Montagsfrage: Letzte Buchempfehlung?

Hallo ihr Lieben 😊

Es ist so weit. Die Wochen der Wochen. Die Wartezeit hat ein Ende. Ja ja ja, natürlich ist morgen auch Halloween, das Jahreshighlight für alle Gruselfans. Aber nein, das meine ich nicht. Ich meine den Start meines neuen Blogprojekts John Miltons «Das verlorene Paradies»! Morgen geht es endlich los. Zwei Wochen lang werde ich euch in insgesamt acht Beiträgen alles erzählen, was ihr über das Gedichtepos aus dem 17. Jahrhundert wissen müsst und euch meine Lektüreeindrücke schildern. Ich versuche außerdem herauszufinden, wieso Miltons Teufelsfigur noch heute vielen Kunstschaffenden als Inspirationsquelle dient und inwiefern seine Charakterisierung von Luzifer dazu beitrug, moderne, ambivalente Darstellungen von Satan zu ermöglichen.

Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, ob euch das Projekt gefällt und ob ihr danach Lust habt, Miltons Meisterwerk ebenfalls zu lesen. Nachdem ich so lange daran gearbeitet habe, freue ich mich sehr, dass diese Beitragsreihe nun endlich Realität ist und ab morgen das Licht der Welt erblickt. Schaut unbedingt vorbei, wenn ihr wissen möchtet, was ein Königsmord mit der Entstehung des Gedichts zu tun hat!

Nun aber genug von diesem kleinen Werbeblock, kommen wir zum eigentlichen Thema dieses Beitrags: meiner Antwort auf die aktuelle Montagsfrage von Sophia von Wordworld!

Welches Buch habt Ihr zuletzt verschenkt oder weiterempfohlen und warum?

Ich weiß leider nicht mehr, wann ich das letzte Mal ein Buch verschenkt habe, weil ich kein Fan davon bin, Materielles zu verschenken und wir den ganzen Schmu in meiner Familie schon vor Jahren abgeschafft haben. Das heißt, ich kann heute nur mit der letzten konkreten Buchempfehlung dienen, die ich ausgesprochen habe.

Ich komme ja eher selten dazu, bestimmte Bücher zu empfehlen, weil es in meinem Umfeld lediglich zwei Typen von Leser_innen gibt. Die erste, kleinere Kategorie sind Menschen, die genauso leidenschaftlich gern lesen wie ich und sich ebenfalls ständig mit Büchern beschäftigen. Mit diesen Menschen, zum Beispiel mit meiner lieben Freundin und Kollegin E., unterhalte ich mich natürlich regelmäßig darüber, was wir gelesen haben und wie uns unsere Lektüren gefallen haben.

Zu expliziten Buchempfehlungen kommt es dabei jedoch nur in Ausnahmefällen, denn diese Personen sind sehr gut darin, ihre Literaturauswahl eigenständig zu kuratieren. Ich sage vielleicht so etwas wie „Ich denke, das könnte dir auch gefallen“, aber meist überlasse ich es ihnen selbst, zu entscheiden, ob sie einem Buch nach meinen Berichten eine Chance geben wollen. Sie brauchen meine Hilfe einfach nicht und das ist völlig in Ordnung. Manchmal unterstütze ich sie dabei, ihre nächste Lektüre anhand bestimmter Anforderungen oder aus einer Vorauswahl auszusuchen, doch es gibt normalerweise keine Situationen, in denen sie mich um konkrete Buchempfehlungen bitten.

Bevor ich zur zweiten Kategorie komme, möchte ich dazu noch kurz erwähnen, dass ich Buchempfehlungen grundsätzlich nicht ungefragt ausspreche. Ich habe das schon mal in einer anderen Montagsfrage erklärt, hier aber noch mal eine kleine Auffrischung: Egal, wie gern ich ein Buch mochte, ich versuche nicht mehr, andere Leser_innen davon zu überzeugen, es auch zu lesen, weil ich das übergriffig finde. Wer Empfehlungen möchte, wird sie von mir immer bekommen, doch ausschließlich nach Aufforderung. So, da das geklärt ist, weiter im Text.

In der größeren, zweiten Kategorie tummeln sich Menschen, die deutlich weniger lesen als und sich auch kaum mit Büchern beschäftigen. Mit diesen Personen rede ich generell selten über meine Lektüreerfahrungen, weil ich weiß, dass es sie nicht interessiert und kaum etwas so unangenehm ist wie höfliches Zuhören. 😅 Sie wissen, dass ich viel lese und sie mich immer nach allem fragen können, was Literatur betrifft (obwohl ich eine korrekte Antwort natürlich nicht garantieren kann), aber ich muss sie ja nicht mit meinen ausschweifenden Schwärmereien überfallen und quälen. Im Sinne der Freundschaft und so. 😄

Vor diesem Hintergrund könnt ihr euch sicher vorstellen, wie sehr ich mich darüber freue, wenn sie mich dann doch mal um eine Empfehlung bitten. Ich kann in solchen gesegneten Momenten quasi selbst fühlen, wie meine Augen zu leuchten beginnen und muss mich zügeln, keinen ewigen Monolog zu halten oder lange Listen von möglicherweise passenden Buchempfehlungen runterzurattern. Mittlerweile habe ich mich aber gut im Griff und schaffe es meistens, nur ein einziges Buch zu nennen.

So war es auch vor ca. drei Wochen, als unser Kumpel J. an einem Samstagabend zu Besuch bei uns war. Er hat über das letzte Jahr hinweg einen gewaltigen Enthusiasmus für die nordische Mythologie entwickelt, besucht mit Vorliebe Mittelalterfeste und kostümiert sich auch gern entsprechend. J. liest normalerweise überhaupt nicht und falls doch, dann nur punktuell ausgewählte Literatur, die exakt auf sein aktuelles Interessenfeld zugeschnitten ist. Er saß da also auf unserer Couch, ließ seine Augen mal wieder über mein Bücherregal wandern und fragte mich, ob ich nicht zufällig die Edda da hätte.

Leider konnte ich ihm nicht weiterhelfen, denn tatsächlich besitze ich die Edda nicht. Aber selbst wenn ich sie hätte, hätte ich gezögert, sie ihm mitzugeben, weil ich mir ziemlich genau vorstellen kann, wie schwierig sie zu lesen ist. Ich hätte so oder so versucht, ihm eine zugänglichere Buchempfehlung zu geben, ein Buch, das ihm Freude bereitet und sich beim Lesen nicht nach Arbeit anfühlt. Und genau das habe ich dann auch gemacht. Mir ist als Alternative ein Buch eingefallen, das ich selbst weder gekauft noch gelesen habe, von dem ich jedoch bisher nur Gutes gehört habe: „Nordische Mythen und Sagen“ von Neil Gaiman.

Soweit ich weiß, handelt es sich dabei um eine moderne, belletristische Aufbereitung der wichtigsten nordischen Legenden – meiner Meinung nach also perfekt für J., den ich gut genug kenne, um zu wissen, dass er sich nicht durch Verse und altertümliche Formulierungen ackern möchte. Persönlich habe ich ein schwieriges Verhältnis zum Autor Neil Gaiman, weil ich seinen gefeierten Roman „American Gods“ für komplett überbewertet halte, aber ich kann anerkennen, dass er der landläufigen Meinung zufolge als talentierter Schriftsteller gilt und selbst Terry Pratchett von ihm überzeugt war. „Nordische Mythen und Sagen“ wurde bei seinem Erscheinen darüber hinaus stark gelobt und 2017 sogar für den Goodreads Choice Award nominiert.

Ich gehe daher davon aus, dass J. bei Neil Gaiman in guten Händen ist und ihm die Lektüre genau das bieten wird, was er sucht. Ja, ich bin zufrieden mit dieser Buchempfehlung, auch wenn ich sie selbst nicht gelesen habe. Und sie war insofern erfolgreich, dass mir J. erst vorgestern erzählt hat, dass er das Buch gekauft und jetzt zu Hause hat. Er wollte gestern damit anfangen. Ich muss ihn diese Woche mal fragen, ob er schon eine erste Einschätzung geben kann. Denn wer weiß, wenn es ihm gefällt, ist es ja vielleicht auch was für mich.

Zu welchem Werk habt ihr eure letzte Buchempfehlung ausgesprochen?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen freudigen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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