Veronica Roth – Divergent

Cover des Buches "Divergent" von Veronica Roth

Reihe: Divergent #1

Autor_in: Veronica Roth

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 487 Seiten

Verlag: Katherine Tegen Books

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0062024035

Genre: Science-Fiction > Dystopie > Young Adult

Ausgelesen: 14.04.2014

Bewertung: ★★★★☆

„Divergent“ ist der erste Band einer Dystopie – Trilogie, in deren Mittelpunkt die Jugendliche Beatrice / Tris steht. An ihrem 16. Geburtstag muss sie sich entscheiden, welche Werte ihr Leben in Zukunft bestimmen sollen. Dafür absolviert sie einen Test, der festlegen soll, mit welcher der fünf Fraktionen, in die die Gesellschaft unterteilt ist, sie am ehesten konform geht: Dauntless, Abnegation, Candor, Erudite oder Amity. Doch Tris‘ Testergebnis ist nicht eindeutig; es stellt sich heraus, dass sie „divergent“ ist. Sie wird davor gewarnt, dieses Resultat jemals jemandem mitzuteilen und entscheidet sich für einen Fraktionswechsel. Sie wird eine Initiantin der Dauntless und verlässt ihre Abnegation – Familie. In ihrer neuen Fraktion muss Tris nun drei Phasen der Initiation durchlaufen, an deren Ende sie entweder zu einem vollwertigen Mitglied wird oder fraktionslos ist. Während sie mit der Überwindung ihrer Ängste kämpft, findet sie heraus, dass hinter der Tatsache, dass sie „divergent“ ist, mehr steckt, als sie dachte. Ein gefährliches Geheimnis umringt diese Eigenschaft, das scheinbar mit den politischen Beziehungen zwischen den Fraktionen zusammenhängt. Tris versucht das Rätsel zu lösen und deckt dabei eine haarsträubende Intrige auf.

Was mir als Erstes in „Divergent“ auffiel, war, dass die Geschichte dieser Trilogie wohl von Anfang an auf mehrere Bände ausgelegt war. Veronica Roth lässt sich dementsprechend im ersten Band viel Zeit, bevor die Handlung wirklich Fahrt aufnimmt. In einem angenehm ruhigen Erzählstil vermittelt sie ihren LeserInnen erst einmal einen Eindruck von Tris‘ Charakter und den Umständen in den Fraktionen, wobei die Dauntless natürlich im Fokus stehen. Mir gefiel das sehr gut, obwohl es ein wenig Geduld und Vertrauen erfordert, für die ich meiner Meinung nach aber belohnt wurde, denn in der zweiten Hälfte des Buches steigt der Spannungsbogen rasant an.

Die Idee der Fraktionen an sich fand ich sehr interessant; ich habe jedoch eine Weile gebraucht, um eine Theorie zu entwickeln, die den Gedanken hinter diesem System möglicherweise erklären kann. Ich glaube, Veronica Roth wollte durch die Fraktionen verdeutlichen, wie sehr Menschen dazu neigen, zu kategorisieren und wie unsinnig diese Tendenz im Grunde ist, da Menschen oft viel facettenreicher und vielschichtiger sind, als dass ein System wie das des „Divergent“ – Universums es erfassen könnte.

Dafür spricht unter anderem auch Tris‘ Entwicklung, denn sie erkennt im Laufe ihrer Erfahrungen bei den Dauntless, dass Mut, Intelligenz, Ehrlichkeit, Freundschaft und Selbstlosigkeit viel dichter bei einander liegen, als es ihr beigebracht wurde und dass keiner dieser Werte einen anderen ausschließt. Ihr eigener Status als „divergent“ ist in diesem Sinne eine Kritik am gesamten herrschenden Gesellschaftssystem in der Trilogie, denn sie führt den Anspruch der Kategorisierung ad absurdum.

So sehr mir die Idee der Fraktionen gefällt, kritisieren muss ich trotzdem die Erklärung, warum diese sich überhaupt gebildet haben. Laut dieser ging es den Fraktionen darum, die eine Eigenschaft zu bekämpfen, die sie jeweils als Geißel der Menschheit ansehen. Bei Dauntless ist das beispielsweise Feigheit, bei Abnegation Egoismus. Das ist in meinen Augen unlogisch. Eine zwangsmäßige Arbeitsaufteilung, aus der sich fraktionstypische Werte entwickelt hätten, wäre wesentlich überzeugender. Insgesamt bin ich noch nicht zufrieden mit den Hintergründen von Roth‘ Dystopie. Bisher fehlt jegliche Erläuterung, wie es zu den aktuellen Umständen kam; ich bin jedoch zuversichtlich, dass diese noch folgt.

Bei „Divergent“ handelt es sich im Untergenre um einen Vertreter der Young Adult Literatur, es ist daher nicht verwunderlich, dass die Charaktere leicht stereotype Eigenschaften und Verhaltensweisen aufweisen. Ich finde jedoch, dass Roth sich erfolgreich bemüht hat, diese nicht zu klischeehaft werden zu lassen, indem sie sie mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. Unvermeidlich war sicher auch die Liebesgeschichte zwischen Tris‘ und Four; ich muss hier aber gestehen, dass ich diese Form jugendlicher Romantik wirklich mag, weil sie so unschuldig und rein ist.

„Divergent“ ist meines Erachtens nach ein starker Start in eine spannende Dystopie – Trilogie, die neben bereits bekannten Elementen einige neue Ideen aufweist. Ich hoffe darauf, dass im Laufe der nächsten beiden Bände offene Fragen geklärt werden; vor allem, was es mit der Eigenschaft „divergent“ wirklich auf sich hat, denn bis jetzt erscheint mir Roth‘ Auslegung unvollständig.

Ich denke, „Divergent“ ist eine Lektüre für LeserInnen, die sowohl Dystopien als auch Young Adult Literatur mögen und ein wenig Geduld aufbringen können, da nicht alle losen Fäden sofort zusammen geführt werden.

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