Montagsfrage: Superkraefte und magische Faehigkeiten?

Hallo ihr Lieben 😊

Ich habe endlich meinen Hintern hochbekommen. Wisst ihr, seit der Angriffskrieg in der Ukraine begonnen hat, war ich nicht gerade stolz darauf, wie ich mit dem Thema umgegangen bin. Ich glaube weiterhin fest daran, dass es sehr wichtig ist, bewusst Räume für die Auseinandersetzung mit dieser hochgradig aufwühlenden Lage zu schaffen und diese Räume zum Selbstschutz rigoros abzugrenzen, aber irgendwie … Ich hatte das Gefühl, dass ich keine gesunde Balance aufbauen konnte.

In den meisten Alltagssituationen habe ich überhaupt nicht über den Krieg nachgedacht und nicht an mich herangelassen. Ich habe ihn geflissentlich ignoriert, um funktionieren zu können. Das führte dazu, dass es mir in den Momenten, in denen ich mich damit beschäftigt habe, regelrecht den Boden unter den Füßen weggerissen hat. Jedes Mal flossen Tränen und ich wusste nicht wohin mit meinen Emotionen. Meine scharf abgegrenzten Räume waren zu klein.

Also habe ich am vergangenen Wochenende beschlossen, dieser furchtbaren Tragödie doch etwas mehr Raum zuzugestehen und meine negativen Emotionen in positive Impulse umzuwandeln – für mich, aber vor allem für die Menschen, die aktuell schreckliches Leid durchleben müssen. Meine Überforderung hatte viel damit zu tun, dass ich mich hilflos gefühlt habe. Deshalb habe ich entschieden, das meiner Meinung nach Richtige zu tun und mich als Helferin zu engagieren.

Berlin kommt derzeit an seine Grenzen hinsichtlich des Empfangs und der Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine. Alle Hilfsorganisationen und Verwaltungsapparate sind gnadenlos überlastet. Es werden händeringend Helfende gesucht. Besonders an den Bahnhöfen fehlen Menschen, die Geflüchtete begrüßen und sie bei der ersten Orientierung unterstützen, ihnen das Allernötigste anbieten (Essen, Trinken, Hygieneartikel, warme Kleidung, etc.) und sie mit einem Lächeln daran erinnern, dass sie nicht allein sind.

Um den enormen Bedarf abzudecken, organisieren sich Freiwillige in der ganzen Stadt selbst und verteilen sich an den Bahnhöfen, an denen Busse und Züge aus dem Grenzgebiet eintreffen. Die Arbeit der Freiwilligen ist in Schichten unterteilt, für die man sich ganz unbürokratisch online eintragen kann. Genau das habe ich gemacht und in der Nacht von Samstag zu Sonntag drei Stunden lang am Berliner Südkreuz gestanden, um potenziellen Ankommenden unter die Arme zu greifen.

Meine erste Schicht war ereignislos. Es kamen bloß zwei Busse an und tatsächlich ist niemand ausgestiegen, der_die unsere Hilfe benötigte. Aber das ist gar nicht wichtig. Wichtig ist, dass dort für den Fall der Fälle jemand steht. Es geht nicht darum, die meiste oder effektivste Hilfe zu leisten. Es geht darum, zu jeder Tages- und Nachtzeit präsent zu sein – für diejenigen, die alles zurücklassen mussten und oft nicht weiter wissen.

Soweit ich weiß, gibt es solche Projekte in mehreren deutschen Städten. Berlin ist nicht die einzige Stadt, die dem Strom der Geflüchteten kaum Herr wird. Wenn ihr euch ebenso hilflos fühlt, wie ich es getan habe, kann ich euch nur raten, ebenfalls aktiv zu werden. Es ist einfach, zu helfen. Besonders, wenn ihr Ukrainisch, Russisch oder Polnisch beherrscht, werdet ihr mit offenen Armen empfangen. Wenn euch Spenden zu wenig ist, wenn ihr das Gefühl habt, eure Solidarität durch konkrete Taten ausdrücken zu wollen, werdet aktiv. Es hilft enorm, diesem Krieg das eigene Engagement entgegenzuschleudern. Auf beiden Seiten.

Ich bin immer noch überzeugt, dass wir uns nicht in jeder Sekunde mit dem Krieg auseinandersetzen können und sollten. Selbstschutz ist essenziell. Darum habe ich auch weiterhin kein schlechtes Gewissen dabei, hier auf dem wortmagieblog Bücher zu besprechen, während einige Kilometer entfernt Menschen um ihr Leben bangen. Ich habe letzte Woche in der Montagsfrage geschrieben, dass falsch verstandene Solidarität niemandem hilft. Dazu stehe ich.

Doch diese Montagsfrage hat mich auch zum Nachdenken gebracht und mich daran erinnert, wie wichtig es ist, unser Solidaritätsempfinden in Ventile zu übersetzen, die wirklich helfen. Ich werde weitere Schichten an den Berliner Bahnhöfen absolvieren, privat über Bücher schreiben und so verarbeiten, was da gerade in Europa passiert. Das ist kein Widerspruch. Helfen, wo Hilfe benötigt wird. Abgrenzen, wenn es zu viel wird.

Nach dieser etwas umfangreicheren Ansprache, die mir nach der letzten Woche wirklich ein Bedürfnis war, wollen wir nun zum Alltag zurückkehren, der aktuell vielleicht wichtiger ist denn je. Zum Wochenstart natürlich wie immer mit der Montagsfrage von Sophia von Wordworld.

Wenn Ihr Euch eine Fähigkeit / einen magischen Gegenstand / eine Superkraft aus einem Buch aussuchen dürftet, was würdet Ihr wählen?

Wenn ich eines aus Fantasy und Science-Fiction gelernt habe, dann, dass Superkräfte, magische Fähigkeiten und auch magische Gegenstände meistens nur Ärger bedeuten. Der Spaßfaktor steht meiner Meinung nach oft überhaupt nicht im Verhältnis zu all den Scherereien, die solche … Gaben mit sich bringen. Oder zu den damit verbundenen Auflagen, Bedingungen und Klauseln im Kleingedruckten.

Es wäre zum Beispiel super, wenn ich mich in einen Vogel verwandeln und fliegen könnte. Aber wenn ich es könnte, käme die Fähigkeit ganz sicher mit irgendeinem bescheuerten Fallstrick. „Du darfst dich nicht öfter als einmal pro Monat verwandeln, sonst bist du für immer in der Gestalt eines Vogels gefangen.“ Oder: „Du darfst nicht länger als drei Stunden am Stück fliegen, sonst musst du zwangsneurotisch einmal um die ganze Welt fliegen“. Sucht euch was aus.

Klassische Superkräfte gehen meist mit jeder Menge Leid einher, weil sich klassische Superheld_innen in der Gesellschaft verstecken müssen, oft als „seltsam“ ausgegrenzt werden und diese feindselige Gesellschaft dann auch noch vor irgendwelchen Bösewichten retten müssen. Nee, danke. Ich verzichte.

Dazu kommt, dass mir die meisten speziellen Fähigkeiten im Alltag unpraktisch erscheinen. Zum Beispiel Gedankenlesen. Diese Gabe gibt es meist in zwei Varianten: Entweder, die Person hört permanent alle Gedanken aller anderen Menschen (wahlweise auch aller Tiere) oder sie kann selektiv in die Gedanken eines anderen Menschen „hineinhören“.

Die erste Version ist die totale Reizüberflutung, was mich wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben würde. Die zweite Version ist da zu bevorzugen, bringt aber das Problem mit sich, dass ich auf die Gedanken, die ich höre, nicht reagieren darf, um nicht zu verraten, dass ich gerade gelauscht habe. Mal abgesehen davon, dass es sich dabei meiner Meinung nach um einen moralisch verwerflichen Übergriff handelt, der kaum zu verzeihen ist.

Nein, ich bin nicht besonders scharf auf Superkräfte, egal, in welcher Ausprägung. Ich fände sie nur dann nützlich, wenn es innerhalb der Gesellschaft bekannt und verbreitet wäre. Wäre das der Fall, kann ich mir trotzdem nur eine Fähigkeit wirklich für mich vorstellen: Teleportation. Obwohl diese Gabe diverse physikalische Hürden impliziert, wäre es sehr praktisch, sich einfach durch den Raum beamen zu können. Wie oft habe ich schon gedacht, dass ich irgendwo nicht hinfahren will, weil die Fahrt selbst so aufwendig ist. Das hätte sich damit erledigt. Schon cool.

Ansonsten lassen mich solche Fantastereien im Großen und Ganzen kalt, weil sie den Realitätscheck meist nicht überstehen. Wahrscheinlich bin ich mittlerweile zu zynisch und wohl auch zu erwachsen für diese Träumereien. Innerhalb meiner Bücher finde ich sie toll, aber für mich selbst … Ich bin eigentlich gern ein ganz normaler, durchschnittlicher Mensch.

Oh, und da Sophia auch nach magischen Gegenständen gefragt hat: Hermines verzauberte Tasche. Die beste Idee, die je jemand hatte. 😉

Welche Superkräfte, magische Fähigkeiten oder magische Gegenstände hättet ihr gern?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen tollen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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