Montagsfrage: Quartalsfazit?

Hallo ihr Lieben 😊

Ich hab Urlaub! Ahhh, Leute, wie sehr ich es genieße, an einem Montagmorgen erst ganz entspannt eine große Runde mit Saverio zu drehen, mir dann frei eine Yoga-Praxis auszusuchen ohne auf den Zeitaufwand zu achten und danach auch noch in aller Ruhe Kaffee zu trinken, während ich die Montagsfrage beantworte. Das ist Luxus. Mehr brauche ich nicht, um gut in den Tag zu starten.

Bevor ihr fragt, für meine Urlaubswoche habe ich so gut wie keine Pläne. Ich werde meine Schwester besuchen, aber sonst steht mir jeder Tag frei zur Verfügung, was ich ebenfalls sehr genieße. Es gibt ja viele Menschen, die sich schlecht fühlen, wenn sie im Urlaub keine Unternehmungen planen – ich gehöre nicht dazu. Ich mag es viel lieber, wenn ich keine Termine und Verpflichtungen habe und einfach in den Tag hineinleben kann.

Heute werde ich vermutlich nach der Montagsfrage ein bisschen am Blog tüfteln und vielleicht ein paar ausstehende Rezensionsnotizen abarbeiten. Wenn ich Lust dazu habe. Nach dem großen Nachmittagsgassi werde ich den Rest des Tages mit meinem Buch auf der Couch verbringen. Urlaubszeit ist Lesezeit! Hach, das wird gut. Ich liebe es.

So, dann wollen wir mal loslegen und schauen, wie die aktuelle Montagsfrage von Sophia von Wordworld aussieht.

Welches Buch hat Euch im ersten Quartal von 2023 am meisten und welches am wenigsten überzeugt?

Genau wegen solcher Fragen liebe ich es, dass ich meinen Leseverlauf so gründlich dokumentiere. Ein Blick und ich wusste, von welchen zwei Büchern aus dem ersten Quartal 2023 ich euch berichten möchte. Es hätte sogar noch ein weiteres zur Auswahl gestanden. „Jade Legacy“ von Fonda Lee hat ebenfalls fünf Sterne von mir erhalten, da ich jedoch bereits im Februar anlässlich einer Montagsfrage darüber schwärmen durfte und es aus Gründen, die ich gleich erkläre, einen Tick weniger spektakulär war, möchte ich mich heute nicht wiederholen.

Quartals-Highlight: „The Crippled God“ von Steven Erikson

Wie lange liege ich euch hier auf dem wortmagieblog nun schon in den Ohren, dass „Malazan Book of the Fallen“ von Steven Erikson die beste High Fantasy – Reihe ist, die es auf dem Markt gibt? Seit sieben Jahren?

Im Januar – und damit gleich am Anfang des Quartals – habe ich das Epos nach über 10 Jahren inklusive Übersetzungsärger, dem Wechsel zu den englischen Originalen und insgesamt neun Rereads (den ersten Band habe ich erst noch mal auf Deutsch, dann noch mal auf Englisch gelesen) mit dem finalen zehnten Band „The Crippled God“ endlich abgeschlossen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sich das für mich anfühlte. Es war das Ende einer Ära, sowohl literarisch als auch für mich persönlich.

Cover des Buches 'The Crippled God' von Steven Erikson

Der Abschied fiel mir unendlich schwer, ich habe auf den letzten Seiten furchtbar geweint. Einerseits aus Trauer über die Verluste, die dieser letzte Band noch fordert; andererseits aus Rührung über die liebevolle Güte, mit der Erikson einigen der Figuren, die es im Verlauf der Reihe am schwersten traf, Hoffnung schenkt. Mich hat diese Leseerfahrung so erschüttert, dass ich danach erst mal eine Weile brauchte, um mich wieder zu sammeln. Ich glaube, wenn ich nicht wüsste, dass das Kapitel „Malazan Book of the Fallen“ für mich nun beendet ist, aber weitere Geschichten aus dem malazanischen Imperium auf mich warten, hätte ich mich gar nicht beruhigen können. Ein hochgradig emotionaler Start ins erste Quartal.

„The Crippled God“ ist trotz der hohen Messlatte ein würdiger Abschluss, der keine Wünsche offen lässt und den ich mir nicht hätte ausdenken können. Mir fehlte schlicht die Fantasie, um mir all die Aspekte, die dieses Finale abdeckt, vorzustellen. Erikson wird seinem Ruf als begnadeter Geschichtenerzähler mehr als gerecht, kippt noch einmal alle Erwartungen, die Leser_innen an den letzten Band hegen könnten und präsentiert einen Twist, der einfach alles, was bis dahin in neun Bänden, über Jahrtausende und immense geografische Dimensionen hinweg geschehen ist, in Frage stellt.

Dazu ist „The Crippled God“ auf einer Ebene eine philosophische Untersuchung des Konzepts des Mitgefühls, was ich als Botschaft für ein Finale wundervoll finde. Es war … Perfekt. Anders kann ich es nicht sagen.

Da konnte „Jade Legacy“ nicht mithalten, egal, wie aufregend und brillant Fonda Lee schreibt. Meine Geschichte mit „Malazan Book of the Fallen“ war zu lang, zu intensiv, als dass es irgendeinen ernstzunehmenden Konkurrenten geben könnte. Ich gehe davon aus, dass „The Crippled God“ nicht nur ein Quartals- oder Halbjahres-Highlight wird, sondern auch mein Jahreshighlight 2023.

Quartals-Lowlight: „The First Days“ von Rhiannon Frater

Manchmal weiß man schon auf den ersten Seiten, dass das Buch genau das Richtige ist und die kommende Leseerfahrung großartig wird. Und manchmal weiß man beinahe sofort, dass es nichts wird. Letzteres ist mir mit „The First Days“ von Rhiannon Frater passiert. Das ist sehr schade, denn ich habe mich jahrelang auf das Buch gefreut und es immer wieder aufgehoben, um die Vorfreude so richtig auszukosten.

Aber von vorn. Anhand des Klappentextes hatte ich erwartet, eine Mischung aus „Thelma & Louise“-mäßigem Roadtrip und Zombie-Apokalypse zu bekommen. Zwei Frauen am Ende der Welt gegen die lebenden Toten. Waffen, taffe Sprüche und jede Menge emanzipierte Schlagfertigkeit, im übertragenen wie im buchstäblichen Sinne. Vielleicht ein paar Lacher. Und natürlich der Beweis, dass zwei Frauen sehr gut allein in der Lage sind, selbst unter den widrigsten Umständen zu überleben.

Cover des Buches "The First Days" von Rhiannon Frater

Tatsächlich ist „The First Days“ ein Teenager-High-School-Drama, nur ohne Teenager und High-School, dafür aber mit Erwachsenen und Zombies. Es ist unfassbar, womit sich die beiden Protagonistinnen Jenni und Kathy, doch auch alle anderen Figuren, den lieben langen Tag befassen und wie viel Gefühlsblabla in einen Zombie-Roman passt. Ständig geht es darum, wer mit wem anbändelt, um beziehungsbezogene Unsicherheiten, Selbstzweifel, Eifersüchteleien und unsterbliche Liebe innerhalb weniger Tage. Man sollte ja meinen, wird die Welt plötzlich von Zombies überrannt, haben diese Menschen andere Probleme. Aber nein, die Zombies sind in diesem Buch nicht mehr als eine Unannehmlichkeit, der Auslöser, der das ganze Drama in Gang setzt.

Auch meine Annahme, es mit emanzipierten weiblichen Hauptfiguren zu tun zu bekommen, war gänzlich verfehlt. Ich werde jetzt etwas spoilern, da ich euch jedoch davon abrate, das Buch jemals zu lesen, halte ich das für vertretbar. Jenni und Kathy sind wandelnde Klischees. Ihre Charakterisierungen waren mir absolut unangenehm und ich bin froh, dass das Quartal danach wieder besser wurde.

Jenni ist das Bilderbuchbeispiel aller Vorurteile über eine geschlagene Ehefrau, die aus ihrer toxischen Beziehung (von Zombies) befreit wurde. Sie ist irgendwie verrückt, vielleicht durch die häusliche Gewalt, vielleicht war sie es aber auch immer schon. Frauen halt, da weiß man nie. Auf mich wirkte sie wie eine Figur, die sich jemand ausdenken würde, der_die nur sehr wenig über das Trauma häuslicher Gewalt weiß und sich selbst zusammenreimt, wie eine Person wohl sein könnte, die sowas erlebt hat. Das Ergebnis ist eine Beleidigung aller Frauen, die gewalttätige Beziehungen überlebten.

Cover des Buches "The First Days" von Rhiannon Frater

Kathy hingegen ist offiziell Jennis starker, gestandener Gegenpart, diejenige, die den Durchblick hat und sagt, wo es langgeht. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr es mich aufregte, was Rhiannon Frater für ein Aufhebens darum betreibt, dass Kathy zu Beginn der Geschichte in einer lesbischen Ehe lebt. Offenbar wollte sie da irgendwie liberal sein, traute sich dann aber doch nicht, es durchzuziehen und schwächte Kathys sexuelle Orientierung im Verlauf der Handlung ab, um das Wohlbefinden ihrer zartbesaiteten Leser_innen nicht zu stören. Erst erklärt sie, dass Kathy in Wahrheit ja „nur“ bisexuell ist. Und als Kathy dann auch noch dem „richtigen“ Mann begegnet, findet sie natürlich sofort auf den Pfad der Tugend zurück.

Es war wirklich schrecklich, diese beiden Figuren zu beobachten, zu begleiten und zu lesen, was für einen Unsinn die Autorin mit ihnen anstellte. Die Handlung lenkte mich leider kaum von diesem bizarren Schauspiel ab, denn die wird relativ schnell öde, wiederholt sich und fällt durch diverse unrealistische Momente auf. Ich kann euch wirklich nur empfehlen, einen weiten Bogen um „The First Days“ zu machen und werde die Reihe „As the World Dies“ nicht weiterverfolgen.

Quartals-Durchschnitt

Abgesehen von diesen beiden Extremen war das erste Quartal 2023 durchaus erfolgreich für mich. Die meisten Bücher konnte ich mit vier Sternen auszeichnen, es gab nur wenige Ausreißer nach oben und unten. Am wichtigsten ist allerdings, dass ich mittlerweile wirklich ganz gut darin bin, meinen Lesefortschritt einfach zu akzeptieren, ohne das Gefühl zu haben, zu langsam zu lesen. Ebenso positiv ist mein Verhältnis zu meinen ausstehenden Rezensionen. Es tut mir gut, Rezensionen vorzuziehen und immer genau die Besprechung zu schreiben, auf die ich gerade Lust habe. Dadurch macht es wieder viel mehr Spaß.

Ich hoffe, dass das nächste Quartal ähnlich glücklich verläuft – und natürlich auch die folgenden. Aber da ich das zweite Quartal mit einer Woche Urlaub beginne, was kann da schon schiefgehen? 😄

Welche Bücher waren eure High- und Lowlights des ersten Quartals 2023?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen vorösterlichen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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