Ally Condie – Crossed

Cover des Buches "Crossed" von Ally Condie

Reihe: Matched #2

Autor_in: Ally Condie

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 367 Seiten

Verlag: Speak

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0142421715

Genre: Science-Fiction > Dystopie > Young Adult

Ausgelesen: 07.12.2014

Bewertung: ★★★☆☆

Die „Matched“ – Trilogie von Ally Condie habe ich Ende Mai dieses Jahres begonnen. Der erste Band „Matched“ gefiel mir, löste allerdings keine Begeisterungsstürme aus; ich vergab drei Sterne. Das lag hauptsächlich daran, dass ich nicht abschätzen konnte, wohin Ally Condie in ihrer Geschichte mit mir wollte und dass ich ein paar Identifikationsschwierigkeiten mit dem Protagonisten-Paar Cassia und Ky hatte. Ich war aber optimistisch, dass sich im zweiten Band „Crossed“ ein klareres Bild ergeben würde.

Nachdem die Society Cassia und Ky auseinander riss, versuchen beide, wieder zueinander zu finden. Cassia reist durch die Arbeitscamps der Provinzen, stets in der Hoffnung, einen Hinweis auf Kys Aufenthaltsort aufzuschnappen und eine Chance zu bekommen, zu ihm zu gelangen. Ky befindet sich währenddessen in den Äußeren Provinzen. Offiziell bringt die Society Aberrations dorthin, um den Anschein zu erwecken, sie seien noch immer bewohnt. Inoffiziell ist es ein Ort, um zu sterben. Ky weiß, dass er fliehen muss, sonst wird er die Angriffe des Feindes nicht überleben.
Als sich endlich für beide eine Gelegenheit bietet, zu entkommen, zögern sie nicht lange, obwohl ihr einziger Ausweg der Canyon „The Carving“ ist. Doch der Einfluss der Society ist sogar hier spürbar. Zwischen den uralten Felsen verstecken sich viele Geheimnisse. Können Cassia und Ky einander und einen Weg in die Freiheit finden?

Für mich stellt „Crossed“ insgesamt keine Steigerung zum Auftakt dar, es bleibt bei drei Sternen. Ich denke, es ist ein typischer zweiter Band einer Trilogie: man lernt die Charaktere besser kennen, die Handlung ist allerdings eher flach und zuweilen etwas ziellos. Ich hatte auf jeder Seite das Gefühl, dass es in „Crossed“ hauptsächlich um das Überbrücken zwischen Beginn und Finale geht (Wortspiel beabsichtigt). Cassia und Ky treten auf der Stelle; ihre Reise durch den Canyon wirkte auf mich impulsiv und desorientiert, als wüssten sie selbst nicht, wonach sie eigentlich suchen. Es geht vor und zurück, vor und zurück und weil es so schön ist, gleich noch mal vor und wieder zurück. Ich fand das völlig unlogisch und nervig. Wieder und wieder setzen sich die ProtagonistInnen hin und versuchen, ihre nächsten Schritte zu planen, aber irgendwie führt das zu nichts. Am Ende kraxeln sie doch wieder kreuz und quer durch die Felsen.
Außerdem hatte ich erwartet, mehr über die Society zu erfahren, die offenbar in Schwierigkeiten steckt. Ich kann nur vermuten, dass diese mit der Rebellengruppe „The Rising“ zu tun haben, aber was wirklich vor sich geht, verrät Ally Condie nicht. Ich habe immer noch keine Ahnung, wohin es mit Cassia und Ky gehen soll, obwohl ich an diesem Punkt einer Trilogie eigentlich zumindest ein paar Mutmaßungen im Kopf haben sollte. Vielleicht spart sich Condie wirklich alle Offenbarungen für das Finale auf; mir hätte ein kontinuierlicher Spannungsanstieg jedoch besser gefallen.
Trotz dieser Kritik hat es sich gelohnt, „Crossed“ zu lesen, weil ich die beiden Hauptfiguren nun wesentlich besser einschätzen kann. Mein Verständnis für Ky ist enorm gewachsen. Ich kann seine Beweggründe nachvollziehen und finde seinen Charakter angenehm. Er ist ein Überlebenskünstler, der viele Jahre gezwungen war, seine wahre Persönlichkeit zu verstecken. Im Canyon blüht er auf, dort gehört er hin, dort ist er zu Haus. Ich mag diese wilde, ungezähmte Seite an ihm und begreife jetzt, was Cassia in ihm sieht. Tatsächlich fühlte ich mich Ky sogar deutlich näher als Cassia. Sie ist ein liebes Mädchen, aber ich kann nicht wirklich etwas mit ihr anfangen. Sie denkt kein bisschen praktisch, ist naiv, irrational und völlig auf ihre Empfindungen und Ky fokussiert. Es ist, als wäre sie das personifizierte, pure Gefühl auf zwei Beinen. Cassia hat unfassbares Glück, dass sie im Canyon von der taffen Indie begleitet wird, denn ich bezweifle, dass sie das allein überlebt hätte. Meiner Meinung nach passt sie auch überhaupt nicht zu „The Rising“, obwohl der Aufstand ihre beste Option auf Freiheit ist. Sie kann von mir aus hunderte Male betonen, dass ihre innere Rebellion begann, als sie die verbotenen Gedichte von ihrem Großvater bekam, ich bin dennoch nicht überzeugt, dass sie die Nachteile der Society erkannt hätte, wäre ihr gestattet worden, mit Ky zusammen zu sein. Nichtsdestoweniger möchte ich an Cassias Potential zur Entwicklung glauben. Vielleicht wirkte sie auf mich auch nur so übermäßig emotional, weil Ally Condie erneut versuchte, ihren Schreibstil außerordentlich poetisch zu gestalten, was in meinen Augen dieses Mal nicht richtig zur Handlung passte.

Ich nehme aus „Crossed“ kaum neue Erkenntnisse mit. Primär hat mir der zweite Band der Trilogie geholfen, einen greifbareren Eindruck von den Charakteren zu bekommen. Des Weiteren gefiel es mir, zu erfahren, dass es verschiedene Wege gibt, außerhalb der Society zu leben. Was mir allerdings definitiv fehlte, war ein entscheidender Aha-Moment bezüglich Society und „The Rising“. Betrachte ich ausschließlich die Handlung, hätte ich diesen Überbrückungsband nicht unbedingt gebraucht; sicher hätte Ally Condie das Wenige, das sie verrät, im ersten Band oder im Finale „Reached“ eleganter verpacken können.

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