Montagsfrage: Nachkauf?

Hallo ihr Lieben 😊

In den letzten zwei Wochen habe ich die ersten Schritte im Rahmen der Generalüberholung meiner Buch-Datenbank umgesetzt. In meinem Neujahrsgruß habe ich ja berichtet, dass meine digitale Bibliothek dringend einen Frühjahrsputz braucht und ich sie im Laufe des Jahres ordnen, sortieren, ausmisten und neustrukturieren möchte. Erst einmal bin ich alle meine gelesenen Bücher von 2023 durchgegangen, was ich für meinen Jahresrückblick 2023 ohnehin machen musste, und habe ggf. Fortsetzungen auf meine Wunschliste gesetzt, die noch nicht draufstanden.

Danach habe ich mir meine ungelesenen Orbit-Newsletter vorgenommen. Ich habe den Newsletter des Orbit-Verlags abonniert, um über ihre Neuerscheinungen informiert zu sein, muss mir für das Lesen aber immer viel Zeit nehmen, weil ich die Ankündigungen gegenchecken muss, um zu entscheiden, welche Bücher auf meine Wunschliste wandern sollen und welche nicht. Das habe ich seit Ende 2022 nicht mehr gemacht. 😅 Ich hatte in meinem Mailpostfach also sehr viele Newsletter, die ich mir noch gar nicht angeschaut hatte. Ich bin sie alle durchgegangen. Mein Newsletter-Ordner ist leer!

Ich muss auch sagen, ich hatte fast vergessen, wie viel Spaß es macht, neue Bücher zu entdecken. Wie meine liebe Freundin und Kollegin E. immer sagt, Bücher zu recherchieren ist ein eigenständiges, separates Hobby. Ich stimme ihr voll zu, denn ich habe das Ganze richtig zelebriert. Die große Zeitverzögerung kam mir tatsächlich sogar zu Gute, weil bei den Mehrteilern mittlerweile zum Teil schon Folgebände erschienen sind. Jetzt bin ich wieder auf Stand.

Außerdem habe ich „Dilogie“ als neues Regal in meinem Goodreads-Account angelegt. Bisher habe ich zweibändige Mehrteiler immer in „Prequel“ und „Sequel“ unterteilt, keine Ahnung, wieso. Ich weiß wirklich nicht, warum ich nicht einfach von Anfang an mit „Dilogie“ gearbeitet habe. Ständig bin ich mit der Zweiteilung in Schwierigkeiten geraten; genau genommen ist ein erster Band ja nicht zwangsläufig ein Prequel und überhaupt ergibt es keinen Sinn, zwei Kategorien zu nutzen, wenn eine einzige ausreicht.

Als nächstes werde ich mir vermutlich meine komplette Wunschliste vornehmen. Die muss dringend ausgemistet werden, denn seien wir ehrlich, Bücher, die da schon seit 10 Jahren draufstehen, werde ich vermutlich nicht mehr kaufen. Da ich diesen Schritt jedoch auch hier auf meinem Blog mit einem Beitrag begleiten möchte, wird es wahrscheinlich noch dauern, bis ich ihn umsetze. Zuerst muss ja mein Jahresrückblick 2023 fertig werden, an dem ich schon fleißig schreibe – wenn ich nicht gerade die aktuelle Montagsfrage von Sophia von Wordworld beantworte. 😉

Habt Ihr schon mal ein Buch nachgekauft, das Ihr ausgeliehen hattet und Euch gut gefallen hat?

Ich leihe mir nur sehr, sehr selten Bücher aus. Dementsprechend ergibt sich für mich auch nur äußerst selten die Gelegenheit zum Nachkauf eines geliehenen Buches. Ich bin nun mal ein Neandertaler mit einem starken Trieb zum Jagen und Sammeln, sobald es um Bücher geht. Ich möchte Bücher, die mich interessieren, selbst besitzen. Obwohl mir hin und wieder durchaus angeboten wird, mir das eine oder andere Buch auszuleihen, lehne ich das meistens ab und kaufe es lieber gleich.

Es bringt mich nämlich in eine doofe Zwickmühle, wenn mir das ausgeliehene Buch gefällt. Der Neandertaler in mir besteht darauf, dass alle tollen Bücher gefälligst in meiner eigenen Bibliothek zu stehen haben. Das heißt, einerseits möchte ich das Buch dann unbedingt nachkaufen. Andererseits tue ich mich aber schwer damit, Geld für Bücher auszugeben, die ich schon gelesen habe. Da werde ich kniepig, weil ich weiß, dass es tendenziell eher unwahrscheinlich ist, dass ich es noch mal lesen werde. Darum investiere ich lieber in Bücher, die ich noch nicht kenne. Gelesene Bücher, die ich aus welchen Gründen auch immer nachkaufen möchte, müssen mir schon sehr günstig hinterher geworfen werden, damit ich mich dazu überwinden kann.

Aktuell erlebe ich dieses Phänomen mit den „First Law World“-Romanen von Joe Abercrombie. Ich habe 2020 beschlossen, dass ich meine deutschen Ausgaben des gesamten Zyklus durch die englischen Originale ersetzen möchte. Die „First Law Trilogy“ habe ich mir kurzentschlossen neu als Boxset besorgt. Doch die übrigen vier Bände wanderten auf meine Wunschliste. Seitdem stehen sie da, weil ich mich bisher einfach nicht überwinden konnte, noch mal Geld für diese vier Bände auszugeben, die ich alle schon gelesen habe. Nicht einmal gebraucht und reduziert. Ein Nachkauf ist für mich also eine ziemlich große Hürde.

Um nicht in diese blöde Situation zu geraten, umgehe ich das Ganze daher von vornherein und leihe mir Bücher gar nicht erst aus. Leihe ich mir nichts, muss ich auch nichts nachkaufen und nicht abwägen, wofür ich mein hart verdientes Geld lieber ausgebe.

Trotzdem ist es in der Vergangenheit schon vorgekommen, dass ich doch zu einem Nachkauf geliehener Bücher gezwungen war. Ich erinnere mich aber ausschließlich an Bücher, die ich nachkaufen musste, weil ich die ausgeliehenen Exemplare versehentlich beschädigt oder verschmutzt habe und sie in diesem Zustand nicht zurückgeben wollte. Ich weiß zum Beispiel noch, dass mir genau das mit dem ersten deutschen Band der „Anita Blake“-Reihe von Laurell K. Hamilton, „Bittersüße Tode“, passiert ist. Das ist fast 20 Jahre her und ich habe es dennoch nicht vergessen, weil es sich mir so eingebrannt hat.

Dazu kam es nur, weil ich mit der Freundin, die mir das Buch ausgeliehen hat, vorher nicht darüber gesprochen habe, wie ich das Buch behandeln soll. Sie war eine derjenigen, die es bevorzugen, wenn ihre Bücher ungelesen und neuwertig aussehen. Das wusste ich aber nicht. Ich habe damals noch gar keinen Wert darauf gelegt, wie Bücher nach dem Lesen aussehen. Heute ist das etwas anders, doch vor 20 Jahren, als Teenager, bin ich Bücher wirklich hart angegangen, war nicht vorsichtig oder sorgfältig und habe sie ziemlich malträtiert.

Es kam, wie es kommen musste: Als ich ihr das Buch zurückgab, war sie gelinde gesagt schockiert. Es hatte jede Menge Leserillen und war meiner Erinnerung nach sogar schief gelesen. Um unsere Freundschaft zu bewahren, musste ich es nachkaufen und ersetzen. So ganz hat sie mir das dennoch nie verziehen und es immer wieder erwähnt. 😬

Dieses Erlebnis war prägend und ist heute ein weiterer Grund, warum ich mir Bücher so ungern ausleihe. Obwohl ich mittlerweile mehr Sorgfalt walten lasse und Leserillen wenn möglich ebenfalls vermeide (hängt von der Bindung und dem Volumen ab), behandle ich Bücher nicht wie rohe Eier. Es sind Gebrauchsgegenstände und ich mag es sogar, wenn man einem Buch ansieht, dass es geliebt wird. Viele empfinden das aber völlig anders, weshalb mich ein ausgeliehenes Buch immer sehr unter Druck setzt, denn ich möchte mir natürlich weder wieder jahrelang anhören müssen, dass ich ein Exemplar verschandelt habe noch möchte ich es nachkaufen müssen.

Einmal ist das trotzdem noch passiert; in diesem Fall habe ich mich jedoch sofort zum Nachkauf und Ersatz verpflichtet gefühlt. Vor einigen Jahren habe ich mir „Der goldene Handschuh“ von Heinz Strunk von einem Arbeitskollegen ausgeliehen, weil ich es selbst nicht kaufen wollte, nichtsdestotrotz aber irgendwie neugierig war.

Cover des Buches 'Der goldene Handschuh' von Heinz Strunk

Wer das Buch nicht kennt: Es geht darin um die grauenerregenden Taten des Serienmörders Fritz Honka, der in den 1970er Jahren in Hamburg mehrere Frauen tötete, bevor er durch puren Zufall aufflog. Strunk macht aus Honkas Geschichte eine höchst verstörende Milieustudie, die das Verhältnis zwischen Hauptfigur und Leser_innen sehr provokant und ungeniert in Frage stellt, weil es dem Autor gelingt, Mitgefühl zu generieren.

Ich hatte jedenfalls nur Gutes über das Buch gehört, obwohl einige auch berichteten, dass viele Szenen und Beschreibungen einfach abstoßend sind. Ich unterhielt mich mit meinem Kollegen darüber, dass ich unentschlossen war, ob ich es kaufen sollte. Er meinte darauf, dass er es bereits besitzt, gelesen hat und es mir gern ausborgen könnte. Ich bedankte mich und nahm das Angebot an. Bei ihm wusste ich, dass er seine Bücher makellos mag. Mir war also klar, dass ich während der Lektüre sehr vorsichtig sein musste. Das gelang mir auch ganz gut. Bis zum Avocado-Unfall.

Eines verhängnisvollen Tages war ich unterwegs, hatte das Buch dabei, um es in den Öffis zu lesen, und hatte mir außerdem ein belegtes Brötchen mit Avocado, Schafskäse und Tomatencreme besorgt. Ihr könnt euch sicher denken, was geschehen ist: Während ich gleichzeitig as und las, plumpste ein großes Stück Avocado mitten auf die Seiten. Avocado ist kein Gemüse, das man einfach wieder runterpickt, das Zeug ist weich, schmiert und zudem war das Stück ja auch mit Tomatencreme bedeckt. Nachdem ich es entfernt hatte, prangte auf der Seite ein schöner, verschmierter, grün-roter Fleck. Eine echte Katastrophe.

Ich wusste schon in diesem Augenblick, dass ich das Buch so nicht zurückgeben konnte. Mein Kollege hätte einen Herzinfarkt bekommen. Also sagte ich nichts, besorgte klammheimlich einen Nachkauf und übergab ihm später das Ersatzexemplar. Da ich in der Tiefe meines Herzens aber eine ehrliche Haut bin, gestand ich ihm dann doch noch, dass ich seine Ausgabe versehentlich in Avocado mariniert hatte. Er lachte, meinte, ich hätte das Buch gar nicht nachkaufen müssen und damit war die Sache erledigt. Ich finde trotzdem immer noch, dass ich ihm ein sauberes, avocadofreies Exemplar schuldig war und mich richtig verhalten habe.

Witzig ist daran, dass ausgerechnet „Der goldene Handschuh“ ein Buch ist, bei dem ich ohne diesen Zwischenfall auf den Nachkauf verzichtet hätte. Ich hätte es nicht unbedingt besitzen müssen, denn ich fand es zwar gut, aber nicht so überwältigend, dass ich es meiner Sammlung hätte hinzufügen müssen. Tja. So ist das manchmal. Jetzt steht das Avocado-Unfall-Exemplar in meinem Regal und ich kann mir, wann immer es mir beliebt, das verbeulte Gesicht von Fritz Honka auf dem Cover ansehen.

„Bittersüße Tode“ besitze ich hingegen nicht mehr, falls ihr euch das gefragt habt. Da die Übersetzung irgendwann eingestellt wurde, habe ich alle meine deutschen Ausgaben der Reihe durch die englischen Originale ersetzt. Vergessen werde ich diesen Vorfall wahrscheinlich trotzdem nie und immer daran denken, wenn mir „Guilty Pleasures“ in die Hände fällt.

Steht in eurem Regal ein Nachkauf eines ausgeliehenen Buches?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen fantastischen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

P.S.: Nachdem ich diesen Beitrag geschrieben habe, habe ich das Elend beendet und endlich die drei „First Law World“-Bände gebraucht gekauft. Danke für den Impuls! 😁

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