Montagsfrage: Welche Genres lest ihr nicht?

Hallo ihr Lieben! 😊

Schwupps, ist der Januar vorbei und wir haben Februar. Wie ist das nur schon wieder passiert? Ihr habt sicher gemerkt, dass ich meinen Vorsatz, meinen Jahresrückblick 2023 noch im Januar zu veröffentlichen, nicht einhalten konnte. Das ist zwar schade, doch es bereitet mir kein Kopfzerbrechen. Irgendwie haben sich meine Prioritäten in den letzten Wochen noch mal deutlich verschoben. Zusammengefasst: Lesen ist wichtiger als Bloggen. Klingt komplett trivial und selbstverständlich, anscheinend war es das für mich jedoch nicht. Ich werde im Rahmen des Jahresrückblicks noch mal genauer darauf eingehen und versuchen, euch zu erklären, welche Folgen das für meine Freizeitgestaltung und Blogarbeit hat.

Obwohl ich meine eigene Deadline also verpasst habe, freue ich mich, dass ich in 2024 bis jetzt schon acht Bücher gelesen habe. Ich weiß, dass ich mit dieser Zahl mit vielen von euch nicht konkurrieren kann, aber für mich ist das eine positive Entwicklung und Lesen ist ja auch kein Wettbewerb. 2023 habe ich im Januar und Februar zusammen nur sieben Bücher gelesen. Ich fühle mich im Flow und genieße es, aktuell so viel Spaß mit Literatur zu haben, dass ich mühelos ein Buch nach dem anderen abschließe. Hoffentlich geht das so weiter. 😁

Meine Lektüreauswahl war dieses Jahr bisher auch ziemlich vielfältig; ich habe mich in diversen Genres rumgetrieben. Deshalb passt die heutige Montagsfrage von Sophia von Wordworld wie die Faust aufs Auge.

Gibt es Genres, die Ihr noch nicht gelesen habt oder grundsätzlich nicht lest?

Nein. Ich kann von mir behaupten, dass ich kein Genre grundsätzlich ablehne und ich schätze, in die meisten habe ich mittlerweile auch zumindest mal meinen großen Zeh getunkt. Für mich zählt in erster Linie die Geschichte; klingt ein Klappentext vielversprechend oder gibt es andere Gründe, aus denen mich ein Buch neugierig macht, ist mir das Genre schnurzpiepegal. Theoretisch.

In der Praxis bestimmt eine Vielzahl von Faktoren, ob ich ein Buch lesen möchte oder eben auch nicht. Tatsächlich gebe ich nicht allzu viel auf „offizielle“ Genrezuschreibungen, weil die Grenzen ohnehin fließend sind und ich über die Jahre festgestellt habe, dass Genre nicht immer rational und schon gar nicht objektiv ist. Oft sind meine Kategorisierungen stark subjektiv, emotional-intuitiv und weichen von der offiziellen Zuordnung ab. Und das ist in Ordnung, denn für mich funktionieren sie. Aber neben der reinen Genreangabe gibt es andere Merkmale, die mir viel darüber verraten, was für eine Geschichte ich erwarten kann.

Genreliteratur weist bestimmte „typische“ Bausteine auf. Deshalb ist es ja Genreliteratur. Das reicht von der Covergestaltung über die Ausgangssituation der Handlung bis zur Rollenzuschreibung der Figuren und vieles mehr. Einige dieser Bausteine sind für mich Red Flags. Ich weiß, dass ich diese Eigenschaften nicht mag und je nachdem, wie wichtig, zentral und relevant sie für die Geschichte sind, helfen sie mir, im Voraus zu beurteilen, ob mir das Buch gefallen könnte oder die Lektüre eine Katastrophe wäre.

Ich denke, am besten lässt sich das an einem Beispiel erklären. Die Sparte der realistischen Fiktion, die so gern leicht abwertend „Chic-Lit“ genannt wird, erzählt häufig Geschichten, in denen es darum geht, dass sich die zumeist weibliche Hauptfigur selbst neu erfindet und sich ein neues Leben aufbaut. Ich mag die Herangehensweise dieses Subgenres an solche Geschichten nicht, weil sie mir tendenziell zu kitschig, klischeebeladen und melodramatisch ist.

Angenommen, ich stolpere nun über ein Buch, in dem die Protagonistin kurzentschlossen ihren Verlobten vor dem Altar stehen lässt, nach Italien auswandert und in einem kleinen, pittoresken Bergdorf eine Eisdiele eröffnet – was schon immer ihr geheimer Lebenstraum war. Dort trifft sie auf einen höchst attraktiven Italiener, der so völlig anders ist als ihr Verlobter und den sie anfangs nicht einmal leiden kann. Im Laufe der Geschichte erkennt sie jedoch, dass dieser Mann ihre große Liebe ist, nach seitenweise Chaos und Verwirrung finden sie endlich zueinander, Happy End.

Für mich bestünden Klappentext, Titel und Cover eines solchen Buches wahrscheinlich ausschließlich aus Red Flags. Ich müsste gar nicht prüfen, zu welchem Genre es zählt, weil mir bereits alle Bausteine verraten, dass ich mit der Geschichte nichts anfangen könnte. Das ist natürlich ein Extrembeispiel, bei dem die Wahrscheinlichkeit, dass ich überhaupt mit dem Gedanken spielen könnte, das Buch zu lesen, gegen Null geht. Die sogenannte Chic-Lit ist ein Subgenre, das ich tatsächlich nur in Ausnahmefällen besuche und in dem ich sehr gute Gründe für diese Ausnahmen brauche. So habe ich vor Jahren trotz meiner Skepsis „P. S. Ich liebe Dich“ von Cecelia Ahern gelesen, weil ich die Verfilmung mochte und das Buch auf der Straße gefunden habe.

Red Flags existieren für mich aber auch innerhalb von Genres, die ich gern und häufig lese. Ich mache mittlerweile zum Beispiel einen großen Bogen um Kriminalthriller, in denen die ermittelnde Hauptfigur bereits im Klappentext als Workaholic mit Alkohol- sowie Autoritätsproblem und düsterer Vergangenheit beschrieben wird. Obwohl ich das Subgenre generell mag, habe ich einfach keine Lust, einer seelisch völlig kaputten Person dabei zuzusehen, wie sie vollkommen unrealistische und schlicht dumme Entscheidungen trifft, um den_die Täter_in zu fangen. Eine solche Charakterisierung ist eine meiner Red Flags.

Noch ein Beispiel. Bei der historischen Fiktion ist die Epoche, in der die Geschichte spielt, für mich ausschlaggebend. Ich bin kein Fan von historischen Romanen, die im Mittelalter angesiedelt sind. Wird im Klappentext also eine entsprechende Jahreszahl erwähnt, verwerfe ich das Buch höchstwahrscheinlich sofort – ebenso wie alle Bücher, deren Covergestaltung mich an „Die Wanderhure“ von Iny Lorentz erinnert, das meines Wissens im Spätmittelalter verortet ist. Trotzdem mag ich historische Fiktion, wenn sie die Antike oder auch das 18. sowie 19. Jahrhundert behandelt.

Worauf ich hinaus will: Bei der Frage, ob ich ein Buch lesen möchte, sind meine Red Flags für mich entscheidender als das Genre, weil sie mich auf Eigenschaften hinweisen, die mir nicht zusagen. Ich kann ein Genre mögen, lesen und dennoch bestimmte Subgenres, Handlungsstrukturen, Settings und Figurencharakterisierungen vermeiden. Genauso kann ich ein Buch eines Genres lesen, das ich normalerweise kaum in Betracht ziehe, wenn es mich neugierig macht und ich keine Red Flags entdecke. Wie gesagt: ich schließe kein Genre grundsätzlich aus.

Das klingt vermutlich alles wahnsinnig kompliziert, ist es für mich aber gar nicht. Klar wäre es einfacher, wenn ich meine Bücher nur anhand von Genres aussuchen würde. Das würde mir in der Summe recht viel Recherchearbeit ersparen. Doch wir wissen ja, Buchrecherche ist ein Hobby für sich. Noch dazu haben wir alle schon Bücher gelesen, deren Genre wir lieben und die trotzdem Mist waren. Darum verlasse ich mich lieber auf Red Flags.

Ich bin übrigens sehr gespannt, ob heute Genres genannt werden, die ich wirklich noch gar nicht gelesen habe. Es gibt so viele Kategorien und einige davon kenne ich vielleicht noch gar nicht. Ich glaube zwar, dass ich mittlerweile weit herumgekommen bin in der literarischen Welt, aber wer weiß, möglicherweise kennt ihr eine Nische, die für mich völlig neu ist. Ich lasse mich sehr gern überraschen!

Gibt es Genres, um die ihr einen großen Bogen macht?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen aufschlussreichen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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