Montagsfrage: Uebersetzungsstopp?

Hallo ihr Lieben 😊

Nach zwei Wochen, in denen ich zur Montagsfrage leider nicht wirklich etwas beitragen konnte und deshalb auch auf eigene Beiträge verzichtet habe, um die Zeit lieber für in meinen Jahresrückblick 2023 zu investieren (mit dem ich bald fertig bin, versprochen!), lohnt es sich diese Woche endlich wieder für mich, eine Antwort zu verfassen. Zudem handelt es sich um meine Frage, natürlich ist es Ehrensache, dass ich dann auch selbst etwas dazu sage! Also lasst uns direkt losstarten und nicht lange rumdrucksen. Ich präsentiere: Die aktuelle Montagsfrage von Sophia von Wordworld!

Wie geht Ihr damit um, wenn eine Reihe nicht vollständig übersetzt wird – werden die übersetzten Bände dann trotzdem gelesen oder landet die Reihe gar nicht erst im Regal?

Persönlich stehe mittlerweile nur noch selten vor der Hürde, dass die deutsche Übersetzung einer fremdsprachigen Reihe eingestellt wird. Ich lese überwiegend englische Originale und bin auf die deutschen Versionen deshalb gar nicht erst angewiesen. Meine Entscheidung, meine Hauptlesesprache zu ändern, hat jedoch definitiv damit zu tun, dass ich in der Vergangenheit mehrfach erleben musste, dass ein Mehrteiler nicht weiter übersetzt wurde. Das sagt euch wahrscheinlich schon, wie sehr mich das ärgerte und aufregte.

Ist man auf Übersetzungen angewiesen, gibt es kaum etwas, das frustrierender ist. Ja, ich verstehe die Perspektive der Verlage. Ich weiß, dass vor allem längere Reihen mit jedem weiteren Band Leser_innen verlieren und sich die späteren Bände dementsprechend weniger und weniger rentieren. Ich kann absolut nachvollziehen, dass es sich für Verlage dann einfach nicht mehr lohnt, weiterhin in den Mehrteiler zu investieren und deutsche Übersetzungen rauszubringen. Aber nur, weil ich es verstehe, heißt das noch lange nicht, dass ich mich nicht darüber ärgere.

Das Erlebnis, das ausschlaggebend dafür war, dass ich endgültig zu englischen Originalen wechselte, war der Übersetzungsstopp der „Anita Blake“-Reihe von Laurell K. Hamilton. Nach dem 11. Band „Cerulean Sins“ entschied Bastei Lübbe, keine weiteren Bände zu übersetzen. Ich schäumte und tobte, war beleidigt und entsetzt – ändern konnte ich es jedoch nicht, also beschloss ich, meine deutschen Bände zu verkaufen und sie noch einmal auf Englisch zu kaufen. Ob das eine gute Idee war, sei mal dahingestellt, denn inhaltlich ist diese Reihe, die mich seit meinen Teenagerjahren begleitet, aus heutiger Sicht definitiv problematisch, aber das soll ja nicht das Thema sein.

Seitdem habe ich einen wahren Horror davor, dass mir das noch mal passiert. Darum bin ich sehr vorsichtig mit deutschen Übersetzungen von Mehrteilern geworden. Denn es gibt ja immer noch sehr, sehr viele Sprachen, die ich eben nicht im Original lesen kann. Tendenziell würde ich eine Reihe, deren Übersetzung ins Deutsche eingestellt wurde, nicht auf meine Wunschliste setzen – es sei denn, spätere Bände gibt es stattdessen auf Englisch.

Ob ich einen Sprachenwechsel mitten in einer Reihe in Kauf nehme, hängt davon ab, wie dringend ich sie lesen möchte. Theoretisch habe ich kein Problem damit, notfalls auf Englisch umzusteigen, ich halte mir diese Option gern offen, aber praktisch bevorzuge ich Kontinuität. Ich mag es nicht, die Bände eines einzigen Mehrteilers in verschiedenen Sprachen im Regal stehen zu haben. Das ist keine reine Frage der Optik, die zugegebenermaßen mit reinspielt, es geht dabei auch darum, dass ich immer Bedenken habe, dass der Shift zu groß sein könnte, meine Erwartungshaltung enttäuscht wird und sich der Wechsel demnach auf meine Wahrnehmung der Qualität auswirkt.

Da mein Lesealltag heutzutage allerdings ziemlich durchorganisisert ist, weiß ich normalerweise vorher, wie viele Bände in welche Sprachen übersetzt wurden und habe genug Zeit, mir genau darüber klar zu werden, ob ich die Übersetzung wirklich wechseln möchte.

Anders verhält es sich natürlich bei fremdsprachigen Reihen, deren Übersetzung erst eingestellt wird, nachdem ich sie angefangen habe. Aktuell sieht es bei der historischen Krimi-Reihe „Nicolas Le Floch“ des französischen Autors Jean-François Parot stark danach aus, dass sie nach dem fünften Band nicht weiter übersetzt wird. Seit November 2019 sind keine weiteren Bände auf Deutsch erschienen. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass da nach bald fünf Jahren noch mal was kommt, obwohl es auf Französisch insgesamt 13 Bände gibt. Ich denke, in diesem speziellen Fall kommt erschwerend hinzu, dass Parot leider 2018 verstorben ist und die öffentliche Aufmerksamkeit für seine Romane dadurch Stück für Stück abnimmt.

Tja. Was mache ich jetzt mit der Reihe? Die fünf deutschen Bände stehen in meinem Regal, gelesen habe ich drei. Den sechsten Band gibt es auf Englisch, danach scheint jedoch auch die englische Übersetzung abgebrochen worden zu sein. Die zwei offenen deutschen Bände werde ich lesen, endet der fünfte Band jedoch nicht ausgerechnet mit einem unerträglichen Cliffhanger (was bei dieser Reihe ungewöhnlich wäre), gehe ich nicht davon aus, dass ich mir den sechsten Band auf Englisch besorge.

So schön es wäre, mehr Abenteuer mit Nicolas zu erleben, ich sehe den Sinn dahinter einfach nicht. Ob ich die Reihe nun nach dem fünften oder sechsten Band abbrechen muss, macht für mich keinen großen Unterschied. Es ist so oder so Mist. Außerdem gibt es diesen kleinen naiven Teil in mir, der darauf hofft, dass eines Tages vielleicht doch noch weitere deutsche Übersetzungen erscheinen. Dann möchte ich nicht mehr oder weniger willkürlich einen einzigen Band auf Englisch gelesen und im Regal stehen haben.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass ich dem Problem von eingestellten Übersetzungen so gut wie möglich aus dem Weg gehe. Ich versuche, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, dass ich nicht weiterlesen kann, mich im Voraus gut zu informieren und entsprechende Entscheidungen zu treffen. Lieber verzichte ich auf eine bestimmte Geschichte in meinem Leben, statt sie unvollendet lassen zu müssen.

Wie handhabt ihr Übersetzungsstopps?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen großartigen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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