Cover des Buches 'You Deserve Each Other' von Sarah Hogle

Titel: „You Deserve Each Other“

Autor_in: Sarah Hogle

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 354 Seiten

Verlag: Piatkus

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0349424349

Genre: Realistische Fiktion > Romantik

Ausgelesen: 22.08.2024

Bewertung: ★★★★☆

Ich würde gern behaupten, dass ich die für mich eher unkonventionelle Entscheidung getroffen habe, „You Deserve Each Other“ von Sarah Hogle zu lesen, weil mir ihre epische Dekonstruktion der „Twilight“-Romane vorher in die Hände gefallen ist. Wenn eine Autorin romantischer Literatur so treffend herausarbeitet, warum Stephenie Meyers Tetralogie nach heutigen Standards hochgradig problematisch ist, stimmt mich das für ihre eigenen Werke äußerst optimistisch. Leider war es so nicht. Das entsprechende Interview habe ich erst im Anschluss an die Lektüre von „You Deserve Each Other“ ausgegraben. Das sollte euch jedoch nicht daran hindern, es zu lesen – es lohnt sich!

Tatsächlich habe ich mir Hogles Debütroman von meiner lieben Freundin und Kollegin E. ausgeborgt, nachdem sie mir erzählte, dass es darin um ein Ehepaar in spe geht, das alles Menschenmögliche tut, um einander loszuwerden. Romantische Literatur ist normalerweise nicht meine Spielwiese – aber dieses Buch klang einfach zu teuflisch-vergnüglich, um es nicht zu versuchen.

Naomi Westfield erinnert sich noch gut daran, wie es begann. Ihr erster Kuss war magisch. Heute, ein Jahr und neun Monate später, fragt sich Naomi, ob sie damals möglicherweise unzurechnungsfähig war. Oh, ihr Verlobter Nicholas Rose hat durchaus gute Eigenschaften – er hält ihr stets die Tür auf und kennt ihre Restaurantbestellungen auswendig. Doch abgesehen davon ist Nicholas ein nörgelnder, arroganter, passiv-aggressiver Egoist, den Naomi unter keinen Umständen in drei Monaten heiraten kann. Dummerweise kann sie es sich nicht leisten, die Hochzeit abzusagen. Wer die Verlobung löst, muss alle angefallenen Rechnungen übernehmen. Also schauspielert Naomi, was das Zeug hält.

Als sie herausfindet, dass sie nicht die Einzige ist, die einen Oscar verdient hätte, kann sie es kaum fassen. Nicholas ist genauso unzufrieden wie sie und manipuliert sie bereits seit Wochen. Zwischen dem Paar entbrennt ein vorehelicher Rosenkrieg mutwilliger Sabotage und Streiche, in dem Naomi und Nicholas bald alle Zurückhaltung fallen lassen. Zum ersten Mal zeigen sie einander, wer sie wirklich sind – und haben plötzlich den Spaß ihres Lebens.

Naomi Westfield erinnert sich noch gut daran, wie es begann. Ihr erster Kuss war magisch. Heute, ein Jahr und neun Monate später, fragt sich Naomi, ob sie damals möglicherweise unzurechnungsfähig war. Oh, ihr Verlobter Nicholas Rose hat durchaus gute Eigenschaften – er hält ihr stets die Tür auf und kennt ihre Restaurantbestellungen auswendig. Doch abgesehen davon ist Nicholas ein nörgelnder, arroganter, passiv-aggressiver Egoist, den Naomi unter keinen Umständen in drei Monaten heiraten kann. Dummerweise kann sie es sich nicht leisten, die Hochzeit abzusagen. Wer die Verlobung löst, muss alle angefallenen Rechnungen übernehmen. Also schauspielert Naomi, was das Zeug hält.

Als sie herausfindet, dass sie nicht die Einzige ist, die einen Oscar verdient hätte, kann sie es kaum fassen. Nicholas ist genauso unzufrieden wie sie und manipuliert sie bereits seit Wochen. Zwischen dem Paar entbrennt ein vorehelicher Rosenkrieg mutwilliger Sabotage und Streiche, in dem Naomi und Nicholas bald alle Zurückhaltung fallen lassen. Zum ersten Mal zeigen sie einander, wer sie wirklich sind – und haben plötzlich den Spaß ihres Lebens.

„You Deserve Each Other“: Voreheliches Schlachtfeld kindischer Streiche

Im Oktober 2024 sind der Lieblingsmensch und ich sechs Jahre verheiratet. Ein Paar sind wir noch deutlich länger; im Mai 2024 waren es 13 Jahre. Man verbringt nicht so viel Zeit miteinander, ohne zu wissen, dass eine gesunde, harmonische, funktionale Beziehung jede Menge Arbeit bedeutet. Im Grunde bestand daher nie eine Chance, dass Sarah Hogle mich in „You Deserve Each Other“ etwas Neues lehren könnte. Aber ich glaube, genau deshalb mochte ich das Buch so sehr, obwohl ich das Genre normalerweise meide.

Ich habe „You Deserve Each Other” nicht gelesen, weil mich die Aussicht auf eine romantische Liebesgeschichte lockte. Eher im Gegenteil. Ich habe es gelesen, weil mir bereits die Vorstellung eines Paares, das sich gegenseitig fröhlich sabotiert, terrorisiert und mit kindisch-kleinlichen Racheaktionen piesackt, um den_die jeweils andere_n zur Trennung zu bewegen, ein diabolisches Grinsen ins Gesicht malte. Ich bin absolut kein Fan von romantischer Literatur – aber DIESES Szenario versprach jede Menge Spaß. Wie gesagt, ich lebe schon lange in einer Beziehung, ich weiß um die außerordentliche Macht von Kleinigkeiten, die den_die Partner_in zur Weißglut treiben können.

Ich beobachtete mit diebischer Freude, wie sich Naomi und Nicholas stets neue Gemeinheiten ausdenken. Was habe ich gelacht, als Naomi ihre gesamte Unterwäsche von der Zimmerdecke klauben muss, nachdem Nicholas sie dort mit einer Nagelpistole festtackerte. Wie sehr amüsierte mich die scharfe Sriracha-Soße in Nicholas‘ Rasiercreme.

Sarah Hogle lässt sie ihre Niedertracht auf einem Niveau austoben, das an Kinder erinnert, aber nie lebens- oder existenzbedrohend wird. Sie überschreiten nie die Grenze zur Domäne der Erwachsenen, wodurch ich mich als Leserin nicht dafür rechtfertigen musste, dass ich „You Deserve Each Other“ und ihr destruktives Verhalten lustig fand. Sie spielen einander Streiche, wirklich ernst sind ihre Retourkutschen kein einziges Mal. Es ist der Autorin hervorragend gelungen, eine legitimierende Harmlosigkeit aufrechtzuerhalten und den Kleinkrieg nicht eskalieren zu lassen.

Insgesamt war ich von der handwerklichen Qualität des Romans positiv überrascht. Meiner Meinung nach steckt in „You Deserve Each Other“ viel mehr schriftstellerische Kunstfertigkeit, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Für mich zeigt sich das vor allem darin, wie subtil Sarah Hogle mit der Sympathie ihrer Leser_innen spielt.

Sie erzählt die Geschichte ausschließlich aus Naomis Ich-Perspektive. Zuerst war es dadurch nahezu unvermeidbar, dass ich mit Naomi sympathisierte und gegen Nicholas für sie Partei ergriff. Es war einfach, eine Bindung zu ihr aufzubauen, denn einerseits erlebte ich aus erster Hand, wie es ihr zu Beginn des Buches geht, und andererseits nutzt Hogle einige strategisch platzierte Beziehungsklischees, um die Identifikation mit ihrer Protagonistin zu garantieren.

Doch nach den ersten 100 Seiten von „You Deserve Each Other“ fing ich langsam an, Naomis Wahrnehmung der Situation in Frage zu stellen. Einige ihrer Reaktionen und Schlussfolgerungen erschienen mir vorschnell, übertrieben und nicht völlig nachvollziehbar. Ich begriff, dass Naomi eine unzuverlässige Erzählerin ist, der ich nicht uneingeschränkt vertrauen konnte. Ich musste mich ihren subjektiven Wertungen nicht anschließen und konnte mir ein eigenes Bild machen.

Dieses Bild entpuppte sich als deutlich komplexer, als es Naomis Narrativ eingangs darstellt. Beziehungen sind eben nicht nur schwarz oder weiß. Sie leben von den Grautönen. Nach über einem Jahrzehnt mit demselben Partner weiß ich das. Und Naomi und Nicholas wissen es am Ende von „You Deserve Each Other“ auch.

Würden alle Autor_innen des Genres romantische Literatur ähnlich interpretieren wie Sarah Hogle, würde ich sie wahrscheinlich häufiger lesen. Die Art und Weise, wie sie ein Paar ihre Alltagskonflikte in „You Deserve Each Other“ auskämpfen lässt, hat mich köstlich unterhalten – nicht nur, weil Naomis und Nicholas‘ Einfälle kreativ und witzig sind, sondern auch, weil sie sich für mich als harmlose Projektionsfläche anboten. Welcher Mensch, der schon länger Teil einer Partnerschaft ist, hat noch nicht davon fantasiert, Gedanken- und Achtlosigkeiten des Partners oder der Partnerin hin und wieder mit gleicher Münze heimzuzahlen? Du hast dein Geschirr nicht abgespült – dafür landet eine rote Socke bei deinen weißen Hemden in der Waschmaschine.

Vor allem hat mich „You Deserve Each Other“ jedoch daran erinnert, dass es das schönste, wertvollste Geschenk auf der Welt ist, dass ich mit meinem besten Freund verheiratet bin. Vollkommen egal, wie anstrengend und beängstigend es manchmal ist, offen zu sein, Gefühle zu kommunizieren, Wahrheiten auszusprechen und Rücksicht zu nehmen, das ist es wert. Sich zu verlieben ist einfach. Zu lieben ist harte Arbeit. Natürlich wusste ich all das lange vor der Lektüre, aber es hat mein Herz zum Leuchten gebracht, es in dieser verrückten Geschichte gespiegelt zu sehen. Einige Bücher sind gut, weil sie den Horizont erweitern – „You Deserve Each Other“ war für mich eine gute Lektüre, weil es meinen Horizont bestätigte.

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