Cover des Buches "Der Luzifer-Plan" von Jens Lossau und Jens Schumacher

Titel: „Der Luzifer-Plan“

Reihe: SK 66 #2

Autor_in: Jens Losau & Jens Schumacher

Format: Hardcover

Seitenzahl: 286 Seiten

Verlag: Societäts Verlag

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 379730837X

Genre: Thriller > Mystery

Ausgelesen: 23.09.2020

Bewertung: ★★★☆☆

Das Autorenduo Jens Lossau und Jens Schumacher kennt ihr von meinem Blog durch ihre humoristische Fantasy-Krimi-Reihe „Die Fälle des IAIT“. Doch bevor sie Jorge den Troll und Meister Hippolit zum Leben erweckten, stellten sie der Welt ein anderes investigatives Duo vor: Frank Passfeller und Tillmann Grosch.

Ihre mystisch angehauchten Ermittlungen im Auftrag einer geheimen BKA-Sondereinheit sind im Rahmen der (bisher) vierbändigen Reihe „SK 66“ erschienen. „Der Luzifer-Plan“ ist der zweite Band, den ich vor langer Zeit auf meine Wunschliste setzte, ohne zu wissen, dass er zu einer Reihe gehört. Als ich es herausfand, beschloss ich, den Quereinstieg trotzdem zu wagen, weil mich „Der Luzifer-Plan“ mehr interessierte als der erste Band „Der Schädeltypograph“. Denn darin geht es um eine Figur, die mich seit jeher fasziniert: Den Teufel.

Zeug_innen berichten, der Mann sei geschwebt und durch das Feuer gegangen. Um ihn herum regneten die Scherben und Splitter der explodierten Chagall-Fenster in der Mainzer Stephanskirche herab. Das Überwachungsvideo einer Einzelzelle in der psychiatrischen Rheinhessen-Fachklinik zeigt denselben Mann, anatomisch unmöglich verrenkt, seine Augen eine Masse aus brodelndem Schwarz. Der Mann heißt Leśzek Bukow. Er behauptet, der Teufel zu sein.

Frank Passfeller und Tillmann Grosch der geheimen SK 66 haben zu viel erlebt, um jeden dahergelaufenen Spinner ernst zu nehmen, der sich für den Satan hält. Aber sogar die Sonderkommissare müssen zugeben, dass Bukow eine überzeugende Show abliefert. Als dieser ungesehen aus seiner verschlossenen Zelle verschwindet und in der Region der Wahnsinn um sich greift, ist ihr Spürsinn geweckt. Sie müssen Bukow einfangen. Ob er nun der Leibhaftige ist oder nicht, was auch immer er vorhat – menschenfreundlich sind seine Pläne nicht.

Zeug_innen berichten, der Mann sei geschwebt und durch das Feuer gegangen. Um ihn herum regneten die Scherben und Splitter der explodierten Chagall-Fenster in der Mainzer Stephanskirche herab. Das Überwachungsvideo einer Einzelzelle in der psychiatrischen Rheinhessen-Fachklinik zeigt denselben Mann, anatomisch unmöglich verrenkt, seine Augen eine Masse aus brodelndem Schwarz. Der Mann heißt Leśzek Bukow. Er behauptet, der Teufel zu sein.

Frank Passfeller und Tillmann Grosch der geheimen SK 66 haben zu viel erlebt, um jeden dahergelaufenen Spinner ernst zu nehmen, der sich für den Satan hält. Aber sogar die Sonderkommissare müssen zugeben, dass Bukow eine überzeugende Show abliefert. Als dieser ungesehen aus seiner verschlossenen Zelle verschwindet und in der Region der Wahnsinn um sich greift, ist ihr Spürsinn geweckt. Sie müssen Bukow einfangen. Ob er nun der Leibhaftige ist oder nicht, was auch immer er vorhat – menschenfreundlich sind seine Pläne nicht.

„Der Luzifer-Plan“: Der Teufel steckt in den Implikationen

Im Verlauf der Historie glaubten viele Menschen, der Teufel höchstpersönlich oder vom Teufel besessen zu sein. Aus unserer modernen, aufgeklärten Perspektive heraus sortieren wir solche Behauptungen in die Kategorie „Ein Fall für die Psychiatrie“ und denken nicht weiter darüber nach. Dabei ist die Vorstellung, dass sich ein durchschnittlicher, komplett unauffälliger Mann tatsächlich als die Reinkarnation des Satans entpuppt, eigentlich ziemlich beängstigend. Mit dieser Idee spielen Jens Lossau und Jens Schumacher in „Der Luzifer-Plan“.

Leider hatte das Autorenduo offenbar kein Interesse daran, das furchteinflößende Potenzial dieses Gedankenspiels zu untersuchen. Der mystische Thriller bietet einige effektvolle, unheimliche Szenen, die daran zweifeln lassen, dass Leśzek Bukow lediglich ein verwirrter Psychiatrieinsasse ist, aber den Elefanten im Raum übergehen sie erfolgreich.

Der Elefant im Raum, das ist meiner Meinung nach die Frage, inwiefern die wahrhaftige Existenz des Teufels unser modernes, aufgeklärtes Weltbild erschüttern würde. Aus meiner Sicht sind es nicht die übernatürlichen Taschenspielertricks, die dem Teufel nachgesagt werden und die Lossau und Schumacher in „Der Luzifer-Plan“ ebenfalls thematisieren, die den Gruselfaktor dieser Möglichkeit ausmachen. Es sind die Implikationen. Gibt es den Teufel, wen gibt es dann noch? Gott? Engel? Dämonen? Die beiden Autoren klammern die philosophische Ebene ihres Falls weitgehend aus, was wohl einerseits daran liegt, dass sie einen realistischen Dreh priorisierten und andererseits dem Ermittlerduo zuzuschreiben ist.

Passfeller und Grosch sind dermaßen skurril, dass sie die Ereignisse – vermutlich nicht gänzlich ungewollt – völlig dominieren. Es ist sehr deutlich, dass sie denselben Hirnen entsprungen sind, die später Jorge und Meister Hippolit ersannen. Die Beziehung der beiden Sonderkommissare kennzeichnet eine sehr ähnliche Dynamik, inklusive des Humors. Für meinen Geschmack ist dieser etwas zu dick aufgetragen. Ich fand es oft schwierig, die Ernsthaftigkeit des Falls hinter den spritzigen, ironischen Dialogen für voll zu nehmen. Natürlich ist ihr Humor ein Aspekt, der Lossau und Schumacher auszeichnet, dieses Ausmaß habe ich in einem eher realistischen Thriller wie „Der Luzifer-Plan“ jedoch nicht erwartet.

Dennoch gelang es mir, Passfeller und Grosch als komische Käuze zu akzeptieren und mich auf ihren bizarren Ermittlungsstil einzulassen. Im Zuge der Aufklärung stellt sich der Fall als recht komplizierter Plan heraus, der meiner Einschätzung nach unwahrscheinlich, aber nicht gänzlich unmöglich ist und einige beunruhigende Fragen aufwirft. Am Ende ergibt alles einen Sinn und fügt sich in ein rundes Gesamtszenario – trotz der diabolischen Referenzen.

Für mich war „Der Luzifer-Plan“ eher unterhaltsam als mitreißend. Ich klebte nicht an den Seiten und empfand keine Dringlichkeit, unbedingt herausfinden zu müssen, was vor sich geht, doch interessant ist das Buch auf jeden Fall. Besonders die vielen Fakten über die Figur des Teufels fand ich sehr spannend; von mir aus hätten Jens Lossau und Jens Schumacher gern tiefer ins Detail gehen können.

Miträtseln konnte ich allerdings nicht, weil ich zu abgelenkt von der geballten Skurrilität des Ermittlerduos Passfeller und Grosch war. Diese beeinflusste meine Wahrnehmung des Falls nicht ausschließlich positiv, führte jedoch zweifellos zu einigen unnachahmlich satirischen Momenten. Eine Szene, in der die beiden während einer Runde Minigolf in jedem zweiten Satz Teufelsanspielungen und Sprichwörter unterbringen, amüsierte mich köstlich. Auch die Darstellung der Provinzpolizei, mit der sie zwangsläufig zusammenarbeiten, entlockte mir das eine oder andere Schmunzeln, obwohl ich es fast unfair fand, wie unfähig die Polizist_innen erscheinen.

Insgesamt kann ich „Der Luzifer-Plan“ daher als mystischen Thriller mit regionalem Einschlag an Leser_innen empfehlen, die ihre Spannungsliteratur humoristisch gefärbt mögen. Wenn es jemand mit dem Teufel aufnehmen kann, dann Passfeller und Grosch.

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