Cover des Buches 'Ancillary Sword' von Ann Leckie

Titel: „Ancillary Sword“

Reihe: Imperial Radch #2

Autor_in: Ann Leckie

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 356 Seiten

Verlag: Orbit

Sprache: Englisch

ISBN-13: 9780356502410

Genre: Science-Fiction

Ausgelesen: 23.07.2023

Bewertung: ★★★★☆

Trivia: Infos rund um Buch und Autor_in

  • Ursprünglich sollten alle Bücher der „Imperial Radch“-Trilogie anders heißen. Ann Leckie plante, die Bände nach Raumschiffen zu benennen, die in der Geschichte eine Rolle spielen.

  • Der Arbeitstitel des Auftakts lautete „Justice of Toren“ (der ehemalige Name der Protagonistin Breq), der zweite Band sollte „Sword of Atagaris“ heißen und der dritte „Mercy of Kalr“.

  • Die finale Benennung geht auf Leckies Agenten zurück, der „Ancillary Justice“ für den ersten Band vorschlug. Sie war einverstanden, weil sie trotzdem die Abfolge von Justice, Sword und Mercy beibehalten konnte.

  • Ihr wurde auch vorgeschlagen, die Reihenfolge der Titel des zweiten und dritten Bandes umzudrehen. Da Leckie jedoch bis heute findet, dass „Ancillary Sword“ kein passender Name für das Finale ihrer Trilogie ist, blieb sie bei ihrer initialen Zuordnung – obwohl das Schiff Sword of Atagaris im zweiten Band eine eher geringe Rolle einnimmt.

Deutsche Inhaltsangabe zu „Ancillary Sword“

Das Imperium Radch steht am Rande eines Bürgerkriegs. Zwei Fraktionen von Lord Radch Anaander Mianaai ringen um die Macht und drohen, das fragile Gleichgewicht des Imperiums zu zerstören. Inmitten dieser Spannungen wird Breq ins Athoek-System entsandt, um die Familie eines Leutnants zu schützen, die sie einst kaltblütig ermordete.

Ihre Mission verlangt nicht nur, die äußeren Feinde der Radchaii im Auge zu behalten, sondern auch mit den politischen Intrigen und Machtkämpfen im Inneren fertig zu werden. Während die Konflikte um sie eskalieren, wird Breq mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und muss sich der Frage stellen, wie viel sie zu opfern bereit ist, um das Imperium zu retten. Doch die wahren Gefahren könnten näher liegen, als sie ahnt – und Breqs Entscheidungen könnten über das Schicksal von Millionen entscheiden.

Das Imperium Radch steht am Rande eines Bürgerkriegs. Zwei Fraktionen von Lord Radch Anaander Mianaai ringen um die Macht und drohen, das fragile Gleichgewicht des Imperiums zu zerstören. Inmitten dieser Spannungen wird Breq ins Athoek-System entsandt, um die Familie eines Leutnants zu schützen, die sie einst kaltblütig ermordete.

Ihre Mission verlangt nicht nur, die äußeren Feinde der Radchaii im Auge zu behalten, sondern auch mit den politischen Intrigen und Machtkämpfen im Inneren fertig zu werden. Während die Konflikte um sie eskalieren, wird Breq mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und muss sich der Frage stellen, wie viel sie zu opfern bereit ist, um das Imperium zu retten. Doch die wahren Gefahren könnten näher liegen, als sie ahnt – und Breqs Entscheidungen könnten über das Schicksal von Millionen entscheiden.

Buchnotizen: Stärken, Schwächen und Reflexionen

  • Breq als Hauptfigur und Ich-Erzählerin:

    Meine Leseerfahrung mit „Ancillary Sword“ war vor allem dank Breq erfolgreich. Ich schätze sie als Ich-Erzählerin unheimlich für ihre selbstverständliche Integrität. Als künstliche Intelligenz in einem menschlichen Körper personifiziert sie eine einzigartige Mischung aus kühler, analytischer Distanz und tiefen Emotionen.

    Sie agiert stets pragmatisch, unbestechlich und verhält sich niemals unmoralisch. Ihr ist es vollkommen gleich, wen sie durch ihre Handlungen verärgert; sieht sie ein Unrecht, muss sie es beseitigen – ohne Zögern, ohne Kompromisse. Sie setzt die Carte blanche, die ihr Lord Radch in dieser Fortsetzung verleiht, ausnahmslos ein, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Ich habe es sehr genossen, sie zu begleiten, weil ich ihr bedingungslos vertrauen konnte. Meine Beziehung zu ihr fühlt sich robust und unerschütterlich an.

  • Breqs bodenlose Einsamkeit und ihre Beziehung zu anderen KIs:

    Trotz des kontrollierten Erlebens ihrer Emotionen offenbart Ann Leckie in „Ancillary Sword“, wie sehr Breq darunter leidet, ihrer Identität als Justice of Toren beraubt worden zu sein. Die Tapferkeit, mit der sie ihre Sehnsucht danach, wer und was sie einst war, erträgt, brach mir das Herz. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss, nach 2.000 Jahren, in denen Breq niemals nur eine singuläre Existenz war, nun vollkommen allein und isoliert zu sein.

    Gleichzeitig agiert sie dadurch aber auch als emotionale Brücke zu anderen künstlichen Intelligenzen der Geschichte. Sie erlaubte mir tiefe Einblicke in die Gefühle von Raumschiffen und Raumstationen und gestaltete das Konzept hinter dieser Form der Existenz für mich viel greifbarer: Sie ordnet ihr Verhalten ein, beschreibt ihre Bedürfnisse und erläutert, auf welcher Basis sie Entscheidungen treffen. Das ist eine einmalige Perspektive. Es bewegte mich tief, wie oft und grundlegend KIs in der Welt von „Imperial Radch“ von Menschen missverstanden werden.

  • Wahrnehmungsebenen, Ermittlungen und Spannungsbogen:

    Um ihren Verlust zu kompensieren, geht Breq in „Ancillary Sword“ eine enge Bindung mit dem Truppentransporter Mercy of Kalr Diese Verbindung ist zwar kein Vergleich zu ihren früheren Fähigkeiten als Justice of Toren, erweitert ihre ohnehin komplexe Wahrnehmung jedoch um zusätzliche Ebenen. Ich gebe zu, ich fand es gruselig, wie viel Breq dadurch über die Besatzung der Mercy und alle Menschen in ihrem Umfeld erfährt – auch wenn sie mit diesem Wissen gewissenhaft umgeht und ihre Ermittlungen davon profitieren.

    Interessanterweise entschied sich Ann Leckie dagegen, Breq die Ergebnisse ihrer Ermittlungen unmittelbar mit den Leser_innen teilen zu lassen. Die meisten ihrer Erkenntnisse behält sie erst einmal für sich. Ich musste Ereignisse und Entwicklungen selbst interpretieren und eigene Schlussfolgerungen ziehen, die Breq später entweder bestätigt oder widerlegt. Mir hat das jede Menge Spaß gemacht. Meiner Meinung nach wird der Spannungsbogen von „Ancillary Sword“ dadurch konstant aufrechterhalten – was vielleicht nicht der Fall gewesen wäre, hätte mir Leckie alles auf dem Silbertablett präsentiert.

  • Worldbuilding des Imperiums Radch:

    Obwohl „Ancillary Sword“ überwiegend in der Provinz Athoek spielt, nutzt Ann Leckie die Fortsetzung, um das Worldbuilding des gesamten Imperiums Radch gewissenhaft zu ergänzen. Es ist keine Gesellschaft, in der ich gern leben würde. Die Autorin demonstriert, dass das starre Kastensystem undurchlässiger ist, als es sein sollte, das Aufstiegsverspechen für die meisten annektierten Völker lediglich auf dem Papier besteht und Machtmissbrauch gerade in weit vom Zentrum entfernten Sektoren häufig an der Tagesordnung ist.

    Aus meiner Sicht sind diese Defizite plausibel und alles andere als überraschend. Das Imperium ist seinen Ausmaßen titanisch, wird letztendlich aber nur von einer einzigen Person regiert und kontrolliert. Selbst wenn Lord Radch nicht im Konflikt mit sich selbst stünde, ist die Idee, allein über ein dermaßen diverses, umfassendes Reich herrschen zu können, absolut größenwahnsinnig. Kein Wunder, dass Unrecht und Unzufriedenheit wie Krebs gedeihen, und sich durch die Zerrissenheit von Lord Radch zusätzlich verschärfen.

  • Der innere Konflikt und dessen Folgen:

    Die Auswirkungen des inneren Krieges von Lord Radch sind hochgradig komplex. Mir hat es sehr gut gefallen, dass Ann Leckie in „Ancillary Sword“ einerseits vermittelt, wie unfassbar die Dimensionen dieses Konflikts für einen menschlichen Horizont sind und damit gleichzeitig nahtlos an den ersten Band „Ancillary Justice“ anknüpft. Andererseits verdeutlicht sie aber auch, dass es sich nicht um eine abstrakte Situation handelt, die die Bürger_innen des Imperiums nicht betreffen würde. Oh nein, sie alle spüren die konkreten Folgen des Unfriedens in ihrem Alltag.

    Für Soldat_innen wie Breq oder Personen in Verwaltungspositionen bringt die Lage ein besonders heikles Dilemma mit sich, das ich erst jetzt wirklich verstanden habe. Was auch immer sie tun, sie gehen stets das Risiko ein, Hochverrat zu begehen. Vor diesem Hintergrund erschien es mir außerordentlich mutig, dass Breq es wagt, Lord Radch offen zu kritisieren und in Frage zu stellen, ob die Alleinherrschaft nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Ich fand es genial, wie Ann Leckie auf diese Weise subtil die Illusion von Omnipotenz und Omnipräsenz der Regentin demontiert.

  • Erfolg der Lektüre und Ausblick:

    Insgesamt war die Lektüre von „Ancillary Sword“ für mich ebenso erfolgreich wie meine Leseerfahrung mit „Ancillary Justice“, ich muss allerdings resümieren, dass ich den Auftakt der Trilogie „Imperial Radch“ etwas aufregender fand. Ich mache Ann Leckie dafür keinen Vorwurf, denn ich glaube, dass sie das geringere Spannungslevel bewusst in Kauf nahm, um andere Aspekte ihrer Geschichte auszuarbeiten. Meiner Ansicht nach hat diese Fortsetzung alles, was sie braucht, und füllt Lücken, die der erste Band öffnete. Außerdem kann ich viele Fäden erkennen, die sie in „Ancillary Sword“ zur Vorbereitung des letzten Bandes „Ancillary Mercy“ spinnt und auf mich sehr vielversprechend wirken. Ich hoffe auf ein atemloses Finale und freue mich darauf!

Leseempfehlung?

Ohne jeden Zweifel! „Ancillary Sword“ ist eine großartige, überzeugende Fortsetzung der „Imperial Radch“-Trilogie, mit der Ann Leckie beweist, dass das Subgenre der Space Opera anspruchsvolle, moderne und mitreißende Literatur zu bieten hat, die dennoch nicht auf emotionale Tiefe verzichtet. Der Fokus auf künstliche Intelligenz ist heute aktueller denn je und liefert viele faszinierende Denkanstöße, die die komplexe, scharfsinnige Handlung um eine stimulierende Ebene erweitern. Seid ihr Leser_innen, die sich für unkonventionelle Perspektiven und gesellschaftskritische Science-Fiction begeistern können, kommt ihr mit „Ancillary Sword“ voll auf eure Kosten!

Für Fans von …

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