Cover des Buches "Someday" von David Levithan

Titel: „Someday“

Reihe: Every Day #3

Autor_in: David Levithan

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 391 Seiten

Verlag: Alfred A. Knopf

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0525708162

Genre: Science-Fiction > Young Adult

Ausgelesen: 15.02.2021

Bewertung: ★★★☆☆

David Levithans „Every Day“-Trilogie begann mit einem simplen Gedanken: Wie wäre es, jeden Morgen in einem anderen Körper aufzuwachen? Diese Idee, von der der Autor im Nachhinein nicht mehr sagen kann, woher sie kam, führte zum ersten Band „Every Day“, in dem er Gender sowie Identität untersucht und starke Argumente dafür liefert, dass wir nicht von unseren Körpern definiert werden.

Im zweiten Band „Another Day“ erzählt Levithan seine Geschichte noch einmal aus der Perspektive seiner weiblichen Hauptfigur Rhiannon, weil er ihre Rolle besser verstehen wollte. Es handelt sich demnach nicht um eine Fortsetzung, sondern um ein Gefährten-Buch.

Der dritte Band „Someday“ ist hingegen die Fortsetzung, die sich viele Leser_innen wünschten, die mit dem Ende von „Every Day“ und „Another Day“ unzufrieden waren. Das Buch ist das Finale der Trilogie und verleiht der Geschichte einen neuen Fokus. Levithan selbst fasst es so zusammen: Wenn du dich entscheiden könntest, dich jeder Verantwortung zu entziehen, würdest du?

Rhiannon sollte glücklich sein. Seit sie nicht mehr mit Justin zusammen ist, könnte ihr Leben kaum besser laufen. Sie versteht sich gut mit ihrer Familie, hat regelmäßig Kontakt zu ihrem Freundeskreis und verbringt Zeit mit ihrem neuen Freund Alexander. Alles könnte perfekt sein. Doch Rhiannon ist nicht glücklich. Sie kann nicht vergessen, wer für die positiven Veränderungen in ihrem Leben verantwortlich ist. Sie kann A nicht vergessen.

Mithilfe von Nathan beginnt Rhiannon, nach A zu suchen. Es ist ihr egal, dass sie nicht zusammen sein können. Ihre Verbindung war echt – das zählt mehr als jede Hürde, die sich ihnen in den Weg stellt. Nur sind die beiden nicht die einzigen, die A finden möchten. Es gibt noch eine Person, die sehr an einem Treffen interessiert ist. Jemanden, der vor nichts zurückschreckt, um seinen Willen zu bekommen. Jemanden wie A selbst.

Rhiannon sollte glücklich sein. Seit sie nicht mehr mit Justin zusammen ist, könnte ihr Leben kaum besser laufen. Sie versteht sich gut mit ihrer Familie, hat regelmäßig Kontakt zu ihrem Freundeskreis und verbringt Zeit mit ihrem neuen Freund Alexander. Alles könnte perfekt sein. Doch Rhiannon ist nicht glücklich. Sie kann nicht vergessen, wer für die positiven Veränderungen in ihrem Leben verantwortlich ist. Sie kann A nicht vergessen.

Mithilfe von Nathan beginnt Rhiannon, nach A zu suchen. Es ist ihr egal, dass sie nicht zusammen sein können. Ihre Verbindung war echt – das zählt mehr als jede Hürde, die sich ihnen in den Weg stellt. Nur sind die beiden nicht die einzigen, die A finden möchten. Es gibt noch eine Person, die sehr an einem Treffen interessiert ist. Jemanden, der vor nichts zurückschreckt, um seinen Willen zu bekommen. Jemanden wie A selbst.

„Someday“: Manchmal ist die Botschaft wichtiger als die Geschichte

Ich weiß, dass David Levithan in LGBTQIA+ – Communities als queerer Autor, der queere Geschichten für Jugendliche schreibt, frenetisch gefeiert wird. Obwohl ich selbst nicht Teil dieser Communities bin, kann ich anerkennen und wertschätzen, dass er sich mit seinen Büchern für Sichtbarkeit, Gleichbehandlung und Toleranz einsetzt. Das ist wichtig und unverzichtbar.

Auch „Someday“ lädt Leser_innen dazu ein, sich über grundlegende gesellschaftliche Konzepte Gedanken zu machen. So hinterfragt das Trilogie-Finale unter anderem, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, wie wir Leben definieren, präsentiert alternative Beziehungsmodelle und fordert unmissverständlich Gleichberechtigung für jede Person. Dadurch ergeben sich während der Lektüre besonders für ein junges Publikum zahlreiche Identifikationsmöglichkeiten, die in den heteronormativ geprägten internationalen Buchmärkten unschätzbar kostbar sind. „Someday“ ist ohne Zweifel ein wertvolles Buch.

Trotzdem muss ich zugeben, dass sich David Levithan mit der schriftstellerischen Ausführung dieses Finales meiner Meinung nach nicht mit Ruhm bekleckerte. Ich gestehe: Ich war etwas enttäuscht. Ich hatte mehr erwartet. Ich finde nicht, dass dem Autor die Fokusverschiebung in „Someday“ wirklich gelungen ist. Die Handlung dreht sich im Kreis und weigert sich störrisch, sich auf eine Gerade schubsen zu lassen. Die Figuren führen immer wieder dieselben Gespräche und durchleben dieselben Situationen. Auf mich wirkte es, als hätte Levithan keinen Plan gehabt, wie er seine Geschichte plausibel und befriedigend auflösen wollte.

Das gravierendste Problem dieser Fortsetzung besteht meiner Ansicht nach darin, dass das Auftauchen eines Antagonisten, der genauso lebt wie A, zwar eine interessante Perspektive auf A‘s moralische Verantwortung als körperlose Lebensform bietet, insgesamt aber künstlich aufgeblasen erscheint und auf den Handlungsverlauf kaum Einfluss nimmt. Ungeachtet der spannenden Personifizierung von A’s potenzieller dunkler Seite konzentriert sich „Someday“ meinem Empfinden nach wieder hauptsächlich auf die Beziehung zwischen A und Rhiannon.

Ich war nicht glücklich damit, in welche Richtung sich diese im Finale entwickelt, weil die beiden nicht mehr nur zu zweit sind. Es gibt eine dritte Person, die in ihr Liebesdrama verwickelt ist: Rhiannons neuer Freund Alexander. Es störte mich enorm, wie David Levithan Alexander in die Geschichte integrierte, ihn charakterisierte und als Rhiannons Konfliktkatalysator inszenierte. Er ist derjenige, der in „Someday“ unter die Räder kommt – und das auch noch, ohne es zu wissen.

Das ärgerte mich maßlos, weil er ebenso ein Recht darauf hat, gleichberechtigt und fair behandelt zu werden, wie jeder andere Mensch. Wie sehr „Someday“ auch zum offenen Austausch über Gleichbehandlung beiträgt, bei Alexander scheint David Levithan einen blinden Fleck gehabt zu haben. Er ist ja nur der liebeskranke Idiot, der perfekte, verständnisvolle Partner, der Rhiannon jeden Wunsch von den Augen abliest. Ich hoffe, dass sich junge Leser_innen bei ihrer Suche nach Identität kein Beispiel daran nehmen, wie übel A und Rhiannon ihm mitspielen.

Bei meiner Bewertung von „Someday“ musste ich demnach abwägen, inwieweit der gesellschaftliche Wert des Finales die Mängel in der Handlungskonstruktion und die inkonsequenten sowie ungerechten Beziehungsdynamiken ausgleicht. Ist die Botschaft wichtiger als die Geschichte?

Meiner Meinung nach ist sie das. Wenn auch nur ein_e Jugendliche_r „Someday“ liest und sich dadurch verstanden und repräsentiert fühlt oder den Mut findet, fern gesellschaftlicher Normen die Person zu sein, die er_sie sein möchte, ist es unerheblich, dass der letzte Band der „Every Day“-Trilogie kein Beispiel herausragender schriftstellerischer Kunst ist. Es ist also nicht schlimm, dass ich ein wenig enttäuscht von „Someday“ war. Denn ich zähle nicht zu der Zielgruppe, die am meisten von diesem Buch profitieren kann.

Das ärgerte mich maßlos, weil er ebenso ein Recht darauf hat, gleichberechtigt und fair behandelt zu werden, wie jeder andere Mensch. Wie sehr „Someday“ auch zum offenen Austausch über Gleichbehandlung beiträgt, bei Alexander scheint David Levithan einen blinden Fleck gehabt zu haben. Er ist ja nur der liebeskranke Idiot, der perfekte, verständnisvolle Partner, der Rhiannon jeden Wunsch von den Augen abliest. Ich hoffe, dass sich junge Leser_innen bei ihrer Suche nach Identität kein Beispiel daran nehmen, wie übel A und Rhiannon ihm mitspielen.

Bei meiner Bewertung von „Someday“ musste ich demnach abwägen, inwieweit der gesellschaftliche Wert des Finales die Mängel in der Handlungskonstruktion und die inkonsequenten sowie ungerechten Beziehungsdynamiken ausgleicht. Ist die Botschaft wichtiger als die Geschichte?

Meiner Meinung nach ist sie das. Wenn auch nur ein_e Jugendliche_r „Someday“ liest und sich dadurch verstanden und repräsentiert fühlt oder den Mut findet, fern gesellschaftlicher Normen die Person zu sein, die er_sie sein möchte, ist es unerheblich, dass der letzte Band der „Every Day“-Trilogie kein Beispiel herausragender schriftstellerischer Kunst ist. Es ist also nicht schlimm, dass ich ein wenig enttäuscht von „Someday“ war. Denn ich zähle nicht zu der Zielgruppe, die am meisten von diesem Buch profitieren kann.

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