
Hallo ihr Lieben! 😊
Erneut möchte ich den traditionellen Rezensionsdienstag zweckentfremden und hoffe, dass ihr nicht sofort eine entrüstete Petition startet. Heute möchte ich mit euch über ein Thema diskutieren, dass mich seit einer Weile beschäftigt. Genauer: seit dem 10.10.2019. An diesem Tag wurde bekannt gegeben, wer mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wird. Die Verleihung dieses Jahres war ungewöhnlich, weil gleich zwei Personen geehrt wurden. Den Preis für 2019 erhielt der Österreicher Peter Handke. Zusätzlich wurde die Polin Olga Tokarczuk nachträglich für 2018 gewürdigt.
Wieso gab es dieses Jahr zwei Verleihungen? Weil die Vergabe letztes Jahr ausgesetzt wurde. Wieso fiel die Vergabe letztes Jahr aus? Die Antwort liegt im komplexen Strudel eines schockierenden Skandals, der die Schwedische Akademie, die den Preis im Auftrag der Nobelstiftung verleiht, ernstlich in Misskredit brachte. Nun sollte man annehmen, ein Jahr später wäre all das bereits kalter Kaffee, doch da die diesjährige Auswahl des Preisträgers Peter Handke gelinde gesagt ebenfalls umstritten ist, wurden die Vorfälle natürlich abermals aufgekocht. Die Schwedische Akademie umgibt Drama in Hülle und Fülle. Anlass für mich, mir unbequeme Fragen zu stellen. Ist der Literaturnobelpreis überhaupt noch zeitgemäß? Ist die Verleihung noch immer angemessen oder ist sie überholt, ein Relikt, das sich längst selbst überlebt hat?
Diese Punkte werden wir heute und in den nächsten Tagen diskutieren. Dafür werde ich euch tief in die Materie einführen; wir werden die Entwicklung des Literaturnobelpreises vom legendären Testament von Alfred Nobel bis zu seiner aktuellen Ausrichtung betrachten, die Auswahlmechanismen hinterfragen, die mögliche Kandidat_innen nominieren, den empörenden Skandal um die Schwedische Akademie aufschlüsseln und die bisherigen Preisträger_innen analysieren, mit einem speziellen Augenmerk auf die diesjährige Ehrung von Peter Handke. Ihr seht, wir haben viel vor, also macht es euch bequem, holt euch ein paar Snacks und schon starten wir mit unserer Untersuchung des Literaturnobelpreises!
Erbschaft mit Folgen
Alfred Bernhard Nobel wurde am 21. Oktober 1833 im schwedischen Stockholm geboren. Während seiner Lebenszeit war er ein angesehener Chemiker und Erfinder, der 355 Patente erteilte. Er starb am 10. Dezember 1896 in Italien. Er hatte keine Kinder, deshalb verfasste er ein Jahr vor seinem Tod ein Testament, das festlegte, dass der Großteil seines erheblichen Vermögens (ca. 94%) von etwa 31,2 Millionen Kronen in eine Stiftung fließen sollte, die jährlich diejenigen ehren sollte, die im vergangenen Jahr den größten Gewinn für die Menschheit errungen hatten.
Die Auszeichnung sollte gleichmäßig auf fünf Felder aufgeteilt werden: ein Teil für die Person, die die wichtigste Entdeckung im Bereich der Physik gemacht hatte; ein Teil für die Person, die die wichtigste chemische Entdeckung oder Verbesserung ermöglicht hatte; ein Teil für die Person, die die wichtigste Entdeckung in den Disziplinen Physiologie oder Medizin realisiert hatte; ein Teil für die Person, die im Bereich der Literatur das herausragendste idealistische Werk geschaffen hatte und ein Teil für die Person, die am meisten für Völkerverständigung, die Abschaffung oder Reduzierung stehender Heere und die Einrichtung und Bewerbung von Friedenskongressen getan hatte. Die Preise für Physik und Chemie sollten von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm verliehen werden; die Verleihung des Preises für Physiologie oder Medizin sollte dem Karolinska-Institut übertragen werden; die Auszeichnung für Literatur sollte die Schwedische Akademie übernehmen und die Ehrung für Friedensstreiter sollte dem norwegischen Storting zufallen, dem norwegischen Parlament in Oslo. Nobel bestimmte ausdrücklich, dass die Nationalität bei der Auswahl der Preisträger_innen keine Rolle spielen sollte. Es sollten die würdigsten Personen ausgezeichnet werden, unabhängig davon, ob es sich um Skandinavier_innen handelte oder nicht. Den entsprechenden Absatz seines Testaments in Englisch könnt ihr hier nachlesen:
„All of my remaining realisable assets are to be disbursed as follows: the capital, converted to safe securities by my executors, is to constitute a fund, the interest on which is to be distributed annually as prizes to those who, during the preceding year, have conferred the greatest benefit to humankind. The interest is to be divided into five equal parts and distributed as follows: one part to the person who made the most important discovery or invention in the field of physics; one part to the person who made the most important chemical discovery or improvement; one part to the person who made the most important discovery within the domain of physiology or medicine; one part to the person who, in the field of literature, produced the most outstanding work in an idealistic direction; and one part to the person who has done the most or best to advance fellowship among nations, the abolition or reduction of standing armies, and the establishment and promotion of peace congresses. The prizes for physics and chemistry are to be awarded by the Swedish Academy of Sciences; that for physiological or medical achievements by the Karolinska Institute in Stockholm; that for literature by the Academy in Stockholm; and that for champions of peace by a committee of five persons to be selected by the Norwegian Storting. It is my express wish that when awarding the prizes, no consideration be given to nationality, but that the prize be awarded to the worthiest person, whether or not they are Scandinavian.”
(Auszug aus dem vollständigen Testament von Alfred Bernhard Nobel, von der offiziellen Website des Nobelpreises, abgerufen am 09.11.2019 um 13:13 Uhr: https://www.nobelprize.org/alfred-nobel/full-text-of-alfred-nobels-will-2/)
Es ist nicht belegt, wieso Alfred Nobel sich entschied, mit dem Großteil seines hinterlassenen Geldes die Gründung einer Stiftung zu veranlassen. Zeugen zufolge soll er bei der Testamentsunterzeichnung geäußert haben, er wolle Wissenschaftler_innen honorieren, weil diese häufig mit wirtschaftlichem Gegenwind zu kämpfen hätten. Eine andere Theorie behauptet, er habe ein schlechtes Gewissen gehabt, weil seine Erfindungen zu Kriegszwecken verwendet wurden und er Rüstungsunternehmen besaß. Allerdings hinkt dieses Argument insofern, dass er den Kriegseinsatz seiner Erfindungen gar nicht mehr erlebte. Ich nehme an, dass beide Gründe eine Rolle spielten. Nobel war Wissenschaftler, er wusste, wie schwierig es war, Forschung zu finanzieren. Darüber hinaus war er ein kluger Mann; er hatte sicherlich keine Illusionen hinsichtlich des zerstörerischen Potentials seiner Erfindungen, darunter das Dynamit und die Sprenggelatine.
Was auch immer ihn motivierte, seine Hinterlassenschaft einer Stiftung zuzusprechen, eines sollte hier bereits deutlich werden: die Nobelpreise waren von Anfang an als finanzielle Auszeichnungen definiert. Natürlich sollten die Preisträger_innen aufgrund idealistischer Aspekte ausgewählt werden, schließlich lässt die Formulierung „most important“ in seinem Testament keine Zweifel offen, dass er diejenigen ehren wollte, die den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und multikulturellen Fortschritt förderten. Doch abgesehen vom Prestige, das mit dieser Auszeichnung verbunden ist, dem Erhalt einer hübschen Medaille aus Gold sowie einer Urkunde, handelt es sich bei den Nobelpreisen primär um eine finanzielle Zuwendung. 2019 erhielten die Preisträger_innen umgerechnet etwa 831.000 Euro (9 Millionen schwedische Kronen). Eine Menge Schotter. In der Forschung von Physik, Chemie, Medizin und in der Realisierung globaler Friedensprojekte ist dieses Geld garantiert gut angelegt. Aber zu welchem Zweck erhalten eigentlich die Preisträger_innen des Literaturnobelpreises diese gewaltige Summe?
Wer das Testament von Alfred Nobel liest, muss feststellen, dass die Bedingungen für die Verleihung der Preise ungenügend formuliert sind. In der Praxis reicht es nicht aus, dass der Erfinder verlangte, die Personen auszuzeichnen, denen die wichtigsten Entdeckungen oder Errungenschaften in ihrem Bereich gelungen sind, unabhängig von ihrer Nationalität, denn diese Vorgabe trifft keine Aussagen über Nominierungs- und Auswahlprozess. Ebenso verzichtete Nobel darauf, die Organisationsstruktur der zukünftigen Stiftung festzulegen. Dadurch entstanden bei der Gründung der Nobelstiftung diverse rechtliche Probleme, weshalb diese erst 1900, also vier Jahre nach Nobels Tod, errichtet wurde. Anlässlich der Errichtung bestimmte der schwedische König Oscar II. per Dekret die Statuten, nach denen die Stiftung agieren soll und die darüber hinaus den Vergabeprozess der Preise regeln. Die Statuten können angepasst werden; dafür bedarf es allerdings eines Vorschlags von einem der Preisvergabekomitees oder von einem der Stiftungsvorstandsmitglieder.
Die rechtlich bindenden Statuten der Nobelstiftung sind gar nicht so kompliziert. Dennoch habe ich beschlossen, hier lediglich diejenigen Paragrafen zu erwähnen, die für das Verständnis des Skandals um die Schwedische Akademie und die Vergabe des Literaturnobelpreises von Belang sind. Die Organisation der Stiftung bis ins Detail aufzuschlüsseln, würde zu weit führen.
Die Nobelstiftung wird von einem Aufsichtsrat geleitet, der aus sieben Mitgliedern besteht und mit vier Mitgliedern beschlussfähig ist. Diese müssen schwedische oder norwegische Staatsbürger_innen sein und werden von Bevollmächtigten der preisverleihenden Einrichtungen gewählt. Es gibt insgesamt 15 Bevollmächtigte, die von den Einrichtungen selbst für zwei Kalenderjahre ernannt werden. Für eine beschlussfähige Mehrheit sind neun Bevollmächtigte nötig. Die Bevollmächtigten agieren als Brücke zwischen der Nobelstiftung und den Nobelkomitees der Akademien, die diese einzurichten haben. Ein Nobelkomitee setzt sich aus drei bis fünf Mitgliedern der jeweiligen Institution zusammen, kann falls nötig jedoch durch externe Expert_innen erweitert werden.
Während die Nobelkomitees primär mit der Auswahl der Preisträger_innen betraut sind, kümmert sich der Aufsichtsrat um die Verwaltung der Stiftung, vor allem in finanzieller Hinsicht, und legt beispielsweise fest, wie viel Geld den Institutionen für den Vergabeprozess zur Verfügung steht. Die Bevollmächtigten wiederum bestimmen die Gehälter der Aufsichtsratsmitglieder und können diese auch entlassen.
Um die Struktur der Stiftung verständlicher zu gestalten, habe ich euch ein kleines Schaubild gebastelt, das diese darstellt, wie ich sie interpretiere:
Die Statuten regeln nicht nur die Organisation der Nobelstiftung, sie legen auch fest, wie Nominierungs- und Vergabeprozedur abzulaufen haben. Ich fasse die wichtigsten Punkte für euch zusammen:
1. Die Preise werden an die jüngsten Errungenschaften des jeweiligen Bereichs vergeben. (Die Auslegung von Nobels testamentarischer Anforderung, die Personen auszuzeichnen, die „im letzten Jahr“ die wichtigsten Erfolge erzielten.)
2. Um für die Vergabe in Frage zu kommen, muss eine Arbeit publiziert sein.
3. Verstorbene Personen kommen für die Vergabe nicht in Frage. Verstirbt ein_e Gewinner_in jedoch, bevor der Preis verliehen werden konnte, wird diese Person dennoch ausgezeichnet.
4. Eine Arbeit darf nur dann ausgezeichnet werden, wenn ihre Qualität und Bedeutsamkeit durch fachliche Expertise bestätigt wurde.
5. Ein Preis darf nur nach einer Nominierung durch eine Person, die über die nötige Kompetenz verfügt, vergeben werden. Persönliche Bewerbungen werden nicht berücksichtigt.
6. Sollte keine Arbeit vorliegen, die den testamentarischen Qualitätsansprüchen gerecht wird, kann die Verleihung für ein Jahr ausgesetzt und nachträglich im folgenden Jahr durchgeführt werden. Das Preisgeld wird reserviert. Sollte sich dies im folgenden Jahr wiederholen, fließt das Preisgeld zurück in das Vermögen der Stiftung.
7. Lehnt ein_e Gewinner_in den Preis ab oder versäumt es, den Scheck über das Preisgeld einzulösen, fließt das Preisgeld in das Vermögen der Stiftung zurück.
8. Die Entscheidungen der Nobelkomitees sind nicht anfechtbar.
9. Die komplette Nominierungs- und Vergabeprozedur unterliegen für 50 Jahre der Geheimhaltung.
Außerdem ist festgehalten, dass sich der Begriff „Literatur“ nicht ausschließlich auf „Belles Lettres“ (ein veralteter Ausdruck für Belletristik) bezieht, sondern auch auf alle anderen Werke, die aufgrund ihrer Form und ihres Stils literarischen Wert enthalten. Die Formulierung „literarischer Wert“ ist nicht definiert.
Zusätzlich zu diesen allgemeinen Vorgaben existieren separate Statuten für jede einzelne der preisverleihenden Einrichtungen. Da uns hier lediglich der Literaturnobelpreis interessieren soll, schauen wir uns die Statuten der Schwedischen Akademie an (wieder zusammengefasst):
1. Das Recht zur Nominierung ist Personen vorbehalten, die Mitglieder der Schwedischen Akademie oder ähnlicher Akademien, Institutionen und Gesellschaften sind, Professor_innen der Literatur und Linguistik, früheren Literaturnobelpreisträger_innen und Vorsitzenden von Schriftstellerverbänden, die die Literatur ihres jeweiligen Landes repräsentieren.
2. Die Nobelstiftung finanziert die Nobelbibliothek der Schwedischen Akademie, die die Vergabe des Literaturnobelpreises unterstützen soll.
3. Mitglieder der Akademie, die außerhalb von Stockholm leben und nicht persönlich anwesend sein können, sollen Wahlunterlagen für die Ernennung der Bevollmächtigten (s. oben) einreichen. Möchten diese Mitglieder an Entscheidungen die Vergabe des Preises betreffend teilnehmen, steht ihnen eine Erstattung ihrer Reisekosten zu, deren Höhe die Akademie festlegt.
Das war’s. Das sind die gesamten offiziellen Richtlinien, die die Vergabe des Literaturnobelpreises direkt betreffen. Nicht viel, oder?
Was hier nicht erwähnt wird, ist, dass das Nobelkomitee für Literatur im September des Vorjahres 600 bis 700 nominierungsberechtigte Personen (wie oben definiert) anschreibt und um Vorschläge bittet. Aus diesen Vorschlägen, die bis zum 31. Januar eingehen müssen, wird dann in einem recht aufwendigen Prozess zwischen Nobelkomitee und Schwedischer Akademie eine immer kleinere Liste möglicher Kandidat_innen erarbeitet. Ist diese Auswahl auf eine Shortlist mit fünf Optionen reduziert, nutzt das Komitee den Sommer, um das Werk aller potenzieller Preisträger_innen kennenzulernen. Im September werden diese diskutiert und im Oktober folgt schlussendlich die alles entscheidende Abstimmung, für die eine einfache Mehrheit ausreicht. Der Name des Preisträgers oder der Preisträgerin wird anschließend bekannt gegeben; alle übrigen Kandidat_innen unterliegen der oben erwähnten 50-jährigen Geheimhaltungspflicht. Tadaaa, wir haben einen/eine Literaturnobelpreisträger_in.
So funktioniert das also. Fassen wir noch einmal zusammen, bevor wir uns dem unerhörten Skandal widmen, der der Schwedischen Akademie beinahe das Genick brach.
Was haben wir gelernt?
Wir wissen nun, dass Alfred Nobels Testament seine Wünsche nicht sehr präzise wiedergab, weshalb anlässlich der Gründung der Stiftung Statuten erlassen werden mussten, die Preisvergabe und Struktur der Stiftung regeln. Heute ist die Nobelstiftung ein einwandfreies Wirtschaftsunternehmen, dessen Aufsichtsrat fleißig daran arbeitet, das (erhebliche) verfügbare Vermögen zu mehren. Der Aufsichtsrat wird durch Bevollmächtigte der preisverleihenden Institutionen (und externe Auditoren) kontrolliert und legt fest, wie viel Geld diese Institutionen für den gesamten Vergabeprozess ausgeben dürfen. In den Institutionen werden Nobelkomitees eingerichtet. Im Falle des Literaturnobelpreises erhält das Komitee Vorschläge, aus denen es den Preisträger oder die Preisträgerin auswählt. Diese müssen lebendig sein, ihre Arbeit muss aktuell sein, publiziert vorliegen und einer Qualitätsprüfung durch Expert_innen standhalten. Expert_innen sind als Mitglieder der Schwedischen Akademie und ähnlicher Institutionen, Literatur- und Linguistikprofessor_innen, frühere Literaturnobelpreisträger_innen und Vorsitzende von Schriftstellerverbänden definiert. Die Details der Vergabeprozedur sind geheim und werden für 50 Jahre unter Verschluss gehalten. Die Entscheidungen der Nobelkomitees können nicht angefochten werden.
Solltet ihr euch fragen, warum ich die Richtlinien nicht gleich so schön und knapp formuliert und euch stattdessen mit dieser ellenlangen Hintergrundrecherche (und einem Schaubild!) gequält habe – keine Sorge, das ist durchaus begründet. Ihr müsst wissen, wie die Nobelstiftung funktioniert und mit der Schwedischen Akademie zusammenarbeitet, um die Ausmaße und Konsequenzen des Skandals zu verstehen. Erst jetzt können wir ans Eingemachte gehen. Ich gebe euch eine Nacht, um über die Fakten zu schlafen und morgen wird es dann ernst. Morgen suhlen wir uns im Schmutz.
Alles Liebe,
Elli ❤️
Okay, ich bin gespannt!
Wow, ich bin jetzt schon schwer beeindruckt und gespannt auf die Fortsetzung!
„In der Forschung von Physik, Chemie, Medizin und in der Realisierung globaler Friedensprojekte ist dieses Geld garantiert gut angelegt. Aber zu welchem Zweck erhalten eigentlich die Preisträger_innen des Literaturnobelpreises diese gewaltige Summe?“
Ich wage die Behauptung, dass bei den Physik-, Chemie-, Medizin- und Friedensnobelpreisträgern das Preisgeld auch eher bei den Preisträgern verbleibt und nicht in die Forschung investiert wird, oder!?
Auf den Skandal-Beitrag bin ich auch schon gespannt, vielleicht erfahre ich da ja noch Informationen, die mir seinerzeit entgangen sind. :-)
Ich denke auch, dass sie im Prinzip damit machen, was sie wollen. Es ist eine Anerkennung ihrer Arbeit und nicht des Instituts, für das sie arbeiten / in dem sie arbeiten… Die könnten sich sogar den Tesla Cybertruck davon kaufen ;-)
Dieses Ding, das, würde man ein MG oben draufschrauben, ein bisschen aussieht wie ein „Warthog“ aus „Halo“? Nichts gegen Tesla, aber … ;-)
Haha, ich finde, es sieht aus, als wäre es „Minecraft“ entsprungen ;-)
In „Minecraft“ gibt es Warthogs …? ;-)
Nein (glaube nicht, spiele das nicht), aber viele eckige Teile :D
Rein rechtlich sind sie dazu natürlich nicht verpflichtet, was auch wieder daran liegt, dass Nobel nicht konkret wurde. Trotzdem glaube ich, er plante, dass das Geld reinvestiert wird und genau da liegt für mich die Diskrepanz, weil das in der Literatur eben nicht implizit ist.
LG
Elli
Was aber auch vermutlich daran lag, dass es zu Nobels Zeiten in der Forschung noch etwas anders aussah als heutzutage. Heute müsste es der Preisträger wohl über zig Ecken irgendwie spenden und dann würde das dem Steuerberater nicht gefallen,…
Absolut richtig, wir sprechen hier über eine andere Zeit. Nobel und die Stiftung vertrauten stark darauf, dass sich alle Involvierten ehrenhaft verhalten. Darüber sprechen wir morgen noch mal. ;)
Vielleicht bin ich da ein bisschen naiv, aber ich glaube schon, dass es reinvestiert wird. Doch selbst wenn das nicht der Fall ist, kann man davon ausgehen, dass Nobel das Preisgeld mit genau diesem Gedanken festlegte, weil er ja sagte, er will Wissenschaftler_innen helfen, die mit wirtschaftlichem Gegenwind kämpfen. Wie er sich das für die Literatur gedacht hat, ist hingegen völlig unklar.
Na ich hoffe es doch, ich will dich ja nicht langweilen! :D
LG
Elli
Mir sei die Bemerkung gestattet, dass Du mich mit Deinen Beträgen noch nie gelangweilt hast! Im Gegenteil, ich weiß vieles von dem, was Du schreibst, nicht nur, aber eben auch, wegen der immensen Arbeit zu schätzen, die dahintersteckt.
Mag sein, dass Deine Annahme naiv ist, aber gegen ein bisschen Naivität ist erst mal nichts einzuwenden.
Ich dagegen nehme an, dass Nobel mit dem wirtschaftlichen Gegenwind gemeint hat, dass Forschung jeglicher Art eben Geld kostet und man dieses Geld, zumindest wenn man wie damals, ganz im Gegensatz zu heute, nirgendwo fest angestellt ist, und auf eigene Kosten Forschung betreibt, eben irgendwo herbekommen muss.
Was den wirtschaftlichen Gegenwind angeht, so weht dieser aber wohl auch einigen Autoren ins Gesicht. Zugegeben, nicht zwingend den Nobelpreisträgern, die ja durchaus renommierter sind, sonst würden sie den Preis nicht bekommen. Dennoch gibt es viele Autoren, die, insbesondere Erstlingswerke, nur deshalb zustande kriegen, weil sie durch Stipendien und Ähnliches gefördert werden. Und auch ein Tomas Tranströmer, seines Zeichens Lyriker und Preisträger 2011, wird mit seinen Veröffentlichungen mutmaßlich weniger verdienen, als wenn Sebastian Fitzeks neues Buch daraus besteht, dass er den Text von „Hoch auf dem gelben Wagen“ in 300 Sprachen und 12 bunten Farben präsentiert. ;-)
Grundsätzlich halte ich aber wenig davon, verschiedene Wissenschaften gegeneinander „auszuspielen“ und die Frage zu stellen, was preiswürdig ist und was nicht.
Das freut mich natürlich, es ist schön, wenn gerade so ein arbeitsintensives Projekt geschätzt wird. :)
Da stimme ich dir zu, Schreiben ist (zumindest anfangs) eine brotlose Kunst. Die Frage, die allerdings unbeantwortet bleiben muss, ist, ob Nobel Literat_innen einbezog, als er über den wirtschaftlichen Gegenwind sprach. Er sagte „Wissenschaftler“ und meiner Ansicht nach ist Literatur keine Wissenschaft, sondern Kunst. Meine Meinung spielt hier jedoch keine Rolle, das einzige, was zählt, ist Nobels Absicht und die kennen wir eben nicht. Wir wissen nicht, was er wollte, was für die Auslegung durchaus problematisch ist. Darüber sprechen wir aber noch mal im großen Finale, also gedulde dich noch ein wenig. ;)
Meinst du damit, dass du den Nobelpreis grundsätzlich kritisch siehst oder meinst du, dass es falsch ist, verschiedene Disziplinen gegeneinander „auszuspielen“ (um mal bei deiner Formulierung zu bleiben)?
Ich sehe den Preis grundsätzlich gleichberechtigt mit den anderen Fachrichtungen, daher mein Hinweis auf das „ausspielen“.
Gut, Literatur ist in dem Sinne keine Wissenschaft, vielleicht könnte man den Preis dahingehend umgestalten, ihn in Zukunft Literaturwissenschaftlern zukommen zu lassen, Literaturwissenschaften ist schließlich ein anerkanntes Feld.
Ich fürchte nur, das würde abseits der Preisträgerin oder des Preisträger sowie des Kommitees keine Sau interessieren … ;-)
Da gehe ich ganz mit dir konform, aber wie gesagt, wir kommen darauf noch mal zu sprechen, Geduld, Geduld. ;)
Geduld ist keine meiner Stärken … merkt man das!? ;-)
Hey Elli,
was für eine tolle Recherche! Ich habe mich noch nie genauer mit dem Nobelpreis und den Strukturen dahinter auseinandergesetzt und finde es total erschreckend, was du in deinen Beiträgen berichtest. Das ist irgendwie völlig an mir vorbeigegangen!
LG Sophia
Huhu Sophia,
ich war damals auch völlig schockiert, deshalb habe ich diese Beitragsreihe zusammengestellt. Freut mich, dass sie zur Aufklärung beitragen kann.
Liebe Grüße,
Elli