Montagsfrage: Werbung?

Hallo ihr Lieben 😊

Mein Urlaub ist vorbei. Ich gebe zu, ich hätte noch eine Woche mehr vertragen können. Aber gut, jetzt ziehe ich erst mal durch bis zum Herbst. Ich hoffe, dass ich dennoch genug Zeit und Kraft finde, meine privaten Projekte umzusetzen, denn wie bereits angekündigt habe ich in der zweiten Jahreshälfte viel vor. Ich habe in der letzten Woche mit meiner großen Reihenauswertung begonnen. Dafür habe ich meine gesamte digitale Bibliothek bei Goodreads exportiert und habe nun eine riesige Excel, die ich erst mal sortieren muss, um sie dann mit spezifischen Informationen zu meinen Mehrteilern anzureichern. Das allein wird mich Unmengen an Zeit kosten, bevor ich überhaupt daran denken kann, die Daten auszuwerten.

Parallel dazu hat mein Bauch Ende letzter Woche die Entscheidung getroffen, dass meine nächste Rezension „Das verlorene Paradies“ sein muss. Es ist mir ja tatsächlich gelungen, John Miltons Epos auszulesen, womit ich mir ein Lebensziel erfüllen konnte. Solange ich das 300 Seiten lange Gedicht nicht besprochen habe, fühlt sich die Lektüre für mich allerdings nicht abgeschlossen an. Außerdem fürchte ich, warte ich zu lange mit der Rezension, verblassen meine Eindrücke. Also füge ich mich dem Beschluss des allwissenden Bauches und stelle mich dieser Herausforderung.

Eine Herausforderung ist es deshalb, weil ich mit euch nicht über ein so altes Werk sprechen kann, ohne ausführlich den Kontext seiner Entstehung zu beleuchten. Mir steht eine umfangreiche Recherche bevor, denn Milton schrieb „Das verlorene Paradies“ unter anderem als politischen Kommentar. Demnach muss ich mich nicht nur mit seiner Biografie, seinem Schaffen und der Epoche beschäftigen, in der das Gedicht entstand, sondern auch ganz intensiv mit seinen politischen Überzeugungen, religiösen Ansichten sowie dem Zusammenspiel beider Aspekte. Ich hoffe, dass eine Onlinerecherche ausreicht und ich nicht erst noch ein Buch lesen muss, um „Das verlorene Paradies“ wirklich zu verstehen. 😅

Es daher gut möglich, dass nächste Woche keine neue Rezension online geht. Ich kann noch nicht einschätzen, wie lange ich brauchen werde, um alle notwendigen Hintergrundinformationen zusammenzutragen und meinen Text zu verfassen. Aber selbst wenn ich mehrere Wochen an dieser Rezension arbeiten muss, ist es mir das Wert. Ich möchte gewissenhaft vorgehen, damit ihr am Ende einen Beitrag lesen könnt, der wirklich einen Mehrwert bietet und damit ich selbst meine Leseerfahrung besser einordnen kann.

In der Zwischenzeit könnt ihr euch ja mit meinen älteren Beiträgen hier auf dem wortmagieblog beschäftigen. Heute bittet uns Sophia von Wordworld anlässlich der aktuellen Montagsfrage nämlich um ein paar Empfehlungen.

Eigenwerbung: Bei welchen Beiträgen sollen wir heute unbedingt vorbeischauen?

Sophia schlägt vor, dass wir heute Werbung für drei eigene und drei fremde Beiträge machen. Ich nutze ja liebend gern jede Gelegenheit, auf meine älteren Posts hinzuweisen – vielen Dank, liebe Sophia!

Ich habe ein bisschen hin und her überlegt, welche meiner vielen, vielen Beiträge der vergangenen (fast) 10 Jahre ich ohne Kontext bewerben möchte, denn es gibt so gesehen ja keinen Anlass. Obwohl ich auf die meisten meiner Rezensionen stolz bin und sie euch wärmstens an Herz lege (Zwinker, zwinker), erscheint es mir zu willkürlich, aus dem blauen Dunst heraus Werbung für bestimmte Besprechungen zu machen. Aber glücklicherweise schreibe ich auf dem wortmagieblog ja nicht nur Rezensionen. Deshalb möchte ich euch heute lieber meine Blogprojekte empfehlen.

Eigenwerbung: Conan, der Literaturnobelpreis und O. J. Simpson

Wann immer mich ein literarisches Thema beschäftigt, dass entweder nicht direkt mit einem bestimmten Buch zu tun hat oder zu umfangreich für eine Rezension ist, setze ich mich damit im Rahmen eines Blogprojekts, also einer mehrteiligen Beitragsreihe, auseinander. Auf diese Weise habe ich mehr inhaltlichen Spielraum und kann das jeweilige Thema tatsächlich so lange und intensiv bearbeiten, bis ich das Gefühl habe, wirklich alle Facetten und Fragen geklärt zu haben. Da diese Projekte für mich immer sehr viel Arbeit bedeuten, mache ich das nur unregelmäßig und in großen zeitlichen Abständen.

Aktuell ist kein neues Projekt geplant, mir ist allerdings bewusst, dass aus meiner Rezension zu „Das verlorene Paradies“ eines werden könnte. Das hängt davon ab, wie komplex die Ergebnisse meiner Recherche sein werden. Falls sich das Gedicht nicht in einem einzelnen Beitrag besprechen lässt, weil zu viel Kontext notwendig ist, habe ich keine Hemmungen, mehrere zu schreiben. Möglicherweise kommt das nächste Blogprojekt also eher als gedacht.

Für die heutige Eigenwerbung möchte ich euch die jeweils ersten Beiträge meiner letzten drei Blogprojekte vorschlagen. Sie unterscheiden sich sowohl thematisch als auch strukturell stark, deshalb bin ich zuversichtlich, dass für jede_n für euch etwas dabei sein wird, das euch interessieren könnte. 😊

Jedes meiner Blogprojeke ist für mich wie ein Baby, also behandelt sie gut und lasst mich gern wissen, was ihr davon haltet. Ich freue mich auf euer Feedback und sei nur, weil ich dann sehe, dass meine heutige Werbung funktioniert hat. 😉

Fremdwerbung: Drei Beiträge, die mich prägten

Sophia bittet heute aber nicht nur um Eigenwerbung, sondern auch um Werbung für andere Blogger_innen. Auch diese Aufforderung ließ mich grübeln, denn ich möchte niemanden von euch, meine lieben Kolleg_innen, übervor- oder benachteiligen. Ich möchte keinen eurer Beiträge besonders hervorheben, weil das im Rückschluss bedeuten würde, dass einzelne mehr Aufmerksamkeit verdienen als alle anderen.

Ich finde aber, dass wir diese Aufmerksamkeit alle gleichermaßen verdienen und es sowieso schon schwer genug ist, sich in dieser Ecke des Internets zu behaupten. Außerdem möchte ich natürlich auch niemanden vor den Kopf stoßen, weil er_sie nicht in meiner Empfehlungsliste auftaucht.

Darum habe ich stattdessen beschlossen, heute drei Beiträge von zwei Schriftstellern zu empfehlen, die parallel auch bloggen bzw. bloggten. irgendwie sind sie dadurch wohl auch Kolleg_innen, aber es kann sicher niemand leugnen, dass sie durch ihre Karriere in einer ganz anderen Liga spielen als wir kleinen Buchblogger_innen. 😅

Die drei Beiträge, die ich ausgesucht habe, haben meine Sicht auf literarische Themen und Motive stark geprägt, ich komme immer wieder zu ihnen zurück und habe ihren Inhalt nie vergessen. Alle drei sind schon älter, sie sind zwischen 2012 und 2015 erschienen. An ihrer Aktualität ändert das aber nichts und ich kann wirklich nicht genug betonen, wie nachdrücklich ich Werbung dafür machen möchte, sie trotzdem zu lesen.

Da es sich bei den Autoren um englische Muttersprachler handelt, sind auch ihre Beiträge in Englisch verfasst. Sollten eure Sprachkenntnisse dafür nicht ausreichen, empfehle ich euch den Online-Übersetzer Deepl. Der ist wirklich gut und liefert auch bei diesen Posts zufriedenstellende Ergebnisse, ich hab es getestet.

Über das Verhältnis von Wissenschaft und Magie in der Fantasy

2012 schrieb Mark Lawrence einen sehr amüsanten Blogpost darüber, warum die Ansicht einiger Leser_innen, dass Wissenschaft und Magie in einem High Fantasy-Universum unvereinbar wären, Humbug ist. Vor seiner Karriere als gefeierter Grimdark-Autor absolvierte Lawrence Studienabschlüsse in Physik und Mathematik und war danach über zwei Jahrzehnte als Forschungswissenschaftler tätig. Kurz: Der Mann weiß, wovon er spricht.

Als ich den Beitrag zum ersten Mal gelesen habe, beschlich mich das Gefühl, dass ihm da einfach mal die Hutschnur geplatzt ist. Er schien sauer und genervt davon, dass ihm offenbar immer wieder die Frage gestellt wird, wie er es wagen kann, als Wissenschaftler Fantasy statt Science-Fiction zu schreiben und dann auch noch wissenschaftliche Elemente in sein Universum einzubauen. Er findet deshalb sehr deutliche Worte, die von Ironie und Sarkasmus durchzogen sind. Ich sagte ja, sein Text ist amüsant.

Im Kern räumt er jedoch äußerst nachvollziehbar mit dem Vorurteil auf, es müsse eine klare Trennlinie zwischen Fantasy und Science-Fiction geben. Seit ich seine Argumentation gelesen habe, hat sich mein Blickwinkel auf Elemente des Fortschritts in der High Fantasy grundlegend geändert. Ich bin nie davon ausgegangen, dass sich beides ausschließt, aber er hat mir geholfen, zu erkennen, wie unwichtig und schwammig die Abgrenzung der beiden Genres ist. Ich kann es heute deswegen viel besser wertschätzen, wenn Autor_innen sich trauen, in ihrem Worldbuilding vom klassischen Vorbild des europäischen Mittelalters abzuweichen. Wenn ihr High Fantasy liebt, empfehle ich euch seinen Beitrag vehement. Ganz klare Werbung dafür!

Über Vergewaltigungs­szenen

Einst hatte der Autor Robert Jackson Bennett auf seiner Website einen Blog. Leider existiert diese Unterseite heute nicht mehr. Ich vermute, dass Bennett mittlerweile einfach keine Zeit mehr hat, parallel regelmäßig zu bloggen. Vielleicht hatte er auch keine Lust mehr auf die Diskussionen, die sich aus einigen Beiträgen ergaben. Die gesamte Blogsektion wurde von seiner Website entfernt, inklusive seiner alten Beiträge. Sie sind dort nicht mehr auffindbar.

Glücklicherweise ist es jedoch kein Klischee, dass das Internet nie etwas vergisst. Dank der Wayback Machine des Internet Archives kann ich euch heute trotzdem zwei Posts von 2015 verlinken, die meine Sicht auf den Einsatz von Vergewaltigungsszenen in der Literatur maßgeblich geprägt haben.

Im ersten argumentiert Robert Jackson Bennett, dass eine Vergewaltigungsszene nur dann involviert werden sollte, wenn sie absolut unverzichtbar für die Handlung ist und das Verbrechen an sich niemals trivalisieren darf, zum Beispiel, wenn es ausschließlich darum geht, eine Aussage über den Charakter des Täters, seltener der Täterin, zu treffen. Für mich war dieser Text eine Erleuchtung, denn seinetwegen habe ich zum ersten Mal verstanden, warum ich mich mit so vielen Vergewaltigungsszenen unwohl fühle – unabhängig von dem Verbrechen, das sie zeigen.

Seit ich diesen Beitrag gelesen habe, setze ich Bennetts Maßstäbe an jede Szene an, die sexualisierte Gewalt enthält. Er schlägt vier Fragen vor, die sich Schriftsteller_innen stellen sollten, bevor sie eine Vergewaltigung in ihre Handlung aufnehmen – diese Fragen stelle ich mir bis heute jedes Mal, um herauszufinden, ob es sich um eine respektvolle Umsetzung handelt. Traurigerweise fallen die meisten Szenen glatt durch. Ich habe dadurch gelernt, dass schockierend viele Autor_innen nicht verstehen, wie sorgfältig sie vorgehen müssen, wenn sie eine solche Szene schreiben und es deshalb in der überwiegenden Mehrheit der Fälle lieber gelassen hätten.

Der zweite Beitrag folgte einen Tag später. In diesem erklärt Robert Jackson Bennett, wie sich seine Ansichten über die Anforderungen an eine Vergewaltigungsszene entwickelten. Im Grunde setzt er sich darin sehr reflektiert mit seinen eigenen Privilegien auseinander. Dieser Post half mir zu verstehen, warum es problematisch ist, dass dieses Verbrechen in den vergangenen Jahrzehnten vermehrt Eingang in die Literatur und besonders in die High Fantasy fand.

Es geht nicht darum, dass Autor_innen nicht über etwas schreiben dürfen, das in der Realität geschieht. Es geht darum, wie sie darüber schreiben und dass viel zu viele dazu beitragen, dass diese Form der Gewalt normalisiert und enttabuisiert wird. Vergewaltigungsszenen sollten niemals ein Genre-Standard werden, um zu betonen, wie böse eine Figur oder wie brutal eine Welt ist.

Bevor es hier jetzt zu Missverständnissen kommt, möchte ich es noch einmal ganz deutlich sagen: Bennett verbietet anderen Autor_innen nicht, Vergewaltigungsszenen zu schreiben. Er plädiert lediglich dafür, dieses hochgradig komplexe Verbrechen mit der nötigen Vorsicht und Sorgfalt abzubilden und es nicht als schnelle Lösung zu missbrauchen, um bestimmte Aspekte der Handlung herauszuarbeiten.

Ich kann euch gar nicht sagen, wie wichtig diese beiden Texte für meine Sensibilisierung waren. Falls ihr beim Lesen einer Vergewaltigungsszene oft das Gefühl habt, dass diese Szene besser nicht geschrieben worden wäre, wenn ihr euch fragt, warum ihr so heftig darauf reagiert – vielleicht kann euch Robert Jackson Bennett Antworten geben, warum ihr so empfindet. Und er unterstützt euch darin, begründete, fundierte Kritik zu üben, wenn sie angebracht ist.

Vielleicht sind Robert Jackson Bennetts Beiträge nicht unbedingt die richtige Lektüre für einen Montagmorgen. Aber ihr müsst sie ja nicht sofort lesen. Hebt sie euch gern für einen passenderen Moment auf. Bis es soweit ist, habe ich ja ausreichend Werbung für anderen Lesestoff gemacht. 😉

Für welche Beiträge möchtet ihr heute Werbung machen?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen interessanten Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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