Montagsfrage: Unsympath_innen?
Hallo ihr Lieben! :)
Ist es zu fassen, dass heute schon der 1. November ist? 2021 ist schon wieder fast rum. In meiner Wahrnehmung ist das Jahr geflogen. Was sicher auch daran liegt, dass ich so viel Neues erlebt habe, dank meines mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Jobs. Ende des Monats läuft mein Traineeship aus. Verrückt, wie schnell das ging. Der Abschluss meines Traineeships ist allerdings kein Abschied von WE DO – ich möchte bleiben und die Agentur möchte mich behalten. :) Deshalb befinden wir uns derzeit in Vertragsverhandlungen, was abermals eine ganz neue Erfahrung für mich ist. Ich musste noch nie wirklich Vertragsbedingungen aushandeln. Als ich das Traineeship angefangen habe, habe ich eine minimale Erhöhung des vorgeschlagenen Gehalts durchgesetzt, doch das war eher eine symbolische Geste von beiden Seiten. Zuvor gab es überhaupt keine Verhandlungen in meinem Arbeitsleben. Mir wurde ein Stundenlohn mitgeteilt, den ich dankbar zu akzeptieren hatte. Jetzt muss ich zum ersten Mal richtig für mich selbst einstehen und ich muss zugeben, das ist tatsächlich gar nicht so leicht. Den schmalen Grat zwischen Wertschätzung und Unverschämtheit zu finden, ist eine Herausforderung. Ich möchte bekommen, was mir zusteht (was nicht nur das Gehalt betrifft), möchte aber nicht dreist sein. Das Ganze fühlt sich für mich lebensentscheidend an, als würde ich mit dieser ersten echten Verhandlung die Weichen für mein komplettes weiteres Berufsleben stellen. Nun, wir werden sehen, wie ich mich schlage und ob ich mich durchsetzen kann. Drückt mir die Daumen!
Die heutige Montagsfrage von Antonia von Lauter&Leise muss ich glücklicherweise nicht aushandeln, sondern kann sie einfach beantworten und damit in die neue Woche sowie in den neuen Monat starten.
Stört es dich, wenn ein Buch eine_n unsympathische_n Protagonist_in hat?
Das kommt darauf an, ob die Geschichte abhängig von meiner Sympathie für den_die Protagonst_in ist. Lese ich zum Beispiel einen genretypischen Young Adult – Roman, wird es höchstwahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass ich die Lektüre nur genießen kann, wenn ich die Hauptfigur mag oder zumindest aushalten kann, weil ihre Wahrnehmung alle Ereignisse bestimmt. In der Jugendliteratur ist es mir bereits oft passiert, dass ich die Hauptfigur nicht ausstehen konnte und das Buch deshalb doof fand.
Es gibt hingegen auch viele Werke, für deren Wirkung Sympathie für den Protagonisten oder die Protagonistin nicht entscheidend ist. Persönlich bevorzuge ich solche Bücher, weil ich es viel spannender finde, wenn die Geschichte auch ohne positives emotionales Investment in die Hauptfigur funktioniert. Ich halte das für die größere schriftstellerische Kunst, denn eine Geschichte so zu schreiben, dass sie für sich selbst steht und mich unabhängig von Protagonist_in erreicht und mitreißt, ist meiner Ansicht nach deutlich schwieriger. Ein perfektes Beispiel ist „Tampa“ von Alissa Nutting. Die Protagonistin dieses Buches ist eine Lehrerin, die gezielt ihre minderjährigen männlichen Schüler verführt. Ergo kann man sie nicht mögen, man kann sie nicht sympathisch finden und dennoch faszinierte mich ihre Geschichte enorm.
Am allermeisten liebe ich allerdings Bücher, die mit Sympathie spielen, die mich dazu bringen, Sympathie für fragwürdige Charaktere zu entwickeln und meine Grenzen auszuloten. Wenn ich mich fragen muss, warum ich diese oder jene Figur mag und ob meine Gefühle moralisch überhaupt vertretbar sind, finde ich das wahnsinnig aufregend, weil ich dadurch viel über mich selbst lernen kann. „Der goldene Handschuh“ von Heinz Strunk ist so ein Fall. Seine Darstellung des realen Frauenmörders Fritz Honka ist dermaßen einfühlsam, dass ich beobachten konnte, wie ich Stück für Stück immer mehr Sympathie für ihn aufbaute, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte. Witzigerweise geht morgen meine Rezension von „Psycho Killer“ von Anonymus online, in der ich ebenfalls ausführlich über dieses Thema spreche. Dieser Thriller spielt auch mit dem Konzept von Sympathie und hat mir deshalb sehr gut gefallen.
Zusammengefasst stört es mich also nur, dass ich eine Hauptfigur nicht leiden kann, wenn die Wirkung der Geschichte von der Sympathie für diese Figur abhängt. Ansonsten bin ich da sehr offen und lasse mich gern auf Experimente ein.
Wie wichtig ist euch Sympathie für die Hauptfigur einer Geschichte?
Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen erfolgreichen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️
„Traineeship“ – was war denn bloß an „Praktikum“ falsch, das hat doch auch jeder verstanden!? Ach was solls!? ;-) Ich wünsche viel Erfolg für die Verhandlungen!
Na ja, ein Traineeship ist nicht dasselbe wie ein Praktikum. Die Idee dahinter ist, Trainees ganz gezielt auf ihre künftigen Aufgaben im Unternehmen vorzubereiten. Quasi wie eine kurze, intensive Ausbildung für Berufs- oder Quereinsteiger_innen, während ein Praktikum ja eher ein „Reinschnuppern“ in den Berufsalltag und etwas unverbindlicher ist. So nehme ich es zumindest wahr. :)
Ah, verstehe. Da hab ich wieder etwas gelernt. :-)
Hi Elli,
dann drücke ich Dir mal die Daumen. Gehaltsverhandlungen sind in der Tat schwierig. Ich hatte tatsächlich mal den Fall, dass ich zu tief gepockert hatte, was mir tatsächlich später vor die Füße fiel (als Angestellter). Allerdings gibt es heutzutage relativ viele Gehaltsvergleiche im Netz. Vielleicht findest Du da ein paar Anhaltspunkte. Übrigens: Man kann auch viel über Boni aushandeln ;)
Ich mag es auch, wenn Autoren es schaffen, mit der Sympathie zu spielen und mich dazu verleiten, eine Person zu mögen, die man eigentlich nicht mögen sollte …
BTW: Du hast übrigens falsch gegendert, denn es müsste ja „einen unsympathischen Protagonisten“ heißen :D
Viele Grüße
Frank
Hey Frank,
inwiefern fiel es dir vor die Füße? Mir hat jemand gesagt, es sei langfristig eine schlechte Ausgangsposition, wenn man anfangs zu tief ansetzt, weil man der Diskrepanz dann immer hinterherrennt. Meinst du das?
Danke für den Hinweis, der Akkusativ ist beim Gendern echt immer so ne Sache. ;)
Viele Grüße,
Elli
Hi Elli,
ja, das war ein Aspekt, dass Du die Differenz am Anfang nicht aufholen kannst, aber es stand auch der Vorwurf im Raum, dass wenn ich schon bei den Gehaltsverhandlung nicht das Maximum herausgeholt habe, auch in anderen Bereichen mich nicht maximal einsetze. Das war allerdings in einem Großkonzern, in dem es so oder so relativ mitarbeiterunfreundlich zuging.
Herzliche Grüße
Frank