Cover des Buches "Another Day" von David Levithan

Titel: „Another Day“

Reihe: Every Day #2

Autor_in: David Levithan

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 327 Seiten

Verlag: Ember

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0385756232

Genre: Science-Fiction > Young Adult

Ausgelesen: 11.02.2021

Bewertung: ★★★★☆

Wie nennt ihr Bücher, die eine bereits veröffentlichte Geschichte noch einmal aus einer anderen Perspektive erzählen? „Fortsetzung“ ist ja eigentlich nicht die richtige Bezeichnung. Die Handlung wird ja nicht fortgeführt, sondern um einen Blickwinkel erweitert. Für mich ist „Gefährten-Buch“ die Phrase, die am besten erfasst, was von so einem Werk zu erwarten ist. Dennoch tue ich mich schwer damit, diese Bücher als vollwertige Bände eines Mehrteilers anzuerkennen – obwohl sie das teilweise durchaus sind.

„Another Day“ von David Levithan ist ein Gefährten-Buch. Es wird manchmal als Fortsetzung von „Every Day“ angepriesen, präsentiert aber keinen neuen Abschnitt in der Geschichte, sondern schildert die Ereignisse des ersten Bandes aus der Perspektive der weiblichen Hauptfigur: Rhiannon.

Liebe ist kompliziert. Rhiannon glaubt fest daran, dass echte Gefühle nun mal Opfer fordern. Also erträgt sie Justins Launen, seine harschen Worte, die vielen Auseinandersetzungen. Alle Paare streiten, oder nicht? Umso überraschter ist sie, als Justin eines Morgens wie ausgewechselt scheint. Er verhält sich rücksichtsvoll, hört ihr zu und lacht über ihre Witze. Rhiannon ist im siebten Himmel. Gemeinsam erleben sie einen perfekten Tag am Strand, an dessen Ende sie wieder überzeugt ist, dass sie zusammengehören.

Doch nur einen Tag später ist alles wie vorher, wenn nicht schlimmer. Justin ist reizbar und streitlustig. Er erinnert sich nicht an ihren Ausflug zum Strand. Rhiannon zweifelt an ihrem Verstand. Sie ahnt nicht, dass ihre Welt schon bald völlig auf den Kopf gestellt wird. Denn es war nicht Justin, mit dem sie am Strand war …

Liebe ist kompliziert. Rhiannon glaubt fest daran, dass echte Gefühle nun mal Opfer fordern. Also erträgt sie Justins Launen, seine harschen Worte, die vielen Auseinandersetzungen. Alle Paare streiten, oder nicht? Umso überraschter ist sie, als Justin eines Morgens wie ausgewechselt scheint. Er verhält sich rücksichtsvoll, hört ihr zu und lacht über ihre Witze. Rhiannon ist im siebten Himmel. Gemeinsam erleben sie einen perfekten Tag am Strand, an dessen Ende sie wieder überzeugt ist, dass sie zusammengehören.

Doch nur einen Tag später ist alles wie vorher, wenn nicht schlimmer. Justin ist reizbar und streitlustig. Er erinnert sich nicht an ihren Ausflug zum Strand. Rhiannon zweifelt an ihrem Verstand. Sie ahnt nicht, dass ihre Welt schon bald völlig auf den Kopf gestellt wird. Denn es war nicht Justin, mit dem sie am Strand war …

„Another Day“: Durch andere Augen

Wow, das war überraschend. Ich wollte „Another Day“ eigentlich nur der Vollständigkeit halber lesen. Ich bin kein großer Fan von Gefährten-Büchern, weil ich häufig nicht verstehe, was es mir bringen soll, dieselbe Geschichte noch einmal aus einer anderen Ecke des Raumes zu erleben. In der Vergangenheit habe ich sowohl gute (zum Beispiel „The Love Song of Miss Queenie Hennessy“) als auch schlechte Erfahrungen („Edward“ von Stephenie Meyer) mit diesem Konzept gesammelt. Ich hatte daher keine weltbewegenden Erwartungen an „Another Day“. Bei der Entscheidung, dem zweiten Band der „Every Day“-Trilogie von David Levithan eine Chance zuzugestehen, habe ich lediglich meinem inneren Monk nachgegeben, der darauf bestand, dass ich das mittlere Werk nicht überspringen durfte.

Ich bin froh, diesem etwas neurotischen Impuls Folge geleistet zu haben. „Another Day“ ist eine wirklich wertvolle Ergänzung der Liebesgeschichte von A und Rhiannon. Es war wichtig, dass Rhiannon zu Wort kommt, weil sich ihre Perspektive gravierend von A’s Blickwinkel unterscheidet. Da „Every Day“ auf A’s Gefühlswelt fokussiert ist und Rhiannon ihr Herz nicht gerade auf der Zunge trägt, erfahren wir darin kaum, was sie beschäftigt, welche Gedanken und Emotionen sie antreiben. Diese Lücke schließt „Another Day“ und zeigt: Sie nimmt ihre Beziehung und die unmögliche Situation, in der sie sich befinden, völlig anders wahr.

Ich fand es ergreifend, zu erfahren, welche Zweifel und Konflikte Rhiannon motivieren. Sie hadert mit Aspekten ihrer Beziehung zu A, die ich zuvor nicht auf dem Schirm hatte und illustriert vor allem, wie wichtig Konstanz für stabile Liebe ist. A kann nur die eigene Persönlichkeit als Stabilitätsfaktor anbieten. Räumliche Nähe, Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit sind entscheidender, als wir uns manchmal einreden möchten. All das kann A nicht leisten, was es Rhiannon verständlicherweise erschwert, sich eine dauerhafte Bindung vorzustellen.

Sie erkennt außerdem, dass körperliche Aspekte durchaus eine Rolle spielen. In einer idealen Welt würden sie das nicht, wir leben aber nun mal nicht einer idealen Welt.

Es ärgerte mich, dass David Levithan Rhiannon in „Another Day“ nie vorbehaltlos akzeptieren lässt, dass sie heterosexuell ist und sich von A in weiblichen Körpern weniger angezogen fühlt. Permanent schwang für mich der Eindruck mit, dass sie sich dafür entschuldigen muss, hetero zu sein. Auch A zeigt ihr gegenüber wenig Verständnis dafür. Das trübte meine Leseerfahrung ein wenig, meine Verbindung zu Rhiannon stärkte es hingegen.

Mein Herz flog Rhiannon schon auf der ersten Seite von „Another Day“ zu. Für mich war es komplett offensichtlich, wie toxisch ihr Verhältnis zu Justin ist. Ich wünschte ihr so sehr, dass sie es auch sehen könnte, verstand jedoch, dass die Erkenntnis allein nicht ausreichte. Sie musste mit ihm abschließen können. Der Weg dorthin ist oft lang und steinig.

Erst A hilft ihr, erneut in Kontakt mit ihrem wahren Ich zu treten und sich von dem Schatten ihrer selbst, der sie in Justins Nähe ist, distanzieren zu wollen. A weckt in ihr die Sehnsucht nach der Person, die sie vorher war, weil er_sie Rhiannon als einzige_r wirklich als Individuum wahrzunehmen scheint. Das hat großen Anteil daran, dass sie sich in ihn_sie verliebt. Für mich wirft „Another Day“ deshalb die Frage auf, wie unverzichtbar das Wiederfinden unseres Ichs, die Bestätigung unserer selbst in einer Beziehung ist. Können wir jemanden lieben, der_die nicht mindestens ab und zu ein Spiegel für uns ist, im Positiven wie im Negativen?

Ich mochte „Another Day“ sehr und bin dankbar, dass David Levithan in diesem Gefährten-Buch die Chance, die komplizierte Liebesgeschichte zwischen A und Rhiannon aus der Perspektive seiner weiblichen Hauptfigur noch einmal ganz neu zu untersuchen, wahrhaft nutzte. Rhiannon erlebt vieles völlig anders als A, weshalb „Another Day“ Ecken und Winkel einer bekannten Geschichte beleuchtet, die bisher im Schatten lagen.

Für mich war die Lektüre auch eine angenehme, kostbare Möglichkeit, die Ereignisse vor dem Finale „Someday“ noch einmal zu rekapitulieren. Ich kann euch deshalb empfehlen, „Another Day“ nicht zu überspringen, sondern euch auf das Konzept des Gefährten-Buches einzulassen. Ihr könnt davon nur profitieren und werdet Rhiannon ganz bestimmt ebenfalls ins Herz schließen.

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