Montagsfrage: Typische Erzaehlmuster?

Hallo ihr Lieben 😊

Ende der Woche geht es nach Disneyland. Am Sonntag um 06:25 Uhr hebt unser Flieger nach Frankreich ab. Es passiert wirklich! Wir haben uns nicht mit Corona angesteckt und Disneyland wurde auch nicht plötzlich geschlossen (was ohnehin immer sehr unwahrscheinlich war). Jetzt müssen wir nur noch ein paar Tage durchhalten, dann verschwinden wir in unsere viertägige Pause vom Erwachsensein. Das heißt auch, dass der wortmagieblog nächste Woche in eine kleine Pause geht.

Ich habe erst überlegt, ob ich Beiträge vorplane, aber da diese Woche noch so einige Vorbereitungen anstehen und meine To-Do-Liste sehr voll ist, habe ich beschlossen, mich diesem Stress nicht auszusetzen. Stattdessen schicke ich den Blog in einen Miniurlaub und kümmere mich nach unserer Rückkehr am Mittwochabend wieder um neuen Content. Ausnahmsweise wird es dementsprechend am nächsten Montag bei mir auch keine Montagsfrage geben.

Mit dieser kleinen Ankündigung im Namen der Transparenz starte ich nun in die letzten Tage vor Disneyland – heute natürlich noch mal mit der Montagsfrage von Sophia von Wordworld!

Wie steht Ihr zu typischen Erzählmustern? Habt Ihr Lieblingstropes / Hasstropes?

Sophia schreibt in ihrer heutigen Antwort, dass nicht jede Geschichte das Rad neu erfinden kann. Ich gehe noch einen Schritt weiter und sage: Keine Geschichte kann das Rad neu erfinden, zumindest nicht, wenn es um den grundlegenden Plot geht. Schockierend, aber wahr. Die Menschheit erzählt sich seit Jahrtausenden immer wieder dieselben Geschichten in Variation. Laut Christopher Booker, der ein Standardwerk über strategisches Storytelling geschrieben hat, lassen sich die allermeisten Erzählungen einem von lediglich sieben Plots zuordnen.

Ich möchte jetzt nicht weiter ins Detail gehen, weil die heutige Montagsfrage nicht nach Plot, sondern nach Erzählmustern fragt, aber mir ist es wichtig, das einmal festzuhalten, weil Sophia Trope und Plot meiner Ansicht nach ein bisschen vermischt. Sie erwähnt das „Chosen One“-Muster; das ist im Kern eine Aschenputtel-Erzählung, im Englischen gern „Rags to Riches“ genannt, und zählt zu den erwähnten sieben Typen. Der Plot ist die übergeordnete Handlung, Tropes sind Elemente dieser Handlung, mit der Autor_innen sie beliebig ausschmücken und individualisieren können.

Persönlich bin ich erst einmal völlig vorurteilsfrei und offen gegenüber Erzählmustern. Natürlich liebe ich Originalität und Kreativität, doch ich finde nicht, dass die Verwendung bekannter Erzählmuster automatisch bedeutet, dass eine Geschichte nicht dennoch beides vorweisen kann. Wie so oft geht es für mich primär um den Einzelfall, um die spezifische Umsetzung im Rahmen des Plots. Ist ein Liebesdreieck originell, realistisch und nachvollziehbar inszeniert, habe ich damit nicht die geringsten Probleme.

Problematisch sind Erzählmuster bzw. Tropes ist meiner Meinung nach nur, wenn sie Schriftsteller_innen verführen, sich auf ihnen auszuruhen, Klischees sowie Stereotypen zu reproduzieren und lediglich zu wiederholen, was bereits tausende Male beschrieben wurde, ohne dem Muster eine eigene Note zu verleihen. Davor ist leider kein Genre sicher. Spontan fallen mir Thriller und Young Adult – Romane ein, in denen diese … nennen wir es „Bequemlichkeit“ gern zum Tragen kommt. Habe ich beim Lesen eines Klappentexts den Eindruck, dass dies in einem bestimmten Buch der Fall ist, setze ich es normalerweise nicht auf meine Wunschliste.

Das heißt im Umkehrschluss, dass ich zwar kein Erzählmuster grundheraus ablehne oder satt habe, die uninspirierte Anwendung dieser Muster hingegen schon, was allerdings für alle Tropes gleichermaßen gilt. Trotzdem bin ich umso misstrauischer, je häufiger ein Erzählmuster eingesetzt wird. Das erwähnte Liebesdreieck führte zum Beispiel schon einige Male dazu, dass ich ein Buch nicht in meine Wunschliste aufgenommen habe, weil dieses Muster dermaßen inflationär benutzt wird, dass ich sehr oft bezweifle, dass es überhaupt noch Originalität zulässt.

Außerdem muss ich sagen, dass meine Einstellung gegenüber Tropes stark davon abhängt, wie dominant sie im Plot sind. Spielt sich das Liebesdreieck lediglich am Rande ab und ist nicht handlungsbestimmend, kann ich schon mal ein Auge zudrücken und es notfalls sogar ignorieren.

Zusammengefasst bin ich hinsichtlich Erzählmustern also ziemlich schmerzfrei und bevorzuge keines. Ich bevorzuge Originialität, Punkt. Wenn es Schriftsteller_innen gelingt, Tropes originell umzusetzen, bitte, nur zu, verwendet sie. Aber bitte wiederholt nicht stumpf das, was ich schon tausend Mal literarisch erlebt habe. Das ist öde, nervig und vorhersehbar.

Welche Erzählmuster lest ihr besonders gern und welche könnt ihr nicht mehr sehen?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen freudigen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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