Montagsfrage: Abbruchstrategie?
Hallo ihr Lieben! :)
Es gibt Neuigkeiten von der Küche. Nachdem letzten Montag natürlich niemand bei mir angerufen hat, um einen Liefertermin zu vereinbaren, habe ich am Dienstag noch einmal mit dem Händler telefoniert. Der Herr am anderen Ende war deutlich hilfreicher als seine Kollegin zuvor. Er erklärte mir, dass das Problem nicht darin besteht, dass die Montagefirma nicht fertig wird, wie sie behauptet hatte, sondern dass ein paar Teile noch gar nicht angekommen sind. Er wird uns auf dem Laufenden halten, schätzt allerdings, dass eine Lieferung erst Mitte Februar realistisch ist. So blöd das ist, jetzt haben wir zumindest eine Vorstellung davon, wie lange es noch dauert, bis die Küche endlich da ist. Bis dahin müssen wir uns irgendwie durchschlagen. Den alten Herd hat der Lieblingsmensch wieder angeschlossen, damit wir hin und wieder doch frisch kochen können. Unsere eingefrorenen Portionen haben wir nämlich so gut wie aufgebraucht und wenn ich ehrlich bin, kann ich diese Gerichte mittlerweile auch nicht mehr sehen, geschweige denn essen. Ich hoffe so sehr, dass dieses Elend wirklich bald ein Ende hat. Es stinkt mir gewaltig, wie unflexibel wir aktuell sind und dass ich nicht einfach kochen kann, worauf ich Lust habe, weil ich immer bedenken muss, dass wir kaum Platz für Vorbereitungen haben und der Großteil unserer Küchenausstattung in Kisten verpackt ist. Ich will endlich wieder Ordnung in meinem Haushalt!
Wir werden sehen, wie viele Montagsfragen ich noch beantworten muss, bis die Küche kommt. Heute wüsste Antonia von Lauter&Leise gern folgendes:
Auf welcher Grundlage entscheidest du, ein Buch nicht zu Ende zu lesen? Oder quälst du dich durch jedes Buch?
Ich gehöre tatsächlich zu der verrückten Spezies, die jedes Buch zu Ende liest, egal, wie furchtbar, langweilig oder anstrengend es ist. Ich weiß, dass es viele Argumente gibt, genau das nicht zu tun und das populärste darunter ist sicher, wie viel kostenbare Lesezeit man spart, wenn man Bücher, die nicht gefallen, abbricht. Sehe ich auch ein. Wirklich. Die Argumente dafür, jedes Buch zu vollenden, wiegen für mich nur schwerer.
Ich könnte jetzt mit all den intellektuellen Gründen beginnen, die aus meiner Sicht dafür sprechen, Bücher grundsätzlich zu Ende zu lesen. Sie haben alle ihre Gültigkeit, aber im Endeffekt weiß ich, dass der für mich stärkste Faktor mein persönliches Befinden ist. Deshalb möchte ich mutig sein und mich outen: Ich fühle mich einfach schlecht, wenn ich mir vorstelle, ein Buch abzubrechen. Ich war noch nie sehr gut darin, Dinge zu beenden. Schon in meiner Kindheit stellte sich heraus, dass ich dazu neige, hundert Dinge anzufangen und nichts zu Ende zu bringen. Diese Tendenz ist nie wirklich verschwunden. Motivation ist für mich stets stark interessengebunden, sobald mich irgendetwas langweilt oder nicht mehr interessiert, habe ich auch keine Motivation mehr, ein angefangenes Projekt zu beenden.
Nur bei Büchern war das nie so, beziehungsweise höchstens sehr sehr sehr selten. Ich kann die Bücher, die ich in meinem Leben zu lesen begonnen und abgebrochen habe, mutmaßlich an einer Hand abzählen und da wäre Lektüre, die ich aus pädagogischen Umständen heraus lesen sollte, bereits drin. Ich bin mir nicht sicher, warum das so ist, warum Bücher die große Ausnahme sind. Ich vermute, dass ich für Geschichten beinahe zwanghafte Neugier und Verpflichtungsempfindungen entwickle. Selbst wenn ich rational nicht daran glaube, dass ein schlechtes Buch plötzlich gut wird, existiert da eine äußerst penetrante Stimme in meinem Kopf, die jedes Mal flüstert: „Und was, wenn doch? Willst du das verpassen?“ Nein, will ich nicht. Auf keinen Fall. Außerdem bereitet mir bereits der Gedanke daran, ein Buch nicht zu Ende zu lesen, Scham. Ja, Scham. Ich schäme mich schon dafür, dass ich sowas überhaupt denke. Möglicherweise liegt das daran, dass ich mir oft anhören musste, wie verwerflich es ist, dass ich offenbar nichts abschließen kann. Vermischt mit meiner Angst, etwas zu verpassen, bildet sich daraus eine brodelnde, toxische Suppe negativer Gefühle, die ich einfach nicht ertrage. Lieber setze ich mich mieser Literatur aus, als diese Emotionen auszuhalten. Natürlich könnte ich mir nun vornehmen, daran zu arbeiten, diese Empfindungen gar nicht mehr entstehen zu lassen. Da kommen die intellektuellen Gründe ins Spiel.
Als Rezensentin wüsste ich nicht, was ich mit einem abgebrochenen Buch anfangen sollte. Ich finde, es steht mir nicht zu, über ein Werk zu urteilen, dass ich nicht einmal zu Ende gelesen habe. Mir ist bewusst, dass einige meiner lieben Kolleg_innen in solchen Fällen Abbruchberichte schreiben und erklären, wieso sie es nicht beenden, aber ich hätte auch im Rahmen dieser Option das Gefühl, keine fundierte Einschätzung abgeben zu können. Und wer weiß, vielleicht verpasse ich ja wirklich die große Wende, durch die alles einen Sinn ergibt und kann diese dann nicht lobend erwähnen. So selten das ist, es ist bereits vorgekommen, dass mich ein Buch mit einem schwachen Anfang am Ende doch überzeugte.
Darüber hinaus habe ich festgestellt, dass die Lektüre eines richtig furchtbaren Buches ein köstlicher Spaß sein kann. Es ist hochamüsant, sich über schlechte Handlungskonstrukte, Stereotypen und alberne Dialoge aufzuregen. Young Adult – Literatur eignet sich dafür besonders gut. Habe ich erst mal begriffen, dass nicht die geringste Chance besteht, dass es noch irgendwie besser wird und sich die Geschichte rettet, kann ich es sehr genießen, mich zu echauffieren. Besonders gern schreie ich das Buch dann buchstäblich an und erkläre dem Lieblingsmenschen anschließend, was das Problem ist. Zusammen haben wir schon Tränen gelacht, weil sich Charaktere in meinen Büchern völlig unrealistisch oder daneben benommen haben. Auch an Verrissen kann ich außerordentliche Freude haben, obwohl ich mich immer bemühe, nicht beleidigend zu werden und ein Mindestmaß an Respekt zu wahren. Schließlich weiß ich, dass diese Geschichte jemandem so viel bedeutete, dass er oder sie sie aufschrieb, was mich direkt zum nächsten Punkt bringt.
Meiner Meinung nach ist es ein Zeichen des Respekts gegenüber Schriftsteller_innen, Bücher zu Ende zu lesen. In jeder Geschichte steckt unheimlich viel Zeit und Arbeit. Wenn sich eine Person schon so viel Mühe macht, um mich zu unterhalten, kann ich zumindest auch das Sitzfleisch aufbringen, ihr bis zur letzten Seite die Chance zu geben, genau dieses Ziel zu erreichen. Gelingt es ihr nicht, schade, aber ich kann wenigstens guten Gewissens behaupten, dass ich es versucht habe und kann genau begründen, woran es haperte, weil ich jede Entwicklung der Geschichte miterlebte.
Ich verstehe jede und jeden, der oder die dieses Thema anders betrachtet als ich. Ich beneide auch alle, die sich nicht mit einem Potpourri quälender Emotionen herumschlagen müssen, sobald sie mit dem Gedanken spielen, ein Buch abzubrechen. ich fände es schön, die Wahl zu haben. Ob ich mich wirklich anders verhalten würde, hätte ich nicht sofort ein schlechtes Gewissen, kann ich allerdings nicht mit Sicherheit sagen. Wahrscheinlich wären die intellektuellen Gründe für mich noch immer schwerwiegend genug, um weiterhin jedes Buch zu beenden.
Wie entscheidet ihr, dass ihr ein Buch abbrecht, falls ihr das überhaupt tut?
Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen vielversprechenden Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️
Na Gott sei Dank oder wem auch immer gibt es noch Andere der seltenen Spezies… hab mich bei den Anderen garnet getraut zu kommentieren….
ICH GEHÖRE AUCH DAZU…
Ich lese meine Bücher auch zu Ende… manchmal erst Jahre später nach nochmaligem Beginnen…
die Bücher, die ich bis heute nicht Zuende gelesen habe, kann ich auch an einer Hand abzählen.
Ich darf an dieser Stelle garnicht sagen, welches sehr erfolgreiche Buch (Buchreihe) darauf wartet, doch noch endlich von mir gelesen zu werden…
DAS BUCH durfte ich vor ca. 16 Jahren vom Verlag nach Übersetzung und vor Veröffentlichung tlesen… und hab es genervt abgebrochen… und dem Verlag mitgeteilt, dass ich dieses „Werk“ auf keinen Fall lesen und dann noch Lobesworte für die Kurzbeschreibung finden kann…. tja… es wurde ein großer Hype… und so richtig verstehe ich es bis heute nicht… lach…. hat mir aber beigebracht, nicht voreilig nach den ersten 20 30 40 50 Seiten zu urteilen und abzubrechen.
Diese Seitenzahl ist für mich inzwischen ein „anlesen“ oder reinlesen, um zu wissen, was mich erwartet, auf was ich mich einstellen darf…
Auch bei Rezensionsexemplaren verfahre ich inzwischen so…
Wenn es ein Korrekturleseexemplar ist, ist es selbstverständlich, dass ich es zeitnah fertig lese, ob mir die Handlung nun wirklich zusagt und gefällt oder nicht…
Die Gewichtung ist dort ja eher auf Fehlern der unterschiedlichsten vorher definierten Art.
…
Es gibt für jedes Buch die richtige Lesezeit… Bei dem einen Buch ist es sofort, Bei Anderen erst später.
Vor allem bei Lesern, die kreuz und quer durch den Büchergenregarten lesen…
Oh komm, ich platze vor Neugier, welches Buch war es? :D Ich verspreche, nicht zu urteilen!
Grundsätzlich sind wir einer Meinung, aber in einem Punkt unterscheiden wir uns. Normalerweise fange ich Bücher nicht an, um sie (Jahre) später zu Ende zu lesen. Früher ist mir das auch passiert, aber mittlerweile habe ich herausgefunden, auf welche Signale ich lauschen muss, um zu wissen, welches Buch jetzt die richtige Lektüre ist. Sollte ich mal daneben liegen, würde ich es wahrscheinlich auch zurückstellen, doch das ist wirklich schon lange nicht mehr geschehen. Toi toi toi. ;)
Liebe Grüße,
Elli
Kicher…lach… okay… JAHRE ist vielleicht ein wenig.. zu gut gemeint aufgerundet…lach… wobei… hab hier noch eine Anthologie liegen, die hab ich vor zwei Jahren angefangen… und noch immer nicht komplett durch… lach… Aber Anthologien sind ja eh was Anderes…zwinker…
Was mir noch durch den Kopf geht…
Angelesen ist doch eigentlich auch irgendwie begonnen, wenn man es objektiv sieht… oder?
Achja…
Nene nene…kann Dir unmöglich verraten, welcher Reihenauftakt mich ..damals Ende 20… so „angviehcht“ hat, dass ich abgebrochen habe…
….Zumal ..Du mit Ende 20 überlegt hast, nochmals in die Reihe einzutauchen..,,,grins…
Ich persönlich rechne „anlesen“ nicht wirklich zu beginnen. Wenn man fünf Seiten liest, um herauszufinden, ob es gerade das richtige Buch ist, ist das für mich definitiv nicht dasselbe wie nach 150 Seiten abzubrechen. ;)
Hmm… Das könnte „Das Spiel der Götter“ sein, „Eragon“ oder „Twilight“. Das sind eigentlich die einzigen Reihen-Rereads, mit denen ich geliebäugelt habe in den letzten Jahren. „Das Spiel der Götter“ hab ich dann ja auch noch mal auf Englisch angefangen, ist aber nie Bestseller geworden, soweit ich weiß, also muss es entweder „Eragon“ oder „Twilight“ sein. Bei beiden könnte ich deine Schwierigkeiten verstehen. :D
Liebe Grüße,
Elli
Lach…nach 150 Seiten ist es definitiv ein abbrechen…lach…
Dann sind wir da auch einer Meinung, was das Anlesen betrifft…grins…
DAS Buch bzw. die Reihe war dabei…lach… bei den letzten Beiden… würde aus dem Bauch heraus sagen, das es das ist, das den größeren Erfolg verbuchen konnte… lach…
Bei einem habe ich den ersten und zweiten Teil gelesen und fand den zweiten Teil so richtig langatmig, der müsste, wenn ich mich recht an mein Lesen damals erinnern, fast zeitgleich mit dem Leseexemplar vom ersten Teil DER besagten Reihe erschienen sein….grins..zwinker…
och macht das Laune hier….lach…
Huhu :)
Dann tippe ich auf „Twilight“! :D
LG
Elli
Entscheidest du dann eigentlich besonders sorgfältig, welches Buch du anfängst? Ich hab mal zu dieser Spezies gehört und wer weiß, vielleicht lese ich die angefangenen, die derzeit bei mir rumliegen, dann doch noch fertig. Eines Tages. :) Ganz liebe Grüße, Tala
Hey Tala,
ja, ich denke schon. Ich höre auf jeden Fall genau in mich rein, worauf ich gerade Lust habe oder gehe alle meine ungelesenen Bücher digital durch und warte ab, auf welches ich die stärkste Reaktion zeige. :)
LG
Elli
Hallo Elli,
das klingt nach einer guten Idee! Ich hatte gerade eine ganz intensive Fantasy-Lesephase und gönne mir jetzt mit einem Sachbuch, das ich viel einfacher auch mal weglegen kann, eine kleine Pause ;)
Liebe Grüße,
Tala
Ich kann gut verstehen, wie sehr die Sache mit der Küche dich beeinträchtigt. Ich bin auch ein Mensch, der um sich klare Strukturen braucht. In dem Schädel ist schon Chaos genug. Ich drücke dir die Daumen, dass es bald wird und dass du schnell in ein neues Wohlgefühl hineinfindest.
Was das Abbrechen von Büchern betrifft, gehöre ich eher zur anderen Fraktion. Aber ich will ja auch nicht rezensieren. Ich breche ein Buch manchmal schon nach zehn Seiten ab. Neben der verschwendeten Lebenszeit habe ich noch im Kopf, dass ein Buch seinen richtigen Zeitpunkt braucht und dass eines, das dir jetzt nichts sagt, später vielleicht die Welt für dich bedeutet. Daher denke ich, wäre es auch unfair einem Buch gegenüber, mich evtl. zum falschen Zeitpunkt bis zum Ende durchzuquälen.
Danke dir fürs Daumen drücken :)
Wie sich herausgestellt hat, wähle ich offenbar recht sorgfältig aus. Ich weiß eigentlich immer, ob es der richtige Zeitpunkt für ein Buch ist. Dadurch entsteht diese Situation für mich glücklicherweise nicht. :)
Das mit eurer Küche tut mir furchtbar Leid. Ich könnte euch ja mal zum Essen einladen…
Jedenfalls drücke ich die Daumen, dass es nicht mehr allzu lange dauert, bis ihr wieder nach Lust und Laune kochen könnt.
Zum Thema: Ich habe genau ein nicht zu Ende gelesenes Buch in meinem Regal stehen. Das hatte ich mir mal für den Urlaub eingepackt und dann hatte ich wegen der Intensität der Reise einfach keine Muße, darin zu lesen – außer im Flieger. So habe ich es nach knapp 100 gelesenen Seiten wieder zurückgestellt. Irgendwann hol ich es bestimmt nochmal hervor…
Ich muss aber auch sagen, dass ich bei weitem nicht so kritisch lese wie du und vielleicht kommt es deshalb seltener vor, dass mich ein Buch richtig anödet oder nervt. Meistens entscheidet mein Bauch doch ganz gut…
LG
[…] wortmagieblog […]
Wie Du ja schon weißt, gehöre ich auch zu dieser seltenen Spezies :)
Ich muss aber auch sagen, dass es relativ selten vorkommt, dass mich ein Buch so nervt, dass ich es nicht zu Ende lesen möchte – zum Glück!
Geht mir genauso, so viele schlechte Bücher muss ich pro Jahr nicht aushalten! :D
Da ist dann die kleine Verhaltensauffälligkeit gleich besser auszuhalten ;)
Liebe Elli!
Du liest wirklich alle furchtbaren, langweiligen oder anstrengenden Bücher bis zum Ende??? Ich weiß gerade nicht, ob ich Dich bewundern oder mir ernsthafte Sorgen machen soll??? Ich überlege noch: Sobald ich mich für eine Variante entschieden habe, melde ich mich bei Dir. 😉
Lieben Gruß
Andreas
P.S.: Oder wie wäre es, wenn ich Dich sorgenvoll bewundere oder wundervoll besorgt bin oder…!!! 😂
Hallo Elli,
das mit der Küche hört sich ja nicht so toll aus. Hättet ihr mal nichts vorbereitet, dann hätten die Handwerker bestimmt vor der Tür gestanden. ;)
LG
Torsten
Ja, wahrscheinlich hast du recht. -.-
LG
Elli