Montagsfrage: Ende mit Schrecken?

Hallo ihr Lieben 😊

Es ist vollbracht. Mein Blogprojekt John Miltons «Das verlorene Paradies» ist vollständig erschienen. Wenn ihr also darauf gewartet habt, dass alle Kapitel online sind – jetzt könnt ihr mit dem Lesen beginnen. Auf der Übersicht meiner Blogprojekte findet ihr alle Kapitel gesammelt und könnt ganz in Ruhe durch die Beiträge stöbern. Ich würde mich freuen, wenn ihr vorbeischaut. 😊

Abgesehen davon war die letzte Woche turbulent, aber erfolgreich. Wir haben tatsächlich eine neue Matratze gekauft, sie wird in ca. vier Wochen geliefert. Schneller wäre natürlich besser, letztendlich warte ich aber lieber länger und kriege dafür ein Qualitätsmodell. Ich habe mich etwas erschreckt, als mir klar wurde, dass unsere Matratze dementsprechend in der Adventszeit kommen soll. Leute, nicht mehr lange und es ist Weihnachten. Paradoxerweise kommt mir die Weihnachtszeit noch total weit weg vor, obwohl unsere Planung für dieses Jahr schon ziemlich weit fortgeschritten ist.

Nach unserem Ausflug zum Matratzenhändler folgten gleich zwei Abende hintereinander mit Konzerten. Dienstagabend waren der Lieblingsmensch und ich bei The Darkness, das war wie erwartet lustig und sehr unterhaltsam. Mittwochabend war ich mit meiner Schwester und einer Freundin bei Fall Out Boy. Darauf hatte ich mich monatelang sehr gefreut und obwohl mir die Setliste (also die Songauswahl) nicht so ganz entgegenkam, war es ein wirklich tolles Konzert.

Ich hätte am Donnerstag darauf gern Urlaub genommen und ausgeschlafen, leider ging das aber nicht, denn ich musste um 9 Uhr auf Arbeit sein, weil ich an einem Workshop zum Thema „Kund_innen begeistern und führen“ teilgenommen habe. Es war interessant, die Beziehung zwischen uns als Agentur und unseren Kund_innen zu hinterfragen und ein paar Soft Skills zu verfeinern – wie viel ich von den Techniken im Alltag anwenden kann, wird sich zeigen. Freitag war dann der einzige wirklich „normale“ Tag der Woche ohne zusätzliche Termine und Samstag haben wir meine Eltern besucht.

Ihr seht, hinter mir liegt eine sehr volle Woche, deshalb bin ich erleichtert, dass diese Woche voraussichtlich deutlich weniger Aufregung bereithält. Deshalb möchte ich jetzt auch ohne weitere Vorrede starten und mich der aktuelle Montagsfrage von Sophia von Wordworld widmen.

Gibt es Bücher, in denen Euch das Ende enttäuscht hat? Wieso?

Natürlich. Zumindest nehme ich das an. Ich gebe zu, das Ende einer Geschichte brennt sich nur selten wirklich in mein Gedächtnis. Das liegt daran, dass ich Bücher durch die Brille einer Rezensentin lese. Als solche bin ich dafür sensibilisiert, so wenig wie möglich zu spoilern, wenn ich über Bücher spreche/schreibe. Deshalb vermeide ich es in den allermeisten Fällen, in meinen Rezensionen über das Ende einer Geschichte zu diskutieren, denn ich finde es sehr schwer, dabei nicht zu viel verraten. Dementsprechend notiere ich mir meist nicht einmal etwas dazu, weil ich ja weiß, dass ich diese Notizen nicht verwenden kann. Ohne Notizen vergesse ich Details jedoch recht schnell und erinnere mich daher oft nur vage daran.

Für mich ist das allerdings nicht tragisch. Wenn ich das Ende eines Buches erreiche, habe ich mein Urteil normalerweise schon gefällt. Es kommt beinahe nie vor, dass sich daran durch die letzten Seiten noch mal was ändert. Es handelt sich folglich eher um eine Bestätigung meiner bereits gefassten Meinung, weshalb ich maximal in Ausnahmefällen enttäuscht werde. Ist das Buch schlecht, erwarte ich kein tolles Ende mehr. Ist es hingegen gut, erwarte ich auch keinen plötzlichen Qualitätsabfall. Ergo passt meine Erwartungshaltung immer zu meinen vorherigen Erfahrungen mit der Lektüre, wodurch es für Autor_innen ziemlich schwer ist, mich dann noch zu enttäuschen.

Darum fällt mir heute auch nur ein Buch ein, dessen Ende wirklich jede Erwartung enttäuschte, die ich hegte. Ich spreche vom Finale der „The Crimson Empire“-Trilogie von Alex Marshall: „A War in Crimson Embers“.

Interner Link zur Rezension von 'A War in Crimson Embers' von Alex Marshall

„The Crimson Empire“ ist eine faszinierende Geschichte von Rache, Magie und drohendem Weltuntergang. Die Trilogie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sich Alex Marshall sehr bewusst bemühte, ein gleichberechtiges High Fantasy-Universum zu erschaffen, in dem Geschlecht, Gender und sexuelle Orientierung keine Rolle spielen. Das ist ihm auch gelungen – aber leider gelang es ihm nicht, die Handlung flüssig zu gestalten und dadurch den Spannungsbogen konsequent aufrechtzuerhalten. In den ersten beiden Bänden „A Crown for Cold Silver“ und „A Blade of Black Steel“ ließ er sich zu viel Zeit, trieb seine Geschichte nicht ausreichend voran. Im Finale „A War in Crimson Embers“ fiel ihm das sensationell auf die Füße.

Er war gezwungen, begonnene Handlungsstränge im letzten Band radikal auszusortieren und sich nur noch auf den zentralen Konflikt zu konzentrieren. Dummerweise war er zuvor aber so langsam, dass er selbst diesen nicht zu einem angemessenen Abschluss bringen konnte. Das Ende von „A War in Crimson Embers“ ist deshalb das vermutlich enttäuschendste, das mir je untergekommen ist. Es war regelrecht skurril. Beinahe lächerlich. Wäre ich nicht so perplex gewesen, ich hätte vermutlich laut gelacht.

Das Ende von „A War in Crimson Embers“ ist kein Abschluss. Es ist ein Abbruch. Ein abrupter, disharmonischer und völlig überrumpelnder Abbruch. Habt ihr früher „Familie Feuerstein“ geguckt? Im Intro sieht man Fred Feuerstein bei der Arbeit auf einer Baustelle, in der nächsten Einstellung schwenkt das Bild zu seinem Vorarbeiter, der auf seine Uhr schaut und mit einer Sirene (einem Vogel, ist ja die Steinzeit) den Feierabend ausruft. Fred freut sich, lässt sein altbekanntes „Yabbadabbadoo“ erschallen und rauscht davon. DAS war mein Eindruck von „A War in Crimson Embers“.

Jalousien runter, Schotten dicht, Feierabend. Alex Marshall schließt nichts ab, er verkündet, dass es das jetzt war und alle nach Hause gehen können. Die Geschichte hört einfach auf, mitten im alles entscheidenden Showdown. Dieses Ende ist eine inhaltliche Vollbremsung mit quietschenden Reifen, die mich sprach- und ratlos zurückließ. Brutal unbefriedigend. Das habe ich so noch nie erlebt und seitdem glücklicherweise auch nie wieder.

Ich kann bis heute nicht erklären, was da schief gelaufen ist. Ich verstehe es nicht und ich bedauere den Schlussstrich sowie die gesamte unglückliche Taktung von „The Crimson Empire“ noch immer zutiefst, weil ich das Potenzial dieser Geschichte auf meiner Zunge schmecken konnte. Ich weiß, wie großartig die Trilogie hätte sein können. Dass sie es nicht war, weil Alex Marshall sich verzettelte und nicht aus dem Knick kam, ist einfach tragisch.

Deshalb wird „A War in Crimson Embers“ vermutlich noch sehr lange mein absoluter Spitzenreiter in Sachen enttäuschendes Ende sein. Mir tut das so leid, dass ich fast hoffe, dass es irgendwann von diesem unrühmlichen Thron geschubst wird. Ich hoffe natürlich nicht, dass mir je ein Abschluss begegnet, der noch enttäuschender ist, aber weil ich so viel Gutes in der Trilogie erkennen konnte, wünschte ich, es wäre mir aus anderen Gründen im Gedächtnis geblieben.

Ich möchte euch heute aber noch von einer weiteren Leseerfahrung mit einem Ende berichten, die noch gar nicht lange zurückliegt und irgendwie auch zum Thema passt. Anfang Oktober habe ich einen erneuten Ausflug in die Kurzgeschichten von Robert E. Howard gewagt und „The Savage Tales of Solomon Kane“ gelesen. Kane ist eine von Roberts älteren Figuren, er mischte die Pulp-Magazine weit vor Conan auf. Er ist ein englischer, puritanischer Rächer, der durch die Welt zieht, um für Gerechtigkeit zu sorgen und übernatürliche Feinde zu bekämpfen. In einigen Geschichten agiert er sogar als Geisterjäger, was mir sehr gut gefallen hat.

Es ist immer eine Freude, Roberts Talent hautnah zu erleben, seine Kurzgeschichten sind einfach fantastisch, weil er wirklich wusste, wie man innerhalb weniger Seiten Spannung aufbaut und eine mitreißende Handlung konzipiert. „The Savage Tales of Solomon Kane“ schließt mit zwei Varianten des gleichen Gedichts, in dem es um Kanes Heimkehr nach seinen Abenteuern in Afrika geht. Mich hat das Gedicht überraschend stark berührt, weil es mir noch einmal vor Augen führte, dass es keine neuen Kane-Geschichten geben wird. Nie mehr. Obwohl es noch so viel zu erfahren gäbe.

Robert vermittelte mir sehr deutlich, dass es sich bei Kanes Abenteuern lediglich um Episoden handelt, um Ausschnitte, die die Highlights seiner Reisen beschreiben. Das ist typisch für Robert, es gelang ihm immer, subtil einen größeren Rahmen anzudeuten und dieses Gefühl zu transportieren, dass der Held in Wahrheit zahllose weitere Geschichten erzählen könnte. Am Ende von „The Savage Tales of Solomon Kane“ ergriff mich deshalb eine intensive Melancholie, denn da Robert 1936 im Alter von 30 Jahren Selbstmord beging, erhielt er nie die Chance, zu Kane zurückzukehren.

Es gibt natürlich überhaupt keine Garantie und tatsächlich halte ich es für unwahrscheinlich, dass er das getan hätte, aber es stimmt mich einfach traurig, dass er so viele Kapitel von Kanes Biografie leer ließ und sich selbst die Möglichkeit nahm, diese weißen Stellen zu füllen. Wer weiß, ob er nicht doch eines Tages Lust bekommen hätte, seinen puritanischen Schwertkämpfer noch einmal zu besuchen. Wie gesagt, reine Spekulation, doch ich habe nach diesem Buch durchaus Enttäuschung darüber empfunden, dass wir nie herausfinden werden, welche Geschichten Robert geschrieben und wie er sich literarisch weiterentwickelt hätte, hätte er nicht entschieden, sich so früh das Leben zu nehmen. Sein Tod war ein furchtbarer Verlust.

Welches Ende ist euch als enttäuschend in Erinnerung geblieben und warum?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen erfüllenden Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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