Veronica Roth – Allegiant

Cover des Buches "Allegiant" von Veronica Roth

Reihe: Divergent #3

Autor_in: Veronica Roth

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 526 Seiten

Verlag: Katherine Tegen Books

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0062287338

Genre: Science-Fiction > Dystopie > Young Adult

Ausgelesen: 21.04.2014

Bewertung: ★★★★☆

Das Ende einer guten Reihe oder Trilogie ist für mich immer eine recht emotionale Angelegenheit. Ein angemessener Abschluss ist essentiell wichtig, um lieb gewonnene Charaktere befriedigt verlassen zu können, doch selbst dann fällt mir das in der Regel ziemlich schwer, weil ich mich oft stark mit den Figuren identifiziere. Im Fall der Divergent – Trilogie hoffte ich daher, dass noch alle offenen Fragen geklärt werden und die Figuren eine echte Chance auf ein friedliches Leben bekommen.

Das Finale „Allegiant“ beginnt kurz nach der Veröffentlichung des Edith Prior – Videos: Evelyn und die Fraktionslosen haben die Stadt übernommen und das Fraktionssystem abgeschafft. Doch was in der Theorie Freiheit bedeuten sollte, bedeutet nun in der Praxis Zwang. Evelyn führt die Gesellschaft mit harter Hand und bestraft schonungslos jedes Anzeichen von Sympathie mit dem ehemaligen System. Darüber hinaus weigert sie sich, die Anweisungen Edith Priors umzusetzen; niemand darf die eingezäunte Stadt verlassen. Doch Tris, Tobias und ihre Freunde wollen das nicht hinnehmen und schließen sich der Rebellengruppe Allegiant an, die sowohl das Fraktionssystem wiederherstellen und Evelyn stürzen als auch die Welt außerhalb der Stadt erkunden will. In einer abenteuerlichen Flucht gelingt es ihnen, die Grenze zu überwinden. Außerhalb der Stadt werden sie bereits erwartet und darüber aufgeklärt, was es mit ihrer umzäunten Heimat und den Divergents auf sich hat. Die Antworten auf ihre Fragen sind jedoch weniger zufriedenstellend, als es sich Tris und Tobias erhofft hatten …

Bezüglich der Bewertung von „Allegiant“ geriet ich innerlich in einen ziemlich starken Konflikt. Auf der einen Seite stand mein Rationalismus, der mir sagte, dass Veronica Roth‘ Aufklärung ihrer Dystopie und des Phänomens der Divergents für mich nicht einhundertprozentig überzeugend war. Auf der anderen Seite beharrten meine Emotionen darauf, dass der Roman mich tief berührte und eine nachhaltige Identifikation mit den Figuren auslöste, sodass es mir wie üblich schwer fiel, mich von ihnen zu verabschieden. Wie sollte ich diesen Zwiespalt in einer konkreten Anzahl von Sternen erfassen?

Zwar wurden alle noch bestehenden Unklarheiten in einen größeren Zusammenhang gebracht, aber ich fand die Hintergründe des Divergent – Universums eher weniger befriedigend. Ich hatte erhebliche Zweifel daran, dass Veronica Roth‘ Erklärung der bestehenden Umstände wirklich realistisch ist. Natürlich hat sie als Autorin einen gewissen Spielraum hinsichtlich künstlerischer Freiheit und der literarischen Umsetzung umstrittener Theorien; doch ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Menschen und vor allem Regierungen sich so verhalten würden, wie sie es schildert.

Ansonsten ist die Handlung durchaus spannend, wird jedoch hauptsächlich von den sympathischen Figuren getragen und bewegt sich in einer sehr kleinen räumlichen Dimension. Die Geschichte spielt ausschließlich im Großraum Chicagos, den LeserInnen wird kein wahrhafter Eindruck der Dystopie außerhalb dieses Gebiets vermittelt, sodass sich das Gefühl entwickelt, sich in einer Art Quarantäne zu bewegen.

All diese Bedenken hinderten mich allerdings nicht daran, die schon bestehende Beziehung zu den Figuren noch zu vertiefen. Diese verhalten sich ab und an auch mal ein wenig unrealistisch, aber Roth hat ihnen trotz dessen so viel Leben eingehaucht, dass mich ihr Schicksal wirklich interessierte und auch berührte. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Tris und Tobias allen Widerständen zum Trotz wieder zueinander finden und habe getrauert, da Roth die Sterbefreudigkeit ihrer Charaktere weiter beibehält. Ganz am Ende sind bei mir sogar ein paar Tränchen geflossen, weil die letzten Ereignisse unheimlich emotional sind.

Letztendlich habe ich bei der Bewertung die Emotionalität über den Rationalismus siegen lassen und mich für vier Sterne entschieden. Wenn mich ein Buch wie „Allegiant“ zu Tränen rührt, kann ich jegliche Kritik hinsichtlich Handlung und Realismus verzeihen. Dementsprechend empfand ich das Finale der Divergent – Trilogie als würdig, denke aber auch, dass drei Bände absolut ausreichend waren. Für mich ist die Geschichte beendet.

LeserInnen, die bereits „Divergent“ und „Insurgent“ gelesen haben, sollten unbedingt auch „Allegiant“ lesen, da hier nun endlich alle Geheimnisse aufgedeckt werden und einen Sinn bekommen. Die Dystopie ist weniger realistisch, als ich gehofft hatte, doch die Charaktere sind liebevoll konstruiert, wodurch sie mir wirklich ans Herz wuchsen und ich bin mir sicher, dass interessierte LeserInnen eine ähnliche Erfahrung machen können.

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