Jonathan Maberry – Rot & Ruin

Cover des Buches "Rot & Ruin" von Jonathan Maberry

Reihe: Rot & Ruin #1

Autor_in: Jonathan Maberry

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 458 Seiten

Verlag: Simon & Schuster Books for Young Readers

Sprache: Englisch

ISBN-10: 1442402334

Genre: Science-Fiction > Postapokalypse > Young-Adult

Ausgelesen: 29.04.2014

Bewertung: ★★★★☆

Diejenigen meiner LeserInnen, die meinen Blog aufmerksam verfolgen, wissen, dass ich mich mit Zombies in der Literatur ein wenig schwer tue. Ich finde Handlungen im Umfeld einer solchen Apokalypse oft unlogisch und langweilig, denn die Figuren stellen sich teilweise einfach richtig blöd an. Die Zombies sind in der Regel langsam und dumm, da sollte es intelligenten, zu schneller Bewegung fähigen Lebewesen eigentlich nicht schwer fallen, sich einen Plan zu überlegen, wie man das Ganze denn überleben könnte, ohne aufgefressen zu werden.
Dem ersten Band der „Rot & Ruin“ – Reihe „Rot & Ruin“ wollte ich trotz meiner Skepsis eine Chance geben, weil ich die Idee, dem Protagonisten Benny eine Lektion über Menschlichkeit anhand der Zombies zu erteilen, originell und interessant fand.

14 Jahre sind vergangen seit der Nacht, in der sich die lebenden Toten das erste Mal erhoben. Benny Imura war damals noch ein Baby, doch er hütet seine Erinnerung an die Erste Nacht wie einen Schatz. Die Nacht, in der seine Eltern starben und seine Mutter ihn in die Obhut seines großen Halbbruders Tom übergab. Benny ist fest überzeugt, dass Tom ein elender Feigling ist, weil er Bennys Mutter sterben ließ und weglief, statt ihr zu helfen.
Als Benny sich gezwungenermaßen einen Job suchen muss, damit seine Rationen nicht gekürzt werden, ist er alles andere als begeistert, dass ihm keine andere Wahl bleibt, als in das Familiengeschäft einzusteigen, denn das bedeutet, mit Tom arbeiten zu müssen. Außerdem kann Tom wohl kaum ein so cooler Zombiejäger sein wie Charlie Matthias. Oder?
Benny begleitet Tom in die Wildnis, hinaus in das „Rot & Ruin“ hinter dem Zaun, der ihre Stadt vor den Zombies schützen soll. Was er dort erlebt, ändert seine Meinung und Sichtweise radikal. Er muss einsehen, dass er seinen eigenen Bruder nicht kennt und was es wirklich bedeutet, ein Mensch zu sein.

„Rot & Ruin“ hat mich von Beginn an absolut begeistert. Jonathan Maberry hat eine sehr elegante Methode gewählt, um seine LeserInnen in die Gesellschaft seiner Zombie – Postapokalypse einzuführen: er lässt Benny verschiedene Jobs ausprobieren, bevor er in das Familiengeschäft einsteigt. So erklärt er wesentliche Aspekte von Bennys Umfeld, ohne langatmig zu sein oder sich von der Handlung zu distanzieren. Diese baut er feinfühlig mit mehreren Spannungskicks auf, er scheint ein Faible für Geheimnisse zu haben und konnte meine Neugier zielsicher immer wieder neu entfachten. Darüber hinaus fühlte ich mich in der von Maberry geschaffenen Atmosphäre sofort wohl; ich hatte keinerlei Probleme, mir Bennys Heimat Mountainside oder das „Rot & Ruin“ vorzustellen.
Dies trifft auch auf die Figuren des Romans zu, besonders Benny fand ich extrem realistisch. Ich hatte keine Zweifel an der Angemessenheit von Bennys Reaktionen und Handlungen. Er ist überaus glaubwürdig und durchlebt eine sehr deutliche Entwicklung, die, obwohl vielleicht etwas vorhersehbar, überzeugend ist. Dementsprechend sind natürlich auch Bennys Beziehungen nicht statisch, sondern entwickeln sich ebenso wie er selbst. Mir gefiel es sehr gut, wie weit seine Erfahrungen im „Rot & Ruin“ die Natur seiner Verbindungen beeinflussen, dass er von selbst hinterfragt und reflektiert und auch in der Lage ist, seine Meinung bezüglich Personen zu ändern.
Die Botschaft des Buches ist so deutlich wahrzunehmen, dass sie genauso gut in roten Leuchtlettern auf dem Cover stehen könnte. Bei manchen Büchern fällt es den LeserInnen vielleicht schwer, herauszufinden, was der Autor oder die Autorin eigentlich erreichen wollte, doch nicht so im Fall von Jonathan Maberry. Der gesamte Roman widmet sich der Tatsache, dass Menschen in der Lage sind, wirklich furchtbare Dinge zu tun und hierbei weitaus grausamer sind, als es ein Zombie je sein könnte. Diese Erkenntnis ist zwar nicht neu, doch ich mochte deren Umsetzung und Einarbeitung sehr, daher ist das für mich kein Kritikpunkt.

Der Auftakt der „Rot & Ruin“ – Reihe hat mich komplett abgeholt und überzeugt. Für mich war es die richtige Entscheidung, es mit „Rot & Ruin“ zu versuchen, obwohl ich sonst kein großer Fan von Zombie – Romanen bin. Ich werde die Serie in jedem Fall weiter begleiten und habe die nächsten drei Bände bereits auf meine Wunschliste gesetzt.
Ich kann diese sehr besondere Zombie – Dystopie allen LeserInnen empfehlen, die eine spannende Handlung voller aufzudeckender Geheimnisse mögen und eine Menge vielschichtige, sich entwickelnde Charaktere zu schätzen wissen. Ich kann dem kleinen Zitat auf dem Cover meiner Ausgabe nur zustimmen:

„This book is full of heart… They just don’t beat anymore.“

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