Hallo ihr Lieben! :)
Geht euch eigentlich auch manchmal durch den Kopf, wie großartig es ist, Buchblogger_in zu sein? An manchen Tagen kann ich einfach nicht fassen, wie viele Türen mir das Schreiben von Rezensionen öffnet. Ich habe Kontakt zu tollen Menschen, die meine größte Leidenschaft teilen. Ich bekomme Bücher geschenkt und muss dafür nichts weiter tun, als meine Meinung niederzuschreiben, was ich ja ohnehin tun würde. Wenn ich wollte, könnte ich die deutschen Buchmessen als Fachbesucherin besichtigen. Das alles ist einfach fabelhaft und deshalb kümmert es mich nicht, dass Buchblogger_innen immer wieder belächelt und kritisiert werden, wie kürzlich von Samuel Hamen in der ZEIT. Doch das vermutlich Beste an meinem Dasein als Buchbloggerin ist der Austausch mit den Autor_innen.
Gestern hatte ich einen phänomenalen Tag und diesen verdanke ich drei tollen Autoren, die mich sehr glücklich gemacht haben und mich erneut schätzen ließen, wie außergewöhnlich die spezielle Beziehung zwischen Schriftsteller_innen und Blogger_innen ist. Dieser Beitrag feiert das respektvolle Miteinander, das ich gestern erleben durfte und heute mit euch teilen möchte.

sumerlandEinige von euch wissen sicherlich, dass ich gestern meine Rezension zu dem multimedialen Projekt „Sumerland“ von Johannes Ulbricht veröffentlicht habe. Leider konnten mich weder die App, noch die Romane „Prinzessin Serisada“ und „Prinz Zazamael“ wirklich überzeugen, obwohl ich die Intelligenz des medienübergreifenden Werkes durchaus anerkenne. Ich vergab zwei Sterne. Ich habe den Zweiteiler im Auftrag von Literaturtest gelesen und rezensiert, eine Agentur für Buch-PR und Buchmarketing. Im Voraus wurde ich gebeten, ihnen die Rezensionslinks per Mail zuzuschicken, sobald meine Besprechung(en) online wäre(n). Dieser Bitte bin ich natürlich nachgekommen. Ich habe damit gerechnet, eine Rückmeldung zu erhalten und gebe zu, dass ich ein wenig beunruhigt war, weil ich nicht wusste, wie die Agentur darauf reagieren würde, dass ich „Sumerland“ nicht in den Himmel lobte. Ich habe allerdings nicht damit gerechnet, dass Literaturtest offenbar einen direkten Kontakt zwischen mir und dem Autor Johannes Ulbricht herstellen würde, statt selbst aktiv zu werden. Ja, ganz richtig, ich erhielt keine Antwort von der Agentur, sondern von Dr. Johannes Ulbricht höchstpersönlich. Nervös öffnete ich die Mail.
Ich habe schon öfter erlebt, dass Autor_innen auf eine negative Rezension ihres Werkes wohlwollend und gefasst reagieren. Joshua Tree, der Autor von „Rebellion“, war mir dankbar für meine Anregungen und fühlte sich keineswegs angegriffen, obwohl wir uns darauf einigten, dass ich keine offizielle Rezension verfassen würde. Pintip Dunn fand es überhaupt nicht problematisch, das ursprünglich geplante Interview abzublasen, da ich ihr Buch „Forget Tomorrow“ nicht mochte, was sie mir nicht im Geringsten übelnahm. Doch Johannes Ulbricht hat wirklich den Vogel abgeschossen, im positiven Sinne. Seine Mail an mich war respektvoll, verständnisvoll und sehr entgegenkommend. Er nannte meinen Blog „interessant“ und „eloquent“ und gab mir insgesamt das Gefühl, ihm mit meiner 2-Sterne-Rezension wahrhaft einen Dienst erwiesen zu haben. Ich finde, er bewies wahre Größe. Kritik anzunehmen ist heutzutage eine rare Kunst, die viel zu Wenige pflegen.
Ich nutzte die Chance, ein paar Fragen zu „Sumerland“ zu stellen, die mich ohnehin beschäftigten und erhielt umfassende und befriedigende Antworten. Die beiden unsterblichen, ewig kindlichen Protagonisten Prinzessin Serisada und Prinz Zazamael sind tatsächlich von der kindlichen Kaiserin aus „Die Unendliche Geschichte“ inspiriert. „Momo“ diente ebenfalls als Inspirationsquelle, was ich eigentlich hätte erkennen müssen und eine bestimmte Szene ist eine Anspielung auf „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Außerdem sprachen wir über die App, die auf meinem Smartphone einige Probleme bereitete. Der gesamte Austausch war fantastisch.
Buchblogger_innen wird in schöner Regelmäßigkeit vorgeworfen, dass zu selten negative Rezensionen veröffentlicht würden. Ich habe mich aus diesem Vorwurf immer ausgenommen, weil ich nie Angst davor hatte, meine Meinung zu sagen, egal ob früher im Deutschunterricht oder heute auf meinem Blog. Ich sehe es nicht ein, mich dafür zu entschuldigen, dass ich meinen Lesegeschmack so gut kenne, dass der Anteil meiner negativen Rezensionen gering ist; würde mich aber auch niemals dafür rechtfertigen, dass mir das eine oder andere Werk eben nicht zusagt. Natürlich tut es mir leid, wenn mir ein Buch nicht gefällt, weil das für alle Beteiligten das am wenigsten wünschenswerte Ergebnis einer Lektüre ist. Doch ich scheue mich nicht, meine Kritik auszuformulieren, da ich sie stets belegen kann.
Ich weiß, dass einige von euch noch immer Hemmungen haben, Mängel aufzuzeigen und die Schwachpunkte einer Geschichte herauszuarbeiten, weil ihr den Autor oder die Autorin nicht verletzen wollt. Das verstehe ich sehr gut. Ein Veriss schreibt sich für mich zwar grundsätzlich schneller und leichter, doch die Überarbeitung kostet mich meist doppelt so viel Zeit, weil ich ständig hinterfrage, ob ich vielleicht zu weit gehe und mich von meinen Emotionen zu sehr mitreißen lasse. Mein Austausch mit Johannes Ulbricht sollte euch zeigen, dass auch eine negative Rezension geschätzt wird, solange sie einigermaßen sachlich und begründet ist. Wer nicht weiß, was schlecht ankommt, kann nichts daran ändern. Ehrliche, konstruktive Kritik hilft Autor_innen meiner Erfahrung nach ungemein, sich zu verbessern und ein verlässlicheres Gespür für die Bedürfnisse und Vorlieben ihrer Leser_innen zu entwickeln. Johannes Ulbrichts Reaktion auf meine 2-Sterne-Bewertung seines Zweiteilers ist beispielhaft, aber nicht ungewöhnlich. Die meisten Autor_innen wollen bessere Bücher schreiben und nutzen uns Buchblogger_innen gern als Inspirationsquellen und Versuchskaninchen. Ihnen ist klar, dass eine negative Rezension immer im Rahmen des Möglichen liegt. Also traut euch, klar zu sagen, was euch stört. Das ist nicht nur ein Dienst am Autor, sondern auch ein Dienst an der gesamten Leserschaft, wenn eure Meinung dazu führt, dass bessere Bücher erscheinen. Perspektive, Leute.
Die zweite erfreuliche Nachricht des gestrigen Tages bereitete mir eine Information, die bereits einige Tage zuvor bei mir eingetrudelt war. Am 24.08. erhielt ich eine Mail von dem kanadischen Autor Andrew Buckley. Ich hatte Andrews Young Adult – Urban Fantasy – Roman „Hair in All the Wrong Places“ auf seine Bitte hin im November 2016 gelesen und rezensiert. Ich liebte die Geschichte um den kleinen Nerd Colin, der sich völlig unverhofft in einen Werwolf verwandelt und darüber mehr als nur ein wenig aus dem Häuschen ist. Die Zusammenarbeit mit Andrew damals war großartig; es hat unheimlich viel Spaß gemacht, mit ihm über sein Buch zu sprechen und ihn mit Fragen nach der Fortsetzung zu malträtieren. Die Mail, die jetzt bei mir eintraf, beantwortete all meine Fragen zu einem Folgeband: „The Perils of Growing Up Werewolf“ erscheint am 03. Oktober! Ich freue mich wahnsinnig, sowohl für mich, als auch für Andrew.
Ebenso wie Johannes Ulbricht weiß Andrew Buckley um den Wert von uns Blogger_innen und bat uns in seiner Mail darum, unsere Macht einzusetzen, um den zweiten Band von „Hair in All the Wrong Places“ ein bisschen zu promoten. Ob wir bitte einen Beitrag zur Cover-Enthüllung von „The Perils of Growing Up Werewolf“ am 28.08. schreiben könnten? Ich habe ein Weilchen darüber nachgedacht, wie ich das bewerkstelligen könnte, ohne allzu offensichtlich Werbung zu machen und habe mich gestern entschieden, all meine Bedenken kurzum und radikal in den Wind zu schlagen. Was soll’s? Andrew ist ein toller Autor und ein unheimlich freundlicher, witziger Mensch – er verdient die Werbung. Ja, ich fangirle ihn ein bisschen. Also ließ ich mir das Cover zuschicken und freue mich, es euch heute präsentieren zu können!

the perils of growing up werewolf
»Being a werewolf is no picnic. Colin’s constantly hungry, spends a ton of time shaving, and fights to keep his emotions in check to avoid turning into a giant, drooling, hairy, smelly, howling wolf. But Colin’s not the only creature hanging around the town of Elkwood. Vampires, zombies, goblins, ogres, and other questionable visitors and their various shenanigans have got everyone on edge.
Colin just wants to live a normal life, date, and get his homework done on time. But the town of Elkwood needs him. So when a secret government organization asks for his help, will he be able to control the animal inside, or will he give in to the perils of growing up werewolf?«

Ihr könnt das Buch selbstverständlich auf den gängigen Websites vorbestellen. Andrew würde sich darüber sicher sehr freuen. 😉
Ich weiß bereits, dass ich „The Perils of Growing Up Werewolf“ höchstwahrscheinlich als Vorab-Rezensionsexemplar erhalten werde. Seht ihr, das ist ein weiterer Punkt, der mich mein Leben als Buchbloggerin feiern lässt. Ich freue mich natürlich über die gratis Ausgabe, aber vor allem begeistert es mich, die Chance zu erhalten, einen Autor auf seinem Weg zur Berühmtheit begleiten zu können. Ich weiß, meine professionelle Beziehung zu Andrew Buckley ist im Augenblick noch jung, aber ich hoffe sehr, dass sich daraus eine langfristige Zusammenarbeit entwickelt. Das wäre wunderbar, weil ich ganz fest an Andrews Potential glaube und denke, dass er im Young Adult – Bereich eine vielversprechende Zukunft hat. Ich möchte dabei sein. Ich möchte miterleben, wie sein Traum wahr wird und meinen Teil dazu beitragen, ihn wahr werden zu lassen, so gering er auch sein mag. Ich möchte meinen Einfluss als Buchbloggerin nutzen, um etwas Gutes zu bewirken.
Wir können etwas bewirken. Wir sind mehr als die Literatur-Laien, die das Feuilleton in uns sieht, die sich eher für die schicke Foto-Inszenierung eines Buches interessieren, als für dessen Inhalt. Wir haben Macht, wir haben Einfluss. Im Vergleich zu der Verlagsmaschinerie ist dieser sicher überschaubar, aber wenn wir nur eine_n einzige_n unserer Follower davon überzeugen können, ein bestimmtes Buch zu kaufen und den Autor oder die Autorin so unterstützen, haben wir bereits etwas erreicht. Es ist vollkommen irrelevant, ob es sich dabei um anspruchsvolle Literatur handelt oder um leichte Kost, weil Lesen keine Tabus kennt. Wir lesen, was uns gefällt und unsere Auswahl ist über jeden Zweifel erhaben, wie bei allen anderen Leser_innen auch. Niemand hat das Recht, uns vorzuschreiben, welche Autor_innen wir hypen, lieben, ablehnen oder verteufeln. Ich für meinen Teil hasse Kafka. Ich werde kein einziges weiteres Buch von ihm lesen, obwohl er quasi ein deutsches Heiligtum ist. Macht mich das zu einer Kulturbanausin? Ich finde nicht, denn sollte der Spaß beim Lesen nicht stets im Vordergrund stehen? Ich habe keinen Spaß mit Kafka. Dafür habe ich eine Menge Spaß mit Andrew Buckley und deshalb habe ich keine Gewissensbisse dabei, seine Bücher hier so schamlos anzupreisen.
Lasst euch nicht verunsichern. Lest, was euch gefällt. Rezensiert, was euch gefällt. Rezensiert, wie es euch gefällt. Wenn euch stylishe Instagram-Fotos eurer Bücher wichtig sind, bitte, dekoriert eure Bücher mit Stiften, Perlenketten, Lesezeichen und sorgt für das perfekte Licht. Wer will es euch verbieten? Redakteure beim Feuilleton? Ach bitte. Buchblogger_in zu sein ist schließlich kein Beruf, zumindest nicht in den meisten Fällen. Es ist ein Hobby, eine Leidenschaft. Es gibt keine Regeln, keine Vorschriften, keine Deadlines, keine Chefredakteure, die uns im Nacken sitzen. Wir sind privilegiert, weil wir wirklich lieben, was wir tun. Da ist der Vorwurf, wir wären seichte Laien, obsolet, weil wir gar nichts anderes sein wollen, oder sehe ich das falsch? Wir schaffen uns unsere eigenen Plattformen und sind deshalb qualifiziert, über Bücher zu urteilen, weil wir sie lesen. Wer damit ein Problem hat, kann gern das Feuilleton zu Rate ziehen, statt eine Blogadresse in den Browser einzutippen. Wer es trotzdem tut – selbst schuld.
Das dritte freudige Ereignis des gestrigen Tages bestätigt den letzten Absatz meiner Ansicht nach zweifellos. Ich schreibe Rezensionen, weil ich es gern tue. Nicht, weil ich dadurch kostenlose Bücher bekomme, oder weil ich mich für eine Literaturkritikerin halte. Es macht mir Spaß und ermöglicht mir eine viel intensivere Auseinandersetzung mit den gelesenen Büchern. Ich verfolge nur ein einziges Ziel: ich möchte anderen Leser_innen bei ihrer Lektüreauswahl helfen. Natürlich stehe ich – wie wir alle – auf Likes und Kommentare; eine veröffentlichte Rezension ohne Likes würde mich vermutlich sehr frustrieren. Aber ich würde mir niemals anmaßen, anzunehmen, dass meine Texte außerhalb der Bloggersphäre beachtet werden. Schon gar nicht hätte ich jemals angenommen, dass eine meiner Rezensionen ein Schwergewicht der High Fantasy erreicht.
Sicherlich kennt ihr Ping-Back-Benachrichtigungen; wird einer eurer Beiträge fremd-verlinkt, meldet euch das euer Bloganbieter. Ich kann es bei Blogger und anderen Hostern natürlich nicht mit Sicherheit sagen, aber bei WordPress muss ich den Ping-Back sogar genehmigen. Gestern erhielt ich eine Ping-Back-Benachrichtigung für meine Rezension zu „The Daylight War“ von Peter V. Brett. Ich habe mir nichts dabei gedacht, es kommt schon mal vor, dass ich woanders verlinkt werde. Große Augen machte ich erst, als ich las, wo ich verlinkt worden war: auf der Website des Autors. Ich wurde bei Peter V. Brett verlinkt! Auf seiner eigenen Website! Ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich habe das immer noch nicht so richtig verdaut. Peter V. Brett, hochgradig erfolgreicher Autor des weltweit gefeierten, millionenfach verkauften „Demon Cycle“ hat meine Rezension ausgewählt, um sie auf seine Website zu bringen! Woooohooooo! Ich habe einen Screenshot gemacht, um es zu beweisen, schaut her:
peter v brett website
Scheinbar hat er sich meine Ergüsse sogar übersetzt und sie gelesen, denn sonst wäre er wohl kaum in der Lage gewesen, einen meiner Schlusssätze zu zitieren. Das ist so eine Ehre, ich könnte im Dreieck hüpfen. Wie ein Ritterschlag. Ich bin unfassbar stolz. Wer ist jetzt der schale Literatur-Laie, hm? Meine Rezension hat es auf seine Website geschafft, nicht die eines Feuilleton-Redakteurs. Von wegen, wir hätten keine Ahnung und so. Für einen Weltstar der Fantasy-Literatur hat meine Laien-Meinung ganz offensichtlich ausgereicht. Ja, ich gestehe, ich bin gerade ein bisschen gehässig. Na und? Es sei mir gegönnt. In your face!
Oh, ich höre sie schon, diese Verlinkung ist nicht aussagekräftig, weil Fantasy ja sowieso nur ein Genre für Spinner und Nerds ist, über Anspruch und kulturellen Mehrwert braucht man da gar nicht zu diskutieren. Aber das tangiert mich gelinde gesagt peripher. Für mich ist es extrem wichtig und bedeutsam. Meine Rezension hat Peter V. Brett erreicht. Er weiß jetzt, was ich über „The Daylight War“ denke und wie ich die Lektüre empfand. Ich habe etwas bewirkt.
Es ist einfach wundervoll, Buchbloggerin zu sein. Es ist fabelhaft. Es macht mich glücklich. Vielen Dank an Dr. Johannes Ulbricht, Andrew Buckley und Peter V. Brett, weil sie mich wieder einmal daran erinnert haben. Ich hoffe, dass ich auch euch noch einmal aufzeigen konnte, warum Buchbloggen dermaßen befriedigend, erfüllend und großartig ist, vollkommen egal, wie oft wir kritisiert und belächelt werden. Wir tun, was wir lieben, wie es uns gefällt. Manchmal ist ein phänomenaler Tag alles, was man braucht, um zu schätzen, wer und was man ist.
Alles Liebe,
Elli  <3

Bewerte diesen Beitrag!