Cover des Buches "Dust of Dreams" von Steven Erikson

Titel: „Dust of Dreams“

Reihe: The Malazan Book of the Fallen #9

Autor_in: Steven Erikson

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 1276 Seiten

Verlag: Tor

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0765348861

Genre: Fantasy > High Fantasy

Ausgelesen: 26.09.2022

Bewertung: ★★★★☆

Es ist dreieinhalb Jahre her, dass ich meine letzte Rezension zu Steven Eriksons Reihe „The Malazan Book of the Fallen“ bzw. „Das Spiel der Götter“ schrieb. Seitdem ist viel passiert. Ich habe die Reihe in der deutschen Übersetzung nach zahlreichen Veröffentlichungsverzögerungen abgebrochen, meine deutschen Bände verkauft und das gesamte Epos noch einmal auf Englisch erworben.

Ich musste daher entscheiden, ob ich alle Originalbände erneut rezensiere oder die bestehenden Rezensionen Gültigkeit behalten. Ich beschloss, mich nicht zu zwingen, die Bücher noch einmal zu besprechen und den Reread einfach zu genießen. Deshalb gibt es in meinen Rezensionen der Reihe nun einen Bruch. „Dust of Dreams“ ist der neunte, vorletzte Band – der erste, den ich nicht schon einmal auf Deutsch gelesen habe und der erste, den ich im Original rezensiere.

Etwa ein Jahrzehnt, nachdem ich den Auftakt „Die Gärten des Mondes“ zum allerersten Mal las, habe ich „The Malazan Book of the Fallen“ endlich fast abgeschlossen. Es fehlt nur noch das Finale, „The Crippled God“. Laut Steven Erikson ist „Dust of Dreams“ jedoch bereits Teil dieses Finales.

Im Vorwort des neunten Bandes schreibt er, dass dieser der erste Teil des abschließenden Kapitels in seiner Reihe ist. Obwohl er Cliffhanger bisher vermied (das stimmt, so unglaublich es klingt), sah er sich außer Stande, den finalen Band so weit zu kürzen, dass dieser in einer Ausgabe erscheinen konnte. Er musste den letzten Akt aufteilen. Deshalb warnt er davor, dass nicht alle Handlungsfäden in „Dust of Dreams“ aufgeklärt werden und bittet seine Leser_innen, geduldig zu sein.

Ach, Mr. Erikson. Geduld ist für Ihr Publikum doch keine Herausforderung mehr. Seit dem ersten Band vertrauen wir Ihnen, dass Sie uns irgendwann alles erklären. Noch ein bisschen länger zu warten ist an diesem Punkt ein geringer Preis dafür, endlich alle Antworten zu erhalten.

Die malazanische Invasion von Lether war ein voller Erfolg. Die Tiste Edur wurden vertrieben, der Goldene Herrscher besiegt. Der Leere Thron ist wieder besetzt. In Lether könnten sich die ausgestoßenen malazanischen Truppen als Befreier_innen eine neue Heimat aufbauen, fern des Zorns der Imperatrix. Doch Lether ist nicht der Grund, aus dem Mandata Tavore Paran mit ihren Knochenjägern ans andere Ende der Welt reiste. Ihr Ziel liegt noch weiter in der Fremde, hinter einer kargen Wüste, die nur als Ödnis bekannt ist – und sie ist fest entschlossen, ihre Armee hindurchzuführen.

Was weiß die Mandata, was ihre Streitkräfte nicht wissen? Ahnt sie, welche Mächte sich auf den Stammesgebieten längst vergessener Völker sammeln? Spürt sie, dass sich eine erneute Konvergenz anbahnt, die alles in den Schatten zu stellen droht, was sie im Reich der Sieben Städte erlebten? Riskiert sie ihrer aller Schicksal?

Wenn Staub lebendig wird, uralte Feinde aufeinanderprallen und das Tor des Todes neue Wächter hat, kann die Knochenjäger nur eines retten: Glaube.

Die malazanische Invasion von Lether war ein voller Erfolg. Die Tiste Edur wurden vertrieben, der Goldene Herrscher besiegt. Der Leere Thron ist wieder besetzt. In Lether könnten sich die ausgestoßenen malazanischen Truppen als Befreier_innen eine neue Heimat aufbauen, fern des Zorns der Imperatrix. Doch Lether ist nicht der Grund, aus dem Mandata Tavore Paran mit ihren Knochenjägern ans andere Ende der Welt reiste. Ihr Ziel liegt noch weiter in der Fremde, hinter einer kargen Wüste, die nur als Ödnis bekannt ist – und sie ist fest entschlossen, ihre Armee hindurchzuführen.

Was weiß die Mandata, was ihre Streitkräfte nicht wissen? Ahnt sie, welche Mächte sich auf den Stammesgebieten längst vergessener Völker sammeln? Spürt sie, dass sich eine erneute Konvergenz anbahnt, die alles in den Schatten zu stellen droht, was sie im Reich der Sieben Städte erlebten? Riskiert sie ihrer aller Schicksal?

Wenn Staub lebendig wird, uralte Feinde aufeinanderprallen und das Tor des Todes neue Wächter hat, kann die Knochenjäger nur eines retten: Glaube.

„Dust of Dreams“: Anstrengend – aber aus gutem Grund

Obwohl ich dank des Vorworts wusste, dass „Dust of Dreams“ nur der erste Teil des Finales von „The Malazan Book of the Fallen“ ist, bin ich die Lektüre nicht anders angegangen als bei allen vorherigen Bänden. Ich stürzte mich kopfüber hinein. Ich hätte gar nicht gewusst, wie ich es anders machen sollte, denn man weiß bei Steven Erikson sowieso nie, was zu erwarten ist.

Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass ich mich niemals darauf hätte vorbereiten können, was „Dust of Dreams“ für mich bereithielt. So sehr ich die Reihe liebe, so sehr ich Steven Erikson verehre – meine Güte, war das anstrengend. Mehr als je zuvor lebt dieser neunte Band von Andeutungen, Anspielungen und Szenen, die sich erst später erklären werden. Bedenkt man, dass Erikson ihn als Auftakt des Finales „The Crippled God“ betrachtet, ergibt das natürlich Sinn. Aber ich muss schon sagen, da verlangt er wirklich viel von seinen Leser_innen, die ja durchaus einiges von ihm gewöhnt sind.

Ich habe ewig für die 1.276 Seiten des Buches gebraucht, weil sich kein richtiger Lesefluss einstellen wollte. Durch häufige, teils unvermittelte Perspektivwechsel wurde ich immer wieder aus Szenen gerissen, in denen ich mich wohlfühlte, die ich verstand – nur, um mich plötzlich in Situationen wiederzufinden, die ich überhaupt nicht deuten konnte.

Ich vertraue Steven Erikson, ich weiß, dass er einem Plan folgt und alles, was ich jetzt nicht verstanden habe, sich früher oder später nahtlos ins Gesamtbild einfügen wird. Doch dieses Vertrauen konnte meine akute Leseerfahrung mit „Dust of Dreams“ kaum entlasten. Es war schwierig für mich, die Motivation zum Weiterlesen aufzubringen.

Ich habe in der Rezension zum achten Band „Toll the Hounds“ („Die Stadt des blauen Feuers“ & „Tod eines Gottes“) den Vergleich zu Claude Monet bemüht, um „The Malazan Book of the Fallen“ und Steven Eriksons schriftstellerische Techniken zu beschreiben. Möchten wir bei diesem Vergleich bleiben, fühlte sich „Dust of Dreams“ für mich an, als stünde ich viel zu dicht vor einem impressionistischen Gemälde.

Ich konnte Details erkennen, aber nicht, was sie zusammen darstellen sollten. Erst gegen Ende des Bandes erlaubte mir Steven Erikson, einen Schritt zurückzutreten und ein wenig Klarheit darüber zu gewinnen, wie die Details ineinandergreifen und miteinander interagieren, um die übergeordnete Handlung zu gestalten.

Das heißt selbstverständlich nicht, dass ich mich an den Details nicht erfreuen konnte. „Dust of Dreams“ bietet die übliche Mischung aus amüsanten, schicksalsträchtigen und tragischen Momenten, die ich seit Beginn der Reihe lobe. Ich habe über die kleinlichen Fehden und Streiche der Knochenjäger untereinander geschmunzelt, habe über unvorhersehbare Figurenduos gestaunt und unbehaglich geschluckt, als sich ein Volk durch ihr stures Beharren auf überholte Strukturen und den Unwillen zur Veränderung quasi selbst auslöscht.

Es energetisierte mich, dass eine Spezies in diesem Band Aufmerksamkeit erhält, deren Name bisher lediglich im Kontext alter Legenden genannt wurde, die als ausgestorben galt. Und ich rätselte natürlich über all die Kniffe und Wendungen, die Erikson in „Dust of Dreams“ eben noch nicht in einen Kontext setzt.

So erkenntnisarm die Lektüre für mich war, weil ich einfach noch nicht sehen kann, worauf der Autor hinauswill, eine entscheidende Offenbarung erlebte ich dann doch. Wisst ihr, ich habe immer ein wenig darüber gebrütet, warum Steven Erikson seine Leser_innen im zweiten Band „Deadhouse Gates“ („Das Reich der Sieben Städte“ & „Im Bann der Wüste“) Faust Coltaines Kette der Hunde begleiten lässt. Ich hatte lange das Gefühl, dass diese herzzerreißende, traumatische Episode losgelöst von der größeren Geschichte ist, ein singuläres Ereignis, das maximal lokale Konsequenzen hatte.

Ich habe mich geirrt. In „Dust of Dreams“ wurde mir bewusst, wie viel auf die Kette der Hunde zurückzuführen ist. Ohne sie würden die Knochenjäger gar nicht existieren. Weder als 14. Armee an sich noch als eingeschworene Truppe, die eine gemeinsame Identität ausbildeten. Sie wären nicht zusammengestellt worden, um die Rebellion des Wirbelwinds zu zerschlagen, sie wären nicht in den Feuern von Y’Ghatan wiedergeboren worden, sie wären nicht geächtet worden. Sie wären nicht nach Lether aufgebrochen. Und sie erhielten keine Unterstützung von denjenigen, die Coltaine (zurecht) als Helden verehren.

Ich habe begriffen, dass die Kette der Hunde einer der wichtigsten Katalysatoren in „The Malazan Book of the Fallen“ ist. Es war ein Schlüsselereignis. Das müsst ihr euch mal auf der Zunge zergehen lassen: Steven Erikson schilderte im zweiten Band einen Wendepunkt, dessen Tragweite mir erst im neunten Band gewahr wurde. So groß schreibt er, so vorausschauend und konsequent. Diese Momente sind es, für die sich die Lektüre der Reihe trotz aller Anstrengung und gelegentlicher Frustration lohnt.

Ich weiß nicht, wie „The Malazan Book of the Fallen“ enden wird. Nach „Dust of Dreams“ fühle ich mich kaum schlauer als vorher, weil sich beinahe jeder Aspekt der Handlung noch in der Schwebe befindet. Steven Erikson hat im Vorwort davor gewarnt. Ich denke, er wusste, dass der neunte Band für viele seiner Leser_innen schwer zu stemmen und ertragen sein würde. Mittlerweile hat er sich jedoch so viele Vorschusslorbeeren erarbeitet, dass ich gern gewillt bin, mich von der weitreichenden Ahnungslosigkeit, mit der ich „Dust of Dreams“ beendet habe, nicht entmutigen zu lassen. Erikson bekommt den Vertrauensvorschuss von mir. Ich freue mich auf „The Crippled God“.

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