Cover des Buches "Jade War" von Fonda Lee

Titel: „Jade War“

Reihe: The Green Bone Saga #2

Autor_in: Fonda Lee

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 587 Seiten

Verlag: Orbit

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0356510530

Genre: Fantasy > High Fantasy

Ausgelesen: 05.10.2022

Bewertung: ★★★★★

Einer der wichtigsten Einflüsse für die Entstehung der „The Green Bone Saga“ von Fonda Lee war Wǔxiá. Ich hoffe, ich bin nicht die Einzige, die sich unter diesem Begriff erst mal nichts vorstellen konnte. Wǔxiá bezeichnet ein sehr altes, weiterhin populäres Genre der chinesischen Literatur und des chinesischen Films, das ganz spezifische Charakteristika aufweist. Die ersten bekannten Wǔxiá-Geschichten entstammen der Ming-Dynastie (1368-1644), ihre Wurzeln reichen jedoch bis ins dritte und zweite Jahrhundert vor Christus zurück.

Beschrieben werden Schwert-, Soldaten- oder Reiterkämpfe und Schlachten. Die Hauptfigur ist meist eine heldenhafte, edle Person, die für Gerechtigkeit kämpft und die Schwachen beschützt. Sie zeichnet sich durch ihre Meisterschaft der Kampfkunst aus, durch die sie schier übermenschliche Fähigkeiten erlangte. Wǔxiá-Held_innen können sich zum Beispiel sehr schnell bewegen, an Wänden hochlaufen, fliegen und/oder kontrollieren ihr Qi, ihre mystische Lebensenergie, und nutzen diese als Waffe oder zur Verteidigung.

Die Parallelen zu Fonda Lees Jadekämpfer_innen sind offenkundig. Ich erinnere mich aus „Jade City“ an einige Szenen, in denen Figuren genau diese Fähigkeiten zeigten. Auf gewisse Weise ist „The Green Bone Saga“ also eine moderne Wǔxiá-Geschichte, die im zweiten Band „Jade War“ internationale Ausmaße annimmt.

Kekons Clans haben sich in ein Patt manövriert. Nachdem der offene, verlustreiche Krieg in den Straßen Janloons keinen Sieger hervorbrachte, nutzen No Peak und The Mountain andere Strategien, um sich gegenseitig zu schaden. Mit gezielten wirtschaftlichen Schachzügen, Presse-Attacken und verdeckten Vergeltungsschlägen versuchen beide Green Bone – Clans, die Kontrolle über die Jadeproduktion zu erlangen.

Doch das wertvolle Mineral ist längst nicht mehr allein bei den Clans begehrt. Während No Peak und The Mountain um die Vorherrschaft in der Hauptstadt kämpfen, eskalieren die Spannungen zwischen den mächtigen Staaten Ygutan und Espania. Ihr Krieg hält die gesamte Welt in Atem. Für beide Nationen wäre die Jade ein entscheidender Vorteil. Kekon befindet sich in einer brisanten Lage: Als einzige Jadeexporteure verfügen die Clans über ein Druckmittel, könnten ihre Heimat aber kaum verteidigen, sollten Ygutan oder Espania militärisch angreifen.

An der Spitze von No Peak hat die Familie Kaul schon viele Krisen überstanden. Der Drahtseilakt zwischen nationalen und Clan-Interessen entpuppt sich jedoch als größte Herausforderung ihrer Geschichte. Denn es stehen nicht nur ihre eigenen Leben auf dem Spiel, sondern auch die Sicherheit und das kulturelle Erbe ihres Landes.

Kekons Clans haben sich in ein Patt manövriert. Nachdem der offene, verlustreiche Krieg in den Straßen Janloons keinen Sieger hervorbrachte, nutzen No Peak und The Mountain andere Strategien, um sich gegenseitig zu schaden. Mit gezielten wirtschaftlichen Schachzügen, Presse-Attacken und verdeckten Vergeltungsschlägen versuchen beide Green Bone – Clans, die Kontrolle über die Jadeproduktion zu erlangen.

Doch das wertvolle Mineral ist längst nicht mehr allein bei den Clans begehrt. Während No Peak und The Mountain um die Vorherrschaft in der Hauptstadt kämpfen, eskalieren die Spannungen zwischen den mächtigen Staaten Ygutan und Espania. Ihr Krieg hält die gesamte Welt in Atem. Für beide Nationen wäre die Jade ein entscheidender Vorteil. Kekon befindet sich in einer brisanten Lage: Als einzige Jadeexporteure verfügen die Clans über ein Druckmittel, könnten ihre Heimat aber kaum verteidigen, sollten Ygutan oder Espania militärisch angreifen.

An der Spitze von No Peak hat die Familie Kaul schon viele Krisen überstanden. Der Drahtseilakt zwischen nationalen und Clan-Interessen entpuppt sich jedoch als größte Herausforderung ihrer Geschichte. Denn es stehen nicht nur ihre eigenen Leben auf dem Spiel, sondern auch die Sicherheit und das kulturelle Erbe ihres Landes.

„Jade War“: Pionierarbeit für die moderne High Fantasy

SEN.SA.TI.O.NELL. Sensationell. Wenn Fonda Lee so weitermacht, mausert sie sich in Rekordzeit zu einer meiner liebsten Autor_innen. „Jade War“ ist eine grandiose Fortsetzung, die dem Auftakt „Jade City“ in nichts nachsteht. Ganz im Gegenteil. Wenn überhaupt ist der zweite Band der „The Green Bone Saga“ noch größer, noch komplexer, noch intelligenter als der erste.

Die Ausgangslage in „Jade War“ ist einerseits die logische Konsequenz der vergangenen Ereignisse und andererseits eine Folge des Krieges zwischen den Staaten Ygutan und Espania. Dieses Szenario führt beinahe automatisch und vollkommen natürlich zu einer Öffnung des Worldbuildings, durch die Fonda Lee ihr beeindruckendes geopolitisches Verständnis einsetzen kann, um eine hochgradig mitreißende, brillant ausschattierte Handlung zu entwickeln.

Ich fand es außerordentlich faszinierend, die Welt hinter den Grenzen von Kekon zu entdecken. An der Seite von geliebten Figuren durfte ich fremde Nationen besuchen und herausfinden, wie der kleine Inselstaat von außen wahrgenommen wird, die kekonesische Diaspora kennenlernen und begann zu verstehen, warum die Kultur rund um die Green Bones so eben nur auf Kekon möglich ist.

Lees Inspiration für die Clans kristallisierte sich in „Jade War“ noch einmal deutlicher heraus. Durch den Gegensatz zu kriminellen Organisationen in Espania, die mich stark an die Peaky Blinders aus der gleichnamigen Serie erinnerten, wirken sie eher wie die Yakuza oder die Triaden, so ganz trifft es diese Assoziation allerdings nicht. Im internationalen Vergleich changieren sie irgendwo zwischen Gangs, politischen Fraktionen und Wirtschaftshaien.

Ich glaube, ich habe noch keine Fantasy-Autorin erlebt, die das sensible Zusammenspiel von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft dermaßen gründlich durchschaut, demaskiert und für sich arbeiten lässt, um eine spannende Geschichte zu erzählen. Fonda Lee steuert No Peak und The Mountain in „Jade War“ in einen Kalten Krieg, der die Familie Kaul zwingt, den offenen Straßenkampf ruhen zu lassen und stattdessen mit Spionen, internationalen ökonomischen Winkelzügen, PR-Maßnahmen und dem einen oder anderen gezielten Attentat gegen ihren Feind vorzugehen.

Man könnte meinen, das sei weniger aufregend als ein handfestes Duell zwischen Jadekrieger_innen. Tatsächlich kam in „Jade War“ für mich jedoch nicht ein einziges Mal Langeweile auf, weil Lee mit nahezu chirurgischer Präzision actionreiche Sequenzen einbaut, die mir schier den Atem raubten. Zusätzlich hielt mich die Reibung mit den Figuren auf Trab. Ich habe die Kauls alle ins Herz geschlossen, war mit ihren Entscheidungen aber nicht immer einverstanden.

Es gab einen Moment, der mir sehr eindrucksvoll demonstrierte, wie nah ich mich ihnen fühlte und wie problematisch es dadurch für mich war, Taten hinzunehmen, die nicht zu dem liebevollen Bild passten, das ich mir von ihnen aufgebaut hatte. Eine der Hauptfiguren begeht in „Jade War“ ein scheußliches Verbrechen, von dem ich so enttäuscht und angeekelt war, dass ich mich nach dieser Episode zuerst nicht überwinden konnte, weiterzulesen. Ich musste erst einmal verarbeiten, was diese Person getan hatte. Am Ende schadete der Zwischenfall unserer Beziehung nicht, doch es kostete mich einige Anstrengung, diese Persönlichkeitsfacette, die ich zuvor geflissentlich ignoriert hatte, zu akzeptieren.

Der konstante Spannungsbogen von „Jade War“ profitiert außerdem von der sorgfältigen Taktung der Handlung. Während der erste Band „Jade City“ relativ flüssig einer lückenlosen Chronologie folgte, enthält der zweite Band Zeitsprünge von mehreren Wochen. Das strafft die Geschehnisse angenehm und erlaubte mir, Kekons Entwicklung aus der Vogelperspektive zu betrachten.

Dadurch konnte ich die unaufhaltsame Flut des Fortschritts spüren, die die Insel in eine schwierige identitäre Lage bringt. Der Konflikt zwischen dem Selbstverständnis des Volkes, das so sehr an den Traditionen seiner Kultur hängt, und den Anforderungen von Globalisierung und Modernisierung erzeugte ein packendes Spannungsfeld. Ich bin sehr neugierig, wie diese Diskrepanz das Finale „Jade Legacy“ prägen wird und ob sie sich auflösen lässt.

Ich bin wirklich überwältigt von „Jade War“. Es ist ganz ohne Zweifel einer der scharfsinnigsten, durchdachtesten und intelligentesten High Fantasy – Romane, die ich je gelesen habe. Fonda Lee erweist sich als geniale Schriftstellerin, die mich nicht nur mit der fesselnden Handlung, den hyperrealistischen Figuren und dem einzigartig authentischen Worldbuilding hervorragend unterhielt, sondern auch intellektuell enorm stimulierte. Ich bin ein riesiger Fan der „The Green Bone Saga“ und freue mich wahnsinnig auf „Jade Legacy“.

Ich kann es nicht oft genug betonen: Die High Fantasy braucht Autor_innen wie Fonda Lee. Wir brauchen kreative Köpfe, die es wagen, mit den bekannten Konventionen des Genres zu brechen. Geschichten von Männern über Männer in einem vom europäischen Mittelalter inspirierten Setting haben wir mehr als genug. Daran ist nichts verkehrt, aber es wird wirklich Zeit, dass wir neuen Einflüssen, Herangehensweisen und Perspektiven Tür und Tor öffnen. Meiner Meinung nach ist Fonda Lee eine Pionierin der modernen High Fantasy, der ich voller Zuversicht, Verehrung und Begeisterung in eine grandiose Zukunft folge.

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