Cover des Buches "Heroes Die" von Matthew Woodring Stover

Titel: „Heroes Die“

Reihe: The Acts of Caine #1

Autor_in: Matthew Stover

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 535 Seiten

Verlag: Del Rey

Sprache: Englisch

ISBN-13: 9780345421456

Genre: Science-Fiction

Ausgelesen: 03.02.2023

Bewertung: ★★★★☆

Trivia: Infos rund um Buch und Autor_in

  • Über die Biografie des US-amerikanischen Schriftstellers Matthew Woodring Stover ist nur wenig bekannt. Wir wissen, dass er 1962 geboren wurde, an der Drake University in Iowa studierte und dort 1983 seinen Abschluss machte. Sein erstes Buch, den historisch inspirierten Fantasy-Roman „Iron Dawn“, veröffentlichte er 1997, die Fortsetzung „Jericho Moon“ folgte ein Jahr später.

  • Ebenfalls 1998 erschien „Heroes Die“, der erste Band der vierteiligen „The Acts of Caine“-Reihe. Stover begann bereits mit 17 Jahren (also Ende der 1970er Jahre), die Geschichte zu schreiben, versuchte danach jedoch lange Zeit vergeblich, sie bei einem Verlag unterzubringen.

  • Er änderte das Manuskript von „Heroes Die“ mehrfach in der Hoffnung, endlich den Geschmack eines Verlagshauses zu treffen. Erfolglos. Frustriert, resigniert und etwas verzweifelt beschloss er, endlich genau die Geschichte zu schreiben, die ihm vorschwebte – und ergatterte so einen Vertrag mit Del Rey / Ballantine.

  • Kommerziell war „Heroes Die“ bei Erscheinen kein Durchbruch. Mittlerweile gilt der Reihenauftakt von „The Acts of Caine“ jedoch als Kultklassiker und Vorreiter des Fantasy-Subgenres Grimdark – obwohl es streng genommen Science-Fiction ist.

Deutsche Inhaltsangabe zu „Heroes Die“

In einer Zukunft, in der Schauspieler_innen von der Erde in die fremde Welt Overworld geschickt werden, um gefährliche Abenteuer für ein Millionenpublikum zu erleben, verschwimmen die Grenzen zwischen Unterhaltung und tödlicher Realität. Ankhana, die Hauptstadt dieser Welt voller Magie und politischer Intrigen, ist der Schauplatz blutiger Kämpfe, die für die Zuschauer_innen ein aufregendes Spektakel bieten, während die Darsteller_innen ums Überleben kämpfen.

Hari Michaelson, auf der Erde als Superstar gefeiert, verkörpert in Ankhana den skrupellosen Auftragsmörder Caine. Doch als seine entfremdete Ehefrau Shanna alias Pallas Ril in den Slums von Ankhana spurlos verschwindet, beginnt für ihn ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit. Auf seiner Jagd muss er sich nicht nur den Herrschern von Overworld und Ankhana stellen, sondern auch den finsteren Geheimnissen, die das fragile Gleichgewicht zwischen beiden Welten bedrohen. Ist Hari nur ein Spielball in einem gefährlichen Machtkampf, oder wird er die Kontrolle über sein eigenes Schicksal zurückgewinnen?

In einer Zukunft, in der Schauspieler_innen von der Erde in die fremde Welt Overworld geschickt werden, um gefährliche Abenteuer für ein Millionenpublikum zu erleben, verschwimmen die Grenzen zwischen Unterhaltung und tödlicher Realität. Ankhana, die Hauptstadt dieser Welt voller Magie und politischer Intrigen, ist der Schauplatz blutiger Kämpfe, die für die Zuschauer_innen ein aufregendes Spektakel bieten, während die Darsteller_innen ums Überleben kämpfen.

Hari Michaelson, auf der Erde als Superstar gefeiert, verkörpert in Ankhana den skrupellosen Auftragsmörder Caine. Doch als seine entfremdete Ehefrau Shanna alias Pallas Ril in den Slums von Ankhana spurlos verschwindet, beginnt für ihn ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit. Auf seiner Jagd muss er sich nicht nur den Herrschern von Overworld und Ankhana stellen, sondern auch den finsteren Geheimnissen, die das fragile Gleichgewicht zwischen beiden Welten bedrohen. Ist Hari nur ein Spielball in einem gefährlichen Machtkampf, oder wird er die Kontrolle über sein eigenes Schicksal zurückgewinnen?

Buchnotizen: Stärken, Schwächen und Reflexionen

  • Hochgefühl beim Einstieg:

    Ich wusste bereits auf der ersten Seite, dass „Heroes Die“ genau die richtige Lektüre für mich ist und erlebte diese ganz besondere, leider viel zu seltene Euphorie, als ich die initialen zwei, drei Sätze las. Meine Begeisterung hielt das gesamte Buch über an.

  • Eine Geschichte, zwei Genres:

    In meinem Kopf spielte sich die Geschichte abhängig vom Setting in einer von zwei Genre-Schubladen ab. Wann immer ich mit den Figuren auf der Erde war, öffnete sich meine Science-Fiction-Schublade. Sobald ich mit ihnen nach Ankhana reiste, schloss sich die SciFi-Schublade und meine High Fantasy-Schublade sprang auf. Diese distinkte Unterscheidung war eine interessante Erfahrung für mich, die ich in dieser Klarheit noch nie erlebt habe.

    Müsste ich „Heroes Die“ kategorisieren, würde ich jedoch nicht zögern, den Reihenauftakt der Science-Fiction zuzuordnen. Trotz der Dominanz der HF-Elemente diktieren futuristische Aspekte den Rahmen der Handlung. Alle Schauspieler_innen bringen ihre gesellschaftliche Prägung der Erde mit nach Ankhana und es wird deutlich, dass ihre Anwesenheit politische Auswirkungen hat.

  • Eine innovative neue Unterhaltungsform:

    Die Idee, irdische Schauspieler_innen in eine andere Welt zu schicken, um sie dort Fantasy-Abenteuer bestreiten zu lassen, während Millionen Menschen von der Erde aus zusehen, war für mich das zentrale Verkaufsargument von „Heroes Die“; der Grund, warum ich das Buch überhaupt je auf meine Wunschliste setzte. Das konkrete Konzept, das Matthew Stover im Auftakt der Reihe „The Acts of Caine“ präsentiert, faszinierte mich von der ersten bis zur letzten Seite.

    Die Frage, wie ich auf diese Form der Unterhaltung reagieren würde, beschäftigte mich enorm. Ich bin mir absolut sicher, dass ich ihr größter Fan wäre. Die Möglichkeit, Geschichten meines liebsten Genres so hautnah zu erleben, erscheint mir einfach spektakulär. Hätte ich das nötige Kleingeld, ich kann mir gut vorstellen, dass ich meine gesamte Freizeit damit verbringen würde, meine Helden und Heldinnen zu begleiten. Vielleicht würde ich nicht einmal mehr lesen, denn warum sollte ich einer weniger immersiven Unterhaltungsform den Vorzug geben?

    Darüber hinaus elektrisierten mich Szenen in „Heroes Die“, die Hari kurz nach seiner Rückkehr auf die Erde zeigen. Seine Heimkehr löst stets ein Massenereignis aus, das mich jedes Mal total mitriss; ich konnte die um sich greifende Aufregung spüren und sah mich schon in der ersten Reihe stehen, um Hari zuzujubeln. Die spannendste Frage für mich blieb aber: Würde ich nicht nur Hari, sondern auch Caine abfeiern?

  • Die Beziehung zwischen Hari und Caine:

    Solltet ihr „Heroes Die“ lesen, empfehle ich euch, nicht den Fehler zu machen, den irdischen Schauspieler Hari Michaelson und sein Ankhana-Alter Ego Caine gleichzusetzen. Caine ist keine komplett eigenständige Persönlichkeit, er ist eine düstere Facette von Hari, mit der er das ganze Buch über hadert. Ich fand diese Dynamik zwischen Schöpfer und Kunstfigur wahnsinnig fesselnd, weil sie der Geschichte emotionale Tiefe verleiht und die Frage aufwirft, inwieweit Caine Teil von Haris Identität ist – und ob er Caine zu viel Präsenz in seinem Leben einräumte.

  • Darf ich einen Mörder mögen?

    Obwohl er nominell „nur“ das Alter Ego von Hari ist, qualifiziert sich Caine als reizvoller Protagonist, der mich mit seinem Humor, seiner Kompromisslosigkeit sowie seinen uneitlen Selbstreflexionen beeindruckte und mir für das Alter des Buches sehr fortschrittlich erschien. Moralisch ambivalente Held_innen wie er wurden in der High Fantasy erst später richtig populär (Ich schaue in Ihre Richtung, Mr. Abercrombie). Einerseits ist er ein skrupelloser Mörder und furchteinflößender Krieger, andererseits folgt er einem persönlichen, differenzierten Moralkodex. In dieser Hinsicht erinnerte er mich an Conan den Cimmerier oder auch an Karsa Orlong aus Steven Eriksons Meisterwerk „Malazan Book of the Fallen“.

    Aus der Ferne ist es für mich sehr leicht, zu behaupten, dass mich Caines brutale Gewalttätigkeit abstoßen würde und ich seine Abenteuer aufgrund der Morde, die er begeht, nicht genießen könnte. In Wahrheit weiß ich es nicht. Ich habe die Vermutung, dass ich mich durchaus von ihm begeistern lassen könnte – so ungern ich zugebe, möglicherweise die Veranlagung zu haben, mich an der Erfahrung, einen Mord durch die Sinne eines anderen Menschen zu erleben, berauschen zu können.

  • Charakterliche Vielschichtigkeit als Standard:

    Nicht nur Caine überzeugt mit moralischer Ambivalenz – alle Figuren in „Heroes Die“ sind vielschichtig und realistisch gezeichnet. Sie alle haben gleichermaßen edle wie verwerfliche Eigenschaften; niemand ist nur gut oder nur böse. Ich fand es großartig, dass Matthew Stover auf diese Weise ein deutlich wahrnehmbares Spannungsfeld zwischen seinen Charakteren und den Klischees herstellt, die sie oberflächlich betrachtet verkörpern. Er enttarnt „Gut und Böse“ als menschliches Konstrukt, das nicht einmal in den gescripteten Abenteuern in Ankhana Bestand haben kann.

    Sogar Shanna, die als Pallas Ril für ihre Rechtschaffenheit und moralische Integrität berühmt ist, gesteht sich im Laufe der Geschichte ein, dass sie eine Mitschuld am Scheitern ihrer Ehe mit Hari trägt und Neid auf Haris Erfolg dabei eine große Rolle spielte.

  • Eigenständige Aha-Momente:

    „Heroes Die“ wartet mit einer komplexen Geschichte auf, die nicht nur in zwei Welten spielt, sondern auch jede Menge Wendungen und Verwicklungen mitbringt. Angesichts dessen liebte ich es, dass mir Matthew Stover dennoch erlaubte, bestimmte Aspekte der Handlung selbst zu durchschauen und keine Notwendigkeit empfand, alle Aha-Momente vorwegzunehmen oder jede Schlussfolgerung detailliert zu buchstabieren. Ich durfte die Hinweise, die er beiläufig in die Handlung streut, eigenständig zusammensetzen, wodurch der Effekt von Erkenntnissen und Wendungen viel stärker ausfiel. Ich liebe es, wenn Autor_innen ihren Leser_innen etwas zutrauen und darauf vertrauen, dass sie die richtigen Schlüsse ziehen werden.

  • Wieso sind es keine fünf Sterne?

    Ich habe eine Weile gebraucht, um definieren zu können, warum „Heroes Die“ für mich trotz all der erwähnten positiven Facetten und meines enormen Lesespaßes kein 5-Sterne-Buch ist. Irgendwann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es ist das Worldbuilding. Während ich den Aufbau der futuristischen Gesellschaft der Erde mit ihrem starren Kastensystem und der gigantischen Industrie rund um Abenteurer_innen wie Hari überzeugend und aufregend, wenn auch beängstigend fand, erschienen mir Overworld und die Stadt Ankhana einfach zu generisch.

    Natürlich verstehe ich, dass Matthew Stover das bis zu einem gewissen Grad beabsichtigte – schließlich soll der High Fantasy-Kontext sowohl für das Publikum innerhalb der Geschichte als auch für Leser_innen seines Buches unmissverständlich und unmittelbar erkennbar sein. Mir war das Setting dennoch zu praktisch stereotyp. Auf mich wirkte vor allem Ankhana nicht organisch gewachsen, sondern synthetisch zusammengesetzt: ein bisschen hiervon, ein bisschen davon, ach, und das nehmen wir auch noch – fertig ist der Fantasy-Schauplatz.

Leseempfehlung?

Unbedingt. „Heroes Die“ ist eine sensationelle, originelle Mischung aus Science-Fiction und High Fantasy. Es ist ein aufregender, spannender und stimulierender Reihenauftakt, der jede Menge faszinierende Fragen zu den moralischen Grenzen von Unterhaltung aufwirft. Obwohl das Buch vor mittlerweile fast 30 Jahren erstveröffentlicht wurde, sind die Motive und Themen, die der Autor Matthew Stover behandelt, bis heute aktuell. Es ist gut gealtert. Habt ihr Lust darauf, herauszufinden, was es über uns als Gesellschaft aussagt, wenn Millionen von Menschen die Abenteuer eines Mörders in einer High Fantasy-Welt hautnah miterleben und ihn für seine Brutalität feiern, liegt ihr mit „Heroes Die“ goldrichtig.

Für Fans von …

Hilfreiche Links

Bewerte diesen Beitrag!