Heute ist richtig was los auf meinem Blog, das ist heute schon mein dritter Beitrag. :D Während die letzten beiden Posts erfreuliche Themen besprachen, möchte ich mich nun den ernsten Dingen des Lebens widmen. Ich danke Annika von kathrinsbooklove (Update 2021: Leider ist der Beitrag mittlerweile offline), dass sie mich dazu inspiriert und aufgeklärt hat.
Offenbar ist dieses Wochenende (während ich Bücher in das neue Regal einsortiert habe) eine Erschütterung durch die Buch-BloggerInnen-Welt gegangen. Ein paar meiner lieben KollegInnen mussten einsehen, dass sie sich manchmal nicht besser verhalten als der Rest der weiten Internet-Community.
Es ging um den neuen Blog Die ehrliche Rezensentin und ihren ersten Post, den ihr HIER einsehen könnt. Anscheinend hat dieser Beitrag einen Shitstorm (was für ein blödes Wort) auf Twitter ausgelöst. Viele Buch-BloggerInnen fühlten sich auf den Schlips getreten und haben der Autorin so richtig Feuer unterm Hintern gemacht. Und das nur, weil sie schrieb, sie fände, dass viele Rezensionen zu nett sind. Einen Tag später stellte sich dann heraus, dass hinter dem Blog eine bereits bekannte Persönlichkeit der Szene steckte: Antonie von Die fabelhafte Welt der Bücher. Es war ein Experiment, ein Experiment, das grandios gescheitert ist, wie ihr HIER lesen könnt.
So viel zur Hintergrundgeschichte. Ich möchte dazu nun ein paar Worte sagen, obwohl die Ereignisse an sich völlig an mir vorbei gegangen sind. Ich finde, dass man sowas nicht einfach unkommentiert lassen darf. Denn es ist meiner Meinung nach keine spezielle Erfahrung, sondern nur das Symptom eines größeren Phänomens.
Was da passiert ist, ist ein Ausdruck dessen, wie wir uns im Internet verhalten. Egal auf welcher Plattform, ob nun Blog, Forum oder Twitter. Was sind wir nur für hypersensible Memmen geworden? Ja, von mir aus, dann macht mich doch fertig aufgrund meiner Wortwahl. Aber wartet damit bitte bis zum Ende des Posts. Ich nehme mich da nämlich nicht aus. Auch ich bin extrem empfindlich, wenn ich Kritik im Internet lese. Als ich den Post von Die ehrliche Rezensentin las, schaltete auch mein Inneres direkt in die Defensive. „Meine Rezensionen sollen zu unehrlich sein??? Was bildet die sich ein???“, so dachte ich (in etwa).
Bis vor ein paar Monaten übermannten mich solche Gedanken auch jedes Mal, wenn ich Kritik auf meinem eigenen Blog las, die sich dann direkt an mich richtete. Ich beobachtete das an mir und ich schämte mich dafür. Denn was ist Kritik anderes als gut gemeinte Hilfe? Ich habe dann bewusst die Entscheidung getroffen, meine inneren Reaktionen besser zu kontrollieren. Wenn ich im Netz etwas veröffentliche, muss ich damit rechnen, dass nicht jede/r meine Beiträge für perfekt hält. Und wenn ich ehrlich bin, halte ja nicht mal ich selbst mein Geschreibsel für perfekt. Warum werde ich also wütend, wenn mir jemand das bestätigt, was ich sowieso schon denke und irgendwo weiß? Das heißt, ich haue mir nun einfach jedes Mal selbst auf die Finger, wenn ich merke, dass sich Empörung in mir breit machen will. „Stopp, fahr dich runter. Das ist NICHT böse gemeint“. Ist es so einfach? Ja, ist es.
In Bezug auf so allgemeine Kritik wie die von Die ehrliche Rezensentin ist es sogar noch einfacher. Sie hat mich nicht persönlich angesprochen. Vermutlich kennt sie meinen Blog nicht mal. Es gibt für mich daher absolut keinen Grund, ihre Worte persönlich zu nehmen und das Gefühl zu entwickeln, sie hätte mir ans Bein gepinkelt. Ich bin der Meinung, ihre Einschätzung trifft auf meine Rezensionen nicht zu. Sie mögen nicht perfekt sein, aber ehrlich sind sie. Ich schreibe prinzipiell auf, was mich stört. Ich muss nicht aus der Haut fahren, da ich meines Erachtens nach NICHT gemeint bin.
Zum wichtigsten aller Punkte an dieser Geschichte komme ich aber jetzt: angenommen, ich wäre der Meinung, dass Die ehrliche Rezensentin richtig liegt und meine Rezensionen etwas zu weichgespült sind. In welcher Welt ist es bitte eine logische Reaktion, meine Wut darüber an IHR auszulassen? Ist das denn ihre Schuld? Hat sie mir einen Revolver an die Schläfe gedrückt und mich gezwungen, einen Beitrag so und nicht anders zu schreiben? Selbstverständlich nicht. ICH bin Schuld. „Töte nicht den Boten“. Ich muss den Fehler nicht bei ihr suchen, sondern bei mir. Mir muss ich Vorwürfe machen, nicht ihr. Ja, vielleicht fühle ich mich durch ihre Worte in die Ecke gedrängt und habe das Bedürfnis, mich mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Doch so werde ich aus der Ecke nicht heraus kommen. Es gibt nur eine Person, die die Macht dazu hat, mich da rauszuholen: ich selbst. Statt also auszuflippen und wilde Beleidigungen ins Netz zu schmeißen, wäre es doch wesentlich rationaler, ein Zwiegespräch mit mir selbst zu führen und eine Lösung zu finden.
Ich mache mir etwas vor, wenn ich glaube, ich wäre wichtig genug, dass jemand mich persönlich verletzen will, weil ihm oder ihr etwas an meinem Blog nicht gefällt. Ich bin NICHT der Mittelpunkt der Gedankenwelt anderer.
Lange Rede, kurzer Sinn: sind wir denn alle so wenig kritikfähig? Wie wenig Selbstbewusstsein haben wir eigentlich und wie wichtig nehmen wir uns selbst? Entweder ich vertraue meinem Schaffen oder eben nicht. Und wenn nicht, dann sollte ich eine Möglichkeit finden, das zu ändern. Wenn ich hinter dem stehe, was ich schreibe, bringt mich doch eine kleine Kritik nicht aus dem Konzept.
Ich für meinen Teil arbeite daran, meine Reizschwelle wieder nach oben zu versetzen. Weil ich niemandem weh tun möchte, nur weil MEIN Ego angekratzt ist. Weil ich besser sein möchte als das. Ich möchte mit Kritik umgehen können. Es ist nicht immer leicht meine Gefühle zu kontrollieren, denn in meinem Blog steckt mein Herz und meine Seele, aber es ist sehr wohl leicht, die Kontrolle über meine Handlungen zu behalten.
Manchmal sollten wir vielleicht einfach die Finger von der Tastatur nehmen und kurz innehalten.
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Ein sehr schöner Beitrag.
Mitbekommen habe ich von der ganzen Sache auch nichts. Könnte daran liegen, dass ich ja eigentlich keine Buchbloggerin bin. Oder aber weil ich so etwas nie mitbekomme… Ich war auch in Schule immer die, die auf Aussagen wie „Hast du schon gehört? Die und der sind nicht mehr zusammen?!“ mit „Was die waren zusammen?“ regiert hat. Egal, ich schweife ab…
Kritikfähigkeit ist eine Eigenschaft die wirklich zu beneiden ist. Ich weiß, dass ich auch Probleme damit habe Kritik anzunehmen. Allzu häufig nehme ich sie persönlich.
ABER: Du hast Recht. Im Netz ist es vielleicht gar nicht immer persönlich gemeint. Wir müssen uns ja nicht jeden Schuh anziehen. Hat jemand unseren Namen genannt? Nein? Dann schei… drauf!
Als ich vor rund 3 Jahren das erste Mal einen Blog aufmachte, war der erste Kommentar, den ich bekam dieser: „Dein Leben? Hast du nicht etwas Interessanteres?“ Da war ich tatsächlich angegriffen. Trotzdem habe ich den Kommentar veröffentlicht. Und wo stehe ich heute. Ich blogge jetzt seit über einem Jahr regelmäßig, aber mittlerweile über 100 Follower. Was kümmert es mich da, dass es einem Idioten nicht gefallen hat?
LG
Sehr gut geschriebener Beitrag! Ich habe ein paar meiner Bewertungen extra noch einmal durchgelesen. „Böser“ will ich nicht sein. Da steht, was mir am Buch nicht gefällt, so ausgedrückt, dass ich mich nicht schämen muss, wenn der Autor selbst den Text liest. Und sowieso: Bekäme ich überhaupt mit, wenn über meinen Blog bei Twitter gelästert würde?
Lg Lara
Ich habe auch mal wieder nichts mitbekommen, äußere mich deshalb zu diesem Thema auch nicht, finde aber deinen Gedankenanstoß wie immer schön. Kritikfähigkeit ist echt so eine Sache, ich habe inzwischen schon einige Autoren erleben dürfen, die unwahrscheinlich gut und lässig mit der Kritik der Leser an ihrem Buch umgehen können und da ziehe ich meine Hut vor! Immerhin ist es jede Menge Arbeit und Mühe, die da investiert wurde und keiner mag es gerne, wenn seine Arbeit kritisiert wird, da man ja zumindest bei einem Buch davon ausgehen kann, dass der Autor mit seiner Arbeit zufrieden ist. Andererseits weiß ein Autor aber auch immer, dass sein Buch natürlich nicht allen Menschen gefallen kann und dass es auch immer negative Kritik geben wird. Hier kommt es dann vielleicht darauf an, ob sie gut begründet ist oder ob einfach drauf losgewettert wird. Liest sich zwar immer lustig, aber muss dennoch nachvollziehbar sein, sonst nützt das ja alles nix.
Vielleicht steht der Frage, wie kritikfähig man ist, die Frage gegenüber, wie dick das eigene Fell ist? Denn Du hast völlig recht, allgemein formulierte Kritik sorgt meist dafür, dass sich genau die angesprochen fühlen, die es gar nicht betrifft. Im Internet sehe ich persönlich immer die große Schwierigkeit, dass beim geschriebenen Wort der Tonfall fehlt und so auch einfach vieles bestimmt ganz anders rüberkommt, als es ursprünglich gemeint war.
Kritik und die Fähigkeit, mit Kritik adäquat umzugehen, haben sich in den Jahren, seit es das www gibt, entscheidend verändert. Das hat seine Ursache ganz einfach darin, dass jeder heute jeden kritisieren kann, ohne ihm dabei ins Gesicht sehen zu müssen. Das hat bedauerlicherweise in vielen Fällen dazu geführt, dass Kritik nicht mehr sachbezogen geäußert wird sondern gern auch unter der Gürtellinie angesetzt wird. Dadurch fühlt sich der Kritisierte häufig vollkommen außer Gefecht gesetzt und wehrlos.
Falls Appelle noch etwas bewirken: Denkt nach, bevor ihr eure Finger auf die Tastatur einhauen lasst!