Montagsfrage: Guter Schreibstil, schlechter Schreibstil?
Hallo ihr Lieben :)
Ich habe gute Neuigkeiten: Ich habe es tatsächlich geschafft, meinen Jahresrückblick 2021 fertigzustellen! Die Einpflege hätte mich beinahe in den Wahnsinn getrieben, doch am Ende habe ich WordPress besiegt. Kein CMS kriegt mich klein! Denkt euch ein maskulines Grunzgeräusch dazu. Der Rückblick wird morgen online gehen, schaut gern vorbei, wenn euch interessiert, wie mein vergangenes Lesejahr verlief. Wie immer gibt es haufenweise Diagramme, umfangreiche Analysen und einige Anekdoten aus meinen Lektüreerfahrungen.
Tja und danach? Danach darf hier endlich wieder Normalität einziehen. Leute … Ich habe beschlossen, wieder Rezensionen zu schreiben! Wooohooo! Es ist viel zu lange her. Ich vermisse es. Eigentlich wäre hier auf dem Blog nach dem Umzug noch so einiges zu tun, aber ich werde die Baustellen jetzt einfach mal eine Weile brachliegen lassen. Das hat alles Zeit. Ich will Bücher besprechen! Ich freue mich unglaublich darauf.
Zur Normalität auf dem wortmagieblog gehört natürlich auch die Montagsfrage. Wollen wir mal schauen, was von Sophia von Wordworld heute wissen möchte.
Was macht einen schlechten / guten Schreibstil für Euch aus und welche Autor_innen fallen Euch zur jeweiligen Kategorie ein?
Ach herrje, eine Grundsatzfrage. Die beanspruchen doch immer besonders viel Hirnschmalz. Nun gut, ich will trotzdem versuchen, sie zu beantworten.
Ein guter Schreibstil transportiert die Fantasie des Autors oder der Autorin. Er ist die Brücke zwischen ihrem Kopf und meinem Kopf. Je nach Schriftsteller_in, Situation, Thema und Genre funktioniert das mal besser und mal schlechter. Geschichten können in der Vorstellung der Autor_innen noch so spannend, aufregend, bewegend oder emotional sein – wenn sie es nicht schaffen, ihre Vorstellung so zu beschreiben, dass sie auch vor meinem inneren Auge entsteht, ist all das obsolet. Für mich ist das die Grundvoraussetzung, die jeder Schreibstil erfüllen sollte. Was nicht heißt, dass das immer der Fall ist.
Daraus folgt auch, dass der Schreibstil zur Geschichte passen muss. Ich denke, das ist es, was Sophia mit „Authentizität“ meint. Ein mittelalterlicher historischer Roman würde zum Beispiel stark darunter leiden, wenn der_die Autor_in eine allzu moderne Sprache einsetzen würde, um die Geschichte zu erzählen. Das würde die Glaubwürdigkeit und die Atmosphäre negativ beeinflussen.
Wirklich talentierte Autor_innen gehen jedoch noch einen Schritt weiter. Ihnen gelingt es, dass meine Vorstellungskraft mit ihrer Vorstellungskraft über den Schreibstil interagiert. Das klingt jetzt wahrscheinlich kryptisch, aber ich bin mir sicher, dass ihr alle schon mal erlebt habt, dass ihr exakt wusstet, was euch ein_e Schriftsteller_in sagen oder welches Bild er_sie vermitteln möchte, obwohl es nicht ausdrücklich im Text stand. Die besten Schreibstile stimulieren, sie beflügeln und machen mehr aus der Geschichte als eine bloße Aneinanderreihung von Worten. Steven Erikson und Joyce Carol Oates können das beispielsweise hervorragend.
Es fällt mir schwer, darüber hinaus konkrete Eigenschaften zu formulieren, die gegeben sein müssen, damit sich ein Schreibstil als „gut“ qualifiziert. Das Spektrum ist so breit, dass ich das Gefühl habe, am Ende kommt es immer auf den Einzelfall an. Nicht jeder gute Schreibstil muss poetisch sein. Nicht jeder gute Schreibstil muss eine Metaebene vermitteln. Nicht jeder gute Schreibstil muss stilistisch glatt geschliffen sein. Solange der Schreibstil nicht dazu führt, dass ich mich frage, was der_die Autor_in überhaupt ausdrücken will oder er die Integrität der Geschichte gefährdet, bin ich da sehr offen.
Vermutlich wünsche ich mir einfach, dass mich bereits der Schreibstil berührt, in welcher Form auch immer. Ich möchte spüren können, dass Autor_innen die Schönheit von Sprache begreifen und sie bewusst einsetzen. Wie genau das aussieht, ist jedoch eine individuelle Entscheidung, die von zu vielen Faktoren abhängig ist, um sie hier alle aufzuzählen.
Welche Eigenschaften machen für euch einen guten Schreibstil aus?
Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen optimistischen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️
Hey Elli,
auch wenn es tatsächlich ein bisschen kryptisch klingt, verstehe ich total was du mit der Interaktion der Vorstellungskraft meinst. Wenn man das Gefühl hat, dass Bilder, Gedanken oder Empfindungen direkt aus der Fantasie der AutorInnen in deinen eigenen Kopf gepflanzt werden, dann hat der Schreibstil Hand und Fuß.
Das mit den expliziten Kriterien ist natürlich ein bisschen schwierig, da ich dir auch zustimmen würde wenn du sagst, dass ein Sprachstil vor allem zur Geschichte passen und das demnach auch im Einzelfall bewertet werden muss. Mir ist beim Längeren Nachdenken aber aufgefallen, dass sich einige Qualitäten doch durch meine Lieblingsromane durchziehen und ich hinsichtlich Sprache wohl auch eine Art „Beuteschema“ entwickelt habe.
Liebe Grüße
Sophia
Hey Sophia,
puh, gut, ich hoffe ja immer, dass ich verstanden werde. :D
Ich finde das sehr erfreulich für dich, dass du dich selbst so gut kennst, dass du weißt, welche sprachlichen Eigenschaften dir gefallen und welche nicht. Ich wünschte, ich wäre da auch so konkret. ;)
Liebe Grüße,
Elli
Hi Elli,
das ist passend ausgedrückt, dass jeder Autor (auf seine ganz eigene Art) die Schönheit der Sprache begreifen und einsetzen muss …
Viele Grüße
Frank
Hey Frank,
ich konnte nicht anders, als am Ende doch noch mal ein bisschen poetisch zu werden. :D
Liebe Grüße,
Elli
Huhu,
stimmt. Fantasie muss natürlich auch da sein. Das der Schreibstil zur Geschichte passen muss finde ich auch.
Das klingt jetzt wahrscheinlich kryptisch, aber ich bin mir sicher, dass ihr alle schon mal erlebt habt, dass ihr exakt wusstet, was euch ein_e Schriftsteller_in sagen oder welches Bild er_sie vermitteln möchte, obwohl es nicht ausdrücklich im Text stand. Die besten Schreibstile stimulieren, sie beflügeln und machen mehr aus der Geschichte als eine bloße Aneinanderreihung von Worten. Steven Erikson und Joyce Carol Oates können das beispielsweise hervorragend. Zu poetisch mag ich auch nicht so. Da schalte ich ab.
LG Corly
Hallo^^
Ohja, mit dem Stichwort „poetisch“, da hast du mich an was erinnert. Und zwar, dass ich es absolut nicht leiden kann, wenn ein Autor oder eine Autorin versucht, den Roman sehr stark poetisch zu schreiben. Damit es klingt wie bei den alten Klassikern, also z.B. Faust. Während es bei Faust und Co ja normal ist, weil es halt zu der Zeit üblich war, wirkt es bei modernen Romanen einfach nur noch lächerlich. So künstlich hochgestochen und ach so wertvoll … ne danke, lass das mal lieber bleiben^^°
Bisher ist da jedes moderne Buch, dass das versucht hat, bei mir gnadenlos durchgefallen.
Lg,
Kira