Hallo ihr Lieben! :)

Das neue Jahr ist bereits in vollem Gange, die ersten Bücher sind gelesen und die Tage werden langsam wieder länger – allerhöchste Zeit, noch schnell einen Blick zurückzuwerfen. Es ist Zeit für meinen Jahresrückblick 2021! Dieses Jahr hat die Zusammenstellung erneut etwas länger gedauert, denn es ist das erste Mal, dass ich mein Resümee auf dem neuen wortmagieblog veröffentliche. Irgendwie fühlt sich das sehr bedeutsam an, als würde ich erst jetzt richtig durchstarten.

Da ich auf dem Blog nun mit einem Pagebuilder arbeite, konnte ich darauf verzichten, aufwendig Infografiken zu basteln. Stattdessen verwende ich die Diagramm-Module, die praktischerweise direkt integriert sind. Dieses Jahr hat mir das keine Arbeit erspart, weil ich erst lernen musste, welche Einstellungsmöglichkeiten vorhanden sind und was gut aussieht, aber künftig dürfte es vieles leichter machen.

Deshalb gibt es nun keine detailreich gestalteten Folien mehr für den Jahresrückblick, sondern schlichte, übersichtliche Diagramme, die sich wunderbar an den Text meiner Interpretationen anschmiegen. Die verspielten Grafiken der Vergangenheit passen nicht zum neuen Design des Blogs. Ich trauere ihnen nicht nach, denn ich mag den aufgeräumten, erwachsenen Look. Außerdem freut es mich, dass meine Daten nun auch auslesbar sind, was für die Sichtbarkeit meines Blogs wichtig ist.

Für euch haben die Diagramme den großen Vorteil, dass ihr euch Tooltips anzeigen lassen könnt. Wenn ihr mit der Maus über den Diagrammen schwebt, werden weitere Informationen eingeblendet. Auf die meisten dieser Daten gehe ich im Begleittext ein, doch manchmal möchte man Zahlen ja isoliert vor Augen haben. Ich hoffe, dass euch diese Spielerei genauso gut gefällt wie mir. :)

Der Aufbau des Jahresrückblicks hat sich hingegen nicht verändert. Er ist wie immer zweigeteilt. Im ersten Part beschäftigen wir uns mit den harten Fakten meines vergangenen Lesejahrs und nehmen eine statistische Auswertung vor. Dafür habe ich neun Kategorien untersucht, aufgeschlüsselt und eingeordnet. Zusätzlich zur optischen Aufbereitung mit den erwähnten Diagrammen analysiere ich die Daten für euch, schlussfolgere, was sie über mich und mein Leseverhalten aussagen und ziehe den Vergleich zu früheren Jahren.

Im zweiten Part machen wir es uns dann gemütlich, schnappen uns das Popcorn und wagen einen emotionalen Jahresrückblick. Dafür nutze ich wie immer das Formular von Martina Bookaholics, das sie selbst zwar gar nicht mehr nutzt, meiner Ansicht nach aber weiterhin die beste Option darstellt, das Jahr angemessen Revue passieren zu lassen. Es besteht aus 30 Fragen, die ich bestmöglich beantworte – natürlich voller Anekdoten und Überlegungen, die mich seit der Lektüre der Bücher beschäftigen. Zum Abschluss gibt es dann noch ein kleines (oder größeres *hüstel*) Fazit und schon sind wir durch.

Habt ihr Lust, euch noch einmal ins Jahr 2021 zurückzudenken? Dann lehnt euch zurück, bringt eure Sitze in eine bequeme Position und begleitet mich in die vergangenen Monate, um herauszufinden, ob es literarisch erfolgreiches Jahr für mich war oder nicht!

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Gleich zu Beginn meines Jahresrückblicks 2021 steht ein Elefant im Raum, der sich schwer ignorieren lässt. Also lasst uns diesen Elefanten direkt aus dem Weg räumen. Ich habe 2021 deutlich weniger gelesen als in allen Jahren zuvor, sowohl bezüglich der Buch- als auch der Seitenanzahl. 71 Bücher und 30.573 Seiten – das schwächste Ergebnis, das ich je dokumentiert habe. Im Vergleich zu 2020 sind es neun Bücher und 5.732 Seiten weniger.

Gleich zu Beginn meines Jahresrückblicks 2021 steht ein Elefant im Raum, der sich schwer ignorieren lässt. Also lasst uns diesen Elefanten direkt aus dem Weg räumen. Ich habe 2021 deutlich weniger gelesen als in allen Jahren zuvor, sowohl bezüglich der Buch- als auch der Seitenanzahl. 71 Bücher und 30.573 Seiten – das schwächste Ergebnis, das ich je dokumentiert habe. Im Vergleich zu 2020 sind es neun Bücher und 5.732 Seiten weniger.

Ich möchte mich dafür nicht rechtfertigen, denn dazu besteht kein Anlass. Der Erfolg eines Lesejahrs lässt sich nicht durch quantitative Daten messen.

Ich möchte mich dafür nicht rechtfertigen, denn dazu besteht kein Anlass. Der Erfolg eines Lesejahrs lässt sich nicht durch quantitative Daten messen; die reine Anzahl meiner gelesenen Lektüre sagt wenig darüber aus, ob ich 2021 als erfolgreich empfand. Dennoch drängt sich natürlich eine Frage auf: Wie konnte das passieren? Einen solch drastischen Einbruch muss ich einordnen, selbst wenn Entschuldigungen unnötig sind.

Im Jahresrückblick 2020 habe ich euch davon berichtet, dass ich mein Leben neu ausgerichtet habe. Diesen Beitrag habe ich am 19. Januar 2021 veröffentlicht. Damals arbeitete ich gerade knapp zwei Monate in meinem neuen Job in einer Kommunikationsagentur. Mittlerweile bin ich über ein Jahr dort, habe mein Traineeship erfolgreich abgeschlossen und wurde übernommen. Dementsprechend sind die enormen Veränderungen, die ich Ende 2020 für mich angestoßen habe, erst 2021 voll in Kraft getreten und haben meinen Alltag komplett umgekrempelt.

Anfang des Jahres konnte ich noch gar nicht abschätzen, wie gravierend sich meine berufliche Weiterentwicklung auf mein Privatleben auswirken würde. Nichts ist geblieben, wie es war. Nicht einmal mein täglicher Rhythmus – ich kam aus einem Schichtbetrieb mit Nachtarbeit in ein schichtfreies System mit Gleitzeit. Ich habe jetzt geregelte Arbeitszeiten, keine Dienstpläne mehr und stehe jeden Tag (bzw. vier Tage pro Woche, ich arbeite nur 32 Stunden) zur selben Zeit auf.

So sehr ich das zu schätzen weiß, es ist einfach eine Tatsache, dass ich innerhalb des Schichtsystems mehr Freizeit hatte und in meinem Tagesablauf mehr Zeitfenster zum Lesen schaffen konnte. Ein Grund dafür, dass ich 2021 weniger gelesen habe, ist also der reine Zeitfaktor.

Dieser wird jedoch nicht nur von meiner Regelarbeitszeit beeinflusst. So paradox es klingt, im Schichtsystem war mein Alltag berechenbarer. Ich habe tendenziell selten Überstunden gemacht. Es gab natürlich Tage, an denen sie notwendig waren und wenn sie zustande kamen, waren sie häufig enorm. Aber im Großen und Ganzen konnte ich meist planmäßig Feierabend machen. Das ist jetzt anders.

In der Agentur werden Überstunden nicht allzu gern gesehen, doch da in unserer Branche kein Tag wie der vorherige ist, oft Unerwartetes bereithält und ich mein Arbeitspensum immer der aktuellen Lage anpassen muss, mache ich jetzt öfter Überstunden als früher, die meine potenzielle Lesezeit selbstverständlich verkürzen.

Dazu kommt der Faktor Homeoffice. Obwohl die Corona-Pandemie bereits in vollem Gange war, als ich noch bei Axel Springer gearbeitet habe, kannte ich mobiles Arbeiten damals überhaupt nicht. Mittlerweile arbeite ich mindestens zwei Tage pro Woche von zu Hause aus und ich erlebe genau die Effekte, von denen viele berichten. Zu Hause mache ich oft keine Mittagspause. Ich weiß, ich weiß, das ist nicht gut, ich sollte eigentlich – ist mir bewusst. Aber wenn ich im Flow bin, bin ich im Flow.

Die Agentur schreibt das Zeitfenster für unsere Mittagspause grob vor, damit wir für Kund_innen in berechenbaren Zeiträumen erreichbar sind. Es passiert mir jedoch immer wieder, dass ich aus meinem Flow auftauche und feststelle, dass ich das Zeitfenster verpasst habe. Und dann denke ich meistens „Ach, auch egal, arbeitest du halt weiter“. Ich hole mir einen Snack, mache weiter und habe die Mittagspause nicht zum Lesen genutzt, was ich sonst tue.

Ein weiterer Aspekt ist meine Beziehung zu meinen Kolleg_innen. Früher habe ich meine Pausen allein verbracht (es ging auch gar nicht anders) und bin nach Feierabend direkt heim gefahren (gegen Mitternacht hatte niemand noch Lust auf ein Feierabendbier). Außerhalb meiner Arbeitszeiten hatte ich nur Kontakt zu meinen Kolleg_innen, wenn es um die Organisation von Vertretungen ging. Ich habe mich nicht privat mit ihnen getroffen. Das hat sich ebenfalls verändert.

Ich mag mein Team und ich verbringe gern Zeit mit ihnen. Wenn ich vor Ort in der Agentur arbeite, gestalten wir unsere Mittagspausen gemeinsam und soweit es die Corona-Beschränkungen erlauben, kommen wir auch nach Feierabend gern noch mal zusammen, um den Tag ausklingen zu lassen. Manchmal komme ich erst sehr spät nach Hause und habe dann natürlich keine Zeit mehr, noch stundenlang auf der Couch zu lesen.

All diese Facetten meines veränderten Berufsleben führen für sich genommen schon dazu, dass ich weniger Zeit zum Lesen habe. Emotional wirkt sich meine neue Situation allerdings ebenfalls aus. Im vergangenen Jahr wurde ich beinahe jeden Tag mit neuen Eindrücken konfrontiert, habe enorm dazugelernt und musste mich damit arrangieren, dass der Agenturalltag vor allem unberechenbar ist. Um mal ein Klischee zu bedienen: Ich habe mich 2021 voll und ganz auf meine Karriere konzentriert. Dadurch hatte ich mental und emotional weniger Kapazitäten zur Verfügung, um meinen Kopf mit Geschichten zu füllen.

Und weil das alles noch nicht genug war, habe ich 2021 auch noch entschieden, den wortmagieblog umzuziehen. Ich muss nicht noch mal betonen, wie viel Arbeit das war – das habt ihr live mitbekommen. Es war so viel Arbeit, dass ich das Schreiben von Rezensionen einstellen musste. Meine To-Do-Liste platzte aus allen Nähten, weil ich mir in den Kopf gesetzt hatte, den Umzug unbedingt 2021 über die Bühne bringen zu müssen. Ich erlaubte mir nur sehr selten Tage, an denen ich gar nicht oder nur wenig am Blog herumwerkelte. Ich weiß nicht mehr, wann ich zuletzt einen ganzen Tag gelesen habe, weil noch immer so viel zu tun ist.

Ihr seht, 2021 war für mich ein außerordentlich aufregendes, abenteuerliches, abwechslungsreiches und forderndes Jahr. Trotz all der positiven Erfahrungen, die ich sammeln durfte, habe ich den Eindruck, dass mir bezüglich des Lesens der Groove abhanden kam. Das ist per se gar nicht schlimm und war wahrscheinlich sogar zu erwarten, aber jetzt fängt es an, mich zu nerven. Das hat nichts mit meinen Zahlen aus 2021 zu tun, sondern nur damit, dass mir das Lesen fehlt. Es fehlt mir, diese Zeitfenster für mich selbst zu schaffen und ganz in wundervollen Geschichten zu versinken.

Ich möchte 2022 wieder mehr lesen, vor allem möchte ich das Lesen aber wieder anders wahrnehmen. Ich möchte mich besser konzentrieren können, Gedanken an die Arbeit und den Blog schneller loslassen und in meinen Büchern wieder den Rückzugsort vollkommenen Friedens finden, der sie immer für mich waren. Es geht nicht um Zahlen oder Ergebnisse – es geht um Emotionen.

Wenn mir das gelingt, ist es absolut irrelevant, ob ich beim Rückblick auf 2022 erneut feststelle, dass ich weniger gelesen habe. Mir ist bewusst, dass die Möglichkeit besteht, dass ich mich mit einem neuen Standard abfinden muss. Es könnte sein, dass 2021 kein Ausreißerjahr ist, sondern der Auftakt einer neuen Etappe in meiner Lesekarriere. Eventuell muss ich meine Ansprüche herunterschrauben und noch besser darauf achten, keinen Erfolgsdruck aufkommen zu lassen. Vielleicht werden durchschnittlich 70 Bücher pro Jahr die neue Normalität.

Ich arbeite bereits daran, diese Möglichkeit zu akzeptieren. Es ist nicht leicht, meinen Ehrgeiz zum Schweigen zu bringen, aber es hilft mir, dass ich ganz genau weiß, wie wenig die Qualität eines Lesejahrs von harten Zahlen abhängt. Ich weiß es – und ich kann es in den folgenden Statistiken sehen.

Die reine Anzahl meiner gelesenen Lektüre sagt wenig darüber aus, ob ich 2021 als erfolgreich empfand. Dennoch drängt sich natürlich eine Frage auf: Wie konnte das passieren? Einen solch drastischen Einbruch muss ich einordnen, selbst wenn Entschuldigungen unnötig sind.

Im Jahresrückblick 2020 habe ich euch davon berichtet, dass ich mein Leben neu ausgerichtet habe. Diesen Beitrag habe ich am 19. Januar 2021 veröffentlicht. Damals arbeitete ich gerade knapp zwei Monate in meinem neuen Job in einer Kommunikationsagentur. Mittlerweile bin ich über ein Jahr dort, habe mein Traineeship erfolgreich abgeschlossen und wurde übernommen. Dementsprechend sind die enormen Veränderungen, die ich Ende 2020 für mich angestoßen habe, erst 2021 voll in Kraft getreten und haben meinen Alltag komplett umgekrempelt.

Anfang des Jahres konnte ich noch gar nicht abschätzen, wie gravierend sich meine berufliche Weiterentwicklung auf mein Privatleben auswirken würde. Nichts ist geblieben, wie es war. Nicht einmal mein täglicher Rhythmus – ich kam aus einem Schichtbetrieb mit Nachtarbeit in ein schichtfreies System mit Gleitzeit. Ich habe jetzt geregelte Arbeitszeiten, keine Dienstpläne mehr und stehe jeden Tag (bzw. vier Tage pro Woche, ich arbeite nur 32 Stunden) zur selben Zeit auf.

So sehr ich das zu schätzen weiß, es ist einfach eine Tatsache, dass ich innerhalb des Schichtsystems mehr Freizeit hatte und in meinem Tagesablauf mehr Zeitfenster zum Lesen schaffen konnte. Ein Grund dafür, dass ich 2021 weniger gelesen habe, ist also der reine Zeitfaktor.

Dieser wird jedoch nicht nur von meiner Regelarbeitszeit beeinflusst. So paradox es klingt, im Schichtsystem war mein Alltag berechenbarer. Ich habe tendenziell selten Überstunden gemacht. Es gab natürlich Tage, an denen sie notwendig waren und wenn sie zustande kamen, waren sie häufig enorm. Aber im Großen und Ganzen konnte ich meist planmäßig Feierabend machen. Das ist jetzt anders.

In der Agentur werden Überstunden nicht allzu gern gesehen, doch da in unserer Branche kein Tag wie der vorherige ist, oft Unerwartetes bereithält und ich mein Arbeitspensum immer der aktuellen Lage anpassen muss, mache ich jetzt öfter Überstunden als früher, die meine potenzielle Lesezeit selbstverständlich verkürzen.

Dazu kommt der Faktor Homeoffice. Obwohl die Corona-Pandemie bereits in vollem Gange war, als ich noch bei Axel Springer gearbeitet habe, kannte ich mobiles Arbeiten damals überhaupt nicht. Mittlerweile arbeite ich mindestens zwei Tage pro Woche von zu Hause aus und ich erlebe genau die Effekte, von denen viele berichten. Zu Hause mache ich oft keine Mittagspause. Ich weiß, ich weiß, das ist nicht gut, ich sollte eigentlich – ist mir bewusst. Aber wenn ich im Flow bin, bin ich im Flow.

Die Agentur schreibt das Zeitfenster für unsere Mittagspause grob vor, damit wir für Kund_innen in berechenbaren Zeiträumen erreichbar sind. Es passiert mir jedoch immer wieder, dass ich aus meinem Flow auftauche und feststelle, dass ich das Zeitfenster verpasst habe. Und dann denke ich meistens „Ach, auch egal, arbeitest du halt weiter“. Ich hole mir einen Snack, mache weiter und habe die Mittagspause nicht zum Lesen genutzt, was ich sonst tue.

Ein weiterer Aspekt ist meine Beziehung zu meinen Kolleg_innen. Früher habe ich meine Pausen allein verbracht (es ging auch gar nicht anders) und bin nach Feierabend direkt heim gefahren (gegen Mitternacht hatte niemand noch Lust auf ein Feierabendbier). Außerhalb meiner Arbeitszeiten hatte ich nur Kontakt zu meinen Kolleg_innen, wenn es um die Organisation von Vertretungen ging. Ich habe mich nicht privat mit ihnen getroffen. Das hat sich ebenfalls verändert.

Ich mag mein Team und ich verbringe gern Zeit mit ihnen. Wenn ich vor Ort in der Agentur arbeite, gestalten wir unsere Mittagspausen gemeinsam und soweit es die Corona-Beschränkungen erlauben, kommen wir auch nach Feierabend gern noch mal zusammen, um den Tag ausklingen zu lassen. Manchmal komme ich erst sehr spät nach Hause und habe dann natürlich keine Zeit mehr, noch stundenlang auf der Couch zu lesen.

All diese Facetten meines veränderten Berufsleben führen für sich genommen schon dazu, dass ich weniger Zeit zum Lesen habe. Emotional wirkt sich meine neue Situation allerdings ebenfalls aus. Im vergangenen Jahr wurde ich beinahe jeden Tag mit neuen Eindrücken konfrontiert, habe enorm dazugelernt und musste mich damit arrangieren, dass der Agenturalltag vor allem unberechenbar ist. Um mal ein Klischee zu bedienen: Ich habe mich 2021 voll und ganz auf meine Karriere konzentriert. Dadurch hatte ich mental und emotional weniger Kapazitäten zur Verfügung, um meinen Kopf mit Geschichten zu füllen.

Und weil das alles noch nicht genug war, habe ich 2021 auch noch entschieden, den wortmagieblog umzuziehen. Ich muss nicht noch mal betonen, wie viel Arbeit das war – das habt ihr live mitbekommen. Es war so viel Arbeit, dass ich das Schreiben von Rezensionen einstellen musste. Meine To-Do-Liste platzte aus allen Nähten, weil ich mir in den Kopf gesetzt hatte, den Umzug unbedingt 2021 über die Bühne bringen zu müssen. Ich erlaubte mir nur sehr selten Tage, an denen ich gar nicht oder nur wenig am Blog herumwerkelte. Ich weiß nicht mehr, wann ich zuletzt einen ganzen Tag gelesen habe, weil noch immer so viel zu tun ist.

Ihr seht, 2021 war für mich ein außerordentlich aufregendes, abenteuerliches, abwechslungsreiches und forderndes Jahr. Trotz all der positiven Erfahrungen, die ich sammeln durfte, habe ich den Eindruck, dass mir bezüglich des Lesens der Groove abhanden kam. Das ist per se gar nicht schlimm und war wahrscheinlich sogar zu erwarten, aber jetzt fängt es an, mich zu nerven. Das hat nichts mit meinen Zahlen aus 2021 zu tun, sondern nur damit, dass mir das Lesen fehlt. Es fehlt mir, diese Zeitfenster für mich selbst zu schaffen und ganz in wundervollen Geschichten zu versinken.

Ich möchte 2022 wieder mehr lesen, vor allem möchte ich das Lesen aber wieder anders wahrnehmen. Ich möchte mich besser konzentrieren können, Gedanken an die Arbeit und den Blog schneller loslassen und in meinen Büchern wieder den Rückzugsort vollkommenen Friedens finden, der sie immer für mich waren. Es geht nicht um Zahlen oder Ergebnisse – es geht um Emotionen.

Wenn mir das gelingt, ist es absolut irrelevant, ob ich beim Rückblick auf 2022 erneut feststelle, dass ich weniger gelesen habe. Mir ist bewusst, dass die Möglichkeit besteht, dass ich mich mit einem neuen Standard abfinden muss. Es könnte sein, dass 2021 kein Ausreißerjahr ist, sondern der Auftakt einer neuen Etappe in meiner Lesekarriere. Eventuell muss ich meine Ansprüche herunterschrauben und noch besser darauf achten, keinen Erfolgsdruck aufkommen zu lassen. Vielleicht werden durchschnittlich 70 Bücher pro Jahr die neue Normalität.

Ich arbeite bereits daran, diese Möglichkeit zu akzeptieren. Es ist nicht leicht, meinen Ehrgeiz zum Schweigen zu bringen, aber es hilft mir, dass ich ganz genau weiß, wie wenig die Qualität eines Lesejahrs von harten Zahlen abhängt. Ich weiß es – und ich kann es in den folgenden Statistiken sehen.

Seitenweise

Ich habe 2021 nicht nur weniger gelesen, ich habe auch häufiger zu kürzeren Büchern gegriffen. 54 Mal habe ich Bücher mit weniger als 500 Seiten ausgewählt, das entspricht 76 % meiner Gesamtlektüre und stellt eine Steigerung von fünf Prozentpunkten gegenüber 2020 dar.

Da ich demnach nur 17 Bücher (24 %) mit mehr als 500 Seiten gelesen habe, hat sich der Anteil dieser Bücher an meiner gelesenen Seitenzahl ebenfalls verringert. Mit 11.856 Seiten sind es 39 %, vier Prozentpunkte weniger als 2020.

Die Spanne zwischen hohen und niedrigen Seitenzahlen hat sich hingegen leicht erhöht. Mein kürzestes Buch war mit 92 Seiten „The Squirrel on the Train“ (Oberon’s Meaty Mysteries #2) von Kevin Hearne; das längste mit 1.260 Seiten „Reaper’s Gale“ (Malazan Book of the Fallen #7) von Steven Erikson. Die Diskrepanz beträgt 1.168 Seiten, 58 Seiten mehr als 2020.

Ich habe 2021 nicht nur weniger gelesen, ich habe auch häufiger zu kürzeren Büchern gegriffen. 54 Mal habe ich Bücher mit weniger als 500 Seiten ausgewählt, das entspricht 76 % meiner Gesamtlektüre und stellt eine Steigerung von fünf Prozentpunkten gegenüber 2020 dar.

Da ich demnach nur 17 Bücher (24 %) mit mehr als 500 Seiten gelesen habe, hat sich der Anteil dieser Bücher an meiner gelesenen Seitenzahl ebenfalls verringert. Mit 11.856 Seiten sind es 39 %, vier Prozentpunkte weniger als 2020.

Die Spanne zwischen hohen und niedrigen Seitenzahlen hat sich hingegen leicht erhöht. Mein kürzestes Buch war mit 92 Seiten „The Squirrel on the Train“ (Oberon’s Meaty Mysteries #2) von Kevin Hearne; das längste mit 1.260 Seiten „Reaper’s Gale“ (Malazan Book of the Fallen #7) von Steven Erikson. Die Diskrepanz beträgt 1.168 Seiten, 58 Seiten mehr als 2020.

Cover des Buches "The Squirrel on the Train" von Kevin Hearne

Ich denke, dass diese Zahlen untermauern, dass mir bereits während des Verlaufs von 2021 bewusst wurde, dass ich langsamer las als üblich. Meiner Vermutung nach habe ich mich häufiger für schmalere Bücher entschieden, um mein geringeres Tempo auszugleichen. Offensichtlich hat diese Taktik nicht funktioniert, weil mich die dicken Bücher dennoch lange aufgehalten haben.

Pro Woche habe ich durchschnittlich 588 Seiten gelesen, pro Monat 2.548 Seiten. Das sind pro Woche 110 Seiten weniger als 2020, pro Monat durchschnittlich 477 Seiten weniger. Dieser Unterschied ist zweifellos signifikant und verdeutlicht, dass mein Lesejahr insgesamt völlig anders verlief, als ich es bisher gewohnt war.

Ich denke, dass diese Zahlen untermauern, dass mir bereits während des Verlaufs von 2021 bewusst wurde, dass ich langsamer las als üblich. Meiner Vermutung nach habe ich mich häufiger für schmalere Bücher entschieden, um mein geringeres Tempo auszugleichen. Offensichtlich hat diese Taktik nicht funktioniert, weil mich die dicken Bücher dennoch lange aufgehalten haben.

Cover des Buches "Reaper's Gale" von Steven Erikson

Würden wir nur auf die Daten zu meinen Seitenzahlen blicken, könnte der Eindruck entstehen, ich hätte 2021 einfach langsam gelesen. Diese Schlussfolgerung ist jedoch nur teilweise gültig. Ich habe nicht immer gemächlich gelesen. Im nächsten Diagramm sehen wir, dass sich mein Leseverhalten des vergangenen Jahres viel besser mit einem anderen Adjektiv beschreiben lässt: Erratisch.

Pro Woche habe ich durchschnittlich 588 Seiten gelesen, pro Monat 2.548 Seiten. Das sind pro Woche 110 Seiten weniger als 2020, pro Monat durchschnittlich 477 Seiten weniger. Dieser Unterschied ist zweifellos signifikant und verdeutlicht, dass mein Lesejahr insgesamt völlig anders verlief, als ich es bisher gewohnt war.

Würden wir nur auf die Daten zu meinen Seitenzahlen blicken, könnte der Eindruck entstehen, ich hätte 2021 einfach langsam gelesen. Diese Schlussfolgerung ist jedoch nur teilweise gültig. Ich habe nicht immer gemächlich gelesen. Im nächsten Diagramm sehen wir, dass sich mein Leseverhalten des vergangenen Jahres viel besser mit einem anderen Adjektiv beschreiben lässt: Erratisch.

Monatsverteilung

Hui, was für eine wilde Achterbahnfahrt. Die Monatsverteilung meines Lesejahrs 2021 erinnert beinahe an eine Sinusfunktion. Nicht, dass ich wirklich noch wüsste, was genau eine Sinusfunktion ist, der Matheunterrichte ist bei mir schließlich schon sehr lange her, aber das Muster ist zweifellos eindeutig. Als ich meinen monatlichen Leseverlauf anstarrte und zu analysieren versuchte, kam mir die Idee, dass zwischen den Seitenzahlen und der Monatsverteilung vielleicht ein Zusammenhang bestehen könnte.

Liegt die geringe Anzahl von vier Büchern in Februar, Mai, Juli und November möglicherweise daran, dass ich in diesen Monaten mit dicken Büchern über 500 Seiten beschäftigt war? Haben sie mir Zeit gestohlen, die ich für andere Bücher hätte nutzen können?

Hui, was für eine wilde Achterbahnfahrt. Die Monatsverteilung meines Lesejahrs 2021 erinnert beinahe an eine Sinusfunktion. Nicht, dass ich wirklich noch wüsste, was genau eine Sinusfunktion ist, der Matheunterrichte ist bei mir schließlich schon sehr lange her, aber das Muster ist zweifellos eindeutig.

Tatsächlich scheint eine entsprechende Tendenz zu existieren. Mir ist aufgefallen, dass das erste Buch meiner erfolgreichen Monate häufig eine Lektüre mit mehr als 500 Seiten war. Meistens habe ich dieses Buch noch im Vormonat begonnen, in dem ich insgesamt deutlich weniger Bücher gelesen habe. Das heißt, auf einen schwachen Monat folgte oft ein starker Monat, weil ich als letztes Buch eines schwachen Monats eine dicke Lektüre auswählte.

Ich möchte diesen Trend an einem konkreten Beispiel illustrieren. Am 21. Feburar 2021 habe ich „The Night Sister“ von Jennifer McMahon ausgelesen. Danach habe ich angefangen, „The Bonehunters“ (Malazan Book of the Fallen #6) von Steven Erikson zu lesen, das 1.203 Seiten umfasst. Ausgelesen habe ich es erst am 14. März 2021. Dadurch las ich im Februar 2021 nur vier Bücher – im März hingegen doppelt so viele.

Ich schlussfolgere daraus, dass ich hin- und hergerissen war. Einerseits wollte ich meine Lektüre genießen und mir die Zeit nehmen, die ich eben brauchte, ohne mich unter Druck zu setzen. Andererseits hatte ich offenbar dennoch das Verlangen, Gas zu geben, weil ich mehr Geschichten kennenlernen wollte. Zwei Herzen schlugen in meiner Brust, die schlicht nicht vereinbar waren.

Gegen Ende des Jahres konnte ich das Heckmeck dann nicht mehr durchhalten und schloss mit zwei schwachen Monaten ab, wobei ich dazu noch erwähnen möchte, dass der Dezember bei mir generell kein idealer Lesemonat ist. Weihnachten sollte eine besinnliche Zeit sein – meist ist sie das jedoch nicht, weil zahlreiche Zusammenkünfte für Weihnachtsfeiern und Familientreffen terminiert werden wollen. In den letzten Jahren war der Dezember deshalb immer ein schwächerer Monat. Das Ergebnis aus 2021 ist demnach keine Überraschung.

Ebenso wenig überrascht es mich, dass sich angesichts dieses wilden Chaos meine durchschnittliche Bücherzahl pro Monat verringert hat. Im Schnitt habe ich jeden Monat sechs Bücher gelesen, eine Zahl, die mich an ein Sprichwort meines Vaters erinnert: Man kann einmal rechts einem Hasen vorbeischießen und einmal links, statistisch hat man trotzdem getroffen. Vielleicht fasst dieses Sprichwort mein Lesejahr ganz gut zusammen. ;)

Als ich meinen monatlichen Leseverlauf anstarrte und zu analysieren versuchte, kam mir die Idee, dass zwischen den Seitenzahlen und der Monatsverteilung vielleicht ein Zusammenhang bestehen könnte. Liegt die geringe Anzahl von vier Büchern in Februar, Mai, Juli und November möglicherweise daran, dass ich in diesen Monaten mit dicken Büchern über 500 Seiten beschäftigt war? Haben sie mir Zeit gestohlen, die ich für andere Bücher hätte nutzen können?

Tatsächlich scheint eine entsprechende Tendenz zu existieren. Mir ist aufgefallen, dass das erste Buch meiner erfolgreichen Monate häufig eine Lektüre mit mehr als 500 Seiten war. Meistens habe ich dieses Buch noch im Vormonat begonnen, in dem ich insgesamt deutlich weniger Bücher gelesen habe. Das heißt, auf einen schwachen Monat folgte oft ein starker Monat, weil ich als letztes Buch eines schwachen Monats eine dicke Lektüre auswählte.

Ich möchte diesen Trend an einem konkreten Beispiel illustrieren. Am 21. Feburar 2021 habe ich „The Night Sister“ von Jennifer McMahon ausgelesen. Danach habe ich angefangen, „The Bonehunters“ (Malazan Book of the Fallen #6) von Steven Erikson zu lesen, das 1.203 Seiten umfasst. Ausgelesen habe ich es erst am 14. März 2021. Dadurch las ich im Februar 2021 nur vier Bücher – im März hingegen doppelt so viele.

Ich schlussfolgere daraus, dass ich hin- und hergerissen war. Einerseits wollte ich meine Lektüre genießen und mir die Zeit nehmen, die ich eben brauchte, ohne mich unter Druck zu setzen. Andererseits hatte ich offenbar dennoch das Verlangen, Gas zu geben, weil ich mehr Geschichten kennenlernen wollte. Zwei Herzen schlugen in meiner Brust, die schlicht nicht vereinbar waren.

Gegen Ende des Jahres konnte ich das Heckmeck dann nicht mehr durchhalten und schloss mit zwei schwachen Monaten ab, wobei ich dazu noch erwähnen möchte, dass der Dezember bei mir generell kein idealer Lesemonat ist. Weihnachten sollte eine besinnliche Zeit sein – meist ist sie das jedoch nicht, weil zahlreiche Zusammenkünfte für Weihnachtsfeiern und Familientreffen terminiert werden wollen. In den letzten Jahren war der Dezember deshalb immer ein schwächerer Monat. Das Ergebnis aus 2021 ist demnach keine Überraschung.

Ebenso wenig überrascht es mich, dass sich angesichts dieses wilden Chaos meine durchschnittliche Bücherzahl pro Monat verringert hat. Im Schnitt habe ich jeden Monat sechs Bücher gelesen, eine Zahl, die mich an ein Sprichwort meines Vaters erinnert: Man kann einmal rechts einem Hasen vorbeischießen und einmal links, statistisch hat man trotzdem getroffen. Vielleicht fasst dieses Sprichwort mein Lesejahr ganz gut zusammen. ;)

SuB-Abbau

Ich mag 2021 weniger gelesen haben, mein SuB hat darunter jedoch nicht gelitten. Deutlich mehr als die Hälfte meiner gelesenen Bücher (63 %) lag länger als ein Jahr auf meinem SuB. 20 % habe ich im Vorjahr 2020 gekauft und nur 17 % waren Käufe aus 2021. Damit hat sich die Verteilung im Vergleich zu 2020 kaum verändert, verringert hat sich lediglich die Anzahl der Bücher, die im Vorjahr bei mir einziehen durften. Diese lag 2020 noch bei 25 %.

Dieses Ergebnis entspricht nicht meinen Erwartungen. Ich hatte im Lauf des Jahres das Gefühl, vermehrt Neuanschaffungen gelesen zu haben. Dass sich diese Zahl verglichen mit 2020 um nur einen kleinen Prozentpunkt erhöht hat, überrascht mich. Ein weiterer Beweis dafür, dass meine subjektive Einschätzung kein verlässlicher Indikator ist und von den Fakten abweichen kann. Darum ist es für mich so wichtig, mein Leseverhalten mit Daten zu begleiten.

Ich mag 2021 weniger gelesen haben, mein SuB hat darunter jedoch nicht gelitten. Deutlich mehr als die Hälfte meiner gelesenen Bücher (63 %) lag länger als ein Jahr auf meinem SuB. 20 % habe ich im Vorjahr 2020 gekauft und nur 17 % waren Käufe aus 2021. Damit hat sich die Verteilung im Vergleich zu 2020 kaum verändert, verringert hat sich lediglich die Anzahl der Bücher, die im Vorjahr bei mir einziehen durften. Diese lag 2020 noch bei 25 %.

Es freut mich, dass ich meinem SuB tendenziell den Vortritt einräume und mich vom Glücksrausch meiner Buchkäufe nicht allzu oft verführen lasse. Mir ist zwar bewusst, dass ich mich hinsichtlich meiner Bibliothek häufig wie eine Neandertalerin verhalte (Jagen und Sammeln), aber wenn ich mir diese Daten anschaue, scheint mir diese Einstellung durchaus berechtigt, da das Kaufdatum relativ selten darüber entscheidet, wann ich ein Buch lese.

Für neun meiner Bücher aus 2021 konnte ich nicht einmal ein Kaufdatum angeben, weil sie bei mir eingezogen sind, bevor ich anfing, mein Leseverhalten zu dokumentieren. Das heißt, sie müssen vor 2013 in meinem Regal gelandet sein.

Am Ende ist es immer noch mein Bauch, der das letzte Wort hat. Und der schert sich nicht um Kaufdaten. Für ihn sind nur die Geschichte und meine Stimmung entscheidend. Daraus schlussfolgere ich, dass ich nicht aufhören muss, meinen SuB ständig zu erweitern. Ich muss mir kein Kaufverbot auferlegen und erst einmal lesen, was ich besitze, weil ich unabhängig von meinem Kaufverhalten häufiger Bücher vom SuB lese. Ha, ein klares Argument für „Weiter so“! :D

Dieses Ergebnis entspricht nicht meinen Erwartungen. Ich hatte im Lauf des Jahres das Gefühl, vermehrt Neuanschaffungen gelesen zu haben. Dass sich diese Zahl verglichen mit 2020 um nur einen kleinen Prozentpunkt erhöht hat, überrascht mich. Ein weiterer Beweis dafür, dass meine subjektive Einschätzung kein verlässlicher Indikator ist und von den Fakten abweichen kann. Darum ist es für mich so wichtig, mein Leseverhalten mit Daten zu begleiten.

Es freut mich, dass ich meinem SuB tendenziell den Vortritt einräume und mich vom Glücksrausch meiner Buchkäufe nicht allzu oft verführen lasse. Mir ist zwar bewusst, dass ich mich hinsichtlich meiner Bibliothek häufig wie eine Neandertalerin verhalte (Jagen und Sammeln), aber wenn ich mir diese Daten anschaue, scheint mir diese Einstellung durchaus berechtigt, da das Kaufdatum relativ selten darüber entscheidet, wann ich ein Buch lese.

Für neun meiner Bücher aus 2021 konnte ich nicht einmal ein Kaufdatum angeben, weil sie bei mir eingezogen sind, bevor ich anfing, mein Leseverhalten zu dokumentieren. Das heißt, sie müssen vor 2013 in meinem Regal gelandet sein.

Am Ende ist es immer noch mein Bauch, der das letzte Wort hat. Und der schert sich nicht um Kaufdaten. Für ihn sind nur die Geschichte und meine Stimmung entscheidend. Daraus schlussfolgere ich, dass ich nicht aufhören muss, meinen SuB ständig zu erweitern. Ich muss mir kein Kaufverbot auferlegen und erst einmal lesen, was ich besitze, weil ich unabhängig von meinem Kaufverhalten häufiger Bücher vom SuB lese. Ha, ein klares Argument für „Weiter so“! :D

Reihenweise

Seit ich angefangen habe, mein Leseverhalten zu tracken und zu dokumentieren, interessiert es mich, wie stark Reihen und Mehrteiler meine Lektüreauswahl prägen. Die letzten Daten zu diesem Aspekt habe ich 2014 erhoben, weil ich jahrelang nicht so richtig wusste, wie ich dazu aussagekräftige Statistiken erstellen soll. Für 2021 möchte ich diese Kategorie wiederbeleben, denn mittlerweile habe ich eine bessere Vorstellung davon, wie ich mit den Zahlen umgehen und sie bewerten kann.

Schauen wir zuerst, wie das Verhältnis von Einzelbänden zu Reihen in meinem Alltag aussieht. Ich habe immer gewusst, dass ich Fortsetzungsgeschichten liebe, aber sollten noch Zweifel bestanden haben, beseitigt die Verteilung in 2021 diese. Den mickrigen 20 Einzelbänden stehen sage und schreibe 51 Bände aus Mehrteilern gegenüber. Das ist eine Hausnummer, die keinen Widerspruch duldet.

Seit ich angefangen habe, mein Leseverhalten zu tracken und zu dokumentieren, interessiert es mich, wie stark Reihen und Mehrteiler meine Lektüreauswahl prägen. Die letzten Daten zu diesem Aspekt habe ich 2014 erhoben, weil ich jahrelang nicht so richtig wusste, wie ich dazu aussagekräftige Statistiken erstellen soll. Für 2021 möchte ich diese Kategorie wiederbeleben, denn mittlerweile habe ich eine bessere Vorstellung davon, wie ich mit den Zahlen umgehen und sie bewerten kann.

Schauen wir zuerst, wie das Verhältnis von Einzelbänden zu Reihen in meinem Alltag aussieht. Ich habe immer gewusst, dass ich Fortsetzungsgeschichten liebe, aber sollten noch Zweifel bestanden haben, beseitigt die Verteilung in 2021 diese. Den mickrigen 20 Einzelbänden stehen sage und schreibe 51 Bände aus Mehrteilern gegenüber. Das ist eine Hausnummer, die keinen Widerspruch duldet.

Außerdem war ich neugierig, wie die Verteilung innerhalb der Mehrteiler, die meiner Auslegung nach alles ab einer Dilogie sind, aussieht. Wie oft habe ich neue Reihen begonnen, wie oft habe ich Mehrteiler abgeschlossen, wie oft weitergelesen? 2021 hatte ich den Eindruck, mich eigentlich recht diszipliniert verhalten zu haben. Meine subjektive Intuition war im Verlauf des Jahres überzeugt, dass ich mehr Reihen abgeschlossen bzw. fortgeführt als angefangen habe. Lasst uns einen Blick darauf werfen, ob ich Recht hatte und was die Zahlen dazu sagen.

Außerdem war ich neugierig, wie die Verteilung innerhalb der Mehrteiler, die meiner Auslegung nach alles ab einer Dilogie sind, aussieht. Wie oft habe ich neue Reihen begonnen, wie oft habe ich Mehrteiler abgeschlossen, wie oft weitergelesen?

2021 habe ich Bände aus insgesamt 42 verschiedenen Mehrteilern gelesen. Das ist schon mal kein schlechter Indikator, denn wenn wir von 51 Reihenbänden ausgehen, heißt das, dass ich weitergelesen haben muss, sonst wären es ja auch 51 unterschiedliche Reihen. Rechne ich es auseinander, teilen sich diese 51 Bände in 16 Auftaktbände (31 %), 25 mittlere Bände (49 %) und 10 Abschlüsse (20 %). Daraus ergeben sich 35 Fortsetzungsbände gegenüber 16 ersten Bänden. Demnach überwiegt der Anteil der Fortsetzungsbände mit 69 % also tatsächlich deutlich. Yey, ich muss kein schlechtes Gewissen haben. ;)

2014 habe ich zusätzlich angegeben, wie viele Mehrteiler ich abgebrochen habe. Diesen Wert habe ich nun ignoriert, weil er meiner Meinung nach irrelevant für die Reihenverteilung eines Jahres ist. Ich möchte wissen, wie oft ich mich für Mehrteiler entscheide – was aus diesen Lektüren folgt, ist hingegen eher in einem größeren Kontext interessant.

Ich überlege deshalb, ob ich mir mein Reihenleseverhalten künftig noch genauer anschauen sollte. Was die hier angegebenen Werte nämlich nicht ausdrücken, ist, aus wie vielen aktiven, abgeschlossenen und abgebrochenen Reihen mein Lesealltag insgesamt besteht. Sie sagen nur aus, wie viele meiner Reihen ich in diesem einen Jahr gelesen habe, nicht, wie viele ich ingesamt verfolge. Es gibt ja auch Reihen, die ich bereits in den vergangenen Jahren angefangen, 2021 aber nicht weitergelesen habe.

Es dürfte aufwendig werden, diese Daten aufzudröseln. Ich müsste mir erst einmal einen Überblick verschaffen, wie viele Reihen es überhaupt in meinem Leseleben gibt. Diese müsste ich nach aktiv, abgeschlossen sowie abgebrochen sortieren und Datumsangaben zuordnen, weil eine entsprechende Statistik nur über mehrere Jahre Sinn ergibt.

So könnte ich dann vergleichen, ob sich die Anzahl meiner Reihen in den drei Kategorien pro Jahr signifikant verändert oder tendenziell stagniert; im Sinne von „Eine abgeschlossen, zwei neue angefangen“ oder so ähnlich. Erst dann würde ich sehen, ob ich generell mehr Reihen beginne als weiterlese oder andersherum.

Ich fände das ja schon spannend, es ist allerdings wirklich höllisch arbeitsintensiv. Vielleicht ein passendes Ziel für 2023, wenn der wortmagieblog 10 Jahre alt wird? Was meint ihr? Würde euch so ein Überblick interessieren?

2021 hatte ich den Eindruck, mich eigentlich recht diszipliniert verhalten zu haben. Meine subjektive Intuition war im Verlauf des Jahres überzeugt, dass ich mehr Reihen abgeschlossen bzw. fortgeführt als angefangen habe. Lasst uns einen Blick darauf werfen, ob ich Recht hatte und was die Zahlen dazu sagen.

2021 habe ich Bände aus insgesamt 42 verschiedenen Mehrteilern gelesen. Das ist schon mal kein schlechter Indikator, denn wenn wir von 51 Reihenbänden ausgehen, heißt das, dass ich weitergelesen haben muss, sonst wären es ja auch 51 unterschiedliche Reihen. Rechne ich es auseinander, teilen sich diese 51 Bände in 16 Auftaktbände (31 %), 25 mittlere Bände (49 %) und 10 Abschlüsse (20 %). Daraus ergeben sich 35 Fortsetzungsbände gegenüber 16 ersten Bänden. Demnach überwiegt der Anteil der Fortsetzungsbände mit 69 % also tatsächlich deutlich. Yey, ich muss kein schlechtes Gewissen haben. ;)

2014 habe ich zusätzlich angegeben, wie viele Mehrteiler ich abgebrochen habe. Diesen Wert habe ich nun ignoriert, weil er meiner Meinung nach irrelevant für die Reihenverteilung eines Jahres ist. Ich möchte wissen, wie oft ich mich für Mehrteiler entscheide – was aus diesen Lektüren folgt, ist hingegen eher in einem größeren Kontext interessant.

Ich überlege deshalb, ob ich mir mein Reihenleseverhalten künftig noch genauer anschauen sollte. Was die hier angegebenen Werte nämlich nicht ausdrücken, ist, aus wie vielen aktiven, abgeschlossenen und abgebrochenen Reihen mein Lesealltag insgesamt besteht. Sie sagen nur aus, wie viele meiner Reihen ich in diesem einen Jahr gelesen habe, nicht, wie viele ich ingesamt verfolge. Es gibt ja auch Reihen, die ich bereits in den vergangenen Jahren angefangen, 2021 aber nicht weitergelesen habe.

Es dürfte aufwendig werden, diese Daten aufzudröseln. Ich müsste mir erst einmal einen Überblick verschaffen, wie viele Reihen es überhaupt in meinem Leseleben gibt. Diese müsste ich nach aktiv, abgeschlossen sowie abgebrochen sortieren und Datumsangaben zuordnen, weil eine entsprechende Statistik nur über mehrere Jahre Sinn ergibt.

So könnte ich dann vergleichen, ob sich die Anzahl meiner Reihen in den drei Kategorien pro Jahr signifikant verändert oder tendenziell stagniert; im Sinne von „Eine abgeschlossen, zwei neue angefangen“ oder so ähnlich. Erst dann würde ich sehen, ob ich generell mehr Reihen beginne als weiterlese oder andersherum.

Ich fände das ja schon spannend, es ist allerdings wirklich höllisch arbeitsintensiv. Vielleicht ein passendes Ziel für 2023, wenn der wortmagieblog 10 Jahre alt wird? Was meint ihr? Würde euch so ein Überblick interessieren?

Genreverteilung

Kommen wir zu dem Aspekt meines Leseverhaltens, der seit Jahren die wenigsten Überraschungen bereithält: Die Genreverteilung. 2021 ist da keine Ausnahme; wieder überragt der Anteil der Fantasy alle anderen Genres haushoch. Beinahe die Hälfte (49 %) meiner Lektüre waren Fantasy-Romane. Zu meiner Verteidigung möchte ich allerdings darauf hinweisen, dass ich seit Jahren nicht mehr so „wenig“ Fantasy gelesen habe.

Spätestens ab 2016 pegelte sich der Wert immer bei über 50 % ein. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass er darunter liegt. Vielleicht ist es sogar das erste Mal überhaupt, denn für die Jahre vor 2016 habe ich keine Daten. Ich weiß aber, dass ich schon immer überdurchschnittlich oft zu Fantasy gegriffen habe.

Kommen wir zu dem Aspekt meines Leseverhaltens, der seit Jahren die wenigsten Überraschungen bereithält: Die Genreverteilung. 2021 ist da keine Ausnahme; wieder überragt der Anteil der Fantasy alle anderen Genres haushoch. Beinahe die Hälfte (49 %) meiner Lektüre waren Fantasy-Romane.

Ich gehe davon aus, dass zwischen Reihenanteil und Fantasy-Prozentsatz meiner Lektüreentscheidungen ein Zusammenhang besteht. In der Fantasy sind Einzelbände selten. Die meisten Geschichten dieses Genres werden in Mehrteilern veröffentlicht, die je nach Subgenre auch gern mal eine zweistellige Bändeanzahl erreichen können. Lese ich viele Reihen (was wir bereits festgestellt haben), lese ich also fast automatisch viel Fantasy.

Leider kann ich diese Theorie nicht belegen, weil ich dafür meine Reihen ebenfalls nach Genre aufschlüsseln müsste. Könnte ich, letztendlich hat diese Information meiner Meinung nach allerdings wenig Mehrwert für euch, daher erspare ich mir diese Rechnerei. Korrigiert mich, sollte euch diese Facette doch interessieren.

Das zweithäufigste Genre meines Leseverhaltens war 2021 erneut die Science-Fiction. Demnach ist die spekulative Fiktion (Fantasy und Science-Fiction zusammen) weiterhin meine liebste Spielwiese, auf der ich mich bevorzugt herumtreibe. In Zahlen habe ich 2021 minimal weniger Science-Fiction-Romane gelesen als 2020; ihr Anteil ist um einen Prozentpunkt gesunken.

Die seltsame Verbindung zwischen Realistischer und Historischer Fiktion, die ich in den beiden Vorjahren (2019 und 2020) feststellte, hat sich 2021 aufgelöst. Offenbar ist der bisherige Zusammenhang zwischen den beiden Genres doch eher ein Zufall als ein Muster. Stattdessen habe ich im vergangenen Jahr genauso häufig Realistische Fiktion gelesen wie Bücher aus der Horror / Krimi / Thriller – Sparte. Beide Genres nahmen mit je sieben Büchern 10 % meiner Lektüreauswahl ein. Aus der Historischen Fiktion habe ich hingegen nur fünf Bücher (7 %) gelesen.

2020 habe ich keine Klassiker gelesen, weil ich mich ihnen aufgrund der Veränderungen in meinem Privatleben und der Umsetzung meines Blogprojekts „Robert E. Howard & Conan der Barbar“ nicht gewachsen fühlte. 2021 habe ich aufgeholt und sogar vier Bücher der Weltliteratur gelesen. Sie machen 6 % meiner Lektüre aus. Ich muss allerdings zugeben, dass ich es mir ein bisschen leicht gemacht habe. Zwei dieser Klassiker waren moderner, als es das Genre eigentlich vermuten lässt: „The Godfather“ von Mario Puzo und „Go Set a Watchman“ von Harper Lee, die späte Fortsetzung von „To Kill a Mockingbird“. Trotzdem besteht meiner Meinung nach kein Zweifel, dass sie sich als Klassiker qualifizieren, also zähle ich sie dazu.

Zur Non-Fiction habe ich 2021 nur einmal gegriffen. Obwohl ich diesem Genre gegenüber mittlerweile aufgeschlossener bin, weil mir klar geworden ist, dass meine Auslegung des Begriffes „Sachbuch“ zu eng war, konnte ich nicht-fiktionalen Geschichten im vergangenen Jahr keinen Platz in meinem Leben einräumen. Wie ich oben erklärt habe, liegt hinter mir ein aufregendes Jahr, in dem ich sehr viel Neues gelernt habe und das mich mit zahlreichen neuen Impulsen konfrontiert hat. Kaum überraschend, dass ich mich dadurch nicht auch noch in meinem Privatleben weiterbilden wollte. Es bleibt abzuwarten, ob sich das 2022 ändert, sobald ich meinen Groove wiedergefunden habe.

Angesichts meiner Lebenssituation bin ich ebenfalls nicht erstaunt, dass sich die Anzahl der Jugendromane von 20 % in 2020 auf 25 % in 2021 erhöht hat. Young Adult – Literatur ist meist anspruchsarm, leicht und bequem. Es passt zu meinen Erfahrungen im vergangenen Jahr, dass ich mich nach genau solchen Geschichten sehnte. Außerdem lese ich Jugendbücher gern, um meine Lesestatistik aufzupolieren, weil sie mich normalerweise nicht lange aufhalten und ich schnell durch bin. 2021 hat das nicht so ganz hingehauen, ich habe meine Leseziele dennoch nicht erreicht, aber der Versuch ist definitiv ein Faktor in ihrem gestiegenen Anteil. Es waren sogar einige gute dabei. ;)

Zu meiner Verteidigung möchte ich allerdings darauf hinweisen, dass ich seit Jahren nicht mehr so „wenig“ Fantasy gelesen habe. Spätestens ab 2016 pegelte sich der Wert immer bei über 50 % ein. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass er darunter liegt. Vielleicht ist es sogar das erste Mal überhaupt, denn für die Jahre vor 2016 habe ich keine Daten. Ich weiß aber, dass ich schon immer überdurchschnittlich oft zu Fantasy gegriffen habe.

Ich gehe davon aus, dass zwischen Reihenanteil und Fantasy-Prozentsatz meiner Lektüreentscheidungen ein Zusammenhang besteht. In der Fantasy sind Einzelbände selten. Die meisten Geschichten dieses Genres werden in Mehrteilern veröffentlicht, die je nach Subgenre auch gern mal eine zweistellige Bändeanzahl erreichen können. Lese ich viele Reihen (was wir bereits festgestellt haben), lese ich also fast automatisch viel Fantasy.

Leider kann ich diese Theorie nicht belegen, weil ich dafür meine Reihen ebenfalls nach Genre aufschlüsseln müsste. Könnte ich, letztendlich hat diese Information meiner Meinung nach allerdings wenig Mehrwert für euch, daher erspare ich mir diese Rechnerei. Korrigiert mich, sollte euch diese Facette doch interessieren.

Das zweithäufigste Genre meines Leseverhaltens war 2021 erneut die Science-Fiction. Demnach ist die spekulative Fiktion (Fantasy und Science-Fiction zusammen) weiterhin meine liebste Spielwiese, auf der ich mich bevorzugt herumtreibe. In Zahlen habe ich 2021 minimal weniger Science-Fiction-Romane gelesen als 2020; ihr Anteil ist um einen Prozentpunkt gesunken.

Die seltsame Verbindung zwischen Realistischer und Historischer Fiktion, die ich in den beiden Vorjahren (2019 und 2020) feststellte, hat sich 2021 aufgelöst. Offenbar ist der bisherige Zusammenhang zwischen den beiden Genres doch eher ein Zufall als ein Muster. Stattdessen habe ich im vergangenen Jahr genauso häufig Realistische Fiktion gelesen wie Bücher aus der Horror / Krimi / Thriller – Sparte. Beide Genres nahmen mit je sieben Büchern 10 % meiner Lektüreauswahl ein. Aus der Historischen Fiktion habe ich hingegen nur fünf Bücher (7 %) gelesen.

2020 habe ich keine Klassiker gelesen, weil ich mich ihnen aufgrund der Veränderungen in meinem Privatleben und der Umsetzung meines Blogprojekts „Robert E. Howard & Conan der Barbar“ nicht gewachsen fühlte. 2021 habe ich aufgeholt und sogar vier Bücher der Weltliteratur gelesen. Sie machen 6 % meiner Lektüre aus. Ich muss allerdings zugeben, dass ich es mir ein bisschen leicht gemacht habe. Zwei dieser Klassiker waren moderner, als es das Genre eigentlich vermuten lässt: „The Godfather“ von Mario Puzo und „Go Set a Watchman“ von Harper Lee, die späte Fortsetzung von „To Kill a Mockingbird“. Trotzdem besteht meiner Meinung nach kein Zweifel, dass sie sich als Klassiker qualifizieren, also zähle ich sie dazu.

Zur Non-Fiction habe ich 2021 nur einmal gegriffen. Obwohl ich diesem Genre gegenüber mittlerweile aufgeschlossener bin, weil mir klar geworden ist, dass meine Auslegung des Begriffes „Sachbuch“ zu eng war, konnte ich nicht-fiktionalen Geschichten im vergangenen Jahr keinen Platz in meinem Leben einräumen. Wie ich oben erklärt habe, liegt hinter mir ein aufregendes Jahr, in dem ich sehr viel Neues gelernt habe und das mich mit zahlreichen neuen Impulsen konfrontiert hat. Kaum überraschend, dass ich mich dadurch nicht auch noch in meinem Privatleben weiterbilden wollte. Es bleibt abzuwarten, ob sich das 2022 ändert, sobald ich meinen Groove wiedergefunden habe.

Angesichts meiner Lebenssituation bin ich ebenfalls nicht erstaunt, dass sich die Anzahl der Jugendromane von 20 % in 2020 auf 25 % in 2021 erhöht hat. Young Adult – Literatur ist meist anspruchsarm, leicht und bequem. Es passt zu meinen Erfahrungen im vergangenen Jahr, dass ich mich nach genau solchen Geschichten sehnte. Außerdem lese ich Jugendbücher gern, um meine Lesestatistik aufzupolieren, weil sie mich normalerweise nicht lange aufhalten und ich schnell durch bin. 2021 hat das nicht so ganz hingehauen, ich habe meine Leseziele dennoch nicht erreicht, aber der Versuch ist definitiv ein Faktor in ihrem gestiegenen Anteil. Es waren sogar einige gute dabei. ;)

Autor_innen

Obwohl 2021 insgesamt weniger gelesen habe, hat sich die Anzahl meiner gelesenen Autor_innen nicht verändert. Wie bereits 2020 waren es 60 verschiedene Schriftsteller_innen. Da ich allerdings so brav meine Reihen weitergelesen bzw. abgeschlossen habe, habe ich seltener neuen Namen eine Chance gegeben. Von den 60 Schriftsteller_innen waren mir 37 (62 %) bereits bekannt, von 23 (38 %) hatte ich hingegen noch nichts gelesen.

Damit hat sich die Verteilung definitiv zugunsten der bekannten Namen verschoben, denn 2020 lag der Prozentsatz noch bei 55 %. Wie angedeutet ist dieses Verhältnis meiner Meinung nach hauptsächlich darin begründet, dass ich 2021 meine Mehrteiler diszipliniert weiterverfolgt habe. Es gab jedoch auch einige Einzelbände, deren Autor_innen mir schon ein Begriff waren, zum Beispiel von Markus Heitz, Christoph Marzi oder Riley Sager. Ich kann also nicht nur die Reihen verantwortlich machen.

Obwohl 2021 insgesamt weniger gelesen habe, hat sich die Anzahl meiner gelesenen Autor_innen nicht verändert. Wie bereits 2020 waren es 60 verschiedene Schriftsteller_innen. Da ich allerdings so brav meine Reihen weitergelesen bzw. abgeschlossen habe, habe ich seltener neuen Namen eine Chance gegeben. Von den 60 Schriftsteller_innen waren mir 37 (62 %) bereits bekannt, von 23 (38 %) hatte ich hingegen noch nichts gelesen.

Ich denke, auch dieses Phänomen hängt stark damit zusammen, wie unberechenbar und chaotisch ich meinen Alltag erlebte. Bücher haben für mich immer einen intensiven Fluchtcharakter, der es mir erlaubt, die Umstände meines eigenen Lebens hinter mir zu lassen. Es ist schon oft vorgekommen, dass sich meine Lektüreauswahl – unbewusst oder bewusst – auf Werke konzentrierte, die mir einen Gegenpol zu meiner persönlichen Situation boten. Wenn ich 2021 privat also als unvorhersehbar und erratisch wahrnahm, ist es nicht verblüffend, dass ich Bücher auswählte, die für mich bekannte Variablen enthielten. Das schließt die Autor_innen natürlich ein.

Lese ich Bücher von Schriftsteller_innen, die ich schon kenne, kann ich meist recht zielsicher voraussagen, was mich erwartet. Es geschieht selten, dass ich von ihnen völlig überrumpelt werde, weil sie plötzlich komplett von ihren üblichen Bahnen abweichen. Ich weiß genau, womit ich zu rechnen habe, wenn ich einen Stephen King oder einen Markus Heitz lese. Selbstverständlich existieren ein paar wenige Ausnahmen; so überrascht mich Joyce Carol Oates zum Beispiel jedes Mal aufs Neue. Aber von ihr habe ich 2021 eben auch kein Buch gelesen.

Bücher vermitteln mir Sicherheit und die Ruhe im Auge eines Sturms. Um mich herum kann es tosen und poltern, beim Lesen kann ich abschalten, mich zurückziehen und Kraft tanken. Da sich 2021 für mich abenteuerlich gestaltete, hatte ich offenbar keine Muße, mich auch noch literarisch auf Experimente einzulassen und bin lieber auf Nummer sicher gegangen. Ich glaube, das war gut so, denn sonst hätte ich wahrscheinlich noch weniger gelesen und was ich gelesen hätte, hätte möglicherweise nicht den Effekt gehabt, den ich mir wünschte.

Grundsätzlich bin ich ein Fan davon, literarisch Neues zu wagen, Abwechslung zu suchen und sich aus der eigenen Komfortzone schubsen zu lassen. Immer nur dasselbe zu lesen, verschließt einfach zu viele Türen. Letztendlich kommt es beim Lesen jedoch primär auf die Emotionen an, die Geschichten ins uns wecken. Dass ich mich 2021 nach der kuscheligen Vertrautheit bekannter Autor_innen gesehnt habe, ist völlig in Ordnung. Das Verhältnis zwischen neuen und bekannten Schriftsteller_innen ist keine Facette meines Leseverhaltens, die ich zu beeinflussen versuche, sondern einfach ein Faktor, der es mir erlaubt, mich selbst besser einzuschätzen. Reflexion und Akzeptanz.

Ich bin gespannt, wie die Verteilung für 2022 aussehen wird und ob ich meinen Zeh wieder häufiger in unbekannte Gewässer tunken werde. Es wird sich zeigen, ob meine veränderte Lebenssituation anhaltende Konsequenzen hat oder 2021 ein Ausreißerjahr ist.

Damit hat sich die Verteilung definitiv zugunsten der bekannten Namen verschoben, denn 2020 lag der Prozentsatz noch bei 55 %. Wie angedeutet ist dieses Verhältnis meiner Meinung nach hauptsächlich darin begründet, dass ich 2021 meine Mehrteiler diszipliniert weiterverfolgt habe. Es gab jedoch auch einige Einzelbände, deren Autor_innen mir schon ein Begriff waren, zum Beispiel von Markus Heitz, Christoph Marzi oder Riley Sager. Ich kann also nicht nur die Reihen verantwortlich machen.

Ich denke, auch dieses Phänomen hängt stark damit zusammen, wie unberechenbar und chaotisch ich meinen Alltag erlebte. Bücher haben für mich immer einen intensiven Fluchtcharakter, der es mir erlaubt, die Umstände meines eigenen Lebens hinter mir zu lassen. Es ist schon oft vorgekommen, dass sich meine Lektüreauswahl – unbewusst oder bewusst – auf Werke konzentrierte, die mir einen Gegenpol zu meiner persönlichen Situation boten. Wenn ich 2021 privat also als unvorhersehbar und erratisch wahrnahm, ist es nicht verblüffend, dass ich Bücher auswählte, die für mich bekannte Variablen enthielten. Das schließt die Autor_innen natürlich ein.

Lese ich Bücher von Schriftsteller_innen, die ich schon kenne, kann ich meist recht zielsicher voraussagen, was mich erwartet. Es geschieht selten, dass ich von ihnen völlig überrumpelt werde, weil sie plötzlich komplett von ihren üblichen Bahnen abweichen. Ich weiß genau, womit ich zu rechnen habe, wenn ich einen Stephen King oder einen Markus Heitz lese. Selbstverständlich existieren ein paar wenige Ausnahmen; so überrascht mich Joyce Carol Oates zum Beispiel jedes Mal aufs Neue. Aber von ihr habe ich 2021 eben auch kein Buch gelesen.

Bücher vermitteln mir Sicherheit und die Ruhe im Auge eines Sturms. Um mich herum kann es tosen und poltern, beim Lesen kann ich abschalten, mich zurückziehen und Kraft tanken. Da sich 2021 für mich abenteuerlich gestaltete, hatte ich offenbar keine Muße, mich auch noch literarisch auf Experimente einzulassen und bin lieber auf Nummer sicher gegangen. Ich glaube, das war gut so, denn sonst hätte ich wahrscheinlich noch weniger gelesen und was ich gelesen hätte, hätte möglicherweise nicht den Effekt gehabt, den ich mir wünschte.

Grundsätzlich bin ich ein Fan davon, literarisch Neues zu wagen, Abwechslung zu suchen und sich aus der eigenen Komfortzone schubsen zu lassen. Immer nur dasselbe zu lesen, verschließt einfach zu viele Türen. Letztendlich kommt es beim Lesen jedoch primär auf die Emotionen an, die Geschichten ins uns wecken. Dass ich mich 2021 nach der kuscheligen Vertrautheit bekannter Autor_innen gesehnt habe, ist völlig in Ordnung. Das Verhältnis zwischen neuen und bekannten Schriftsteller_innen ist keine Facette meines Leseverhaltens, die ich zu beeinflussen versuche, sondern einfach ein Faktor, der es mir erlaubt, mich selbst besser einzuschätzen. Reflexion und Akzeptanz.

Ich bin gespannt, wie die Verteilung für 2022 aussehen wird und ob ich meinen Zeh wieder häufiger in unbekannte Gewässer tunken werde. Es wird sich zeigen, ob meine veränderte Lebenssituation anhaltende Konsequenzen hat oder 2021 ein Ausreißerjahr ist.

Sternevergabe

Es gibt nur ein Datenset, das tatsächlich etwas darüber aussagt, ob mein Lesejahr gut oder schlecht lief: Die Sternevergabe. Alle anderen Zahlen bieten mir einen Ausgangspunkt, um wertungsfrei Selbstreflexion zu betreiben und mich selbst besser zu verstehen, aber die Verteilung meiner Bewertungen ist ein unmissverständlicher Indikator dafür, ob es ein erfolgreiches literarisches Jahr war oder nicht.

Butter bei die Fische, es gibt ein eindeutiges Fazit: Wieder alles beim Alten. Nachdem 2020 ein überdurchschnittlich positives Jahr war, zeigt 2021 eine Verteilung, die absolut typisch für mich ist.

Es gibt nur ein Datenset, das tatsächlich etwas darüber aussagt, ob mein Lesejahr gut oder schlecht lief: Die Sternevergabe. Alle anderen Zahlen bieten mir einen Ausgangspunkt, um wertungsfrei Selbstreflexion zu betreiben und mich selbst besser zu verstehen.

Das heißt, wir sehen ein sehr starkes Mittelfeld, das sich an den Rändern der Skala zunehmend ausdünnt. Die überwältigende Mehrheit meiner Leseerfahrungen prämierte ich mit drei oder vier Sternen: 53 Bücher (75 %) finden sich in diesem Bereich. Die Spitzenwertung von fünf Sternen habe ich hingegen nur fünf Mal (7 %) vergeben. Insgesamt nahm ich demnach 58 Bücher meiner Lektüre als positiv wahr.

Das entspricht einem Anteil von 82 %, was mich wieder einmal darin bestätigt, dass ich überwiegend einen guten Riecher dafür habe, welche Geschichten mir gefallen könnten. Auch in diesem Kontext muss ich allerdings darauf verweisen, dass ich 2021 einige Reihen weiterverfolgt und viele bekannte Autor_innen gelesen habe; ich bin also seltener Risiken eingegangen.

Neun Bücher (13 %) habe ich mit zwei Sternen bewertet und nur drei (4 %) musste ich mit der niedrigsten Wertung von einem Stern abstrafen. Dementsprechend empfand ich lediglich 12 Werke (17 %) als enttäuschend. Das bedeutet natürlich, dass ich häufiger Missbilligung empfand, als es 2020 der Fall war, doch ich gehe mittlerweile davon aus, dass es sich bei der Verteilung des Vorjahres um ein zufälliges, singuläres Phänomen handelte, das sich so schnell nicht wiederholen wird. Aus irgendeinem Grund war ich 2020 extrem großzügig und ungemein begeisterungsfähig, weshalb ich überdurchschnittlich häufig fünf Sterne vergab und kein einziges Mal einen Stern. Rückblickend glaube ich tatsächlich, dass dieses erstaunliche Ergebnis mehr mit mir als mit den Büchern zu tun hatte.

2021 zeichnet hingegen ein deutlich realistischeres Bild und ein insgesamt glückliches Verhältnis, das ich im Verlauf des Jahres auch so wahrgenommen habe. Es ist okay, dass ich mit der Höchstwertung nicht freigiebig bin. Es ist ebenfalls okay, dass ich ab und zu daneben greife und einige wenige Bücher mit niedrigen Bewertungen einschätzen muss. Mein Lesejahr war qualitativ dennoch äußerst erfolgreich. Darüber freue ich mich sehr.

Die Verteilung meiner Bewertungen ist hingegen ein unmissverständlicher Indikator dafür, ob es ein erfolgreiches literarisches Jahr war oder nicht.

Butter bei die Fische, es gibt ein eindeutiges Fazit: Wieder alles beim Alten. Nachdem 2020 ein überdurchschnittlich positives Jahr war, zeigt 2021 eine Verteilung, die absolut typisch für mich ist.

Das heißt, wir sehen ein sehr starkes Mittelfeld, das sich an den Rändern der Skala zunehmend ausdünnt. Die überwältigende Mehrheit meiner Leseerfahrungen prämierte ich mit drei oder vier Sternen: 53 Bücher (75 %) finden sich in diesem Bereich. Die Spitzenwertung von fünf Sternen habe ich hingegen nur fünf Mal (7 %) vergeben. Insgesamt nahm ich demnach 58 Bücher meiner Lektüre als positiv wahr.

Das entspricht einem Anteil von 82 %, was mich wieder einmal darin bestätigt, dass ich überwiegend einen guten Riecher dafür habe, welche Geschichten mir gefallen könnten. Auch in diesem Kontext muss ich allerdings darauf verweisen, dass ich 2021 einige Reihen weiterverfolgt und viele bekannte Autor_innen gelesen habe; ich bin also seltener Risiken eingegangen.

Neun Bücher (13 %) habe ich mit zwei Sternen bewertet und nur drei (4 %) musste ich mit der niedrigsten Wertung von einem Stern abstrafen. Dementsprechend empfand ich lediglich 12 Werke (17 %) als enttäuschend. Das bedeutet natürlich, dass ich häufiger Missbilligung empfand, als es 2020 der Fall war, doch ich gehe mittlerweile davon aus, dass es sich bei der Verteilung des Vorjahres um ein zufälliges, singuläres Phänomen handelte, das sich so schnell nicht wiederholen wird. Aus irgendeinem Grund war ich 2020 extrem großzügig und ungemein begeisterungsfähig, weshalb ich überdurchschnittlich häufig fünf Sterne vergab und kein einziges Mal einen Stern. Rückblickend glaube ich tatsächlich, dass dieses erstaunliche Ergebnis mehr mit mir als mit den Büchern zu tun hatte.

2021 zeichnet hingegen ein deutlich realistischeres Bild und ein insgesamt glückliches Verhältnis, das ich im Verlauf des Jahres auch so wahrgenommen habe. Es ist okay, dass ich mit der Höchstwertung nicht freigiebig bin. Es ist ebenfalls okay, dass ich ab und zu daneben greife und einige wenige Bücher mit niedrigen Bewertungen einschätzen muss. Mein Lesejahr war qualitativ dennoch äußerst erfolgreich. Darüber freue ich mich sehr.

Challenge Fortschritt

Jetzt wird es schmerzhaft. Allerdings in geringerem Ausmaß, als ich befürchtete. Prinzipiell fällt es mir schwerer, meine Challenges erfolgreich abzuschließen, je weniger Bücher ich lese. Das hängt damit zusammen, dass ich Lesechallenges am liebsten nebenbei erledige und ungern das ganze Jahr über gezielt Aufgaben weglese. Dennoch fiel der Effekt meiner gesunkenen Bücherzahl 2021 milder aus, als ich erwartet hatte.

Schauen wir zuerst auf die Bücherkultur-Challenge. Für diese zeitlich unbegrenzte und mittlerweile auch unbetreute Challenge konnte ich offiziell keine Fortschritte verzeichnen, der Wert liegt weiterhin bei 37 %. Inoffiziell sieht es jedoch anders aus, was an meiner Art der Dokumentation liegt.

Jetzt wird es schmerzhaft. Allerdings in geringerem Ausmaß, als ich befürchtete. Prinzipiell fällt es mir schwerer, meine Challenges erfolgreich abzuschließen, je weniger Bücher ich lese.

Ich habe in der Genreverteilung ja bereits analysiert, dass ich 2021 vier Klassiker gelesen habe. Drei davon stehen auch auf der Liste der Bücherkultur-Challenge. Diese streiche allerdings erst ab, wenn ich die Bücher rezensiert habe und einen entsprechenden Link in der Liste hinterlegen kann. Das heißt, aktuell entspricht meine Challengeseite nicht den Tatsachen.

Das ist ein wenig ärgerlich für mich, weil dieser Fakt mir sehr unmissverständlich verdeutlicht, wie weit ich mit meinen Rezensionen hinterherhinke. Mit meinem Fortschritt in der Challenge selbst bin ich hingegen zufrieden, denn ich habe 2021 nach einem Jahr Pause erneut Klassiker gelesen. Das reicht mir. Wie ich immer wieder betone: Zu Klassikern kann ich mich nicht zwingen. Wenn ich mehrfach im Jahr Lust auf Klassiker habe, ist das ein Erfolg.

Beim Lesebingo 2021 wird es unkompliziert und verblüffend erfreulich. Vollständig erfüllt, 100 %. Ideal wäre es, wenn ich nicht nur alle 25 Bingofelder hätte abstreichen können, sondern auch noch alle Bücher rezensiert hätte, aber wir wollen mal nicht päpstlicher als der Papst sein, denn ich wähle ja bewusst Challenges aus, die ohne Rezensionspflicht auskommen. Hier hatte die geringere Anzahl gelesener Bücher also keine Auswirkungen.

Auf die Motto Challenge verzeichnete ich hingegen durchaus Auswirkungen, auch wenn ich diese nicht als Misserfolg werte. Der Erwartungshorizont für diese Challenge ist sehr überschaubar. Da es keine festen Aufgaben, sondern nur monatliche Mottos gibt, zu denen vorzugsweise vom SuB gelesen werden soll, betrachte ich sie bereits als erfüllt und erfolgreich abgeschlossen, wenn ich zu jedem Motto Bücher gefunden habe. Das ist der Fall – trotzdem habe ich meiner Erinnerung nach noch nie weniger Bücher eingetragen (Daten habe ich dazu leider nicht).

So. Kommen wir zum dicken Ende. Jetzt wird es doch noch hässlich. Noch nie habe ich weniger Bücher für Wortmagie’s makabre High Fantasy Challenge gelesen. Mit 17 von 30 Aufgaben konnte ich sie 2021 lediglich zu 57 % abschließen. Das ist das schlechteste Ergebnis, das ich in der Historie der Challenge je erreicht habe. Ich gebe mir ja große Mühe, Erfolgsdruck aus meinem Leseverhalten fernuzhalten, aber ich muss zugeben, das lässt mich schon arg schlucken und ich möchte 2022 wieder besser abschneiden.

Das hängt damit zusammen, dass ich Lesechallenges am liebsten nebenbei erledige und ungern das ganze Jahr über gezielt Aufgaben weglese. Dennoch fiel der Effekt meiner gesunkenen Bücherzahl 2021 milder aus, als ich erwartet hatte.

Schauen wir zuerst auf die Bücherkultur-Challenge. Für diese zeitlich unbegrenzte und mittlerweile auch unbetreute Challenge konnte ich offiziell keine Fortschritte verzeichnen, der Wert liegt weiterhin bei 37 %. Inoffiziell sieht es jedoch anders aus, was an meiner Art der Dokumentation liegt.

Ich habe in der Genreverteilung ja bereits analysiert, dass ich 2021 vier Klassiker gelesen habe. Drei davon stehen auch auf der Liste der Bücherkultur-Challenge. Diese streiche allerdings erst ab, wenn ich die Bücher rezensiert habe und einen entsprechenden Link in der Liste hinterlegen kann. Das heißt, aktuell entspricht meine Challengeseite nicht den Tatsachen.

Das ist ein wenig ärgerlich für mich, weil dieser Fakt mir sehr unmissverständlich verdeutlicht, wie weit ich mit meinen Rezensionen hinterherhinke. Mit meinem Fortschritt in der Challenge selbst bin ich hingegen zufrieden, denn ich habe 2021 nach einem Jahr Pause erneut Klassiker gelesen. Das reicht mir. Wie ich immer wieder betone: Zu Klassikern kann ich mich nicht zwingen. Wenn ich mehrfach im Jahr Lust auf Klassiker habe, ist das ein Erfolg.

Beim Lesebingo 2021 wird es unkompliziert und verblüffend erfreulich. Vollständig erfüllt, 100 %. Ideal wäre es, wenn ich nicht nur alle 25 Bingofelder hätte abstreichen können, sondern auch noch alle Bücher rezensiert hätte, aber wir wollen mal nicht päpstlicher als der Papst sein, denn ich wähle ja bewusst Challenges aus, die ohne Rezensionspflicht auskommen. Hier hatte die geringere Anzahl gelesener Bücher also keine Auswirkungen.

Auf die Motto Challenge verzeichnete ich hingegen durchaus Auswirkungen, auch wenn ich diese nicht als Misserfolg werte. Der Erwartungshorizont für diese Challenge ist sehr überschaubar. Da es keine festen Aufgaben, sondern nur monatliche Mottos gibt, zu denen vorzugsweise vom SuB gelesen werden soll, betrachte ich sie bereits als erfüllt und erfolgreich abgeschlossen, wenn ich zu jedem Motto Bücher gefunden habe. Das ist der Fall – trotzdem habe ich meiner Erinnerung nach noch nie weniger Bücher eingetragen (Daten habe ich dazu leider nicht).

So. Kommen wir zum dicken Ende. Jetzt wird es doch noch hässlich. Noch nie habe ich weniger Bücher für Wortmagie’s makabre High Fantasy Challenge gelesen. Mit 17 von 30 Aufgaben konnte ich sie 2021 lediglich zu 57 % abschließen. Das ist das schlechteste Ergebnis, das ich in der Historie der Challenge je erreicht habe. Ich gebe mir ja große Mühe, Erfolgsdruck aus meinem Leseverhalten fernuzhalten, aber ich muss zugeben, das lässt mich schon arg schlucken und ich möchte 2022 wieder besser abschneiden.

Zwischenfazit

Insgesamt kann ich mit dem Ergebnis meines Lesejahrs 2021 wunderbar leben. Viel besser, als ich angesichts der Zahlen befürchtet hatte. Anlässlich des Jahresrückblicks 2020 habe ich berichtet, dass es mir mittlerweile leichter fällt, mein Leseverhalten einfach so zu akzeptieren, wie es ist und meine literarischen Erfahrungen wertzuschätzen. Diese Einstellung wurde nun auf die Probe gestellt und besteht sie. Es handelt sich um eine anhaltende Verschiebung meiner Wahrnehmung, was mich tatsächlich sehr erleichtert.

Ich kann anerkennen, dass 2021 für mich keine idealen Bedingungen bot, um viel zu lesen. Ich finde, für das, was im vergangenen Jahr alles auf mich einprasselte, für die vielen Veränderungen und Projekte, habe ich sogar sehr gut abgeschnitten. Ich muss nicht streng mit mir sein und darf mich dafür loben, dass ich trotz allem Zeit, Lust und Motivation zum Lesen fand. Ich sollte mein Leseverhalten nie isoliert betrachten und daraus Ansprüche ableiten. Ich muss es im Kontext meines übrigen Lebens bewerten.

Die Daten zeigen, dass Quantität kein entscheidender Faktor ist. Wichtiger ist, wie ich meine Leseerfahrungen wahrnehme. In diesem Sinne gehen wir nun zum gemütlichen Teil in diesem Jahresrückblick über. Nachdem wir objektiv über mein Lesejahr 2021 geurteilt haben, wird es Zeit für jede Menge Subjektivität. Ich öffne mich meinen Gefühlen und beantworte 30 Fragen, die mir helfen, meine literarischen Ausflüge emotional einzuschätzen.

Mein Buchjahr in 30 Fragen: Emotionaler Jahresrückblick

Für meinen emotionalen Jahresrückblick ziehe ich alle Bücher heran, die ich zwischen dem 01.01.2021 und dem 31.12.2021 ausgelesen habe. Das Formular von Martina Bookaholic nutzt sieben Kategorien, in denen verschiedene inhaltliche Aspekte meiner Leseerfahrungen abgefragt werden. Welche Bücher hinterließen mächtig Eindruck, im positiven wie im negativen Sinne?

Allgemein

Welches war für Euch DAS Buch des Jahres? (Auch, wenn es schwerfällt, nur eine Nennung ist erlaubt.)
Cover des Buches "Jade City" von Fonda Lee

Den Thron ergattert „Jade City“ (The Green Bone Saga #1) von Fonda Lee. Der Trilogieauftakt gewinnt diese Ehre haarscharf, weil es 2021 tatsächlich ein paar Kandidaten gab, die in Frage kommen, da sie von mir fünf Sterne erhielten und mich dementsprechend sehr begeisterten, aber bei genauer Betrachtung liegt dieses höchst originelle Buch vorn.

„Jade City“ präsentiert eine Form von High Fantasy, wie ich sie noch nie erlebt habe. Wenn wir an das Genre denken, tauchen schnell Assoziationen eines mittelalterlichen Settings auf. Wir denken an Rüstungen und Schwerter, an ein überholtes Ständesystem, an mystische Magie, Artefakte und Fabelwesen. Tatsächlich ist High Fantasy jedoch nicht an diese Merkmale gebunden. High Fantasy kann mehr sein; es existieren keine Regeln, sondern nur Konventionen.

Fonda Lee hat verstanden, dass sie High Fantasy interpretieren kann, wie es ihr beliebt. Sie hat verstanden, wie viel Freiraum das Genre bietet, wenn Autor_innen außerhalb des Bekannten, außerhalb der Norm denken. Ich bewundere sie dafür ungemein, denn es ist nicht einfach, diesen Freiraum plausibel zu füllen. Als sie „Jade City“ schrieb, konnte sie sich nicht darauf verlassen, dass ihre Leser_innen potenzielle Kanten eigenständig ausbügeln, denn es gibt für ihre Geschichte keine Blaupause, an der sie sich orientieren könnten. Sie hat etwas gänzlich Neues, Einzigartiges geschaffen und brilliert dabei.

Der Roman spielt auf einer Insel namens Kekon, die eine für die High Fantasy ungewöhnlich moderne und fortschrittliche Gesellschaft beheimatet, inklusive Autos, Schusswaffen und Strom. Auf den ersten Blick könnte Kekon irgendwo im Südpazifik unserer Welt verortet sein. Dass die Insel kein Teil unserer Realität ist, wird jedoch bereits im ersten Kapitel deutlich. Denn obwohl Umstände und Gegebenheiten exotisch, aber vage vertraut wirken, ist ein Aspekt definitiv übernatürlich: Die Jade.

Jade ist in Lees Universum mehr als ein kostbarer Schmuckstein. Sie ist magisch. Einigen Menschen verleiht sie paranormale Fähigkeiten, macht sie schneller, stärker und erweitert ihre Wahrnehmung. Viele träumen davon, ihr Schicksal mithilfe von Jade zum Besseren zu wenden, das Tragen ist jedoch ausschließlich den sogenannten Green Bones vorbehalten. Die Green Bones sind in großen Familienklans organisiert und kontrollieren Abbau, Verarbeitung, Handel und Anwendung der Jade. Diese Familien stehen in permanenter Konkurrenz zueinander. In „Jade City“ eskaliert ihr Wettstreit – Krieg bricht aus.

Fonda Lee setzt ihre High Fantasy somit aus südostasiatischen Einflüssen zusammen und etabliert eine Gesellschaftsordnung, in der das Machtgefüge von wenigen Familien beherrscht wird, die durch internationale Mafiastrukturen inspiriert sind. Mir bleibt angesichts dieser enormen Kreativität die Spucke weg. Lee ist darüber hinaus eine erstklassige Erzählerin, die mühelos emotionale Nähe und Spannung erzeugt. „Jade City“ war eine sensationelle Lektüre, an der ich rein gar nichts auszusetzen habe. Ihr wisst, wie selten das vorkommt.

Ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und freute mich wie ein Kleinkind über die vielen Details, mit denen Lee eine glaubwürdige und perfekt ausschattierte Kultur aufbaut. Ich kann es kaum erwarten, die Folgebände zu lesen.

Welches Buch war für Euch der Flop des Jahres?
Cover des Buches "Der Novize des Assassinen" von Nick Lake

Dieser unrühmliche Titel geht 2021 an „Der Novize des Assassinen“ (Blood Ninja #1) von Nick Lake. Wisst ihr, ich habe das Buch vor sehr, sehr langer Zeit gekauft, als ich Amazon-Vorschläge noch relativ unkritisch angenommen habe. Damals ist es mir nicht aufgefallen. Aber nachdem ich das Buch im März 2021 aus dem Regal zog und dem Lieblingsmenschen kurz erklären wollte, worum es geht, und es laut aussprach, wurde mir bewusst, wie lächerlich es klingt: Das Buch handelt von Vampir-Ninjas. Oder Ninja-Vampiren.

Vampire sind ohnehin mit haufenweise Klischees befrachtet und leiden seit diversen Jugendromanen (Ja, ich meine sie, Stephenie Meyer!) unter einem gewissen Stigma. Warum Nick Lake es als notwendig erachtete, diesem Archetyp einen weiteren überzustülpen und aus Vampiren auch noch Ninjas zu machen, erschließt sich mir selbst nach der Lektüre nicht.

Trotzdem war ich bereit, dem Trilogieauftakt eine faire Chance einzuräumen. Leider ist Nick Lake als Autor nicht talentiert genug, um ein Konzept wie das der vampirischen Ninjas, das von Vorneherein droht, ins Absurde abzurutschen, mit der notwendigen Finesse und Autorität auszuarbeiten. Ich hatte das Gefühl, „Der Novize des Assassinen“ wurde von einem Schüler der 6. Klasse geschrieben. Es ist naiv, durchschaubar und etwa ab Seite 300 wird es dermaßen unrealistisch und unlogisch, dass ich nur noch genervt war. Ich habe das Buch irgendwann sogar angeschrien, weil ich es nicht aushielt, wie DUMM die Handlung ist und wie UMNACHTET sich die Figuren verhalten.

Deshalb muss ich „Der Novize des Assassinen“ leider als Flop des Jahres 2021 bezeichnen. Aber auf die Rezension freue ich mich schon. Das wird ein Verriss, der mal wieder richtig Spaß machen wird.

An welches Buch hattet Ihr eher geringe bis durchschnittliche Erwartungen und dann hat es Euch richtig umgehauen (im positiven Sinne)?
Cover des Buches "Ancillary Justice" von Ann Leckie

Ich habe eine witzige Beziehung zu „Ancillary Justice“ (Imperial Radch #1) von Ann Leckie. Wie ihr sicher wisst, habe ich jahrelang geglaubt, dass ich mit erwachsener Science-Fiction grundsätzlich nichts anfangen kann. Diese Annahme geht weit in meine Kindheit zurück, in der mir meine Mutter irgendwann einmal sagte, Science-Fiction sei wie Fantasy auf anderen Planeten. Sie wollte mich davon überzeugen, Science-Fiction eine Chance zu geben – was sie erreichte, war das komplette Gegenteil.

Ich weiß nicht, warum ich diese Aussage so abschreckend fand, dass ich lange Zeit einen Bogen um das Genre machte. Ich kann es wirklich nicht erklären, die Emotion kann ich aber immer noch spüren, wenn ich mich an die Situation erinnere. Da ist immer noch der Schatten dieses Unwillens, dieser Abwehr, die ich bis heute nicht verstehe.

Mittlerweile habe ich mich glücklicherweise selbst neu konditioniert. Ich habe bewusst positive Erfahrungen mit Science-Fiction gesammelt, um mich davon zu überzeugen, dass es keinen Grund gibt, dieses vielfältige Genre prinzipiell abzulehnen. Dennoch sitzt der Stachel meiner Zweifel tief. So tief, dass ich weiterhin das Gefühl habe, mir beweisen zu müssen, dass ich mit Science-Fiction klarkomme.

„Ancillary Justice“ habe ich unter anderem gelesen, um mich selbst auf die Probe zu stellen, weil es in meinem Kopf kaum ein Buch gibt, dass mehr Science-Fiction ist. Ann Leckie hat mit diesem Trilogieauftakt so ziemlich alle namhaften Awards der spekulativen Fiktion gewonnen, darunter der Hugo Award, der Nebula Award und der Arthur C. Clarke Award.

Umso mehr freute es mich natürlich, wie unglaublich gut mir das Buch gefiel – und ja, der kleine Teil in mir, der die Skepsis gegenüber Science-Fiction einfach nicht ablegen kann, war durchaus überrascht, wie viel Spaß mir die Lektüre bereitete. Es fühlte sich an, als hätte ich eine Mauer durchbrochen, als hätte ich diesen kleinen Teil in mir nun endgültig widerlegt.

In „Ancillary Justice“ geht es um eine künstliche Intelligenz, die einst ein gesamtes Raumschiff kontrollierte. Dazu zählten auch die sogenannten „Ancillaries“, die man sich als das ausgelagerte Bewusstsein der KI vorstellen kann. „Ancillaries“ sind jedoch keine Maschinen, sondern menschliche Körper, in denen ehemals auch ein menschliches Bewusstsein lebte. Die KI verdrängte dieses Bewusstsein. Sie steuerte tausende Körper und das Raumschiff gleichzeitig, jetzt ist sie jedoch nur noch mit einem einzigen menschlichen Körper verbunden. Im ersten Band der Trilogie finden Leser_innen heraus, warum.

Es ist ein sensationell spannendes, intelligentes und philosophisch tiefgründiges Buch. Ich mochte die Herausforderung, die Ann Leckies Konzepte darstellen und die mentale Beweglichkeit, die sie von ihren Leser_innen erwartet. Es ist auf jeden Fall ein Roman, mit dem man eine schwierige Beziehung zu Science-Fiction befrieden kann.

An welches Buch hattet Ihr große Hoffnungen geknüpft und dann hat es Euch richtig enttäuscht?
Cover des Buches "Die Hexe" von Vadim Panov

„Große Hoffnungen“ ist zu viel des Guten, aber ich habe definitiv Besseres von „Die Hexe“ (Die verborgene Stadt #3) von Vadim Panov erwartet. Das ist allerdings nicht verwunderlich, denn was der russische Autor da vorgelegt hat, ist unterirdisch. Ein Buch, das dermaßen sexistisch und rassistisch ist, hätte meiner Meinung nach niemals erscheinen dürfen.

Schlimm genug, dass ich mich als weibliche Leserin von Panovs Frauenbild beleidigt fühlte. Alle weiblichen Charakter werden brutal auf ihr Äußeres reduziert und kriegen sich permanent in die Haare, weil Frauen nun mal Zicken sind, von denen nichts anderes zu erwarten ist. Da das aber noch nicht widerlich genug ist, packt Panov einen drauf und verwendet allen Ernstes und ohne inhaltliche Motivation das N-Wort. Zumindest ist es für die deutsche Ausgabe so übersetzt worden. Exakt diesen Gesichtsausdruck, der sich da bei euch gerade abzeichnet, hatte ich auch.

Mag sein, dass das Buch im Original vor mittlerweile 20 Jahren erschienen ist. Mag auch sein, dass damals noch nicht dieselbe Sensitivität für latente Frauenfeindlichkeit herrschte. Aber das N-Wort? Echt jetzt? Das war auch vor 20 Jahren schon Tabu, erst recht für einen weißen Autor und einen ebenfalls weißen Übersetzer (Matthias Dondl). Ich finde das untragbar und werde das in meiner Rezension von „Die Hexe“ sehr deutlich machen. Das geht einfach gar nicht. Es macht mich wütend.
Welches Buch konntet Ihr gar nicht mehr aus der Hand legen?
Cover des Buches "The Godfather" von Mario Puzo

Schon auf den ersten Seiten von „The Godfather“ von Mario Puzo habe ich verstanden, warum sich das Buch nach seinem Erscheinen 1969 innerhalb von zwei Jahren neun Millionen Mal verkaufte und sich 67 Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times hielt. Es ist unglaublich spannend und mitreißend, ohne billige Tricks einzusetzen. Puzo erschafft darin eine Atmosphäre, die dicht sowie greifbar ist und mich regelrecht einsaugte. Ich ging im Familiendrama der Corleones völlig auf und erzählte allen, die mir begegneten, wie viel Spaß mir die Lektüre bereitete.

Bei wem es jetzt noch nicht geklingelt hat: „The Godfather“ ist die englische Originalausgabe von „Der Pate“, ein Buch, das 1972 sensationell erfolgreich verfilmt wurde. Der Film gewann drei Oscars: Bester Film, Bester Schauspieler (Marlon Brando als Don) und Bestes Drehbuch. Ich habe ihn trotzdem nie gesehen und das war rückblickend genau richtig. Dadurch konnte ich das Buch genießen, ohne ständig zu vergleichen. Ich kann dieses Vorgehen nur empfehlen.

Welche war 2021 Eure liebste Reihe? (Es muss mindestens ein Band in diesem Jahr gelesen worden sein.) Und auf welche Fortsetzung 2022 freut Ihr Euch am meisten?
Cover des Buches "Record of a Spaceborn Few" von Becky Chambers

Kein Jahresrückblick ohne Becky Chambers. 2021 habe ich „Record of a Spaceborn Few” (Wayfarers #3) gelesen und war erneut völlig hingerissen von ihrer Erzählkunst. Der dritte Band hat mich noch mehr berührt als die beiden Vorgänger, weil es dieses Mal um Menschen geht. Nachdem Chambers zuvor ausführlich alternative, nicht-menschliche Lebens- und Beziehungskonzepte untersuchte, stellt sie sich nun unserer Spezies. Daraus ist meiner Meinung nach der (bisher) beste Band der Reihe entstanden – der herzlichste, ehrlichste, aber auch selbstkritischste.

Das Buch ließ mich intensiv fühlen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein und welche fundamentalen Prioritäten, Eigenschaften und Empfindungen uns alle über kulturelle Grenzen hinweg verbinden. Es ging mir ans Herz, weil Chambers es wirklich versteht, Emotionen auf den Grund zu gehen und Positives zu betonen, ohne kitschig, melodramatisch oder pathetisch zu werden. Sie hat großen Anteil daran, dass ich meine Zweifel der Science-Fiction gegenüber ablegen konnte.

Der vierte Band „The Galaxy and the Ground Within” ist bereits erschienen, ich konnte ihn bisher aber nicht günstig gebraucht ergattern. Eins meiner Ziele für 2022 besteht dementsprechend darin, dieses Buch bei mir einziehen zu lassen, denn ich freue mich enorm auf die Lektüre. Auch, weil es das Reihenfinale sein soll.
Welches war Euer Buch mit den meisten Seiten? Sind die Seiten nur so „dahingeflogen“ oder musstet Ihr kämpfen?
Cover des Buches "Reaper's Gale" von Steven Erikson

Ich bemühe mich wirklich, euch nicht zu langweilen und nicht jedes Jahr dieselbe Leier zu spielen. An Steven Eriksons „Malazan Book of the Fallen“ komme ich trotzdem nicht vorbei, obwohl ich bewusst entschieden habe, die Reihe nicht bei allen Fragen nach positiven Erfahrungen zu nennen (was ich könnte). Erikson ist und bleibt der König der High Fantasy, der mich 2021 mit dem sechsten und siebten Band seines Epos beglückte.

Der siebte Band „Reaper’s Gale“ war – abgesehen von brillant, genial, phänomenal – mit 1.260 Seiten das dickste Buch, das ich 2021 gelesen und oben bereits vorgestellt habe. Ich habe dafür etwa drei Wochen gebraucht. Das ist für mich nach meinen alten Standards sehr lang, aber wir haben ja schon festgestellt, dass meine alten Standards nicht mehr gültig sind. Gequält habe ich mich natürlich nie. Wie könnte ich – er ist der König.

Ist Euch ein Buch ganz besonders negativ durch viele logische und/oder orthografische Fehler aufgefallen?
Cover des Buches "The Green Mile" von Stephen King

Ah, das ist ein Sonderfall. Die meisten Fehler enthielt nachweislich „The Green Mile“ von Stephen King. Dabei handelt es sich um Übersetzungsfehler, die ich allerdings nicht als negativ empfinde. Man kann sie dem deutschen Übersetzer Joachim Honnef nicht vorwerfen, weil sie auf die Veröffentlichungsgeschichte des Buches zurückgehen.

„The Green Mile“ wurde ursprünglich von März bis August 1996 in sechs schmalen Bänden veröffentlicht. King wollte damit den Fortsetzungsroman im Stil von Charles Dickens wieder aufleben lassen. Jeder Band sollte weltweit parallel erscheinen, ohne Verzögerungen durch eine Übersetzung. Die Übersetzer_innen erhielten deshalb Kings Urfassung, nicht das von einer Lektorin überarbeitete Manuskript.

Die deutsche Fassung bewegt sich dadurch an einigen Stellen dichter an der Intention des Autors, an anderen unterliefen Honnef hingegen Patzer, die einerseits sicher dem geforderten Tempo zuzuschreiben sind, andererseits aber auch der Tatsache, dass Honnef das Gesamtwerk und somit den Kontext nicht kannte. Ich möchte hier kein Beispiel nennen, weil das nicht möglich ist, ohne zu spoilern.

Diese Übersetzungsfehler und ihre Entstehung machen meine Ausgabe von „The Green Mile“ zu einem Buch mit ganz speziellem Charme. Es ist etwas Besonderes und ich bin froh, dass ich diese alte Ausgabe besitze, in der die Geschichte genauso erzählt wird, wie King sie schrieb und veröffentlichte. Es gibt nämlich auch eine überarbeitete Fassung von 2011, in der alle Fehler korrigiert wurden. Wie schade.

Trotzdem möchte ich an dieser Stelle noch einmal den Hinweis aussprechen, beim Kauf deutscher Ausgaben von Stephen King – Romanen Sorgfalt walten zu lassen. Deutsche Originalfassungen von Kings Büchern sind häufig heftig gekürzt und / oder unglücklich übersetzt. Meine Erfahrung mit „Brennen muss Salem“ sollte euch eine Warnung sein. Wenn ihr King auf Deutsch lesen wollt, rate ich euch zu den aktuellen Ausgaben – die erscheinen meines Wissens alle im Heyne-Verlag. „The Green Mile“ ist eine Ausnahme.

Auch Non-Fiction kann fesseln, welches Sachbuch hat Euch in diesem Jahr am meisten beeindruckt?
Cover des Buches "In Cold Blood" von Truman Capote

Habt ihr geglaubt, True Crime sei erst mit der Erfindung des Podcasts so richtig populär geworden? Dann täuscht ihr euch. True Crime gibt es schon sehr, sehr lange. Verbrechen haben die Menschen immer fasziniert. Darunter auch Truman Capote, der 1966 seinen Tatsachenroman „In Cold Blood“ veröffentlichte. Darin beschreibt er Hintergründe und Fakten des bestialischen Vierfachmordes an der Familie Clutter in Holcomb, Kansas im November 1959 und des darauffolgenden Prozesses gegen die beiden Täter Richard Hickock und Perry Smith.

Ich habe keine entsprechende Quelle gefunden, aber meiner Ansicht nach könnte dieser Roman tatsächlich die erste bewusste True Crime – Veröffentlichung der Kulturgeschichte sein. Capote wollte damit beweisen, dass ein echtes Verbrechen genauso spannend beschrieben sein kann wie ein fiktiver Thriller. Er leistete damit einen entscheidenden Beitrag zum gerade entstehenden New Journalism. Bei seinen Recherchen wurde er übrigens von keiner geringeren als Harper Lee unterstützt.

Ich hatte während der Lektüre von „In Cold Blood“ definitiv dieses True-Crime-Gefühl, das ich sonst nur bei den einschlägigen Podcasts entwickele. Für mich funktioniert True Crime also auch über das Medium Literatur. Ich muss allerdings gestehen, dass dieser Klassiker für mich dennoch ein gravierendes Defizit aufweist.

Truman Capote belegt in diesem Roman gar nichts. Es gibt kein Quellenverzeichnis, keine Fußnoten, keine Bibliografie, keine Angabe, die in irgendeiner Form legitimiert, was er da schreibt. Leser_innen müssen sich voll und ganz darauf verlassen, dass er wahrheitsgetreu berichtet, obwohl er bei vielen Ereignissen, die zu dem Mord führten, natürlich nicht dabei war. Das ist meiner Ansicht nach hochgradig problematisch, vor allem, weil im Nachhinein Stimmen laut wurden, die behaupteten, er habe einige Begebenheiten frei erfunden.

Glücklicherweise haben sich die Standards für True Crime mittlerweile verschärft. Mit einem True Crime – Roman ohne Quellenangaben würde heute wohl niemand mehr durchkommen. Dennoch ist das Buch ein wichtiges Werk der Kulturgeschichte und wird meiner Meinung nach zurecht als Klassiker behandelt.

Story

Welcher war für Euch der schlimmste Moment in einem Buch? Entdeckung eines Betrugs? Tod eines Lieblings? Eine herzergreifende Trennung?
Bjerg Bov

Bei dieser Frage komme ich wieder mal ins Schwitzen, weil ich nicht weiß, wie ich sie spoilerfrei beantworten soll. „Auerhaus“ von Bov Bjerg nimmt eine unerwartete Wendung, die mich kalt erwischte und mitten ins Herz traf. Das Buch ist ein typisch deutscher Bildungsroman, der das Erwachsenwerden einer Gruppe Jugendlicher behandelt.

Nach dem Suizidversuch ihres Freundes Frieder ziehen sie gemeinsam in ein Haus – das Auerhaus – und merken schnell, was es bedeutet, plötzlich für sich selbst verantwortlich zu sein. Aufgrund dieser Ausgangssituation ist die Geschichte von Anfang an recht emotional, obwohl Bjerg sie angenehm unaufgeregt schildert. Vermutlich hatte die besagte Wendung deshalb eine so starke Wirkung auf mich. Ich hatte einfach nicht mehr damit gerechnet, dass das Buch so … traurig werden könnte.

Das Buch war toll, aber das Ende einfach Mist? Welches Ende hat Euch am meisten enttäuscht?
Cover des Buches "The Ritual" von Adam Nevill

Wenn ich 2021 ein Buch mit einem seltsamen Ende gelesen habe, dann „The Ritual“ von Adam Nevill. Wobei ich das Wort „Ende“ hier recht weit interpretiere. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der zweite Teil umfasst etwas weniger als die Hälfte, sollte meiner Ansicht nach aber insgesamt als Ende aufgefasst werden. Klingt ungewöhnlich? Glaubt mir, das ist es auch.

„The Ritual“ erzählt die Geschichte von vier Freunden, die in der schwedischen Wildnis einen Wandertrip unternehmen, sich verirren und tief im Wald versehentlich etwas Altes, Mystisches und Gefährliches erwecken. Das ist die Handlung des ersten Teils. So weit, so gut. Ich mochte die bedrohliche, aussichtslose Atmosphäre. Aber der zweite Teil … Ich kann hier nicht konkret werden, ohne zu spoilern. Ich kann euch nur versichern, da dreht Nevill wirklich völlig ab.

Was als beklemmende Tour de Force beginnt, entwickelt sich rasant zu einem extrem bizarren Thriller, der mir nicht mehr plausibel erschien. Das lag einerseits an der Handlung selbst, andererseits wirkte die Wahrnehmung des Protagonisten komplett entrückt, was es für mich schwierig gestaltete, zwischen Realität und Wahn zu unterscheiden.

Mir ist klar, dass Nevill das wahrscheinlich beabsichtigte, doch mein Lesespaß litt darunter enorm. Zusätzlich löst er seine Geschichte nicht auf und präsentiert stattdessen einen offenen Abschluss, der mich unbefriedigt zurückließ. Man kann also definitiv davon sprechen, dass mich das Ende von „The Ritual“ enttäuschte.

Oh, und sollte euch der Titel bekannt vorkommen: Ja, es gibt eine Verfilmung dieses Buches, die bei Netflix zu finden ist. Sie ist allerdings nicht besonders gut.

Charaktere

Wer war Euer liebster Held?
Cover des Buches "The Purloined Poodle" von Kevin Hearne

Es kann 2021 nur einen geben. Selbst wenn meine Wahl unkonventionell ist, weil es sich nicht um einen Menschen handelt, sondern um einen Hund. Mein liebster Held 2021 war Oberon, der irische Wolfshund des Druiden Atticus aus Kevin Hearnes UF-Reihe „The Iron Druid Chronicles“.

Hearne ist ein Hundemensch. Das muss er sein, sonst hätte er Oberon kein eigenes Spin-Off geschenkt. „Oberon’s Meaty Mysteries“ ist eine Kurzgeschichtenreihe, in der der gewitzte Rüde Kriminalfälle löst. Ich habe die beiden bisher erschienenen Bände „The Purloined Poodle“ und „The Squirrel on the Train“ als Vorbereitung auf das Reihenfinale der „Iron Druid Chronicles“ gelesen und habe keine Sekunde bereut.

Die Geschichten sind alles, was ich mir erhofft habe – und mehr. Es wurde höchste Zeit, dass Oberon seine eigene Erzählperspektive erhält. Als Hundemama, die ich in meinem Herzen immer sein werde, hat es mich unsagbar glücklich gemacht, in seinen Kopf schauen zu können. Seine Bedürfnisse und sein Verständnishorizont bestimmen natürlich seine Gedanken und machen ihn zu einem charmanten, witzigen und wahnsinnig liebenswerten Ich-Erzähler.

Ich bin sehr froh, dass ich diesen kleinen Ausflug gewagt habe, ich bin aber vor allem dankbar, dass ich ihn erst 2021 unternommen habe. Früher hätten mir die Geschichten das Herz gebrochen, weil meine Trauer um meine verstorbene Hündin Chilli noch zu frisch war. Jetzt waren sie genau das Richtige, ein kuschliger Seelenschmeichler. Und das liegt ausschließlich an Oberon, mein mit Abstand liebster Held 2021.

Wer mag und kann, darf gerne auch noch angeben, welcher Held Euch
  • nur vom Charakter
Cover des Buches "Scourged" von Kevin Hearne

Während Oberon unangefochten mein liebster Held 2021 war, muss ich seinem Halter Atticus dennoch meinen Respekt für seine Entwicklung in „Scourged“ (Iron Druid Chronicles #9) aussprechen. Nach all der Zeit, in der ich Atticus dafür kritisiert habe, dass er die Konsequenzen seiner Taten nicht reflektiert, sind sie im Reihenfinale das zentrale Thema. Atticus erhält eine brutale Lektion in Demut, die er meiner Meinung nach dringend brauchte.

Obwohl das Finale insgesamt nicht meinen Erwartungen entsprach, begrüße ich es sehr, dass Atticus die Arroganz und Hybris der vorangegangenen Bände ablegt und sich endlich seiner Verantwortung stellt. Darum fand ich diesen Reihenabschluss passend, angemessen und gerecht – auch wenn er in mir viele negative Emotionen auslöste und Atticus einen hohen Preis für seine Läuterung zahlen muss.

  • nur vom Äußeren

Cover des Buches "Hope and Red" von Jon Skovron

Red aus „Hope and Red” (Empire of Storms #1) von John Skovron ist in meiner Vorstellung sehr attraktiv. Das liegt jedoch weniger an seinen rein äußerlichen Merkmalen, obwohl er natürlich auch nett anzuschauen ist. Es ist seine Ausstrahlung, die mich anzieht: Verwegen, intelligent, aufmerksam und irgendwie … ritterlich. Auf mich wirkte er während der Lektüre wie eine spitzbübische Version von Robin Hood, der sich mutig gegen ein vergiftetes System stellt, ohne seinen Humor zu verlieren. Ich mochte ihn sehr.

so richtig angesprochen hat.
Welche Heldin hat Euch am besten gefallen?
Cover des Buches "Another Day" von David Levithan

2021 flog mein Herz Rhiannon, der Protagonistin aus „Another Day“ (Every Day #2) von David Levithan, zu. Ich habe diese Fortsetzung eigentlich nur der Vollständigkeit halber gelesen, um mich auf das Trilogiefinale „Someday“ vorzubereiten, doch das Buch entpuppte sich als weit wertvoller, als ich angenommen hatte. Rhiannon ist dafür maßgeblich verantwortlich, denn sie ist eine Heldin, mit der ich mich stark identifizieren konnte.

Rhiannon erlebt ihre Beziehung zu A, der Hauptfigur aus „Every Day“, vollkommen anders als A und zeigt eine Zerrissenheit, die ich problemlos nachvollziehen konnte. Sie ist für ihr Alter sehr selbstreflektiert und stellt sich Fragen, die auch in meinem Kopf aufgetaucht wären, wäre ich an ihrer Stelle: Über ihre toxische Beziehung zu Justin; über ihre Unfähigkeit, A in jedem Körper zu lieben; über das Gefühl des Gesehen-werdens, das A in ihr auslöst. Ich hätte ihr ihre Selbstzweifel gern genommen und ihr eine Schulter zum Ausweinen geboten, ein Ohr zum Zuhören.

Letztendlich schafft es Rhiannon, anzuerkennen, dass sie nicht perfekt ist, aber Liebe verdient. Auch von sich selbst. Sie begreift, dass Selbstliebe nicht egoistisch ist. Diese Erkenntnis und der steinige Weg dorthin machen sie zu meiner liebsten Heldin 2021.
Wer mag und kann, darf gerne auch noch angeben, welche Heldin Euch
  • nur vom Charakter

Cover des Buches "Dreadful Company" von Vivian Shaw

Awww, ich liebe Dr. Greta Helsing aus der gleichnamigen Reihe von Vivian Shaw! 2021 habe ich den zweiten Band „Dreadful Company“ gelesen und mich in der Gesellschaft der Ärztin für übernatürliche Lebewesen erneut äußerst wohlgefühlt.

Einerseits schätze ich an Dr. Helsing ihre völlig unstrittige Integrität. Es besteht nie auch nur der geringste Zweifel daran, dass all ihre Entscheidungen durch ihren aufrichtigen Wunsch motiviert sind, anderen zu helfen. Sie hat keine Hintergedanken, verfolgt keine versteckte Agenda und scheint keine Geheimnisse zu hüten – sie ist einfach ein guter Mensch.

Für mich ist sie trotz ihres außergewöhnlichen Berufs eine Heldin des Alltags, weil sie charakterlich eben nicht überdurchschnittlich ist. Ich glaube, dass die meisten Menschen überwiegend versuchen, das zu tun, was sie für das Richtige oder das Beste halten. Die meisten Menschen handeln nicht absichtlich böse, gemein oder rücksichtslos und in den allermeisten Fällen gelingt es ihnen, intuitiv „gut“ zu sein, ohne Pathos oder heroische Gesten. Diesen Standard verkörpert Dr. Helsing für mich. Sie ist mühelos, ja beinahe selbstverständlich eine Heldin, weil sie tut, was sie für richtig hält.
  • nur vom Äußeren

Wild Rebecca Gefangene der Magie Verraeter der Magie

Kira, die Protagonistin aus „Gefangene der Magie“ (Verräter der Magie #2) von Rebecca Wild, stelle ich mir äußerst hübsch vor. Ein attraktives Äußeres gehört bei ihr auch irgendwie dazu, denn sie ist eine Sidhe, was die Autorin mit dem Begriff „Feenwesen“ umschreibt. Mir gefällt an ihr vor allem, dass Kira zwar zweifellos hübsch ist, aber nicht übernatürlich berückend.

Sie ist nicht so aggressiv schön, dass ihr Aussehen ihren Charakter überstrahlen würde. In meiner Fantasie hat sie einige außergewöhnliche Merkmale, zum Beispiel ihre blauen Augen, doch nie wirkt ihre physische Schönheit wie eine Mauer, hinter der ihre charakterliche Schönheit eingesperrt bleibt.

Auch spielt Kiras Äußeres eine angenehm geringe Rolle im zweiten Band der Dilogie. Es ist gar nicht wichtig, wie gut sie nun aussieht. Eine Heldin ist sie dennoch, weil sie beinahe im Alleingang gegen die Tyrannei der Magier_innen gegenüber magischen Wesen kämpft – und dabei auch noch die Liebe findet.
so richtig angesprochen hat.
Manchmal stimmt die Chemie einfach, welches Paar hat Euch am besten gefallen? Hier zählt das Paar als Ganzes, ein noch so anbetungswürdiger Held kann seine unwürdige Partnerin nicht rausreißen!
Cover des Buches "Stars Above" von Marissa Meyer

Mit „Stars Above“ (The Lunar Chronicles #4,5) hat Marissa Meyer den Fans ihrer Reihe ein wundervolles Geschenk gemacht. Es handelt sich um eine Kurzgeschichtensammlung, in der jede der Hauptfiguren der „Lunar Chronicles“ noch einmal einen Auftritt erhält. Der Höhepunkt dieser Sammlung ist meiner Meinung nach die Kurzgeschichte „Something Old, Something New“, in der Cinder, Kai, Scarlet, Wolf, Cress, Thorne und natürlich Iko noch einmal zusammenkommen, um einen freudigen Anlass zu feiern: Die Hochzeit von Scarlet und Wolf.

Wer Marissa Meyer kennt, wird sich vorstellen können, wie herzerwärmend diese Geschichte ist. Ich fand alle Paare darin bezaubernd, weil ihre Beziehungen eine echte Bereicherung für sie alle sind. Niemand gibt die eigene Identität auf und verschmilzt mit dem Partner oder der Partnerin oder ordnet sich gar unter. Stattdessen wachsen sie durch die Nähe zueinander. Sie verlieren nichts, sie gewinnen etwas dazu. So, wie es sein sollte und in der Jugendliteratur viel zu selten ist.

 
Welche_r Protagonist_in hat Euch am meisten genervt? Bei wem konntet Ihr nur noch mit den Augen rollen? Gab es vielleicht einen besonders schlimmen / peinlichen Moment?
Cover des Buches "Caraval" von Stephanie Garber

Aus irgendeinem Grund sind es meistens Protagonistinnen aus Jugendromanen, die diesen Titel erhalten. Ein Schelm, wer da ein Muster vermutet. 2021 hat mich Scarlett aus „Caraval“ (Caraval #1) von Stephanie Garber fast zur Weißglut getrieben. Ich habe das stark gehypte Buch lange sehr kritisch beäugt, weil ich bereits ahnte und befürchtete, dass es zahlreiche stereotype Motive enthält, die mich aufregen könnten. Dann war es jedoch als E-Book bei Amazon im Angebot für 0,99 €, also dachte ich „Was soll’s, bei dem Preis kannst du nicht viel falsch machen“. Wie habe ich mich geirrt. Hätte ich mal auf meine Intuition gehört.

Ich hatte beim Lesen keine einzige lohnende Sekunde. Meiner Meinung nach bewegt sich der Trilogieauftakt auf der gefährlichen Linie zwischen komplett vorhersehbar und himmelschreiend unlogisch.

Beide Aspekte bündeln sich in der Protagonistin Scarlett, die eine erwartbare und einschläfernde Entwicklung vom verklemmten, steifen und verschüchterten Mauerblümchen zur taffen Heldin durchlebt. Innerhalb weniger Tage. Mithilfe eines attraktiven Jungen.

An Scarlett regte mich primär die Beziehung zu ihrer jüngeren Schwester Donatella auf, die die einzige Konstante ihres bisherigen Lebens ist, die sie durch ihre Verwandlung nicht hinterfragt. Scarlett wurde offenbar mit der Überzeugung geboren, dass sie grundsätzlich immer für alles verantwortlich ist, was Donatella tut oder nicht tut. Es ist immer alles ihre Schuld. Würde Donatella auf eine Schnecke treten, würde sich Scarlett danach martern, wieso sie sie nicht zur Seite geschubst hat. Ja, über dieses Ausmaß reden wir hier.

Mein Problem damit besteht darin, dass Scarlett Donatella mit diesem Verhalten kleinhält. Indem sie ihrer Schwester jede Verantwortung für ihr eigenes Handeln abspricht und nicht anerkennt, dass Donatella negative Eigenschaften besitzt, Fehler macht oder falsche Entscheidungen trifft, beschneidet sie ihr Wachstum. Natürlich meint Scarlett es gut und möchte Donatella lediglich schützen, aber sie in Watte zu packen und auf ein Podest der Unfehlbarkeit zu stellen, schadet der Jüngeren mehr, als es ihr nützt. Sie erhält dadurch keinen Raum, sich zu entfalten und zu emanzipieren, obwohl sie sich ganz offensichtlich danach sehnt.

Ich fand diese falsch verstandene Geschwisterliebe äußerst enervierend. Scarletts Selbstgeißelung für Donatellas Benehmen bestimmt das gesamte Buch. Kaum eine Szene, in der sich Scarlett keine Vorwürfe macht. Es war ermüdend und anstrengend, weil sich aus Scarletts Perspektive dieselben Gedankenmuster permanent wiederholen und sie nicht zu der Erkenntnis gelangt, dass Donatella vielleicht doch ein eigenständiger Mensch sein könnte. Ich hätte sie gern geohrfeigt.

Abgesehen davon ist „Caraval“ einfach kein gutes Buch. Es ist löchrig und lässt keinerlei Atmosphäre entstehen. Wie man eine Schnitzeljagd auf einem magischen Karneval so in den Sand setzen kann, ist mir ein Rätsel. Es ist völliger Unsinn und dazu noch schlecht umgesetzt. Auf keinen Fall werde ich die Fortsetzungen lesen.

Wer hat Euren Buchheld_innen am schlimmsten zugesetzt?
Cover des Buches "Tampa" von Alissa Nutting

Die fieseste Gegenspielerin 2021 ist auch die Protagonistin des Buches: Celeste aus „Tampa“ von Alissa Nutting. Dieses Buch katapultiert Leser_innen wirklich ganz weit aus ihrer Komfortzone. Ich wage zu behaupten, dass niemand es lesen kann, ohne sich zumindest an einigen Stellen unwohl zu fühlen.

In „Tampa“ erzählt Celeste aus ihrem Alltag als Lehrerin an einer Middle School. Für sie ist die Schule allerdings kein Ort, an dem sie junge Geister formt – es ist der Ort, an dem sie auf die Jagd geht. Celeste hat eine sexuelle Vorliebe für 14-jährige Jungs. Meiner Meinung nach bleibt fraglich, ob sie im klinischen Sinne pädophil ist, weil es Hinweise dafür gibt, dass ihre Neigung das Symptom eines selbst erlebten Traumas ist, für das Erleben während der Lektüre ist das jedoch eher sekundär von Belang.

Wenn ich schreibe, dass Celeste jagt, dann meine ich das auch. Es schockierte mich zutiefst, dass sie den Lehrberuf offenbar bewusst wählte, um Zugang zu ihren Opfern zu erhalten. Sie missbraucht ihre Position, um eine Beziehung zu ihren „Auserwählten“ aufzubauen und sie Stück für Stück einzuwickeln. Sie forciert zielgerichtet eine emotionale Abhängigkeit, um zu bekommen, was sie will. Soll heißen, Celeste verübt nicht nur wiederholt physischen Missbrauch, sondern suhlt sich auch im psychischen Missbrauch.

Dabei zeigt sie keinerlei Unrechtsbewusstsein. Ihr ist natürlich klar, dass sie nominell ein Verbrechen begeht, doch dabei handelt es sich für sie lediglich um eine gesetzliche, rechtliche Grenze, nicht um eine moralische. Sie weiß, dass es verboten ist, als erwachsene Lehrerin 14-jährige Schüler sexuell und emotional zu ködern, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie begreift, warum es verboten ist oder weshalb sie sich schlechtfühlen sollte.

Die Gewalt, die Celeste ausübt, war sehr schwer zu ertragen. Ich feiere Alissa Nutting zwar dafür, dass sie weibliches Gewaltpotential explizit thematisiert, die Lektüre gestaltete das allerdings nicht leichter. Celeste setzt ihren Opfern auf allen Ebenen extrem zu und ist demnach eine Gegenspielerin aus dem Bilderbuch – obwohl sie die Hauptfigur ist.

Auch Charaktere, die nur am Rande vorkommen, kann man ins Herz schließen. Welcher Nebencharakter ist Euch besonders in Erinnerung geblieben?
Cover des Buches "A Gathering of Shadows" von V. E. Schwab

Für mich waren die Kapitel aus der Perspektive des Prinzen Rhys in „A Gathering of Shadows“ (Shades of Magic #2) von V. E. Schwab ein Highlight. Überhaupt gefiel mir der zweite Band der Trilogie besser als der erste „A Darker Shade of Magic“, auch wenn es nicht für einen zusätzlichen Stern reichte. In Rhys‘ Gedanken hineinhorchen und seine Wahrnehmung erleben zu dürfen, hatte an diesem Urteil großen Anteil.

Die spannungsgeladene Beziehung zwischen Rhys und Kell, die wie Brüder aufwuchsen, ist eine der interessantesten Facetten der Geschichte. Kell fühlt für seinen Ziehbruder widersprüchlich, das ist meiner Ansicht nach jedoch nichts im Vergleich zu den Konflikten, mit denen sich Rhys herumschlägt.

Der junge Prinz lebt mit einer enormen Diskrepanz zwischen seiner Innen- und Außenwahrnehmung. Er ist in seinem Inneren ein völliger anderer Mensch als der, der von außen gesehen wird, was seine Familie und Kell einschließt.

Ich bedauerte Rhys sehr und empfand tiefes Mitgefühl für das Dilemma, in dem er sich permanent befindet. Er verkörpert eine Rolle, die sich verselbstständigte und ihm Ketten anlegte, von denen er sich nicht befreien kann. Es beeindruckte mich, wie viel Persönlichkeit V. E. Schwab ihm zugestand, denn im ersten Band wirkte er flach und blass, eben nur der vergnügungssüchtige, verwöhnte Ziehbruder des Protagonisten. Für die Erkenntnis, dass deutlich mehr in Rhys steckt, danke ich der Autorin.

Verschiedenes

Habt Ihr bei einem Kuss so richtig mitgefiebert, erleichtert aufgeseufzt, richtig Lust aufs Küssen bekommen?
Cover des Buches "Flat-Out Celeste" von Jessica Park

„Flat-Out Celeste“ (Flat-Out Love #2) von Jessica Park ist genau die Fortsetzung, die ich mir für „Flat-Out Love“ vorgestellt habe. Es ist cheesy, es ist kitschig, es trieft vor tragikomischer Romantik. Wie zu erwarten, hatte ich damit hin und wieder meine Probleme, war emotional jedoch in der richtigen Stimmung für die Geschichte und konnte mich deshalb darauf einlassen.

Der zweite (vollwertige) Band fokussiert nicht mehr Julie, sondern Celeste, die jüngere Schwester von Matt und Finn. Mittlerweile ist Celeste jedoch kein kleines Mädchen mehr, sondern ein Teenager und hat aufgrund ihrer „Exzentrik“ (Jessica Park vermeidet es bewusst eine Diagnose zu stellen – in Wahrheit hat Celeste wahrscheinlich das Asperger-Syndrom) enorme Schwierigkeiten, sich an ihre Peergruppe anzupassen.

Trotzdem findet sie in „Flat-Out Celeste“ ihren Gegenpol, ihre erste Liebe. Diese Person inszeniert für sie den perfekten ersten Kuss. Ich mag ja nicht sonderlich romantisch veranlagt sein, aber aus Stein bin ich nicht. Diese Szene ging mir sehr zu Herzen und zauberte mir ein seliges Lächeln ins Gesicht. Insgeheim wünschen wir uns doch alle, dass sich jemand so viel Mühe gibt und uns einen solchen Moment des puren Glücks schenkt.
Wenn es nicht beim Küssen bleibt, welche Liebesszene hat Euch am meisten angesprochen?
Cover des Buches "Flat-Out Matt" von Jessica Park

Ich bin froh, dass ich 2021 nicht nur in „Incubus Dreams“ (Anita Blake #12) von Laurell K. Hamilton mit erotischen Szenen konfrontiert wurde. Die hätte ich hier nämlich ungern genannt, weil jede Liebesszene in diesem Band hochgradig problematisch ist. Stattdessen kann ich berichten, dass ich das erste Mal von Julie und Matt in „Flat-Out Matt“ (Flat-Out Love #1,5) von Jessica Park wirklich heiß fand.

Der schmale Zwischenband ist chronologisch vor „Flat-Out Celeste“ angesiedelt und erzählt Schlüsselszenen des Erfolgsromans „Flat-Out Love“ noch einmal aus der Sicht des männlichen Protagonisten Matt. Ich habe mit solchen Begleitbüchern bisher eher enttäuschende Erfahrungen gesammelt („Edward“ von Stephenie Meyer – was war das bitte? Niemand brauchte diese Ergänzung) und war daher erfreut, dass „Flat-Out Matt“ tatsächlich einen Mehrwert bietet.

Schon aus Julies Perspektive wirkte Matt bezaubernd – nun habe ich erfahren, was für ein wundervoller Mensch er auch im Inneren ist. Besonders Szenen, die die Dynamik seiner traumatisierten Familie beleuchten, fand ich sehr wertvoll. Das letzte Kapitel ist allerdings ganz der jungen, zarten Liebe zwischen Matt und Julie gewidmet.

Obwohl ich ihr erstes Mal sehr erotisch fand, weil ihre Gefühle füreinander so stark sind, war ich trotzdem etwas irritiert davon, dass Jessica Park diese Szene integrierte. Ich kann nicht so ganz verstehen, wieso sie mich zuschauen ließ. Ich fühlte mich wie eine Voyeurin, als hätte ich kein Recht, die beiden zu beobachten. Vielleicht finde ich beim Schreiben der Rezension noch heraus, was Park sich eventuell dabei dachte.

Bei welchem Buch konntet Ihr am herzhaftesten lachen?
Cover des Buches "The Mirror's Truth" von Michael R. Fletcher

Ich glaube nicht, dass Michael R. Fletcher beabsichtigte, „The Mirror’s Truth“ (Manifest Delusions #2) einen humoristischen Anstrich zu verpassen. Ich habe mich bei der Lektüre trotzdem einige Male köstlich amüsiert. Fletcher verwendet eine sehr eigenwillige Namensgebung. Alle Eigennamen sind konsequent Worte aus der deutschen Sprache, obwohl das Buch in Englisch geschrieben ist.

Während mir diese Eigenart im ersten Band „Beyond Redemption“ noch gravierende Probleme bereitete, weil ich es als Verschandelung meiner Muttersprache empfand, kam ich in „The Mirror’s Truth“  viel besser damit klar und konnte der Namensgebung sogar einen gewissen ironischen Witz abgewinnen, der mich einige Male zum Lachen brachte. Wer kann eine Figur, die „Kot“ heißt, schon ernst nehmen?

Auch belustigte mich, wie die Figuren generell mit der Namensgebung umgehen. Intellektuell verstehen sie die deutschen Begriffe nicht, denn in Fletchers Grimdark-Universum hat offenbar noch nie jemand von einer anderen Sprache gehört. Dennoch verwenden sie die deutschen Adjektive, Substantive und Verben häufig intuitiv korrekt.

So verpasst der Protagonist (er heißt Wichtig Lügner) seinem schielenden Pferd ohne zu zögern den Namen „Blöd“. Er scheint demnach emotional zu erkennen, was dieses Wort bedeutet, ohne sich dessen rational bewusst sein. Ich fand diese Diskrepanz zwischen intellektuellem und emotionalem Wissen lustig, weil sie hervorragend in dieses Irrenhaus von einer Geschichte passt.

„Irrenhaus“ ist keineswegs abwertend oder übertrieben gemeint, sondern ein Fakt. Schließlich spielt diese lose Trilogie in einem Universum, in der sich Wahnvorstellungen und psychische Krankheiten real manifestieren. Wenn das nicht irre ist, was dann?

Bei welchem Buch habt Ihr am meisten geweint bzw. hättet am meisten heulen können?
Cover des Buches "Goodbye Days" von Jeff Zentner

Es ist wenig überraschend, dass ich mich bei dieser Frage für „Goodbye Days“ von Jeff Zentner entscheide. Der Jugendroman dreht sich voll und ganz um die Themen Schuld und Trauer. Der Protagonist Carver hat durch einen Autounfall seine drei besten Freunde Mars, Eli und Blake verloren. Ein Autounfall, an dem er vielleicht nicht ganz unschuldig ist, was es ihm beinahe unmöglich macht, unbelastet zu trauern.

Kurz nach der Beerdigung wird er jedoch von Blakes Großmutter gebeten, gemeinsam mit ihr einen „Goodbye Days“ für Blake zu veranstalten. Um sich zu verabschieden, möchte sie noch einmal einen Tag lang alles tun, was Blake liebte. Carver lässt sich darauf ein. Sie erleben wundervolle Momente zusammen, die sie manchmal zum Lachen und manchmal zum Weinen bringen. Wenig später bitten ihn auch die Familien von Mars und Eli um einen solchen letzten Tag. All diese Tage laufen völlig unterschiedlich ab, aber sie haben eines gemeinsam: Sie sind reinigend.

Durch „The Serpent King“ ahnte ich, dass Jeff Zentner in „Goodbye Days“ wieder die gesamte Kraft seiner schriftstellerischen Sensibilität zur Geltung bringen wird und wurde nicht enttäuscht. Es ist ein äußerst bewegendes Buch, das mich mehrere Male heftig schlucken und gegen die Tränen ankämpfen ließ. Es ist nicht ganz so mächtig wie „The Serpent King“, aber es hat mich zweifellos sehr berührt.
Euer Lieblingsland / Eure Lieblingsstadt, eine wundervoll gestaltete Fantasywelt – Welches Setting hat Euch besonders beeindruckt?
Cover des Buches "The Last Stormlord" von Glenda Larke

2021 haben mich viele Autor_innen mit ihrem Setting beeindruckt, darunter natürlich Steven Erikson, Fonda Lee und Becky Chambers. Um mich nicht zu wiederholen, möchte ich jedoch einen weiteren Namen in den Ring werfen. Glenda Larke hat mir bewiesen, dass sie wirklich versteht, dass Worldbuilding mehr ist als das Formulieren willkürlicher Gesetzmäßigkeiten.

Im Juni 2021 habe ich „The Last Stormlord“ (Watergivers #1) gelesen. Larkes Universum zeichnet sich primär durch eine singuläre, alles dominierende Gegebenheit aus: Wassermangel. Ihre Welt ist eine Wüste permanenter Dürre. Natürliche Regenfälle sind so selten, dass diese regelmäßig magisch beschworen werden müssen, damit das Land und alles Leben darin nicht einfach vertrocknen. In der Trilogie schildert Larke eine prekäre Situation, denn es werden kaum noch Kinder mit dem Talent zur Wasserbeschwörung geboren. Jeder Tropfen Wasser wird streng rationiert.

Wir besuchen in „The Last Stormlord“ also eine Welt, in der Wasser Macht bedeutet, in der das kühle Nass der Dreh- und Angelpunkt der Menschheit ist. Larke ging bei ihrem Design dieser Welt bemerkenswert konsequent vor. Der Wert von schlicht allem wird in Wasser gemessen. Die gesamte Wirtschaft basiert auf Wasser als Ressource. Nichts ist wertvoller. Sie zieht diese Priorisierung bis in die kleinsten Details durch.

So ist es in dieser Wüstenwelt zum Beispiel nicht sehr wahrscheinlich, dass sich Pferde überhaupt entwickeln konnten, weil sie zum Überleben viel Wasser benötigen. Stattdessen werden als Reit- und Nutztiere Tausendfüßler-ähnliche Insektoide gezüchtet, die mit sehr wenig Flüssigkeit lange auskommen. Das Buch enthält viele dieser eleganten, kreativen Lösungen, die dafür sorgen, dass das Worldbuilding glaubwürdig gestaltet ist. Diese Sorgfalt verdient Respekt, den ich Glenda Larke gern zugestehe.

Aber auch abseits des Worldbuildings mochte ich „The Last Stormlord“ gern, weil die Autorin ihre Geschichte ungewöhnlich offen erzählt. Ich musste keine Rätsel lösen oder Geheimnisse aufdecken, das übernahm Larke alles für mich. Dadurch hatte ich die Kapazitäten, mich an ihrem Worldbuilding zu erfreuen und mich ganz auf die Figuren einzulassen, die mir alle sehr sympathisch erschienen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzungen.

Welches Buch würdet Ihr am liebsten verfilmt sehen?
Cover des Buches "Say Her Name" von Juno (vormals James) Dawson

Da ich Horrorfilme liebe, würde ich mich über eine Verfilmung von „Say Her Name“ freuen. Das Buch handelt vom legendären Geist Bloody Mary und ist einem Gruselstreifen ohnehin sehr ähnlich, also würde sich eine Adaption anbieten. Außerdem qualifiziert es sich für mich nun nicht als Herzensbuch, obwohl es unterhaltsam war, daher fände ich es auch nicht so schlimm, wenn sich der Film als Nullnummer entpuppen würde.

Das Buch ist übrigens von Juno Dawson, auf dem Cover meiner Ausgabe steht allerdings noch James Dawson. Dawson hat nach der Veröffentlichung eine Transition durchlebt und trägt nun den weiblichen Vornamen Juno. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie ich damit für die Rezension umgehen soll. Ich möchte die Transition selbstverständlich anerkennen und berücksichtigen, weiß jedoch nicht, wie Juno Dawson sich nun selbst sieht und welche Pronomen demnach angemessen sind.

Ideal wäre es, wenn ich ein Interview finden könnte, in dem Dawson diese Fragen beantwortet und vielleicht auch gleich darauf eingeht, ob er_sie rückwirkend ebenfalls Juno genannt werden möchte oder ob die Veröffentlichungen als James Dawson so bestehen bleiben sollen. Ich muss in der Rezension einen Namen angeben, möchte aber nicht unsensibel sein.

Aktuell tendiere ich dazu, das Buch unter dem Namen James Dawson zu besprechen, weil es sich sonst anfühlt, als würde ich so tun, als hätte es ihn nie gegeben und damit auch die Transition ignorieren, die sicher ein langwieriger und schmerzhafter Prozess war bzw. ist. Das ist jedoch nur meine Meinung. Juno Dawson kann das völlig anders beurteilen. Hoffentlich finde ich im allwissenden Internet ein paar Antworten.

Autor_innen

Welchen Autor / Welche Autorin habt Ihr in diesem Jahr am liebsten gelesen?
Cover des Buches "Small Great Things" von Jodi Picoult

Jodi Picoult ist für mich eine sichere Nummer. Keiner ihrer Romane, die ich bisher gelesen habe, hat von mir weniger als vier Sterne bekommen. 2021 habe ich jedoch ein Buch aus ihrer Feder gelesen, mit dem sie sich meiner Meinung nach selbst übertroffen hat: „Small Great Things“.

In „Small Great Things“ setzt sich Picoult kritisch und sensibel mit Rassismus auseinander. Sie nimmt drei sehr unterschiedliche Perspektiven ein: Ruth, eine Schwarze Hebamme und Krankenschwester, der vorgeworfen wird, durch Untätigkeit den Tod eines weißen Babys verursacht zu haben; Turk, der Vater des Babys, der an die Überlegenheit der weißen Rasse glaubt (Ich lehne den Begriff „Rasse“ in Bezug auf Menschen ab, Turk verwendet diesen jedoch) und Kennedy, eine liberale weiße Anwältin, die Ruth vor Gericht vertritt.

Ihre Blickwinkel bieten ganz verschiedene Wahrnehmungen von Rassismus. Als ich das Buch zu lesen begann, dachte ich, dass der Kontrast zwischen Ruth und Turk im Fokus der Geschichte stehen würde. Das ist nicht der Fall. Obwohl Ruth und Turk natürliche wichtige Rollen einnehmen, geht es erstaunlich wenig um sie als Endpunkte des Rassismusspektrums. Es geht um all die Facetten, die zwischen ihnen liegen.

Jodi Picoult zeigt in diesem Buch, wie subtil Rassismus sein kann, wie oft er in kleinen Alltagssituationen sein hässliches Haupt hebt, wie tief verwurzelt Rassismus in der US-amerikanischen Gesellschaft ist und wie sehr Schwarze Frauen wie Ruth darunter leiden. Demzufolge beschäftigt sich die weiße Autorin intensiv mit ihrer eigenen Verantwortung und ihren persönlichen Vorurteilen. Sie sensibilisiert für weiße Privilegien, die automatisch zu einer Benachteiligung von People of Color führen.

Meiner Meinung nach ist „Small Great Things“ deshalb das wichtigste und bedeutendste Buch, das Picoult bisher geschrieben hat. Sie hat es aus genau den richtigen Gründen und mit dem richtigen Anliegen verfasst. Das hat mich wahnsinnig beeindruckt.

Habt Ihr eine_n Autor_in in diesem Jahr für Euch entdeckt, von dem_der Ihr nun am liebsten alles verschlingen würdet?
Cover des Buches "The First Fifteen Lives of Harry August" von Claire North

Claire North. Seit ich ihren Roman „The First Fifteen Lives of Harry August” auf meine Wunschliste gesetzt habe, war ich zuversichtlich, dass ich eine gute Chemie mit der Autorin haben würde. 2021 bestätigte sich meine Hoffnung, als ich das Buch endlich vom SuB befreite.

North präsentiert in „The First Fifteen Lives of Harry August” eine wahnsinnig originelle Version des Zeitreisemotivs, das durch die Kombination mit der Idee der Inkarnation viele tiefgreifende philosophische Fragen aufwirft. Wann immer der Protagonist Harry stirbt, wird er wiedergeboren und erhält die Chance, sein Leben noch einmal zu leben – inklusive aller Erinnerungen, die er bis dahin in seinen früheren Leben sammelte.

Daraus ergeben sich so viele Möglichkeiten, dass mein Hirn sie gar nicht alle verarbeiten kann. Stellt euch vor, ihr müsstet euch nicht für einen Weg für euer Leben entscheiden. Stellt euch vor, ihr könntet alles werden, was ihr wollt, weil ihr die Zeit dafür habt. Stellt euch vor, ihr könntet jeder fixen Eingebung, jeder Laune, jeder Inspiration nachgeben. Ihr müsstet euch nicht fürchten, Risiken einzugehen oder Lebenszeit zu verschwenden, denn das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass ihr sterbt und noch einmal von vorn anfangen müsst. Mindblowing.

Mich hat der Roman intellektuell ungemein stimuliert, aber auch die emotionale Ebene kam nicht zu kurz. Es war eine angenehme Balance. Ich konnte mich mit Harry zwar nicht vollständig identifizieren, weil ich häufig andere Entscheidungen getroffen hätte, konnte seine Gefühlswelt allerdings dennoch sehr gut nachvollziehen, besonders, als ihm North einen schier unlösbaren Konflikt vorsetzt.

Ich glaube nach der Lektüre fest an das schriftstellerische Talent von Claire North und freue mich schon darauf, weitere ihrer Bücher kennenzulernen.

Ein_e Autor_in, von dem_der Ihr bisher alles verschlungen habt, der_die Euch aber arg enttäuscht hat in diesem Jahr?
Cover des Buches "A Time of Blood" von John Gwynne

Bei dieser Frage winde ich mich oft ein bisschen, weil ungern zugebe, dass mich Autor_innen, die ich schätze, enttäuscht haben. Sogar vor mir selbst. Fühlt sich immer ein wenig wie Verrat an. Dennoch, ich muss eine Antwort geben und ich habe eine Antwort: John Gwynne.

Was war ich damals begeistert von seiner „The Faithful and the Fallen“-Tetralogie. Ich liebte die Reihe. Dementsprechend glücklich war ich, als ich erfuhr, dass Gwynne in einer Anschlusstrilogie in das Universum zurückkehren würde. „Of Blood and Bone“ spielt etwa 130 Jahre nach den Ereignissen in „Wrath“. Den ersten Band „A Time of Dread“ verschlang ich noch euphorisch. Doch mit dem zweiten Band „A Time of Blood“ schlichen sich erste Zweifel ein, die sich fortsetzten und vertieften.

„Of Blood and Bone“ ist keine schlechte Trilogie. Gwynne behält die für ihn so typische Wärme den Figuren gegenüber aufrecht, was viel wettmachte. Trotzdem ist ihm der Anschluss nicht so überzeugend gelungen, wie ich es mir gewünscht hatte. Die Geschichte hat logische Löcher und enttäuschte mich vor allem dadurch, dass sie nicht sehr originell ist. Gwynne schlachtet noch einmal denselben Konflikt aus, der bereits „The Faithful and the Fallen“ bestimmte.  Apropos Schlachten: Auch diese bieten nicht viel Abwechslung. Szenen wiederholen sich unter variierenden Vorzeichen.

Ich kann verstehen, wieso John Gwynne diese dreibändige Fortsetzung geschrieben hat. Offenbar sehnte er sich sehr nach einem endgültigen Abschluss – ein Wunsch, den ich nie teilte. Ich hätte „Of Blood and Bone“ nicht gebraucht, jedenfalls nicht so. Dass Gwynne nicht mehr aus der Trilogie herausholte, keine originelleren Ideen hatte, enttäuschte mich.

Äußerlichkeiten

Welches Cover hat Euch im Jahr 2021 am besten gefallen?
Cover des Buches "Those Above" von Daniel Polansky

Die Cover von „Those Above“ und „Those Below“ von Daniel Polansky sind atemberaubend. Als High Fantasy – Fan habe ich ohnehin eine Schwäche für Abbildungen von Schwertern auf Buchdeckeln, aber die beiden Bände des Zweiteilers „The Empty Throne“ sind wirklich außergewöhnlich schön. Das Farbenspiel, die Details der Schwerter, die Symbolik für die Geschichte – unwiderstehlich.

Aufgewertet werden die beiden Cover natürlich dadurch, dass mich die Geschichte, die sich hinter ihnen verbirgt, zutiefst beeindruckte. In meinen Rezensionsnotizen habe ich die Dilogie als moralische Gute-Nacht-Geschichte für Erwachsene mit extrem starker Botschaft bezeichnet. Nach der Lektüre hat man wahrscheinlich keine angenehmen Träume, dafür jedoch etwas Entscheidendes über die menschliche Spezies gelernt. Fast fühlte es sich wie ein Kunstmärchen an, allerdings ohne die Atmosphäre einer Inszenierung.

Polansky zeigt seinen Leser_innen, dass die Menschheit nicht aufgrund ihrer Aggressivität, Kreativität oder Güte eine dominante Spezies ist. Wir sind dominant aufgrund unserer Fähigkeit zur Anpassung, zur Flexibilität, zum Wandel. Diese Eigenschaft basiert auf Triebfedern, die meist negativ konnotiert sind, zum Beispiel Gier oder Ehrgeiz, aber in der Summe sorgen auch unsere negativen Motivationen dafür, dass wir die natürliche Nahrungskette beherrschen.

Um diese Theorie zu illustrieren, präsentiert er eine Welt, in der die Menschheit von gottgleichen Wesen unterworfen wurde, die Those Above genannt werden. Diese Wesen sind Menschen physisch in jeder Hinsicht überlegen: Sie sind unsterblich (aber nicht unverwundbar), schöner, größer, schneller, stärker. Trotzdem fehlt ihnen mental und emotional der Funke, durch den Menschen seit Jahrtausenden überleben. Sie sind nicht willig und fähig, Veränderung zu begrüßen oder zu akzeptieren, lehnen sie ab und können dementsprechend auch nicht darauf reagieren.

Der Konflikt, der Aufprall, der daraus entsteht, bildet das Fundament einer aufregenden und sehr intelligenten Geschichte, die mich enorm begeisterte. Polansky ist ebenfalls ein Autor, von dem ich künftig weitere Bücher verschlingen möchte.

Cover des Buches "Those Below" von Daniel Polansky
Gibt es ein Cover, dass Euch fast davon abgehalten hätte, das Buch zu lesen? Oder ein Buch, dass Ihr tatsächlich aufgrund des Covers nicht lesen wollt? (Zu hässlich, zu grausam, zu kitschig?) Gab es ein Buch, dessen Cover unpassend zur Geschichte / Stimmung war oder schon zu viel gespoilert hat?
Cover des Buches "Pretties" von Scott Westerfeld

Es ist völlig paradox, dass das hässlichste Cover des Jahres 2021 ausgerechnet ein Buch ziert, das den Titel „Pretties“ trägt. Die Fortsetzung der „Uglies“-Trilogie von Scott Westerfeld erschien mir uninspiriert und lahm, ein hübscheres Cover hätte sie jedoch trotzdem verdient.

Die beiden raufgequetschten Gesichter sind äußerst unglücklich angeordnet und transportieren die Quintessenz der Geschichte nicht im Geringsten. Die Aufnahme der beiden Models wird ihnen nicht gerecht, weil die Sättigung offenbar bis zum Anschlag hochgezogen wurde und dazu noch jemand dachte, ein Rotstich wäre sinnvoll. Ich weiß wirklich nicht, wer sich da bei Photoshop austoben durfte und was dieser Person durch den Kopf ging.

Es ärgert mich, dass das Cover das Konzept äußerlicher Schönheit, das in der Trilogie eine so wichtige Rolle spielt, nicht mal ansatzweise aufgreift. Es wäre so leicht gewesen. Man hätte das originale Foto so manipulieren können, dass die künstliche physische Perfektion, die Westerfelds futuristische Gesellschaft anstrebt, viel besser rüberkommt. Wie es ist, wirkt es lediglich unangenehm, übersteuert sowie zu schrill – und ich denke nicht, dass das Absicht ist.
Welches Buch ist Euch wegen der Verarbeitung, Illustrationen, Kapitelunterteilungen etc. besonders in Erinnerung geblieben?
Cover des Buches "Great Expectation" von Charles Dickens

Ich berichte bereits seit Jahren von meiner ausgeprägten Schwäche für die ledergebundenen Klassiker von Barnes & Noble und besitze mittlerweile eine hübsche kleine Sammlung dieser besonderen Hardcover. 2021 habe ich erstmals eines davon gelesen: „Great Expectations“ von Charles Dickens.

Nun, was soll ich sagen? Alles an dieser Ausgabe ist hochwertig und geschmackvoll, vom dicken Papier bis zur letzten, winzigen Verzierung. Haptisch und optisch war es eine grandiose Leseerfahrung, die der Kategorisierung von „Great Expectations“ als Weltliteratur wirklich gerecht wird. Die Qualität dieser Ausgabe unterstützte mein Bewusstsein dafür, dass ich gerade eine bedeutende Lektüre in den Händen halte.

Inhaltlich hat diese Ausgabe hingegen einen Makel: Es gibt weder Vor- noch Nachwort. Sie enthält tatsächlich nur Dickens‘ berühmten Roman, keine zusätzlichen Informationen oder eine kulturgeschichtliche Einordnung. Viele Leser_innen mögen sich daran nicht stören, aber ich finde es bei einem Klassiker dieses Kalibers wichtig, Hintergrundfakten in die Ausgabe zu integrieren. Für die Rezension werde ich mir diese zusammensuchen müssen. Es wäre einfacher gewesen, wären sie direkt enthalten.

Social Reading

Gab es eine Leserunde / einen Buddy Read, die Euch besonders gut gefallen hat?
Logo der Montagsfrage von WordWorld

In den meisten Jahren verweise ich bei dieser Frage auf die Blogaktion Montagsfrage und diese nenne ich auch dieses Jahr wieder. Die Aktion hat 2021 ein neues Zuhause erhalten und wird nun von Sophia von Wordworld betreut, das ändert aber nicht das Geringste daran, dass ich den Austausch mit anderen Buchblogger_innen weiterhin sehr genieße und schätze. Es ist eine tolle Aktion, die die Community immer wieder mit interessanten Themen konfrontiert. Ich bleibe ihr treu!

Gab es eine Leseempfehlung, für die Ihr besonders dankbar seid?
Cover des Buches "Rules of Civility" von Amor Towles

2021 erlebte ich einen seltenen Moment in meiner Karriere als semiprofessioneller Bücherwurm: Ich habe ein Buch gekauft und gelesen, über das ich mich im Voraus nicht informiert hatte. Stattdessen habe ich meiner lieben Kollegin E. vertraut. Im September erzählte sie mir, dass das Berliner Kulturkaufhaus Dussmann einen Ausverkauf englischer Bücher anbot. Da Dussmann fußläufig von unserer Agentur liegt, beschlossen wir recht spontan, nach Feierabend gemeinsam vorbeizuschauen. Gesagt, getan.

Der Ausverkauf entpuppte sich als eher enttäuschend, das hinderte uns jedoch nicht daran, im nicht-preisreduzierten Sortiment zu stöbern. Dabei stolperten wir über eine Ausgabe von „Rules of Civility“ von Amor Towles, den E. überschwänglich lobte und als einen ihrer Lieblingsautoren bezeichnete. Ich ließ mich mitreißen und nahm das Buch mit. Da sie so begeistert ist, wollte ich Towles unbedingt eine Chance geben und habe den Roman direkt im Anschluss begonnen.

Die Lektüre war ein voller Erfolg. Ich habe „Rules of Civility“ sehr genossen und kann mir nun vorstellen, weitere Romane von Amor Towles zu lesen. Das Beste daran war aber, dass ich danach sofort mit E. über das Buch sprechen konnte, sie hat es parallel nämlich auch noch einmal gelesen.

Das war eine sehr schöne Erfahrung, die mich wieder einmal daran erinnerte, dass die kontrollierte Durchorganisation meines Lesealltags durchaus auch Nachteile hat. Hin und wieder sollte ich wirklich spontaner sein und unerwartete Buchmomente zulassen.

Fazit

Geschafft. Der Jahresrückblick 2021 ist vollständig. Ihr Lieben, wir haben mein vergangenes Lesejahr auf Herz und Nieren geprüft und herausgefunden, dass Zahlen und Emotionen nicht immer Hand in Hand gehen. Keine weltbewegende Erkenntnis, ich weiß, aber dennoch wichtig. Nun bleibt mir nur noch, ein letztes Fazit zu ziehen, bevor ich euch voller Elan in das nicht mehr ganz so junge Jahr 2022 entlasse.

2021 war für mich ein einziges großes Abenteuer. So viel ist geschehen, so viel habe ich erlebt, so viel hat sich geändert. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich die Gelegenheit erhielt, noch einmal ganz von vorn anzufangen und viele meiner Träume zu verwirklichen, mich auszuleben und mein Potential zu entfalten. Es fühlt sich unglaublich gut an, endlich einen Weg eingeschlagen zu haben, auf den ich mit Stolz blicken kann.

Egal, was die Zukunft bringt, Bücher werden mich immer begleiten. Obwohl ich 2021 deutlich weniger gelesen habe, sind meine Erinnerungen an meine Lektüre überwiegend äußerst positiv. Es ist großartig, wie oft ich glücklich mit meiner Auswahl war. Das wiegt bedeutend schwerer als die pure Anzahl. Selbst wenn ich nie wieder mehr als 70 Bücher pro Jahr lese, solange ich Geschichten kennenlerne, die mich bewegen, Freude und Begeisterung wecken, mache ich alles richtig.

Im kommenden Jahr möchte ich daran arbeiten, mich den Geschichten, die mein Leben begleiten, wieder voll und ganz hinzugeben. Ich möchte daran arbeiten, wieder mehr zu genießen. Ich will diese Facette meiner Persönlichkeit umarmen und mir wieder bewusster werden lassen, welche Magie am Werk ist, wenn die Fantasie einer anderen Person meine eigene Fantasie berührt, um etwas Neues zu schaffen. Denn es ist Magie. Lesen ist baut magische Brücken und verbindet Menschen, die sonst vielleicht nichts gemeinsam haben. Es ist Zeit für mich, das wieder in vollem Bewusstsein zu spüren.

Für euch als Leser_innen des wortmagieblogs war 2021 ebenfalls kein leichtes Jahr. Ich habe wenig veröffentlicht, war weniger präsent und habe euch vernachlässigt. Ich weiß, dass ihr dafür Verständnis habt, weil ihr die beste Community überhaupt seid, aber auch das möchte ich 2022 ändern. Es wird höchste Zeit, dass hier wieder eine Art Normalität einzieht und neben der Montagsfrage regelmäßig Beiträge online gehen – vor allem Rezensionen.

In den nächsten Monaten werde ich mich intensiv bemühen, meinen Rezensionsrückstau aufzuarbeiten. Das hat für mich oberste Priorität, nicht nur, um den Kontakt mit euch aufrechtzuerhalten, sondern auch für mich, denn ich glaube, es wird mir helfen, meine Verbindung zum Lesen erneut zu stärken. Ich kam ja gar nicht mehr dazu, wirklich über das nachzudenken, was ich gelesen habe.

Natürlich habe ich noch Baustellen auf dem wortmagieblog. Ich muss dringend die Ladezeiten verbessern, SEO-Maßnahmen umsetzen und den Datenschutz noch einmal kritisch überprüfen. Aber all das eilt nicht. 2022 soll es hauptsächlich erst mal um das gehen, was einen Buchblog ausmacht: Das Lesen.

Ich freue mich auf 2022 und möchte euch dafür danken, wie viel Geduld ihr mit mir hattet. Mit euch an meiner Seite meistere ich jede Hürde meines Lebens, weil ihr mich daran erinnert, dass ich nicht allein bin und es ein Geschenk ist, Teil dieser starken Community zu sein. Wir teilen eine Leidenschaft. Wir sind Weggefährten. Ich umarme jede_n einzelne_n von euch!

Tanzen wir gemeinsam einem weiteren Jahr entgegen, das hoffentlich Unmengen sensationeller Bücher für uns bereithält. Ich wünsche euch großartige Leseerfahrungen mit Geschichten, die begeistern, berühren, amüsieren und das Leben in all seinen Facetten feiern. Habt ein fabelhaftes Jahr 2022!

Alles Liebe,
Elli ❤️

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