewann sie diesen Preis nicht, deshalb erhielt ich Anfang Mai die erste überarbeitete 95-seitige Version von „Wer Wind säht…“ mit der Bitte um eine Rechtschreib- und Grammatikprüfung. Motiviert, mein Versprechen einzuhalten, setzte ich mich sofort ran. Nach den ersten Stunden dämmerte es mir, wie viel Arbeit ich mir da eingebrockt hatte. Ich schickte eine Mail raus, in der ich Marina einen Zwischenstand übermittelte und ihr berichtete, dass ich Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck korrigieren würde. Letzteren wollte ich lediglich zurückhaltend anfassen, um ihre individuelle Stimme als Autorin nicht zu beeinträchtigen, empfand es jedoch als unvermeidlich, sie darauf hinzuweisen, wenn sie sich in ihrer Wortwahl wiederholte oder ähnliches. Ich schätzte, dass der gesamte Prozess einige Tage dauern würde.

Am Ende schrieb ich über 400 Kommentare an ihr Manuskript. Als ich fertig war, brannten meine Augen und mein Hirn war Matsch. Ich lernte, dass die Arbeit des Korrektorats und Lektorats unfassbar anstrengend ist. Ich musste beim Lesen extrem aufmerksam sein und mich stark konzentrieren, um keine Fehler zu übersehen. Es ist eine völlig andere Situation als die normale Lektüre eines Buches, während der das Hirn potenzielle Mängel in Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck praktischerweise einfach ignoriert und überliest, solange sie nicht zu drastisch sind. Diesen Luxus konnte ich mir nicht erlauben, wollte ich Marina eine weitgehend fehlerfreie Version zurückschicken. Außerdem wollte ich Fehler nicht einfach nur markieren, sondern auch erklären, wieso ein Wort zum Beispiel zusammengeschrieben wird. Dafür musste ich viele Regeln noch einmal gegenchecken, denn Rechtschreibung und Grammatik funktionieren für mich meist komplett intuitiv. Ich weiß, wie man sie beachtet, aber ich weiß schon lange nicht mehr, warum. Dadurch brauchte ich natürlich länger. Hinzu kommt, dass es gar nicht so leicht ist, sich bezüglich des Ausdrucks so weit zurückzunehmen, dass man nicht das gesamte Manuskript völlig verändert. Ich musste mich immer wieder daran erinnern, dass es Marinas Text ist, nicht meiner und ich dementsprechend kein Recht hatte, ihr meine Formulierungen aufzudrängen. Ich durfte nur dann aktiv werden, wenn ihre eigenen Formulierungen den Lesefluss beeinträchtigten oder um diese aufzupolieren, beispielsweise durch die Verwendung von Synonymen.

Solltet ihr nun durch die Anzahl meiner Kommentare den Eindruck haben, Marina hätte niemals am Deutschunterricht teilgenommen, muss ich sie direkt in Schutz nehmen. Die meisten ihrer Fehler waren systematischer Natur. Das heißt, schrieb sie ein Wort einmal getrennt, das eigentlich zusammengehört, zog sie das konsequent durch. Das Prinzip kennt ihr sicher als „Folgefehler“ aus der Mathematik. Präfixe und Kommata waren die häufigsten Anlässe für meine Anmerkungen. Am Schluss notierte ich noch ein paar grundsätzliche Punkte, darunter waren die Verwendung von Füllwörtern, der Gebrauch unnötig umständlicher Formulierungen und das Sprachniveau in den Dialogen. Erschöpft und selbstzufrieden schickte ich die erste Korrektur ab – 5 Tage, nachdem ich das Manuskript erhalten hatte.

Ich wusste bereits, als ich die erste Korrektur fertigstellte, dass es nicht die letzte sein würde. Mir war klar, dass mir ein paar Fehler durchgerutscht waren und so durchliefen wir insgesamt fünf Korrekturschleifen, bis wir beide glaubten, dass alles weitere nur noch Haarspalterei wäre. Glücklicherweise waren alle Durchläufe nach diesem ersten weniger aufwendig. Die Kommentare wurden mit jedem Mal weniger. Den Arbeitstitel „Wer wind säht…“ konnte Marina bedauerlicherweise nicht beibehalten, weil sie herausfand, dass es ein Buch von Nele Neuhaus mit diesem Titel gibt. Wir diskutierten Alternativen, ich schlug die (meiner Ansicht nach immer noch epische) Variante „Liebe in Zeiten von Fleischpasteten“ vor und schlussendlich legte sich Marina auf „Frei und nicht allein“ fest. Sie besuchte mich in Berlin und gemeinsam bestaunten wir den Coverentwurf, den eine Freundin für sie angefertigt hatte. In dieser Zeit kam natürlich auch mal das Leben dazwischen (der Schlawiner), mein Laptop und ich hatten einen Kaffeeunfall und Marina verlängerte das Manuskript um weitere Kapitel (Ich gebe zu, heimlich habe ich ein bisschen mit ihr geschimpft – aber nicht doll), bis es 248 Seiten umfasste – mehr als das Doppelte der ursprünglichen Version. Auf diese Weise hatten wir bereits Anfang August, als ich endlich die gesegneten Worte las, dass es nun genug war.

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Während der Korrekturschleifen fragte mich meine Mutter, ob es für mich nicht schwierig sei, ein Buch zu korrigieren und lektorieren, dessen Geschichte mir nicht zusagte, schließlich müsste ich es wieder und wieder lesen. Ich war verblüfft, antworten zu können, dass mir das tatsächlich überhaupt nichts ausmachte. Mit der Geschichte an sich setzte ich mich ja nicht auseinander, sondern mit ihren Bausteinen. Ich erreichte beim Korrekturlesen eine andere Ebene, die viel elementarer ist als mein gewöhnliches Erleben eines Buches. Ich beschäftigte mich mit Worten, Sätzen und manchmal Szenen, nicht mit dem, was Marina erzählen wollte. Ich begann, mich wirklich für meine Aufgabe zu erwärmen, hatte Spaß und entwickelte den Ehrgeiz, aus „Frei und nicht allein“ das Maximum herauszuholen. Ich wollte das Manuskript polieren, bis es quietscht, damit es Leser_innen, deren Vorlieben anders ausgeprägt sind als meine, den größtmöglichen Lesespaß bereitet.

Nachdem wir die Geschichte von (mutmaßlich) allen Fehlern befreit hatten, bat mich Marina noch, ihre Autorinnenbiografie, das Nachwort und die Danksagung zu korrigieren. Selbstverständlich habe ich auch das getan. Sie bereitete mich darauf vor, dass ich in der Danksagung einen geschwärzten Abschnitt vorfinden würde. Ich ahnte, dass sie diese Zensur vorgenommen hatte, damit ich ihre Dankesworte an mich erst mit Erscheinen des Buches lesen konnte. Ich wäre beinahe geplatzt vor Neugier. Während dieses Feinschliffs suchten wir darüber hinaus ein Foto von Marina aus, das neben ihrer Biografie abgedruckt werden sollte. Gedruckt. Die Tragweite dieses Wortes für das Projekt „Frei und nicht allein“ wurde mir mit einem Schlag bewusst. Nicht mehr lange und Marina würde ihr erstes richtiges Buch in den Händen halten, so ganz echt und physisch. Andere Menschen würden es lesen und hoffentlich lieben. Vage kam mir der Gedanke, dass diese fremden Menschen jeden Fehler, den ich beim Korrigieren übersehen hatte, finden könnten. Zum Glück war ich schon immer mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein gesegnet, was meine Sicherheit im Umgang mit der deutschen Sprache betrifft. Ich ließ die Möglichkeit, mich gründlich zu blamieren, gar nicht erst Gestalt annehmen.

Das war auch gut so, denn wenige Tage nach meiner Korrektur von Biografie, Nachwort und Danksagung überraschte mich Marina per WhatsApp mit einem Foto ihres Probedrucks. Sie hatte das Impressum fotografiert. Da stand mein Name, hinter dem Punkt Lektorat/Korrektorat! Mein Name in einem Buch! Ich freute mich riesig und konnte es gar nicht fassen.
Wir fanden beide, dass der Probedruck gut aussah. Nun stand es fest. „Frei und nicht allein“ würde in den Druck gehen und veröffentlicht werden.

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„Frei und nicht allein“ erschien am 24. August über Epubli. Dabei handelt es sich nicht um ein traditionelles Verlagshaus, sondern um einen „Print on Demand“-Anbieter, das heißt, jedes Buch wird erst auf Bestellung gedruckt, was die Investitionskosten für Selfpublisher wie Marina überschaubar hält. Trotzdem ist es im VLB gelistet, im Verzeichnis lieferbarer Bücher (davon hatte ich noch nie gehört, bevor mich Marina, die ja zufällig auch Buchhändlerin ist, aufklärte), weshalb es wie gewöhnlich über den Buchhandel geordert werden kann. Bis zum Amazonas hat es „Frei und nicht allein“ auch geschafft, niemand muss hier – Schreck lass nach – das Haus verlassen, um Marinas Debüt lesen zu können.

Ich bin unglaublich stolz darauf, was Marina, ich und alle anderen lieben Menschen, die an der Entstehung von „Frei und nicht allein“ beteiligt waren, geschafft haben. Der Löwenanteil des Lobes gebührt natürlich der Autorin, nicht nur für das Schreiben an sich, sondern auch für die Organisation dieses Projektes, mit dem sie sich einen Traum erfüllt. Ich habe gewaltigen Respekt vor ihr, weil sie sich von Selbstzweifeln, Arbeitspensum und organisatorischen Hürden nicht aufhalten ließ. Marina glaubte an „Frei und nicht allein“ und an sich selbst, nur deshalb habe ich heute ein Taschenbuchexemplar in meinem Regal stehen. Das ist gelinde gesagt beeindruckend. Sie hat etwas vollbracht, wovon viele lediglich fantasieren. Ich verneige mich in Ehrfurcht und fühle mich geehrt, dass ich ein Teil ihres Traums sein durfte.

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Ich kann „Frei und nicht allein“ nicht für euch rezensieren. Ich habe jegliche Objektivität bereits vor Monaten weit hinter mir gelassen. Wenn sie denn überhaupt jemals existierte, schließlich bin ich mit Marina befreundet. Ihr werdet mir einfach glauben müssen, dass wir gemeinsam das Beste aus der Geschichte herausgeholt haben. Ich bin fest überzeugt, dass das Buch Leser_innen, die sich für Romanzen begeistern können, eine schöne, unterhaltsame Zeit beschert. Für alle, deren Interesse jetzt geweckt ist, hier das offizielle Cover und der Klappentext:

Frei und nicht allein

Nemus ist kein typischer Elf. Er trinkt, er spielt, er hurt. Gemeinsam mit seiner Partnerin Silva stiehlt er alles, was nicht niet- und nagelfest ist und ihm ist völlig egal, was andere davon halten. War es zumindest immer.
Bis er dem jungen Priester Quintin begegnet. Hals über Kopf verliebt er sich in ihn…

Bestellen

Über den Bestellen-Link gelangt ihr auf Marinas Website, dort findet ihr alle Informationen, wie ihr „Frei und nicht allein“ ordern könnt.
Die Erfahrung, am Entstehen eines echten Buches beteiligt gewesen zu sein, hat mein Leben unheimlich bereichert. Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Bericht einen interessanten Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Fragen beantworte ich natürlich gern und falls gewünscht, stelle ich auch den Kontakt zu Marina her, zum Beispiel, wenn ihr darüber nachdenkt, ein Rezensionsexemplar anzufragen.

Oh, und die geschwärzte Danksagung? Ich hatte Pipi in den Augen.
Alles Liebe,
Elli ❤️

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