Cover des Buches 'Der Augensammler' von Sebastian Fitzek

Titel: „Der Augensammler“

Reihe: Der Augensammler #1

Autor_in: Sebastian Fitzek

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 439 Seiten

Verlag: Knaur

Sprache: Deutsch

ISBN-13: 9783426198513

Genre: Thriller > Psychothriller

Ausgelesen: 28.12.2022

Bewertung: ★★★☆☆

Trivia: Infos rund um Buch und Autor_in

  • Sebastian Fitzek begann Anfang 2009 ernsthaft mit der Arbeit an seinem sechsten Psychothriller „Der Augensammler“. Dazu zählte eine umfangreiche Recherche zum Leben mit Blindheit und der täglichen Realität sehbehinderter Menschen.

  • Sobald feststand, dass eine blinde Figur im Buch vorkommen würde, nahm er gezielt Kontakt zu blinden und sehbehinderten Menschen auf. Viele waren sofort bereit, ihn zu unterstützen, denn Fitzek gab ihnen die Möglichkeit, sich selbst zu repräsentieren und mit verbreiteten Vorurteilen über Blindheit aufzuräumen.

  • Der Autor war dankbar für ihre Hilfsbereitschaft. Er erstellte einen Fragebogen, den er mit verschiedenen blinden Personen durcharbeitete. Er diskutierte mit ihnen stundenlang über Alltagserfahrungen, Szenen sowie die Figur der Alina Gregoriev. Abschließend ließ er die relevanten Kapitel von über 20 blinden und sehbehinderten Leser_innen probehören und prüfen. Damals gab es dafür vielleicht noch keinen Begriff – heute nennt man ein solches Vorgehen Sensitivity Reading.

  • Fitzek hat zwar nie verraten, was zuerst da war, diese intensive Recherche zu Blindheit oder der Modus Operandi seines Mörders, aber ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass beides bewusst eng miteinander verknüpft ist. Oder glaubt ihr, dass sich ein Thriller, der „Der Augensammler“ heißt, zufällig mit Blindheit beschäftigt?

Deutsche Inhaltsangabe zu „Der Augensammler“

Eine grausame Mordserie versetzt Berlin in Angst und Schrecken: Ein Unbekannter spielt ein perfides Spiel. Seine Opfer sind Familien. Er ermordet die Mutter, entführt das Kind – und zwingt den Vater zu einem verzweifelten Wettlauf gegen die Zeit. Innerhalb von 45 Stunden muss das Versteck gefunden werden, andernfalls endet die Suche tödlich. Die Polizei steht vor einem Rätsel, denn der Täter hinterlässt kaum Spuren. Nur sein verstörendes Markenzeichen findet sich an den Tatorten: Jedem getöteten Kind fehlt das linke Auge. Die Presse tauft ihn „Augensammler“.

Der einzige Hinweis auf die Identität des Mörders stammt aus ungewöhnlicher Quelle. Die blinde Physiotherapeutin Alina Gregoriev behauptet, durch Berührung Einblicke in die Biografien ihrer Patienten zu erhalten – und ist überzeugt, den Augensammler behandelt zu haben. Besorgt, nicht ernst genommen zu werden, wendet sie sich statt an die Polizei an den Reporter Alexander Zorbach. Doch als immer mehr belastende Hinweise auf Zorbach und die Schatten seiner Vergangenheit deuten, gerät er selbst ins Fadenkreuz der Ermittlungen. Gemeinsam mit Alina versucht er, seine Unschuld zu beweisen und das nächste Verbrechen zu verhindern – während die Uhr unerbittlich gegen sie tickt.

Eine grausame Mordserie versetzt Berlin in Angst und Schrecken: Ein Unbekannter spielt ein perfides Spiel. Seine Opfer sind Familien. Er ermordet die Mutter, entführt das Kind – und zwingt den Vater zu einem verzweifelten Wettlauf gegen die Zeit. Innerhalb von 45 Stunden muss das Versteck gefunden werden, andernfalls endet die Suche tödlich. Die Polizei steht vor einem Rätsel, denn der Täter hinterlässt kaum Spuren. Nur sein verstörendes Markenzeichen findet sich an den Tatorten: Jedem getöteten Kind fehlt das linke Auge. Die Presse tauft ihn „Augensammler“.

Der einzige Hinweis auf die Identität des Mörders stammt aus ungewöhnlicher Quelle. Die blinde Physiotherapeutin Alina Gregoriev behauptet, durch Berührung Einblicke in die Biografien ihrer Patienten zu erhalten – und ist überzeugt, den Augensammler behandelt zu haben. Besorgt, nicht ernst genommen zu werden, wendet sie sich statt an die Polizei an den Reporter Alexander Zorbach. Doch als immer mehr belastende Hinweise auf Zorbach und die Schatten seiner Vergangenheit deuten, gerät er selbst ins Fadenkreuz der Ermittlungen. Gemeinsam mit Alina versucht er, seine Unschuld zu beweisen und das nächste Verbrechen zu verhindern – während die Uhr unerbittlich gegen sie tickt.

Buchnotizen: Stärken, Schwächen und Reflexionen

  • Atemlose, auslaugende Spannung:

    „Der Augensammler“ ist definitiv ein typischer Fitzek. Wer mit seinem Werk vertraut ist, wird mit diesem Buch keine Irritationsmomente erleben. Meine Lektüre fügte sich ebenfalls nahtlos in meine bisherigen Leseerfahrungen mit seinen Romanen ein – und weil es sich so vertraut anfühlte, hatte ich die Gelegenheit, an diesem Beispiel zu analysieren, warum ich zwar sehr gut verstehen kann, dass so viele Leser_innen Sebastian Fitzeks Thriller lieben, wieso ich jedoch nie sein größter Fan war und sein werde.

    Kurz gesagt: Seine Geschichten stressen mich wahnsinnig. Er nutzt ganz bestimmte Techniken, um Spannung aufzubauen und aufrechtzuerhalten, mit denen ich nur in kleinen, unregelmäßigen Dosen zurechtkomme. So gibt es in den meisten seiner Bücher, die ich bisher gelesen habe, irgendeine Art von Countdown oder Deadline, durch die die Handlung eine intensive Dringlichkeit erhält. Das generiert extremen Druck. In „Der Augensammler“ hetzt der Protagonist Zorbach von einer Katastrophe zur nächsten, während Fitzek dank 45-Stunden-Ultimatum die emotionalen Daumenschrauben stetig enger zieht. Jedes Wort, jede Zeile erscheint aberwitzig dramatisch, sodass es schon ein sehr stabiles Nervenkostüm braucht, um dieses Buch entspannt zu lesen.

    Ich fühlte mich im Anschluss körperlich außer Atem, emotional ausgelaugt und komplett unter Strom. Die Lektüre ließ mich nicht mit einem positiven Gefühl zurück, sondern mit dem Bedürfnis, nach Luft zu schnappen. Mir ist das Stresslevel eindeutig zu hoch. Deshalb habe ich auch entschieden, nicht direkt zur Fortsetzung „Der Augenjäger“ zu greifen, obwohl die Versuchung kurz da war. Ich wollte mich einfach nicht gleich wieder so fühlen. Ich brauchte eine Pause.

  • Keine Zeit für Reflexionen:

    Meiner Meinung nach haben Fitzeks Techniken sowohl Vor- als auch Nachteile. Natürlich entwickelt „Der Augensammler“ eine extreme Sogwirkung. Die Handlung ist so angelegt, dass es trotz Kapitelunterteilung keine wirklich sinnvollen Sollbruchstellen gibt, um abzusetzen, das Buch wegzulegen. Fitzek hält seine Leser_innen eisern im Griff und lädt geradezu dazu ein, seinen Roman in einem Rutsch durchzusuchten. Ich bin mir absolut sicher, dass viele genau dieses Spannungslevel sehr genießen, weil es ihnen ermöglicht, Alltag und Realität vollständig zu vergessen.

    Das bedeutet allerdings auch, dass sich keine Gelegenheiten anbieten, um über das Gelesene nachzudenken und zu reflektieren, ob die Handlung, das Szenario, das Verhalten der Figuren überhaupt plausibel sind oder nicht. Das mag Sebastian Fitzek an einigen Punkten zum Vorteil gereichen – ich kann mir gut vorstellen, dass es in „Der Augensammler“ Szenen gibt, die eine Plausibilitätsprüfung nicht völlig unbeschadet überstehen würden.

    Ich empfinde dieses halsbrecherische Tempo jedoch als Nachteil, denn wenn ich nicht dazu komme, mich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, wenn ich in einem Strudel mitgerissen werde, der mir nicht einmal erlaubt, zu beurteilen, wie realistisch all das ist, was mir präsentiert wird, kann ich weder die schriftstellerische Qualität noch die Lektüre an sich wertschätzen. Mir ist klar, dass diese Faktoren für die meisten Leser_innen keine Rolle spielen. Für mich sind sie hingegen entscheidend und sehr relevant für meine generelle Beziehung zu Sebastian Fitzek als Autor.

  • Das Schema F(itzek):

    Ich hatte während der Lektüre von „Der Augensammler“ ein Déjà-vu. Obwohl es mehr als zwei Jahre her war, dass ich ihn gelesen hatte, erinnerten mich erstaunlich viele Elemente in „Der Augensammler“ an Fitzeks vorherigen Thriller „Splitter“. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr Parallelen fielen mir auf – nicht nur zwischen diesen beiden Romanen, sondern auch zu seinen früheren Werken.

    Ich will damit nicht andeuten, dass Sebastian Fitzek einfallslos wäre. Nein, all seine Bücher bis einschließlich „Der Augensammler“ behandeln unterschiedliche Themen und konfrontieren Leser_innen mit (mal mehr mal weniger) interessanten Fragestellungen. Aber wie er seine Geschichten erzählt und Emotionen erzeugt – dafür nutzt er offenbar ein Baukastenprinzip.

    Ich empfinde das nicht per se als negativ und möchte es nicht verurteilen. Mir geht es darum, euch darauf vorzubereiten, dass dieses Schema existiert, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sich sowas frustrierend auswirken kann. Wenn ihr „Der Augensammler“ eine Chance gebt, seid euch darüber im Klaren, dass ihr die gleichen Erzähltechniken vorfinden werdet, die Sebastian Fitzek auch in anderen seiner Romane anwendet.

  • „Saw“-Vibes mit übernatürlichem Twist:

    Der Augensammler – also der Mörder, der Fitzeks Roman seinen Titel gibt – folgt einem faszinierenden Modus Operandi, der mich sofort an die ersten „Saw“-Filme denken ließ. Auch dieser Täter zwingt seine Opfer, sich zu beweisen. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Sebastian Fitzek tatsächlich von den Horrorfilmen inspiriert wurde. Ist das der Fall, ist es ihm gelungen, das ursprüngliche Szenario der Filmreihe noch ein bisschen zuzuspitzen. Sehr originell.

    Den leichten übernatürlichen Twist der Handlung empfand ich hingegen als Störfaktor. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er zu „Der Augensammler“ Da ich beim Lesen wie gesagt jedoch keine Ruhe hatte, der Handlungskonzeption viel Aufmerksamkeit zu schenken, kann ich nicht sagen, ob der Thriller auch ohne Alinas mysteriöse Gabe funktionieren würde.

  • Gut recherchierte Einblicke in eine andere Lebensrealität:

    Ich spare sicher nicht mit Kritik an Sebastian Fitzek und leugne nicht, dass mein Verhältnis zu seinem schriftstellerischen Schaffen etwas ambivalent ist. Doch eines möchte ich hier jetzt mal festhalten: Ich schätze Fitzek sehr dafür, dass er in (fast) allen seinen Romanen gut recherchierte Fakten zu einem für die Haupthandlungslinie, oft aber auch gesellschaftlich relevanten Nebenthema anbietet.

    In „Der Augensammler“ setzt er sich wie bereits erwähnt mit Blindheit auseinander. Ich selbst bin nicht betroffen, meine Einschätzung erfolgt daher aus einer Außenperspektive, ich hatte jedoch den Eindruck, dass er sich um eine respektvolle, realitätsnahe und authentische Darstellung der Lebenswelt sehbehinderter Personen bemühte. Ich konnte ihm glauben, dass er für diesen Aspekt des Thrillers Gespräche mit Betroffenen führte, um die Reproduktion von Klischees und Stereotypen zu vermeiden. Meiner Meinung nach ist ihm das gut gelungen; ich fand diese Ebene von „Der Augensammler“ aufschlussreich und überzeugend.

  • Warnung zum Ende:

    „Der Augensammler“ bietet keinen echten Abschluss. Sebastian Fitzek klärt zwar einiges auf, verlässt die Handlung jedoch an einem Punkt, an dem vollkommen klar ist, dass weitere Herausforderungen auf die Figuren warten. Wer das nicht mag oder schwer aushalten kann, sollte sich entweder überlegen, das Buch nicht zu lesen oder die direkte Fortsetzung „Der Augenjäger“ bereits parat zu haben.

    Ich muss sagen, ich fand die Entscheidung dafür etwas merkwürdig, weil Fitzek zum Zeitpunkt des Erscheinens von „Der Augensammler“ wohl noch nicht wusste, dass er einen Folgeband schreiben würde. Ich glaube, ohne die Gewissheit, dass die Geschichte noch nicht vollständig ist, hätte ich dieses Ende als sehr frustrierend wahrgenommen und mich enorm geärgert. Ich kann nicht nachvollziehen, dass Fitzek ursprünglich plante, es so stehen zu lassen.

Leseempfehlung?

Ein entschiedenes Jein. Für mich sind die Romane von Sebastian Fitzek ein bisschen wie Fast Food. Ich weiß genau, ich bekomme keine hochwertigen Zutaten, ich weiß, dass es nicht gesund ist, und ich weiß auch, dass ich mich weder dabei noch danach gut fühlen werde – aber hin und wieder ist die Verlockung des schnellen Kicks einfach überwältigend. Ich kann deshalb sehr gut verstehen, warum er dermaßen erfolgreich ist und so viele Leser_innen seine Bücher lieben.

Gehört ihr dazu, werdet ihr „Der Augensammler“ sicher mögen. Meiner Ansicht nach erwartet euch ein extrem aufregender Thriller, der mir zu atemlos ausfällt, aber durchaus ein paar interessante Ideen und Themen enthält. Ich kann mir auch vorstellen, dass es ein guter Kandidat ist, um Sebastian Fitzek kennenzulernen, wenn ihr Psychothriller mögt und es bisher irgendwie geschafft habt, einen Bogen um den bekanntesten deutschen Autor dieses Genres zu machen.

Reagiert ihr hingegen wie ich etwas empfindlich auf Stress und Druck beim Lesen; habt ihr gern die Möglichkeit, die Handlung eines Thrillers zu reflektieren; oder legt ihr Wert auf einen formvollendeten Schreibstil, ist „Der Augensammler“ vielleicht nicht das richtige Buch für euch.

Zudem solltet ihr euch darüber im Klaren sein, dass in diesem Thriller Gewalt gegen Kinder thematisiert wird. Ist das für euch ein Trigger, seht bitte davon ab, „Der Augensammler“ zu lesen. Achtet auf euch und mutet euch nur zu, was ihr problemlos aushalten könnt.

Für Fans von …

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