Montagsfrage: Dem Umweltschutz zuliebe?
Hallo ihr Lieben 😊
Die schlechten Nachrichten zuerst: Diese Woche gibt es keine Rezension. Ich habe es leider nicht geschafft, die nächste Besprechung vorzubereiten, weil ich am Samstag auf dem African Book Festival 2022 war und nun bereits an meinem Veranstaltungsbericht schreibe. Wie erwartet ist das natürlich aufwendig und zeitintensiv – wie immer. Keine Ahnung, wie andere Blogger_innen es schaffen, im Eiltempo Beiträge rauszuhauen. Besonders an solchen Texten, die ein bisschen aus der Reihe fallen, sitze ich jedes Mal ewig.
In diesem Fall ist es mir allerdings besonders wichtig, dem Festival wirklich gerecht zu werden, weil es eine wundervolle Veranstaltung ist, die mir viel geschenkt hat. Deshalb hetze ich mich nicht und nehme mir die Zeit, die ich brauche. Sonst vergesse oder übergehe ich vielleicht etwas Entscheidendes. Ich hoffe, dass ich den Bericht am Dienstag der kommenden Woche veröffentlichen kann.
Für mich persönlich hielt die letzte Woche ebenfalls eine schlechte Nachricht bereit. Goodreads relauncht. Soweit ich es verstanden habe, werden Layout, Design und Funktionalität der Buchcommunity komplett überarbeitet, auch wenn sie die verschiedenen Features Stück für Stück ausrollen und nicht alle auf einmal. Die neue Detailansicht der Bucheinträge ist bereits online. Das heißt auch, dass sie die Listenansicht der User_innen-Bibliotheken neu gestalten und ein kleines, für mich aber sehr wichtiges Feature abschaffen. Es wird künftig nicht mehr möglich sein, Kaufdaten für Bücher zu speichern.
Für meine Lesestatistik ist das Mist. Ja, ich weiß, banal, aber ich stehe nun mal auf Zahlen und Analysen. Ich weiß gern, wie lange ein Buch auf meinem SuB lag. Ohne das Kaufdatum lässt sich das nicht mehr sicher definieren. Darum habe ich nun angefangen, meine digitale Online-Bibliothek in eine Offline-Software zu übertragen. Wen es interessiert, ich nutze dafür BookCook. Obwohl ich meine Bücher glücklicherweise alle importieren konnte, muss nun jeder Eintrag einzeln bearbeitet und angepasst werden. Etwa 2.000 Bücher. Vermutlich habe ich die Datenbank erst nächstes Jahr irgendwann komplett alltagstauglich und einsatzfähig eingerichtet. Aber ich sage mir, dass es sich lohnt. Zumindest bin ich so nicht mehr von meiner Internetverbindung abhängig.
Heute sind mir die Götter und Göttinnen des Internets dankenswerterweise wohlgesonnen, daher kann ich mich jetzt störungsfrei der aktuellen Montagsfrage von Sophia von Wordworld widmen.
Spielt für Euch der Umweltschutz eine Rolle beim Buchkauf und wenn ja, wie setzt Ihr das um?
Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich mir beim Buchkauf keine Gedanken über Umweltschutz mache. Mir ist natürlich bewusst, dass das nachlässig und egoistisch ist, aber derzeit fehlt einfach die Kontrollinstanz in meinem Kopf. Die Voraussetzung für eine Verhaltensänderung ist ja erst mal eine Sensitivität dafür, dass das entsprechende Verhalten nicht erwünscht ist. Wir können es von mir aus „Gewissen“ nennen, in diesem speziellen Fall gern auch „ökologisches Gewissen“. Es fällt mir sehr schwer, meinem ökologischen Gewissen eine starke, nachdrückliche Stimme zu verleihen, sobald es um den Buchkauf geht.
Bücher zu kaufen verbinde ich ausschließlich mit positiven Emotionen. Es ist ja wissenschaftlich belegt, dass der Prozess des Kaufens grundsätzlich Endorphine freisetzt. Bei Büchern fühle ich das sehr intensiv. Mein ökologisches Gewissen hat gar keine Chance, sich bemerkbar zu machen, weil mein ganzes System dabei mit Vorfreude, Erfolgsempfindungen und ähnlich angenehmen Gefühlen geflutet wird. Anscheinend lasse ich mir den Spaß daran nicht von Überlegungen zum Umweltschutz verhageln.
Das heißt nicht, dass ich das möchte oder mein ökologisches Gewissen gezielt unterdrücke. Ich denke nicht „Du solltest nicht, weil es dem Umweltschutz zuwider läuft“ und kaufe dann trotzdem. Nein, soweit kommt es gar nicht erst. Im Gegensatz zu späteren Generationen bin ich nicht mit einem Bewusstsein für Nachhaltigkeit aufgewachsen, für mich handelt es sich um nachträglich erlernte Verhaltensmuster, die ich mühsam in meine Gedankenwelt integrieren muss. Das klappt in einigen Bereichen besser als in anderen. Ich esse zum Beispiel seit fast einem Jahr kein Fleisch mehr, weil mein ökologisches Gewissen immer lauter wurde, bis ich es nicht mehr ignorieren konnte. Beim Buchkauf hat dieser Prozess noch nicht eingesetzt. Vielleicht wird er das noch, vielleicht auch nicht.
Ich mache mir deshalb keine Vorwürfe. Das liegt einerseits daran, dass ich fest überzeugt bin, dass sich Umweltschutz als Lebensstandard nicht erzwingen lässt, sondern aus einem inneren Bedürfnis heraus natürlich entstehen muss und andererseits, dass ich meistens bereits die nachhaltige Entscheidung beim Buchkauf treffe. Ich kaufe meine Bücher überwiegend gebraucht. Das hatte ursprünglich andere Gründe als den Umweltschutz, ursprünglich standen die Kosten im Vordergrund, aber mittlerweile spielt Nachhaltigkeit tatsächlich mit rein. Auch wenn ich es sowieso so machen würde, es gibt mir ein gutes Gefühl, zu wissen, dass meinetwegen selten neue Bücher gedruckt werden müssen.
Dieser Gedanke unterstützt meine ohnehin recht ausgeprägte Geduld, was Bücher betrifft. Dass ich mir darüber im Klaren bin, dass der Gebrauchtkauf nicht nur finanziell, sondern auch ökologisch günstiger ist, macht es mir leichter, zum Teil jahrelang darauf zu warten, dass ein Buch gebraucht verfügbar ist. Dennoch möchte ich betonen, dass dieses Wissen meinen Kaufprozess nur auf der theoretischen, intellektuellen Ebene beeinflusst. Mit etwas Abstand kann ich meine Tendenz zu gebrauchten Büchern durch den Umweltschutz verargumentieren, praktisch ist das jedoch kein Gedanke, der mir direkt in dem Moment, in dem ich beschließe, Bücher zu kaufen, in den Sinn kommt. Das Kostenargument wiegt da deutlich schwerer.
Folglich prüfe ich auch nicht, welches Papier für ein Buch verwendet wurde oder ob Verlage sich um CO2-Neutralität bemühen. Die Idee ist mir ebenfalls noch nie gekommen. Ich hoffe, dass ich irgendwann so weit bin, dass Umweltschutz beim Buchkauf ein entscheidender Faktor für mich ist. Denn mir ist durchaus bewusst, wie wichtig es ist, Nachhaltigkeit in so viele Lebensbereiche wie möglich zu integrieren.
Ist Umweltschutz beim Buchkauf für euch ein Faktor?
Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen erfüllten Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️
Hi Elli,
ich habe es in meinem Beitrag zwar nicht erwähnt, aber ich glaube, dass Lesen ein grundsätzlich umweltfreundliches Hobby ist, weshalb es vollkommen okay ist, wenn Du dopamingesteuert Bücher kaufst. Und es gibt viele andere Gründe, weshalb eBooks noch immer nur 5% oder 6% Marktanteil haben, weil Du eben nicht die einzige bist, die Bücher fühlen und riechen müssen. Da bin ich alter eBooker eher in der Minderheit :)
Viele Grüße
Frank
Hey Frank,
ja, im Vergleich zu anderen Freizeitbeschätigungen schneidet das Lesen sicher ganz gut ab in Sachen Nachhaltigkeit.
Bei diesen Zahlen muss ich immer etwas schmunzeln, denn ich erinnere mich noch daran, dass es damals einen Aufschrei und die Befürchtung gab, dass E-Books gedruckte Bücher komplett ersetzen würden. Unnötige Panik. 😄
Liebe Grüße,
Elli
Ja, diese Rufe habe ich auch noch im Ohr und bin ehrlich gesagt aber auch erstaunt, dass die Verkäufe von eBooks derart hinter den Erwartungen liegen. Ich mein 6% ist ja nicht wirklich viel.
Hey Elli,
ich würde Frank auf jeden Fall zustimmen, wenn er sagt, dass Lesen im Vergleich mit anderen Tätigkeiten ein sehr umweltfreundliches Hobby ist. Sobald man aber (wie ich) in großen Dimensionen Print-Neuerscheinungen konsumiert, spielt der Nachhaltigkeitsaspekt aber eben doch eine Rolle. Ich finde du beschreibst das Dilemma des nachhaltigen Konsumverhaltens ganz gut. Man kann kognitiv viel wissen und machen wollen, solange es im Alltag nicht handlungsleitend wird, kommt man nicht weiter. Demnach kann man da auch wenig erzwingen. Man kann sich informieren, Dinge ausprobieren, Kompromisse eingehen, aber schlussendlich muss es in einem drin irgendwann „klick“ machen. Das hat es bei mir definitiv noch nicht – ich kaufe einfach viel zu gerne frisch gedruckte Prints. Aber wie ich in meinem Beitrag geschrieben habe, finde ich das auch in Ordnung. Vielleicht passiert das noch irgendwann und wenn nicht habe ich eben mein Guilty Pleasure…
Liebe Grüße
Sophia
Hey Sophia,
man sagt ja nicht grundlos, jeder Mensch braucht ein Laster. Dass Printbücher mal als Laster gelten könnten, hätte ich mir aber auch nicht vorstellen können. 😉
Liebe Grüße,
Elli
Huch, da hat es wohl aus mir technisch fragwürdigen Gründen meinen Kommentar zweimal gepostet ;-) Du kannst natürlich gerne einen davon löschen!!!
PS: Auf den Goodreads Launch bin ich übrigens auch sehr gespannt. Mit den neuen Buchseiten, die ja schon immer wieder ausprobiert wurden, war ich was die Funktionalität angeht nicht sehr zufrieden, das neue Design ist aber definitiv ansprechender und zeitgemäßer. Ich hoffe aber auch sehr, dass die Lesestatistiken nicht beeinträchtigt werden, sonst werden meine Monats- und Jahresrückblicke ein bisschen stressig. Mal sehen, was da auf uns zukommt.
Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt ein neu erschienenes Buch gekauft habe. Seit Jahren habe ich meine Bibliothek aus gebrauchten Büchern aufgefüllt. Dabei gebe ich gern zu, dass Nachhaltigkeit nicht meine ursprüngliche Intention war, sondern – wie von dir erwähnt – der Preis. Ich habe nie Wert darauf gelegt, dass mein Bücherregal „wie geleckt“ aussieht. Mir waren immer die Inhalte wichtiger.
Inzwischen ist mir aber schon bewußt, dass es ökologisch sinnvoll ist, Bücher gebraucht zu kaufen, was auch dazu geführt hat, dass ich Bücher, die ich nicht behalten will, gern an meine Nachbarn weitergebe. Das funktioniert bei uns im Haus prima, indem ich sie auf den Briefkästen deponiere. Und sie sind auch immer ganz schnell weg… Auch das ist Nachhaltigkeit.
Ich bin schon gespannt auf deinen Beitrag zum African Book Festival.
LG
Hallo^^
Ich glaube ebenfalls, dass du es ziemlich gut beschrieben hast. Es fühlt sich einfach gut an, wenn man sich ein Buch kauft, vor allem, wenn es eine Fortsetzung ist, auf die man schon gewartet hat oder wenn das Buch besonders interessant klingt.
Zwar kaufe ich gerne neue Bücher, hab aber auch nix gegen gebrauchte oder Mängelexemplare.
Lg,
Kira