Montagsfrage: Letzte ueberzeugende Lektuere?

Hallo ihr Lieben 😊

Puh, hinter mir liegt eine enorm anstrengende Woche. In meinem Beruf ist Stress grundsätzlich ein permanenter Faktor, weil wir stets unter Zeitdruck arbeiten, aber manchmal wird es echt extrem. Ich habe letzte Woche mit einem kleinen Team einen Pitch vorbereitet. Für diejenigen, die das Wort nicht kennen: Unter einem Pitch versteht man in meiner Branche das Verfahren, mit dem sich Agenturen auf Projekte bewerben, die von potenziellen Kund_innen ausgeschrieben werden. Wir versuchen quasi, Auftraggeber_innen davon zu überzeugen, dass wir die Besten für den Job sind.

Oft müssen wir dafür Ideen, Arbeitsproben und Referenzen zusammenstellen. Das kann im Einzelfall bezüglich Umfang und Aufwand ganz unterschiedlich ausfallen. Es gibt jedoch drei Grundsätze, die beinahe immer zutreffen. Erstens: Es ist nie genug Zeit. Zweitens: Es gibt nie genug Leute. Drittens: Wir wollen ursprünglich mehr abgeben, als realistisch möglich ist. Darum ist (fast) jeder Pitch hochgradig nervenaufreibend, nicht selten mit Überstunden verbunden und führt schnell zu einer speziellen Form von Hysterie. Unter diesen Voraussetzungen habe ich die vergangene Woche verbracht.

Wir haben am Ende alles rechtzeitig abgeschickt, aber ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ich am Freitagabend völlig fix und fertig war. Ich kann mich immer noch nicht so ganz entscheiden, ob ich Pitches nun mag oder nicht. Einerseits liebe ich den Adrenalinrausch, die enge Zusammenarbeit und das Hochdruck-Entwickeln sowie -Umsetzen von Ideen. Andererseits verlangt es mir viel ab und reizt meine Stressresistenz bis zur Belastungsgrenze aus. Die Warterei danach auf die Entscheidung der Auftraggeber_innen finde ich auch weniger prickelnd.

Deshalb bin ich insgesamt ganz dankbar, dass ich sowas nicht jede Woche machen muss. Die kommende Woche verspricht vorerst normal zu werden. Es sei denn, wir werden im Rahmen des Pitches zu einem persönlichen Termin bei den Kund_innen eingeladen. Der wäre dann bereits nächste Woche, was wiederum bedeuten würde, dass wir die Präsentation unserer Abgabe vorbereiten müssen. Nun, ich kann ohnehin nicht mehr tun, als abzuwarten und die Ruhe zu genießen, so lange sie währt. Beginnen wir diese Woche also noch ganz entspannt mit der aktuellen Montagsfrage von Sophia von Wordworld, bevor es möglicherweise wieder chaotisch wird.

Welches Buch hat Euch zuletzt überzeugt?

Oh, das ist eine schöne Frage, die sich für mich sehr leicht beantworten lässt. Das letzte Buch, das mich überzeugen konnte, war nämlich auch meine letzte Lektüre: „Jade Legacy“ von Fonda Lee. Dabei handelt es sich um das fulminante Finale der dreibändigen „The Green Bone Saga“, die mit „Jady City“ begann und die ich mit einer glatten Gesamtwertung von fünf Sternen auszeichnen konnte. Ihr seht also, das letzte überzeugende Buch war gleicherzeitig ein absolutes Highlight, das garantiert in meinem nächsten Jahresrückblick landet. Die Rezension zum zweiten Band „Jade War“ geht übrigens morgen online. 😉

Cover des Buches 'Jade Legacy' von Fonda Lee

Es fällt mir ein überraschend schwer, zu erklären, warum „Jade Legacy“ grandios und dermaßen überzeugend fand. Es gibt so viele Gründe, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Vielleicht mit dem Schreibstil. Fonda Lee schreibt extrem visuell. Das heißt, ich hatte in keiner einzigen Szene Schwierigkeiten, mir vorzustellen, was sie mir zeigen wollte. Meine Fantasie war hyperaktiv, es gab nie weiße Flecken oder unscharfe Details. Kopfkino ist hier tatsächlich das richtige Wort, denn „Jade Legacy“ und die Vorgängerbände zu lesen, ist wirklich, als würde man einen Film schauen.

Der Aufbau der Handlung ähnelt ebenfalls einem Film (bzw. einer Serie, was passender für eine Adaption wäre), weil die Autorin ihre Leser_innen permanent mit neuen Reizen konfrontiert. Dadurch sind die über 700 Seiten durchgehend spannend, selbst dann, wenn gerade niemand entführt oder verfolgt und nicht gekämpft wird. Wie sehr sie mich fesselte, konnte ich jeden Abend nach der Arbeit beobachten.

Normalerweise habe ich abends auf der Couch beim Lesen regelmäßig einen toten Punkt, an dem mir die Augen zufallen – meist so eine halbe Stunde nach dem Abendessen. Mit „Jade Legacy“ hatte ich keinen toten Punkt. Es ist einfach nicht passiert, mir sind nicht die Augen zugefallen, obwohl meine Woche wie erwähnt sehr anstrengend war. Ein deutlicheres Qualitätsmerkmal für eine überzeugende Lektüre gibt es wohl nicht.

Ich habe mit diesem Buch ein überdurchschnittliches hohes Maß an Immersion erfahren. Immersion ist ein Begriff, der oft verwendet wird, um zu beschreiben, wie real eine virtuelle Umgebung empfunden wird. „Jade Legacy“ ließ mich (fast) alles um mich herum vergessen, beiseiteschieben, ignorieren. Ich glaube, es ist kaum möglich, noch tiefer in eine Geschichte einzutauchen. Die Figuren erschienen mir wie lebendige, reale Persönlichkeiten, zu denen ich eine enge Bindung genoss. Das Worldbuilding wirkte echt, authentisch und einladend. Jede Facette der Geschichte löste bei mir starke Emotionen und zahllose eigene Gedanken, Schlussfolgerungen sowie Interpretationen aus.

Ich könnte noch ewig so weitermachen und „Jade Legacy“ bis zur Buchstabenebene sezieren, um zu beschreiben, wieso „überzeugend“ nicht mal annähernd trifft, wie ich dieses Buch erlebt habe. Es ist ein Einhorn, eine eierlegende Wollmilchsau, ein leuchtender Stern am dunklen Himmel durchschnittlicher Literatur. Die Trilogie hat jeden Preis, den die Autorin damit gewonnen hat, mehr als verdient. Aber da ich irgendwann noch eine Rezension zu diesem Meisterwerk schreiben muss, möchte ich es vorerst bei diesen Argumenten belassen. Ich hoffe sehr, dass mir bis dahin noch ein paar Superlative einfallen. Denn das Adjektiv „überzeugend“ wird „Jade Legacy“ auf keinen Fall gerecht.

Welches Buch fandet ihr zuletzt richtig überzeugend?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen grandiosen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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