Montagsfrage: E-Book-Piraterie?

Hallo ihr Lieben 😊

Es ist offiziell: Saverio ist in jeder Hinsicht unser Hund und wird es auch bleiben. Die Adoption ist endgültig abgeschlossen. Rein rechtlich war sie das bereits, es fehlte nur noch die Ummeldung beim Tierregister Tasso. Das ermöglicht proTier e.V. aber erst, wenn der aufgenommene Hund sechs Monate nach Einzug auf hochgradig ansteckende Mittelmeerkrankheiten getestet wurde.

Für Saverio war es vorletzte Woche soweit. Kaum zu glauben, dass er schon ein halbes Jahr bei uns ist. Der Besuch beim Tierarzt war für ihn relativ dramatisch, er hatte große Angst, als er auf den Tisch musste. Fürs nächste Mal wissen wir, dass er deutlich mehr Zeit braucht, um sich an die Situation zu gewöhnen. Letztendlich konnte ihm aber Blut abgenommen werden.

Das Ergebnis kam telefonisch bereits einen Tag später: Negativ. Er ist weiterhin kerngesund, was mich natürlich sehr freut und erleichtert. Ich habe zwar nicht wirklich damit gerechnet, dass er krank sein könnte, denn er zeigt nicht mal den Hauch von Symptomen, doch es noch einmal bestätigt zu bekommen, hat die kleine Sorgenstimme in meinem Kopf trotzdem beruhigt.

Den Befund hatte ich dann Anfang letzter Woche in der Post, sodass ich ihn an proTier e.V. übermitteln konnte. Die Dame, die für die Nachkontrolle zuständig ist, hat sehr schnell reagiert und mir alle Informationen gegeben, die ich brauchte, um Saverio bei Tasso umzumelden. Jetzt sind wir als seine Familie hinterlegt. Sollte er entlaufen oder entführt werden, können wir nun die Suche nach ihm beauftragen.

Ich gehe nicht davon aus, dass wir Tasso jemals um Hilfe bitten müssen. Und doch war mir die Ummeldung wahnsinnig wichtig, weil es das letzte lose Ende der Adoption war. Ich wollte das unbedingt abschließen, denn irgendwie habe ich erst jetzt das Gefühl, dass ihn uns niemand mehr wegnehmen kann. Saverio ist unser Hund. Vor uns liegen viele wunderbare Jahre voller Hundeglück. Da könnte ich beinahe ein Tränchen verdrücken.

Heute ist allerdings kein Tag für Tränen, sondern ein Tag zum Feiern. Nicht nur, dass er jetzt für immer bei uns bleibt – Saverio hat heute auch seinen ersten Geburtstag! Mein Klopsi wird heute ein Jahr alt! Als großer Hund gilt er damit noch nicht als ausgewachsen, aber äußerlich ist er definitiv deutlich erwachsener. Natürlich geben wir für ihn keine Party, weil Montag ist, wir arbeiten müssen und er das wahrscheinlich sowieso viel zu gruselig fände. Stattdessen haben wir mit ihm ein schönes Vorgeburtstagswochenende verbracht, sind mit ihm in den Wald gefahren und auf dem Hundeplatz gewesen. Trotz bescheidenem Wetter hatte er so zwei Tage lang jede Menge Spaß, Auslauf und neue Bekanntschaften.

Mit diesen positiven Eindrücken fühle ich mich gewappnet für die neue Woche. Und in die starte ich selbstverständlich wie immer mit der aktuellen Montagsfrage von Sophia von Wordworld!

Wie steht Ihr zu E-Book-Piraterie?

Tja, wie soll ich dazu stehen? E-Book-Piraterie ist eine Urheberrechtsverletzung, kriminell und damit abzulehnen. Es ist geistiger Diebstahl, Betonung auf Diebstahl. Wir können sicherlich über bestimmte, damit verbundene Aspekte diskutieren, aber in diesem Punkt sollten wir uns alle einig sein. Es würde mich jedenfalls überraschen, wenn jemand pro E-Book-Piraterie argumentiert. Schon aus Selbstschutz sollten die heutigen Antworten darauf verzichten, denn man weiß ja nie, wer mitliest und eine solche Argumentation wäre verdächtig. 😉

Datenpiraterie jeder Form wird als Verbrechen tendenziell nicht mit derselben Gewichtung behandelt wie der Raub physischer, materieller Güter, obwohl es dabei um wesentlich mehr geht als um die widerrechtliche Aneignung fremden Eigentums. Wird mir der Geldbeutel geklaut, ist das ärgerlich, mit viel Aufwand verbunden (Dokumente wie der Personalausweis müssen als gestohlen gemeldet und ersetzt werden) und möglicherweise auch schmerzhaft, zum Beispiel, wenn ich unersetzbare private Erinnerungsstücke wie Fotos darin aufbewahrt habe.

Ich habe in meinen Geldbeutel persönlich aber keine Arbeit, Mühe und Herzblut investiert. Ich habe ihn gekauft, befüllt und fertig. Ich habe mir weder das Design überlegt noch habe ich ihn in sorgfältiger Handarbeit selbst genäht.

Darum ist E-Book- und generell Datenpiraterie meiner Ansicht nach viel schlimmer als ein gewöhnlicher Diebstahl, weil es der Diebstahl von Kreativität ist. Gestohlen wird nicht die Geschichte an sich, denn oft werden die E-Books, die auf den entsprechenden Piraten-Plattformen angeboten werden, initial sogar regulär von den Anbieter_innen gekauft. Gestohlen werden abstrakte Entitäten wie Arbeitszeit, emotionale Bindung sowie das Investment, das der_die Autor_in in das Buch gesteckt hat, weil E-Book-Piraterie darauf abzielt, digitale Ausgaben entweder kostenlos oder für einen Spottpreis unter die Abnehmer_innen zu bringen. Das ist ein eigenes Geschäftsmodell, für das laut Books on Demand zu 80-90 % professionelle Täter_innengruppen verantwortlich sind.

Da Kreativität nicht greifbar ist, oder zumindest weniger greifbar als mein exemplarischer Geldbeutel, fällt es vielen Menschen schwer, anzuerkennen, wie schlimm E-Book-Piraterie für betroffene Autor_innen ist. Die Hemmschwelle, Raubkopien zu nutzen, ist gemeinhin niedriger, als einer anderen Person den Geldbeutel wegzunehmen. Dafür gibt es meiner Einschätzung nach mehrere Gründe.

Erstens glaube ich, dass der Download von Raubkopien zu weit vom ursprünglichen Verbrechen entfernt ist, um im Bewusstsein als illegal bewertet zu werden. Endnutzer_innen begehen ja selbst keinen aktiven Diebstahl, sie klicken ja bloß. Vermutlich lässt sich das ein wenig mit dem Kauf von Hehlerware vergleichen – hier ist die Hemmschwelle ebenfalls niedriger, weil es einen Unterschied macht, ob man selbst irgendwo einbricht oder sich damit rausreden kann, dass man die Herkunft der Güter nicht kennt und auch nichts mit deren Beschaffung zu tun hatte.

Trotzdem ist der Erwerb von Hehlerware unter Umständen (Stichwort Vorsatz) genauso strafbar wie der Download von Raubkopien. Da bestehen aus meiner Sicht tatsächlich viele Parallelen zur E-Book-Piraterie.

Zweitens sind meiner Meinung nach Entstehungs- und Entwicklungshistorie des Internets Faktoren, die entscheidend für die Beurteilung von Richtig und Falsch im digitalen Raum sind. Wir sind dazu erzogen worden, zu erwarten, dass alles im Internet kostenlos ist. Besonders Daten und Kulturprodukte. Musik, Journalismus, Filme und Serien – all diese Branchen mussten einsehen und den Nutzer_innen mühsam beibringen, dass es nicht funktioniert, für Inhalte im Internet nicht zu bezahlen.

Heutzutage ist es ganz normal,  Netflix für die Bereitstellung von Filmen und Serien zu vergüten – aber denkt mal 10 Jahre zurück, als illegale Plattformen wie Pilze aus dem Boden schossen und beinahe jede_r Raubkopien von Blockbustern auf der Festplatte gespeichert hatte.

Irgendwie hat die Buchbranche den Anschluss verpasst. Das ist mein dritter Punkt. Scheinbar ist der finanzielle Schaden, den Verlagshäuser erleiden, nicht groß genug, um mit Hochdruck an einer Lösung, einem attraktiven Alternativkonzept zu arbeiten, das E-Book-Piraterie aushebelt. So furchtbar das Phänomen für einzelne Autor_innen ist, den Buchmarkt als Ganzes scheint es nicht ausreichend zu stören. Offenbar nimmt man es als lästige Begleiterscheinung in Kauf. Warum das so ist, hat wiederum viele komplizierte Gründe, das würde jetzt aber zu weit führen.

Viertens habe ich rückblickend den Eindruck, dass E-Books zu schnell eingeführt wurden. Das System war (und ist) nicht ausgefeilt, es gibt zu viele Lücken, die sich mit krimineller Energie ausnutzen lassen und das E-Book an sich hat meiner Meinung nach bis heute ein Imageproblem. Selbst ich kann nicht leugnen, dass mir ein E-Book weniger wert ist als eine Printausgabe. Ich denke, das liegt daran, dass das E-Book vor allem praktische Vorteile hat, aber keine emotionalen.

Sicher ist es nützlich, eine gesamte Bibliothek mit in den Urlaub nehmen zu können, nicht anbauen zu müssen, weil das Regal aus allen Nähten platzt, im Dunkeln lesen zu können, und so weiter und so weiter und so fort. Ich will gar nicht bestreiten, dass E-Books das Lesen faktisch alltagstauglicher gestalten.

Was ihnen fehlt, ist eine emotionale Ansprache. Für mich und viele andere Leser_innen fühlt es sich einfach besser an, eine Printausgabe in den Händen zu halten. Bisher sind E-Books zu unpersönlich, zu kalt, ja, einfach zu praktisch. Letztendlich ist das auch kein Wunder, denn bei einem E-Book kauft man genau genommen kein Buch, sondern die Lizenz für ein Buch. Man kauft den Zugang zu einem bestehenden Datensatz und die Erlaubnis, diesen Datensatz zu lesen. Das Empfinden von Besitz und Wert ist dadurch anders und deshalb haben gewisse Leute eben auch weniger Hemmungen, E-Book-Piraterie zu nutzen. Ich glaube daher, dass das Konzept des E-Books grundlegend erneuert werden muss.

Ich würde mir zum Beispiel wünschen, dass es nur noch ein Dateiformat für alle E-Books gibt, damit jedes Buch auf jedem E-Reader gelesen werden kann. Ich finde es unnötig und unbequem, dass jeder Hersteller ein eigenes Format nutzt, das nur auf dem hauseigenen Gerät verwendet werden kann. Das ist heutzutage einfach überflüssig und die E-Book-Piraterie stört sich ohnehin nicht daran. Ich verstehe nicht, wieso das bisher nicht passiert ist. Für die meisten anderen Medien gibt es ja auch ein Standardformat.

All diese Gründe entschuldigen dennoch nicht die Existenz und Nutzung von E-Book-Piraterie. Ich bleibe dabei, es ist Diebstahl, ein Verbrechen und ich kann mir in etwa vorstellen, wie sich das für die Autor_innen anfühlt, mal ganz zu schweigen von den finanziellen Einbußen, die vor allem Selfpublisher dadurch hinnehmen müssen. Kreativität muss kosten. Schlicht und ergreifend. Kreativität, geistige Arbeit, darf niemals unbezahlt sein. Ich vertrete eine klare Null-Toleranz-Position gegenüber E-Book-Piraterie.

Wie denkt ihr über E-Book-Piraterie?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen phänomenalen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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