Cover des Buches "Fight Club" von Chuck Palahniuk

Titel: „Fight Club“

Autor_in: Chuck Palahniuk

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 256 Seiten

Verlag: Goldmann

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3442542103

Genre: Thriller

Ausgelesen: 17.02.2014

Bewertung: ★★★★☆

Den Film „Fight Club“ mit Brad Pitt, Edward Norton und Helena Bonham Carter in den Hauptrollen hat vermutlich jeder schon einmal gesehen. Ich bilde da keine Ausnahme, ich habe mir den Streifen mittlerweile mindestens 10 Mal angeschaut. Werde ich gefragt, welcher mein Lieblingsfilm ist, fällt mir als erstes immer dieser ein.

Dass dieser Film aber nicht einfach nur vom Regisseur David Fincher und einem Drehbuchautoren entwickelt wurde, fand ich erst letztes Jahr heraus. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Chuck Palahniuk, der wiederum aus einer 7-seitigen Kurzgeschichte entstanden ist. Die Handlung des Romans kannte ich natürlich schon Großteils, denn obwohl Buch und Film nicht identisch sind, bewegten sich die Filmemacher doch sehr dicht an der Vorlage.

Er führt ein portioniertes, zielloses und rein materialistisch bestimmtes Leben. Seine einzige Ausflucht sind Selbsthilfegruppen tödlich erkrankter Menschen; sie sind der einzige Ort, an dem er sich fallen lassen kann und sich lebendig fühlt, obwohl er selbst gesund ist – nur die Schlaflosigkeit plagt ihn. Bis zu dem Tag, an dem er Tyler Durden begegnet, der sich selbst als kompromisslosen Rebellen am Rande der Gesellschaft sieht.

Gemeinsam erschaffen sie den Fight Club; ein Club, in dem sich Männer hemmungslos prügeln können. Doch Tyler will mehr. Aus dem Fight Club wird das Projekt Chaos und er findet sich plötzlich in einem gefährlichen Guerillakrieg wieder, mit dem ihn mehr verbindet, als er selbst ahnt. Kann er Tyler die Kontrolle entreißen und zur Normalität zurückkehren

Er führt ein portioniertes, zielloses und rein materialistisch bestimmtes Leben. Seine einzige Ausflucht sind Selbsthilfegruppen tödlich erkrankter Menschen; sie sind der einzige Ort, an dem er sich fallen lassen kann und sich lebendig fühlt, obwohl er selbst gesund ist – nur die Schlaflosigkeit plagt ihn. Bis zu dem Tag, an dem er Tyler Durden begegnet, der sich selbst als kompromisslosen Rebellen am Rande der Gesellschaft sieht.

Gemeinsam erschaffen sie den Fight Club; ein Club, in dem sich Männer hemmungslos prügeln können. Doch Tyler will mehr. Aus dem Fight Club wird das Projekt Chaos und er findet sich plötzlich in einem gefährlichen Guerillakrieg wieder, mit dem ihn mehr verbindet, als er selbst ahnt. Kann er Tyler die Kontrolle entreißen und zur Normalität zurückkehren?

„Fight Club“: Die Rache der Jedermanns

„Fight Club“ ist eine wirklich großartige Kritik an unserer heutigen Gesellschaft. Chuck Palahniuk spielt mit seinen Leser_innen ein Spiel, das „Was wäre wenn?“ heißt: Was wäre, wenn all die jungen Männer, die niemals eine wahre Chance auf Erfolg und Glück hatten, sich gegen die Gesellschaft wendeten? Was wäre, wenn die Tellerwäscher, Klempner und Poolreiniger dieser Welt entscheiden würden, sich an der Gesellschaft zu rächen?

Palahniuk stellt die Wut einer verlorenen Generation zur Schau, deren einziger Lebensinhalt aus Konsum besteht. Sie haben nichts, woran es sich zu glauben lohnt; nichts, worauf sie hoffen könnten und nichts, was ihrem Leben einen Sinn gibt. Und sie sind viele. Was bleibt, wenn alle Verfeinerungen des Lebens keine Erfüllung beinhalten?

In Person des Tyler Durden präsentiert der Autor eine Antwort, die schlichter nicht sein könnte: Zerstörung. Zerstörung ist der rote Faden des Romans. Allumfassende, totale Zerstörung, die sich bis auf die Persönlichkeit des Protagonisten ausweitet, der gleichzeitig den Erzähler der Geschichte verkörpert. Ein hochinteressantes Detail desselbigen ist, dass er die ganze Zeit über für die Leser_innen anonym bleibt.

Es ist seine Geschichte, doch weder wird sein Name offenbart, noch wird sein Äußeres beschrieben. Er könnte jedermann sein. In meinen Augen wollte Chuck Palahniuk genau dieses Phänomen erreichen; der Protagonist ist im Grunde ein Stellvertreter. Er verkörpert ein Schicksal, das jedem kleinen Angestellten passieren könnte. Tyler hingegen ist der Katalysator für die Unzufriedenheit des Protagonisten. Er lenkt dessen Wut in anarchistische Bahnen und richtet sie gegen diejenigen, die es seines Erachtens nach verdienen. Ihre Abhängigkeitsbeziehung zu einander verdeutlicht auch, dass „Fight Club“ beide Figuren braucht, um als Geschichte zu funktionieren.

Im Vorwort meiner Ausgabe gibt der Autor seinem eigenen Roman darüber hinaus noch eine weitere Ebene; er charakterisiert „Fight Club“ als Dreiecks-Liebesgeschichte. Die dafür notwendige dritte Figur ist die morbide Marla Singer. Es ist wahr, dass zwischen den drei Hauptcharakteren eine regelrecht Shakespeare’sche Dreiecksbeziehung besteht: Der Protagonist will Tyler, Tyler will Marla und Marla will den Protagonisten.

Ich halte es jedoch für ein wenig euphemistisch, „Fight Club“ deswegen als Liebesroman zu bezeichnen. Für mich fand der mehr oder minder romantische Aspekt des Buches ausschließlich am Rande statt. Ich will jedoch nicht bezweifeln, dass „Fight Club“ die Möglichkeit bietet, auf verschiedene Arten (auch von derselben Person) gelesen zu werden. Wenn sich der Blickwinkel während des Lesens verschiebt, tritt die Romanze vielleicht in den Vordergrund.

Abschließend möchte ich noch anmerken, dass ich vermute, dass das Buch oft überinterpretiert wird und viele Leser glauben, sie müssten jeden Satz einzeln auseinander nehmen. Das ist nicht nötig meines Erachtens nach. Ich denke, man wird dem Autor damit nicht gerecht. Chuck Palahniuk ist durch seine knackige, scharfe Erzählweise in der Lage, sehr deutlich zu machen, wann der Leser über seine Worte nachdenken sollte und wann er das Gelesene als das akzeptieren sollte, was es ist. Ein Pinguin bleibt eben ein Pinguin, nicht mehr und nicht weniger.

Ich möchte das Buch wärmstens allen empfehlen, die zynische, beißende Gesellschaftskritik mögen und kein Problem damit haben, auch einmal selbst in den Spiegel zu blicken.

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