Tad Williams – Der Abschiedsstein

Cover des Buches "Der Abschiedsstein" von Tad Williams

Reihe: Das Geheimnis der Großen Schwerter #2

Autor_in: Tad Williams

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 893 Seiten

Verlag: Fischer

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3596130743

Genre: Fantasy > High Fantasy

Ausgelesen: 15.10.2014

Bewertung: ★★★☆☆

„Der Abschiedsstein“ ist der zweite Band der Saga „Das Geheimnis der Großen Schwerter“ von Tad Williams. Ich habe lange (ihr seht es an der Zeitspanne, die zwischen Lesen und Rezensieren liegt) gebraucht, um mir darüber klar zu werden, wie ich dieses überaus komplexe High Fantasy Werk für euch zusammenfassen möchte, ohne zu tief ins Detail zu gehen. Ich habe mich letztendlich dazu entschieden, die Handlung nur sehr oberflächlich zu besprechen, weil alles andere schlicht den Rahmen sprengen würde. Während der Vorbereitung habe ich für mich ein Schaubild erstellt, das die verschiedenen Handlungsstränge aufführt. Ich habe euch das Ding eingescannt, um euch zu zeigen, wie umfangreich eine richtige Inhaltsangabe wäre. Außerdem bekommt ihr so die Möglichkeit, den Inhalt doch noch einmal detaillierter nachvollziehen zu können, falls ihr das möchtet und meine Schrift lesen könnt. ;)

Noch immer herrscht Krieg in Osten Ard. König Elias hat mit Hilfe der schrecklichen Nornen und Ineluki Sturmkönig Naglimund, die Festung seines Bruders Prinz Josua, eingenommen. Der Prinz selbst und seine Verbünden sind im ganzen Land versprengt. Jede Gruppe versucht auf ihre Weise, das Schicksal zu ihren Gunsten zu verändern und dem verrückten König und seinen Verbündeten Einhalt zu gebieten. Im Mittelpunkt aller Bemühungen steht nun der Stein des Abschieds, ein magischer Ort der Sithi, der den Rebellen zumindest vorübergehend Schutz bieten soll. Doch für alle ist der Weg dorthin weit und gefährlich. Besonders Simon, ehemaliger Küchenjunge des Hochhorsts und Bezwinger des Drachen Igjarjuk, muss viele Abenteuer bestehen, in denen er mehr als einmal nur knapp dem Tod entgeht.

abschiedsstein schaubild

Wie ihr vielleicht anhand meines Schaubilds sehen könnt, ist man als LeserIn von „Der Abschiedsstein“ mit mindestens zehn verschiedenen Perspektiven konfrontiert. Da die Aufständischen wie bereits erwähnt über ganz Osten Ard verteilt sind, laufen alle Handlungsstränge parallel, ohne sich wirklich zu kreuzen. Ihr könnt euch sicher denken, wie unglaublich komplex der zweite Band der Saga dadurch ist. Eines haben jedoch fast alle Charaktere gemein: sie reisen. Das Thema Reise ist das zentrale Merkmal einer Handlung, die einem Spinnennetz gleicht, in dessen Mittelpunkt wiederum der mysteriöse Stein des Abschieds steht.

Ich bewundere die intelligente Konstruktion dieses Spinnennetzes sehr, muss allerdings auch sagen, dass die Übergänge zwischen den einzelnen Fäden etwas sanfter hätten sein können für meinen Geschmack. So voll und ganz lebendig die Charaktere sind und obwohl (oder gerade weil?) man sie durch das Reise-Thema von allen möglichen Seiten kennenlernt, sind die Perspektivwechsel äußerst abrupt, was mich mehrfach ziemlich irritierte. Ihr müsst euch vorstellen, dass man als LeserIn in einem Absatz mitten im Süden bei Prinzessin Miriamel ist und dann, ohne Vorwarnung, tausende von Meilen weit weg im Norden bei Simon, ohne dass es irgendeine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Figuren oder ihrer jeweiligen Situation gäbe. Das war nicht immer leicht und ich musste mich definitiv erst daran gewöhnen, vor allem, weil Tad Williams dazu neigt, eine Handlung genau dann zu unterbrechen, wenn sie richtig spannend wird.

Das fiel mir besonders in Bezug auf Herzog Isgrimnur auf, der von Prinz Josua dazu verdonnert wurde, Miriamel zu finden und ihr somit hinterher reist. Ich konnte mich extrem gut in ihn hineinversetzen, in all die Frustration, die er empfunden haben muss, weil er Miri oft schon so nahe war und sie dann doch wieder knapp verpasste. Williams lässt sie einfach nicht zusammen kommen. Ich fand das ermüdend und gelinde gesagt zum Haare raufen. Für die Geschichte war es vielleicht nötig, aber für mich verstärkte es den Eindruck, den ich das gesamte Buch über nicht loswurde: „Der Abschiedsstein“ und die gesamte Saga „Das Geheimnis der Großen Schwerter“ liest sich schwerfällig.

Wie schon in „Der Drachenbeinthron“ musste ich erneut immer wieder die Zähne zusammen beißen und mich durch die eine oder andere Situation durchkämpfen. Ich finde Tad Williams‘ Talent großartig, aber das Auf und Ab des Spannungsbogens macht es schwer, präsent zu bleiben. Trotzdem hatte ich natürlich Spaß mit dem zweiten Band, denn gerade durch die parallelen Handlungsstränge zeichnet sich schon ab, wer sich im dritten Band „Die Nornenkönigin“ begegnen wird.

„Der Abschiedsstein“ ist nichts für QuereinsteigerInnen. Man kann diesen Roman nicht lesen, ohne den Vorgänger gelesen zu haben und meines Erachtens nach auch danach nicht abbrechen, weil die Neugier einfach zu groß ist. Tad Williams schreibt beispielhafte High Fantasy und ist ein fabelhafter Geschichtenerzähler, auch wenn seine Tetralogie wohl eher etwas für geduldige LeserInnen ist, die ein bisschen Zähigkeit verkraften können. Ich bin immer noch ein bisschen sprachlos, wenn ich daran denke, wie viel Arbeit schon nur ein einziger Band dieser Geschichte gewesen sein muss. Wie schön wäre die Bücher-Welt, wenn jede_r Autor_in so viel Engagement aufbringen würde wie Tad Williams.

Bewerte diesen Beitrag!