Jessica Park – Flat-Out Love

Cover des Buches "Flat-Out Love" von Jessica Park

Reihe: Flat-Out Love #1

Autor_in: Jessica Park

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 391 Seiten

Verlag: Skyscape

Sprache: Englisch

ISBN-10: 1461085977

Genre: Realistische Fiktion > Young Adult

Ausgelesen: 23.08.2014

Bewertung: ★★★★★

Wisst ihr, wie „Flat-Out Love“ in der deutschen Version heißt? „Im freien Fall ODER Wie ich mich in eine Pappfigur verliebte“. Der deutsche Titel war es, der mich auf diesen Roman von Jessica Park aufmerksam machte. Ich wollte unbedingt wissen, was dahinter steckt. Verliebt in eine Pappfigur, das klang nach einer verrückten Geschichte genau nach meinem Geschmack.

Gestrandet am Straßenrand, zwischen einem Berg Koffer – so beginnt Julies erster Tag in Boston. Ihren Studienstart hatte sie sich anders vorgestellt. Zum Glück muss sie trotzdem nicht auf der Straße nächtigen, denn in der Stadt lebt eine alte Freundin ihrer Mutter: Erin Watkins. Als diese ihren Sohn Matt schickt, um Julie aufzusammeln, glaubt sie sich im falschen Film. Dieser Nerd trägt doch ernsthaft ein T-Shirt mit der Aufschrift „Nietzsche Is My Homeboy“. Es kommt noch dicker, denn im Haus trifft Julie auf Celeste, die 13-jährige Tochter der Watkins‘. Doch der Teenie in den Klamotten einer 8-jährigen und mit der Ausdrucksweise einer distinguierten Lady des letzten Jahrhunderts ist immer noch nicht das Schrägste, das Julie erwartet.

Celeste hat einen ständigen Begleiter: Flat Finn. Eine lebensgroße Pappfigur des ältesten Sohns der Familie. Der echte Finn befindet sich auf Weltreise und dank Celestes Drängen nimmt Julie Kontakt mit ihm auf. Finn sieht nicht nur atemberaubend gut aus, er ist auch witzig und die beiden finden schnell einen echten Draht zueinander. Doch irgendetwas stimmt mit der Familie nicht. Julie kommt einfach nicht darauf, was es ist. Andererseits – mit ihr stimmt offenbar auch etwas nicht, denn sie verliebt sich in Finn; einen Jungen, den sie eigentlich nur als Pappfigur kennt.

Ich glaube, ich hatte in einer Rezension noch nie solche Angst zu spoilern wie jetzt. „Flat-Out Love“ ist so großartig, ich könnte seitenweise vor mich hin schwärmen und jedes Detail aufzählen, das mir daran gefällt. Aber vor allem möchte ich, dass ihr dieses Buch lest. Deswegen werde ich mich so gut es geht zusammen reißen und euch nur einen kleinen Einblick verschaffen.

Anfangs war ich trotz meiner Neugierde etwas besorgt, dass „Flat-Out Love“ unrealistisch, schwülstig und kitschig sein könnte. Gott sei Dank ist es das nicht, ganz im Gegenteil. Tatsächlich hat Jessica Park ihre Geschichte so realistisch gestaltet, dass mir nach einiger Zeit nicht mal mehr Flat Finn abgedreht vorkam. Ja, die Idee ist verrückt, aber Park setzte sie auf eine Weise um, die jegliche Zweifel von Beginn an auslöscht. Das liegt zu großen Teilen an ihrem Schreibstil. Sie beschreibt Szenen, Charaktere und Hintergründe flüssig und eingängig, sodass einfach alles absolut vorstellbar ist. Ich fand den Einstieg schneller, als ich es für möglich gehalten hätte; ich hatte erwartet, dass ich mich erst auf die ganze Flat Finn – Sache einlassen müsste.

Das war überhaupt nicht nötig, weil Park ihre LeserInnen so sanft an seine Existenz heranführt und ihnen darüber hinaus Geleit gewährt. Seite an Seite mit Julie erlebte ich, wie eine Pappfigur auf einmal wichtig in ihrem Leben wird, weil sie im Leben der Familie Watkins bereits wichtig ist. Dahinter steckt natürlich weit mehr; Flat Finn erfüllt eine Funktion. Ich gestehe, ich wusste bereits vor Julie, worauf es hinausläuft. Normalerweise bemängele ich Vorhersehbarkeit an einem Buch, aber in diesem Fall war es total in Ordnung, weil Julie einfach noch nicht bereit war.

Es geht in „Flat-Out Love“ meiner Meinung nach nicht primär um eine absurde Liebesgeschichte, es geht um Familie. All die verschiedenen Beziehungen, die in einem Familiengefüge auftauchen können, die sich entwickeln und verändern, Missverständnisse und Erwartungen, verletzte Gefühle und der unglaubliche Halt, den nur die Familie geben kann. Eine perfekte Familie gibt es nicht und die Art, wie Jessica Park das deutlich macht, hat mich zutiefst berührt. Ich gebe zu, ich habe sogar das eine oder andere Tränchen vergossen, weil die Geschichte trotz vieler witziger Elemente eigentlich doch recht traurig ist. Ich habe mit den Charakteren gelacht und gelitten; sie alle sind einzigartig und lebendig. Niemand blieb blass, ihre Ecken und Kanten machen sie sympathisch und realistisch. Ich habe ja sowieso selten Probleme, eine Verbindung zu den Figuren eines Romans aufzubauen, aber hier fühlte es sich tatsächlich so an, als wären sie meine Freunde.

Ich bin sicher, „Flat-Out Love“ wird am Ende des Jahres in meiner Top-10 landen, denn es ist schlicht und ergreifend sensationell. Es passiert nicht sehr oft, dass ich wirklich nicht das Geringste zu bemäkeln habe. Wenn ein Buch überhaupt perfekt sein kann, dann ist es „Flat-Out Love“. Ich werde die Karriere von Jessica Park ab sofort aufmerksam verfolgen, denn ihr Potential ist überwältigend. Ich hoffe, sie schafft bald erneut eine Geschichte, die mich mit ihrer ganzen Absurdität und Tragik auf eine Achterbahn der Gefühle schickt.

Bitte bitte bitte lest dieses Buch. Ich muss mich mit irgendwem darüber unterhalten, sonst platze ich.

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