Cover des Buches "The Trouble with Peace" von Joe Abercrombie

Titel: „The Trouble with Peace“

Reihe: The Age of Madness #2

Autor_in: Joe Abercrombie

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 497 Seiten

Verlag: Orbit

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0316187194

Genre: Fantasy > High Fantasy

Ausgelesen: 24.12.2022

Bewertung: ★★★★★

Ein Aspekt, der Joe Abercrombie beim Schreiben seiner aktuellen Trilogie „The Age of Madness“ sehr wichtig war, bestand darin, die Rolle der Frau in seinem „First Law“ – Universum zu stärken und die Geschlechterrepräsentation ausgeglichener zu gestalten. Er fand, dass er sich diesbezüglich innerhalb der „First Law“-Trilogie nicht mit Ruhm bekleckert hatte und wollte das korrigieren.

Darum enthält „The Age of Madness” wesentlich mehr weibliche Figuren, sowohl im Hintergrund als auch in tragenden Rollen. Abercrombie untersucht, mit welchen gesellschaftlichen Hürden sowie Einschränkungen Frauen in seiner Welt konfrontiert sind und welche Möglichkeiten sie haben, um dennoch Macht zu erlangen.

Wie entscheidend diese neue Herangehensweise für die Geschichte ist, zeigt der zweite Band „The Trouble with Peace“ sehr deutlich. Denn hier ist es vor allem der Machthunger der Damen, der die Ereignisse beeinflusst und lenkt.

Stour Nightfall ist besiegt. Der Arbeiteraufstand in Valbeck wurde niedergeschlagen; die Drahtzieher_innen wurden bestraft. Es herrscht wieder Frieden in der Union. Dennoch sind einige unzufrieden mit der Art und Weise, wie die Krone beide Angelegenheiten regelte. Sie zweifeln daran, dass König Orso fähig ist, die Prinzipien der Union zu schützen. In den Reihen des Adels formiert sich eine Verschwörung. An ihrer Spitze: Leo dan Brock.

Allein wäre der junge Lord Gouverneur keine ernstzunehmende Bedrohung. Ohne Beziehungen und Erfahrung auf dem politischen Parkett bliebe ihm nur die Unterstützung seiner Truppen und des einfachen Volkes in Angland. Lady Savine hingegen besitzt beides im Überfluss. Seit Valbeck sind ihre Ambitionen unersättlicher denn je. In vollem Bewusstsein der möglichen Konsequenzen stellt sie sich mit Leo gegen die Krone – und gegen ihren Vater, Erzlektor Glokta.

Doch in der Union bleiben nur wenige Geheimnisse lange verborgen. Unter dem fadenscheinigen Deckmantel des Friedens beginnt ein mörderischer Wettlauf um Verbündete. Keine Partei kann sich erlauben, wählerisch zu sein. So hängt Schicksal der Union an einer Frage: Wer wird zuerst verraten?

Stour Nightfall ist besiegt. Der Arbeiteraufstand in Valbeck wurde niedergeschlagen; die Drahtzieher_innen wurden bestraft. Es herrscht wieder Frieden in der Union. Dennoch sind einige unzufrieden mit der Art und Weise, wie die Krone beide Angelegenheiten regelte. Sie zweifeln daran, dass König Orso fähig ist, die Prinzipien der Union zu schützen. In den Reihen des Adels formiert sich eine Verschwörung. An ihrer Spitze: Leo dan Brock.

Allein wäre der junge Lord Gouverneur keine ernstzunehmende Bedrohung. Ohne Beziehungen und Erfahrung auf dem politischen Parkett bliebe ihm nur die Unterstützung seiner Truppen und des einfachen Volkes in Angland. Lady Savine hingegen besitzt beides im Überfluss. Seit Valbeck sind ihre Ambitionen unersättlicher denn je. In vollem Bewusstsein der möglichen Konsequenzen stellt sie sich mit Leo gegen die Krone – und gegen ihren Vater, Erzlektor Glokta.

Doch in der Union bleiben nur wenige Geheimnisse lange verborgen. Unter dem fadenscheinigen Deckmantel des Friedens beginnt ein mörderischer Wettlauf um Verbündete. Keine Partei kann sich erlauben, wählerisch zu sein. So hängt Schicksal der Union an einer Frage: Wer wird zuerst verraten?

„The Trouble with Peace“: Knapp 500 Seiten politischen Ränkespiels par Exellance

Ach, manchmal wünschte ich wirklich, ich würde öfter nach meinen gelesenen Büchern gefragt werden und hätte dementsprechend häufiger die Gelegenheit, über meine positive Leseerfahrungen zu schwärmen. Meine Begeisterung für „The Trouble with Peace“ würde ich definitiv gern mit Gott und der Welt teilen. Da mir jedoch bewusst ist, dass es sozial inakzeptabel wäre, wildfremde Menschen auf der Straße anzusprechen und sie zu fragen, ob sie das Buch schon kennen, muss ich mich wohl oder übel auf diese Rezension und den digitalen Raum beschränken.

Meiner Meinung nach ist „The Trouble with Peace“ ein Meisterwerk. Vielleicht ist es sogar das beste Buch, das Joe Abercrombie je geschrieben hat. Hin und wieder denke ich ja schon darüber nach, warum ich die High Fantasy liebe – künftig muss ich mich nur noch an den zweiten Band der „The Age of Madness“ – Trilogie erinnern, um eine Antwort zu finden. Dieser Roman ist die Quintessenz. Spannend, mitreißend, aufregend und intelligent.

Was uns Joe Abercrombie in „The Trouble with Peace“ präsentiert, sind knapp 500 Seiten politischen Ränkespiels par Exellance. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel Vergnügen es mir bereitet hat, dabei zuzusehen, wie die Figuren versuchen, sich gegenseitig auszubooten. Ich war mittendrin zwischen den Bemühungen, König Orso zu stürzen und den Gegenmaßnahmen der Krone. Es hatte etwas davon, einen fiktiven Zug aus sicherer Entfernung beim Entgleisen zu beobachten: Atemloser Nervenkitzel.

Faszinierend war für mich jedoch nicht nur das Szenario an sich, das Joe Abercrombie in „The Trouble with Peace“ beschreibt, sondern auch meine Reaktion darauf. Normalerweise bin ich eine glühende Unterstützerin aller Underdogs und feiere es, wenn ein rückständiges System überworfen werden soll. Deshalb war ich komplett baff, als ich feststellte, dass ich mich voller Überzeugung auf die Seite der Loyalist_innen schlug. Das passt gar nicht zu mir.

Ich habe erstaunlich lange gebraucht, um definieren zu können, wie es Joe Abercrombie gelang, dass ich entgegen meiner natürlichen Inklination Partei ergriff. Dabei liegt die Antwort eigentlich auf der Hand: Motive. Vergleichen wir, wer in „The Trouble with Peace“ welche politische Agenda verfolgt und warum, wird schnell klar, dass die Verschwörer_innen in einem unrühmlichen Licht erscheinen müssen, weil sie kein Interesse daran haben, die Union voranzubringen.

Als ich das begriff, konnte ich die Beteiligung der einzelnen Figuren auf beiden Seiten des Putsches genauer betrachten und erkannte, wie brillant Joe Abercrombie ihre Persönlichkeiten den Verlauf der Handlung bestimmen lässt. Ihre Entscheidungen veränderten oder zementierten meine Wahrnehmung von ihnen. Dabei lässt Abercrombie es sich nicht nehmen, mit den Erwartungen seiner Leser_innen zu spielen. Während Savines Anteil und Professionalität bei der Organisation des Putsches niemanden überraschen dürfte, tauschen Leo und König Orso beinahe die Rollen.

In „A Little Hatred“ war bereits zu spüren, dass Leo nicht ganz so rechtschaffen ist, wie er sich selbst gern darstellt. Trotzdem war er der Held, der edle Kämpfer für die Union. König Orso hingegen wirkte als Kronprinz wie ein Taugenichts, ein oberflächlicher, schaler Geck, dem niemand Regierungsgewalt anvertraut hätte.

In „The Trouble with Peace“ wird aus dem Held Leo nun ein egoistischer Verräter, der aus kleinlichen, subjektiven Gründen heraus agiert und sich dabei auch noch dumm, naiv und ungeschickt anstellt. Plötzlich ist es Orso, der kompetent wirkt und sich verblüffend staatsmännisch verhält. All die Jahre, in denen er darauf vorbereitet wurde, den Thron zu übernehmen, gingen doch nicht spurlos an ihm vorbei. Seine Entwicklung erinnerte mich erfreulich an Jalan Kendeth.

Diesen Rollentausch zu beobachten und zu analysieren, mit welchen Mitteln Joe Abercrombie meine Sympathien subtil manipulierte, hat mir großen Spaß gemacht. Da er am Ende aber immer noch ein Autor ist, der es blutig und dreckig liebt, beließ er es natürlich nicht bei reinem politischem Taktieren und bereicherte „The Trouble with Peace“ mit gewohnt dramatischen, temporeichen Schlachtszenen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass er dafür auf ein altbewährtes Konzept zurückgreift.

Seine Schlachtbeschreibungen bestehen aus schnellen Sprüngen zwischen ganz verschiedenen Figuren und Perspektiven, durch die er eine Fülle von Erlebenswelten porträtiert. Diese kurzen Momentaufnahmen erfassen die Realität auf dem Schlachtfeld sehr überzeugend und gestalten die Schilderung dynamisch, unmittelbar und greifbar. Für mich rundeten die Schlachtszenen die Geschichte von „The Trouble with Peace“ erst richtig ab.

Die Mischung aus handfester Action und hochkomplexer politischer Intrige erfüllte alles, was ich mir wünsche, wenn ich einen High Fantasy – Roman aufschlage. Darum machte es mir im zweiten Band von „The Age of Madness“ auch nicht zu schaffen, dass ich immer noch keinen übergeordneten Konflikt erkennen kann und weiterhin keine Ahnung habe, wohin Joe Abercrombie will. Ich kam gar nicht dazu, darüber nachzudenken. Ich war viel zu beschäftigt damit, mich in die unterschiedlichen Parteien hineinzuversetzen und zu orakeln, was sie als nächstes tun werden.

Sollte das Finale „The Wisdom of Crowds” genauso packend sein wie „The Trouble with Peace“, habe ich wenig Zweifel daran, dass ich das Fehlen eines zentralen roten Fadens verschmerzen kann. Der zweite Band von „The Age of Madness“ ließ mich alle größeren Fragen und Themen vergessen; ich lebte voll im Moment und war von der Handlung so gefangen, dass mich die weitreichenderen Implikationen und Folgen für die gesamte Trilogie nicht interessierten. Das passiert mir selten, ich kann den Rahmen eines Mehrteilers so gut wie nie außer Acht lassen.

Meiner Meinung nach belegt allein diese Erfahrung, was für ein Geniestreich „The Trouble with Peace“ ist. Es ist Hochleistungsliteratur, eine Fortsetzung, die den ersten Band „A Little Hatred“ noch übertrifft. Ich bin sehr gespannt, ob sich Joe Abercrombie im Finale „The Wisdom of Crowds“ erneut steigern kann. Ich traue es ihm jedenfalls zu. Er ist längst so viel mehr als der Fantasy-Onkel mit der Kodderschnauze. Er ist ein wahrhaft exzellenter Schriftsteller.

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