Montagsfrage: Wunschveranstaltung auf der Buchmesse?

Hallo ihr Lieben 😊

Wart ihr am Wochenende auf der Frankfurter Buchmesse? Wenn ja, hoffe ich, dass ihr ganz viel Spaß hattet, jede Menge Inspiration für neue Bücher erhalten habt und vielleicht auch den einen oder anderen Neuzugang mit nach Hause nehmen konntet! Ich bin ja kein Fan von solchen Massenveranstaltungen, weshalb ich noch nie dort war. Ich denke einfach nicht, dass ich meinen Besuch dort genießen würde.

Während ihr also möglicherweise am Samstag über das Messegelände geschlendert seid, habe ich eine gute Tat getan und meiner Schwester bei ihren Umzugsvorbereitungen geholfen. Sie zieht gemeinsam mit ihrer Verlobten am nächsten Wochenende in eine neue Wohnung und obwohl sie ein Umzugsunternehmen beauftragt haben, musste ihr Keller ausgeräumt werden. In ihrer alten Wohnung ist der Keller ganz normal unterirdisch. Aber in der neuen ist der Keller auf derselben Etage, im 12. Stock. Ihr müsst euch das wie einen normalen Kellerraum vorstellen, mit abgetrennten Abteilen für alle Mietparteien, aber statt ganz unten befindet sich dieser eben oben.

Sowas hab ich noch nie gesehen, ich fand das richtig mindblowing und total praktisch. Ich drücke mich ganz oft davor, in den Keller zu gehen, weil ich einfach zu faul bin, mir Schuhe und eine Jacke anzuziehen, nur, um irgendwas hoch oder runter zu bringen. Meine Schwester wird dieses Problem künftig nicht mehr haben, sie muss lediglich aus der Wohnungstür, über den Flur und um die Ecke schlurfen. Wenn sie will, geht das sogar in Hausschuhen!

Wie ihr wisst, sind der Lieblingsmensch und ich aktuell auch auf Wohnungssuche – ein Keller auf derselben Etage ist nun kein Muss, aber ich fände das schon richtig cool. Morgen schaue ich mir die nächste Wohnung an, da es sich dabei allerdings um einen Altbau handelt, wird der Keller dort wohl wie gewohnt unten liegen.

Nach diesem kleinen Ausflug in die faszinierenden Aspekte der Wohnungssuche kommen wir nun aber zurück zur Buchmesse, denn darum geht es heute auch in der aktuellen Montagsfrage von Sophia von Wordworld!

Wenn Ihr die Möglichkeit hättet, eine Veranstaltung auf der Buchmesse zu organisieren, welches Thema oder welche Gäste würdet Ihr wählen?

Zuerst dachte ich, dass bei dieser Frage diese Woche aussetzen würde. Wie gesagt war ich noch nie auf einer der Buchmessen und bin von dem Konzept auch nicht sonderlich begeistert, weil mir die Menschenmassen dort zu viel sind. Wieso sollte ich mir dann einen Programmpunkt dafür überlegen? Überraschenderweise hatte ich aber doch eine Idee für ein Event, das ich nicht nur gern als Slot auf den Buchmessen, sondern sogar als eigene Veranstaltung, zum Beispiel im Rahmen eines Literaturfestivals, sehen würde – obwohl ich selbstverständlich hoffen würde, die Organisation der Umsetzung den Profis vom Eventmanagement überlassen zu können. 😅

Meine Wunschverstanstaltung wäre eine Diskussionsrunde, ein Panel, ein Roundtable oder wie auch immer man es nennen möchte zum Thema „FLINTA*-Autor_innen in High und Low Fantasy“. Für diejenigen, denen der Begriff nichts sagt: FLINTA* ist eine Abkürzung, die für Frauen, lesbische, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen steht. Das Sternchen öffnet die Abkürzung darüber hinaus für alle weiteren nichtbinären Geschlechtsidentitäten, das Spektrum ist ja enorm. Kurz gesagt ist es eine Dachbezeichnung für alle Menschen, die sich nicht als männlich identifizieren und in unserer Gesellschaft patriarchal diskriminiert werden.

Warum wäre das die Wunschveranstaltung, die ich organisieren würde? Nein, es handelt sich nicht um die Rache der woken Bubble am (rechts-)konservativen Mainstream. Mir ginge es auch nicht darum, die Buchmessen diverser zu gestalten. Ich habe keine Ahnung, wie divers die Messen mittlerweile sind, deshalb ist mir völlig egal, inwieweit meine Wunschveranstaltung ins übrige Programm passen würde. Mir ist das Thema ein persönliches Anliegen, weil ich sehr viel High und Low Fantasy lese, über die Jahre aber feststellen musste, dass in beiden Genres eine einseitige Repräsentation vorherrscht.

Es fing damit an, dass ich eines Tages feststellte, dass in meinem Bücherregal kaum High Fantasy von weiblichen Autoren vertreten war. Ich kannte im Grunde keine schreibenden Schildmaiden. Ich konnte es gar nicht fassen, mir erschien das als Unding, denn es konnte ja wohl nicht daran liegen, dass es auf der ganzen weiten Welt einfach keine Frauen gibt, die High Fantasy schreiben. Also habe ich angefangen, mich gezielt in diese Richtung zu informieren, zu recherchieren und weibliche High und Low Fantasy gezielt verstärkt in meine Lektüreauswahl zu integrieren. Um das klarzustellen: Ich habe nicht aufgehört, Literatur der Genres von männlichen Autoren zu lesen und zu kaufen. Ich habe lediglich meine Bibliothek erweitert. Es war und ist kein Ausschluss.

Subjektiv habe ich dadurch den Eindruck gewonnen, dass weibliche Autorinnen der Genres noch immer weniger Aufmerksamkeit erhalten als ihre männlichen Kollegen, weshalb es für mich als Leserin eine höhere Hürde darstellt, ihre Bücher zu entdecken. Ich will damit nicht sagen, dass es unmöglich ist, das ist es nicht, und in den letzten Jahren hat sich viel getan, aber es ist meiner Erfahrung nach mit mehr Aufwand verknüpft. Sie werden in der Regel nicht so groß, aggressiv und bombastisch beworben.

Wartet mal ab, was passieren wird, wenn George R. R. Martin endlich aus dem Knick kommt und „The Winds of Winter“ veröffentlicht. Oder wenn Patrick Rothfuss endlich „Doors of Stone“ fertigstellt. Mit dem Medienrummel, der darum veranstaltet werden wird, wird sich meiner persönlichen Einschätzung nach keine weibliche Autorin messen können, nicht einmal große, preisgekrönte Namen wie Trudi Canavan oder N. K. Jemisin, die ich übrigens auch gern zu meiner Wunschveranstaltung einladen würde.

So fing es an. Aber wie das so ist, wenn man beginnt, sich mit einem Thema zu beschäftigen, habe ich anschließend begriffen, dass nicht nur Frauen von Unterrepräsentation in der High und Low Fantasy betroffen sind, sondern alle Autor_innen, die sich nicht als männlich identifizieren. Ich muss gestehen: Mir ist keine einzige Person bekannt, die in diesen Genres schreibt und sich offen als trans bekennt. Es mag sein, dass in meiner Bibliothek bereits Bücher entsprechender Autor_innen vorhanden sind und ich es einfach nicht weiß, doch schon das empfinde ich als Ungleichgewicht, denn im Gegensatz dazu fallen mir spontan zahllose Namen männlicher Autoren ein.

Darum würde ich anlässlich meiner Wunschveranstaltung FLINTA*-Autor_innen einladen und sie diskutieren lassen, wie ihre Lebensperspektiven ihre Arbeit beeinflussen, welche Themenschwerpunkte sich daraus ergeben, wie sie Figuren charakterisieren, welche Ansichten zu Vergewaltigungsszenen sie haben und und und. Es gibt Unmengen Aspekte, die man besprechen könnte, deshalb ja auch die Idee eines eigenen Literaturfestivals, bei dem man viel tiefer und differenzierter in die Matiere eintauchen könnte.

Für mich wäre meine Wunschveranstaltung ein bedeutender Schritt, um eines Tages vielleicht das Ziel zu erreichen, dass alle Menschen gleichermaßen in der High und Low Fantasy repräsentiert sind. Denn ich muss es zugeben: So sehr ich beide Genres liebe, so sehr ich Autoren wie Joe Abercrombie, Mark Lawrence, Robert Jackson Bennett und natürlich Steven Erikson verehre, als weibliche Leserin fühle ich mich in ihren Geschichten dennoch oft unterrepräsentiert. Wie gesagt, es wird besser, wir machen Fortschritte, aber immer noch fehlt mir zu häufig eine realistische, nichtmännliche Perspektive. Und ich bin „nur“ eine cis Frau, ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie sich das beispielsweise für eine agender Person anfühlen mag.

FLINTA*-Autor_innen bringen aufgrund unserer Gesellschaftsstruktur eine andere Weltsicht mit als ihre männlichen Kollegen, weshalb ihre Geschichten ebenfalls anders sind. Ich wünsche mir, dass wir diese Unterschiede anerkennen, sie ohne Schaum vor dem Mund besprechen und gemeinsam erkunden, inwiefern sie den Literaturmarkt bereichern. Dafür wäre meine Wunschveranstaltung der Rahmen und ein Event, das männliche Autoren übrigens nicht ausschließen müsste. Das hinge stark davon ab, wie viel Zeit und welche Ressourcen zur Verfügung stünden, ob sich alle Gäste damit wohlfühlen, welche konkreten Fragen diskutiert werden sollen und so weiter.

Deshalb bevorzuge ich die Umsetzung meiner Wunschveranstaltung als Literaturfestival. Auf einer Buchmesse sind die Möglichkeiten begrenzt, aber auf einem Festival hätte ich die Gelegenheit, viele verschiedene Perspektiven zu unterschiedlichen Facetten zu Wort kommen zu lassen und dadurch breit gefächert Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit zu generieren. Außerdem könnte ich meine Wunschveranstaltung so auch selbst miterleben, denn derzeit plane ich nicht, jemals eine der Buchmessen zu besuchen. 😉

Wie sähe eure Wunschveranstaltung für eine der Buchmessen aus?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen ausgewogenen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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