Kaum ein Ratschlag wird anstrebenden Autor_innen so oft um die Ohren geschlagen wie dieser: Schreib, was du kennst. Auch Jennifer McMahon wurde wieder und wieder nahegelegt, sich an Bekanntem zu orientieren. Glücklicherweise ließ sie sich davon jedoch nicht beirren und entwickelte ihr eigenes Motto: Schreib, was dir Angst macht.
Sich literarisch mit ihren eigenen Ängsten auseinanderzusetzen, ist ihr Erfolgsrezept, dank dem sie bis heute 11 Thriller und Horrorromane veröffentlichte (Stand: Oktober 2022). „The Night Sister“ ist ihr siebtes Buch und nach „The Winter People“ das zweite, das ich von ihr gelesen habe.
Vor 50 Jahren war das Tower Motel der Tourismusmagnet in London. In welcher anderen Kleinstadt in Vermont findet sich schon ein gemauerter Turm, der an das englische Vorbild erinnert? Doch nachdem die Tochter der Inhaber_innen 1961 unter mysteriösen Umständen verschwand, verblasste der Glanz und das Motel verwahrloste. Einige munkeln, Sylvie Slater sei nach Hollywood durchgebrannt, um Alfred Hitchcocks neue Muse zu werden. Andere behaupten, ihr sei etwas Furchtbares zugestoßen.
In ihrer Kindheit übte das Rätsel um Sylvies Schicksal einen unwiderstehlichen Reiz auf Amy, Piper und Margot aus. Im Sommer 1989 beschlossen sie, endlich herauszufinden, was mit der jungen Frau geschehen ist. Was sie in den verlassenen Zimmern entdeckten, erschütterte die drei bis ins Mark – und ruinierte ihre Freundschaft.
Aber einige Erlebnisse verbinden für ein Leben lang. Als Amy 20 Jahre später beschuldigt wird, ein grausames Verbrechen begangen zu haben, wird am Tatort eine Notiz gefunden, die einzig Piper und Margot verstehen: „29 Zimmer“. Wird sie das schreckliche Geheimnis ihrer Jugend einholen?
Vor 50 Jahren war das Tower Motel der Tourismusmagnet in London. In welcher anderen Kleinstadt in Vermont findet sich schon ein gemauerter Turm, der an das englische Vorbild erinnert? Doch nachdem die Tochter der Inhaber_innen 1961 unter mysteriösen Umständen verschwand, verblasste der Glanz und das Motel verwahrloste. Einige munkeln, Sylvie Slater sei nach Hollywood durchgebrannt, um Alfred Hitchcocks neue Muse zu werden. Andere behaupten, ihr sei etwas Furchtbares zugestoßen.
In ihrer Kindheit übte das Rätsel um Sylvies Schicksal einen unwiderstehlichen Reiz auf Amy, Piper und Margot aus. Im Sommer 1989 beschlossen sie, endlich herauszufinden, was mit der jungen Frau geschehen ist. Was sie in den verlassenen Zimmern entdeckten, erschütterte die drei bis ins Mark – und ruinierte ihre Freundschaft.
Aber einige Erlebnisse verbinden für ein Leben lang. Als Amy 20 Jahre später beschuldigt wird, ein grausames Verbrechen begangen zu haben, wird am Tatort eine Notiz gefunden, die einzig Piper und Margot verstehen: „29 Zimmer“. Wird sie das schreckliche Geheimnis ihrer Jugend einholen?
„The Night Sister“: Leider nicht das richtige Horrormotiv für mich
Ich befinde mich in einer Zwickmühle. In dieser Rezension muss ich euch erklären, warum mich „The Night Sister“ nicht gruselte, ohne zu verraten, welches Horrormotiv Jennifer McMahon exploriert. Keine leichte Aufgabe, da sich mein Eindruck des Buches daraus ableitet, dass mir ihr spezielles Szenario keinen Schauer über den Rücken jagte. Dafür gibt es Gründe, die wiederum mit meiner Lesehistorie zusammenhängen. Die darf ich aber ebenfalls nicht nennen. Das wird interessant. 😅
Die Ausgangslage war bereits ungünstig. Mit dem Titel „The Night Sister“ habe ich etwas völlig anderes assoziiert, als mich in der Geschichte erwartete. Ich habe ihn allzu wörtlich übersetzt: Ich dachte an eine Nachtschwester, eine Nacht-Krankenschwester. Das ist nicht der Fall. Solltet ihr also in dieselbe Richtung denken: Nein, ihr werdet in diesem Buch keine gruselige Krankenschwester vorfinden.
Wie angedeutet löste das Horrormotiv, das Jennifer McMahon in „The Night Sister“ tatsächlich verwendet, bei mir nichts aus. Es zählt nicht zu meinen individuellen Ängsten – vermutlich, weil ich es aus anderen Kontexten weniger negativ konnotiert kenne. Die Autorin hatte es deshalb von Vorneherein schwer, mich von der Bedrohlichkeit der Situation zu überzeugen. Da sie ihr Konzept außerdem vage halten musste, um die Fantasie ihrer Leser_innen nicht zu beschneiden, konnte ich mir bis zuletzt kein unheimliches Potenzial vorstellen.
Nun war der Gruselfaktor allerdings keine Bedingung für eine gelungene Lektüre. Auch ohne meine Ängste anzusprechen hätte mir das Buch ja Spaß machen können. Leider hat das ebenfalls nicht funktioniert. Ich empfand die Handlung als schwerfällig und dröge, längst nicht so nervenaufreibend wie „The Winter People“. Es kam nie richtig Schwung in die Geschichte, was meiner Meinung nach in Organisation und Zusammenspiel der Zeitlinien begründet ist.
Es scheint typisch für Jennifer McMahon zu sein, ihre Geschichte auf mehreren Zeitebenen zu erzählen. „The Night Sister“ spielt 1961, 1989 und 2013. Ich mag das eigentlich gern, nahm es hier jedoch als hinderlich wahr, weil es dauert, bis sie eine konkrete Verbindung zwischen den Jahren herstellt. Zu lange erschienen mir die Herausforderungen der Figuren in den einzelnen Zeitlinien unabhängig voneinander zu existieren. Bis sich der rote Faden offenbarte, war meine Geduld überstrapaziert.
Obwohl ich fand, dass McMahon die Dynamiken zwischen Geschwistern und Freund_innen sehr facettenreich darstellt und die damit verbundenen, häufig paradoxen Emotionen nachvollziehbar schildert, gab es zu selten Erfolgserlebnisse, die mir die Wartezeit bis zur Aufklärung versüßten. In allen drei Jahren stolpern die Figuren blind herum und finden dabei entweder mit Hilfe oder durch den guten alten Zufall Hinweise, die sie der Wahrheit langsam näherbringen. Das war unbefriedigend, weil es ziellos wirkte und keine Dringlichkeit vermittelte. Für mich kam während „The Night Sister“ daher keine echte Spannung auf.
Meine tendenziell eher negative Bewertung von „The Night Sister“ ist folglich das Ergebnis einer unglücklichen Kombination von Faktoren, die ich nicht vorhersehen konnte und für die Jennifer McMahon höchstens teilweise verantwortlich ist. Ich gebe ihr deshalb kaum Schuld an meiner fehlgeschlagenen Leseerfahrung, das möchte ich ausdrücklich festhalten. Es war einfach Pech, dass wir uns bei diesem Roman nicht auf einer Wellenlänge trafen.
Deshalb sehe ich keinen Anlass dafür, die Autorin-Leserin-Beziehung zwischen Jennifer McMahon und mir grundsätzlich in Frage zu stellen. Im Gegenteil: Ich bin fest entschlossen, es mit weiteren Romanen aus ihrer Feder zu versuchen. Mein Erlebnis mit „The Winter People“ sagt mir, dass wir sehr gut zusammenpassen, wenn sie meine persönliche Gruselader trifft.
Vielleicht passt „The Night Sister“ zu euch. Es ist schwierig, eine Empfehlung auszusprechen, weil ich nicht weiß, wovor ihr euch fürchtet und euch das Motiv nicht verraten kann, ohne die große Wendung vorwegzunehmen. Ich halte es für möglich, dass euch weder das Tempo noch der Einsatz der verschiedenen Zeitlinien stören, wenn ihr empfänglich für diese Art von Horror seid. Ihr werdet es selbst herausfinden müssen.
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