Patrick Rothfuss – The Name of the Wind
âThe Kingkiller Chronicleâ von Patrick Rothfuss treibt die Fans in den Wahnsinn. Der erste Band âThe Name of the Windâ erschien 2007. Auf den zweiten Band âThe Wise Manâs Fearâ warteten die Leser_innen bereits vier Jahre, er erschien 2011. Das Finale, voraussichtlich âThe Doors of Stoneâ, ist bei Wikipedia als âTitel in Planungâ verzeichnet. Nach sieben Jahren gibt es noch nicht einmal ein ungefĂ€hres Veröffentlichungsdatum. Das ist zweifellos frustrierend. Ich habe mir deshalb zwei Jahre Zeit gelassen, bevor ich âThe Name of the Windâ aus dem Regal zog. Ich kann nur hoffen, dass mein Timing einigermaĂen gut gewĂ€hlt war und Rothfuss bald fertig ist.
Der Mann hinter dem Tresen ist der Inhaber deiner Stammschenke. Du kennst ihn seit Jahren, schĂ€tzt ihn als zuverlĂ€ssig, gutmĂŒtig, zurĂŒckhaltend. Du vertraust ihm. Doch dann geschieht etwas. In seinen grĂŒnen Augen lodert plötzlich ein Feuer und dir wird klar, dass du nichts ĂŒber ihn weiĂt. Noch nicht einmal seinen wahren Namen.
Der Mann hinter dem Tresen heiĂt Kvothe. In der Vergangenheit trug er viele Namen: Kvothe Königsmörder, Kvothe der Geheimnisvolle, Kvothe der Blutleere. Er war ein Barde, ein Magier, ein Held. Er wurde gefeiert und verflucht. Heute liegen diese abenteuerlichen Zeiten hinter ihm. Sein Schwert ziert die Wand seines bescheidenen Gasthauses in einem unscheinbaren Dorf. Tag ein, Tag aus serviert er Bier und lauscht den Berichten vom zunehmenden Dunkel in der Welt. Er lebt anonym und zurĂŒckgezogen, bereit, vergessen zu werden. Bis eines Tages ein Chronist durch seine TĂŒr schreitet und ihn bittet, seine Geschichte niederschreiben zu dĂŒrfen. Drei Tage gesteht er dem Schreiber zu. So beginnt Kvothe zu erzĂ€hlen und plötzlich ist er nicht lĂ€nger der Schankwirt einer kleinen Herberge. Er ist eine Legende.
Jedes groĂe High Fantasy â Epos verfĂŒgt meiner Meinung nach ĂŒber einen bestimmten Aspekt, der es aus der Masse heraushebt. Ein Alleinstellungsmerkmal. Das gewisse Etwas, wenn man so will. Das kann bombastisches Worldbuilding, hervorragende Charakterentwicklung oder eine auĂergewöhnlich dichte Handlung sein. Ich glaube, ich wusste bereits, dass âThe Name of the Windâ der Auftakt eines solchen spektakulĂ€ren Epos ist, als ich die erste Seite las.
Ich fĂŒhlte es, als mich Patrick Rothfuss‘ Worte verschlungen und in dieser unscheinbaren kleinen Schenke wieder absetzten. Ich spĂŒrte den gewaltigen, ungeduldigen Druck der monumentalen Geschichte, die erzĂ€hlt werden wollte, als ich dem Protagonisten Kvothe zum ersten Mal in die verblĂŒffend grĂŒnen Augen blickte. Die auktoriale, in der Gegenwart verankerte RahmenerzĂ€hlung vermittelte mir so unmissverstĂ€ndlich den Eindruck des Ungesagten, dass ich den Ăbergang zur BinnenerzĂ€hlung, die Kvothes Erinnerungen in der fĂŒr das Genre ungewöhnlichen Ich-Perspektive schildert, kaum abwarten konnte. Rothfuss erzeugt von Beginn an Spannung und ist in der Lage, diese konsequent aufrechtzuerhalten.
Die Diskrepanzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, die sowohl in Kvothes Persönlichkeit als auch in der Entwicklung des Settings Temerant auffallen, schĂŒren Neugier und lassen stĂ€ndig neue Fragen entstehen, die ich unbedingt beantwortet sehen wollte. Durch Rothfuss‘ ausfĂŒhrlichen, detailverliebten Schreibstil fand ich mich mitten in atmosphĂ€rischen Szenen wieder, die niemals Zweifel an seiner â und Kvothes â AutoritĂ€t als ErzĂ€hler aufkommen lieĂen. Trotz dessen musste ich mich aufgrund dieser umfangreichen Beschreibungen beim Lesen konzentrieren und Ablenkungen vermeiden. Ich stellte fest, dass ich unterwegs Schwierigkeiten hatte, dranzubleiben, wĂ€hrend ich zu Hause auf dem Sofa innerhalb von zwei Abenden 500 Seiten inhalierte.
Ich verstand schnell, in welcher Welt der junge Kvothe aufwuchs. Seine Herkunft erlaubte es Patrick Rothfuss, das Worldbuilding beilĂ€ufig zu gestalten und Hintergrundwissen und Kontextinformationen in Lieder und Sagen zu verpacken, ohne plump zu wirken. Geboren als Edema Ruh, als Sohn eines fahrenden Volkes von Schaustellern, reiste er mit seiner Familie durch das Land und zeigte frĂŒh eine einschĂŒchternde Hochbegabung, die ihm einige Jahre und Tragödien spĂ€ter die Tore der UniversitĂ€t zu einer magischen Ausbildung öffnete. Halleluja, endlich wieder ein richtiger Zauberlehrling!
Mit unserem geliebten HP hat er charakterlich allerdings wenig gemein. Ich kann mir nur ĂŒber den jugendlichen Kvothe ein Urteil erlauben, weil der erste Tag der ErzĂ€hlsituation und somit auch dieser erste Band enden, als er gerade einmal 15 Jahre alt ist. Vielleicht war ich deshalb oft nicht seiner Meinung. Unsere Meinungsverschiedenheiten störten mich jedoch nicht, denn nichts ist so langweilig wie permanenter Einklang zwischen Protagonist_in und Leser_in. Unsere Reibungspunkte lieĂen Kvothe fĂŒr mich lebendiger und realer wirken. Ich fĂŒhlte intensiv mit ihm und teilte all seine Emotionen, vom kleinsten Kichern bis zu den bittersten TrĂ€nen.
Das ist es, das Besondere, das diesen Trilogieauftakt als einzigartig kennzeichnet: die unvergleichliche emotionale IntensitĂ€t. âThe Name of the Windâ besitzt das gewisse Etwas und die Trilogie âThe Kingkiller Chronicleâ demzufolge das Potential, eines der bedeutendsten High Fantasy-Epen unserer Zeit zu werden.
WĂ€re âThe Name of the Windâ ein Einzelband, hĂ€tte das Buch ohne zu zögern 5 Sterne verdient. Da es sich jedoch um einen Trilogieauftakt handelt, fĂŒhlt es sich fĂŒr mich nicht richtig an, direkt die Höchstwertung zu vergeben. Ich konnte das geduldig ausharrende Potential wittern. Wir haben gerade einmal an der OberflĂ€che gekratzt. Patrick Rothfuss und Kvothe haben ihre Geschichte eben erst begonnen; so vieles ist noch verborgen und unausgesprochen, dass ich mich weigere, jetzt bereits mit Vorschusslorbeeren um mich zu werfen. Hier gibt es nichts geschenkt. Rothfuss und Kvothe verdienen die Chance, sich ihre Bestnote zu verdienen. Und ich bin sicher, das werden sie.
Der Name des Windes ist soooo ein gutes Buch. <3
Ganz deiner Meinung. ;)
Hallo, Elli!
„Der Name des Windes“ ist tatsĂ€chlich vermutlich das einzige Buch dieses Genres, um das ich seit einiger Zeit herumschleiche. Ich habe schon viel davon gehört und es klingt spannend und prickelnd und ich bin mir nicht sicher, ob das vielleicht das auserwĂ€hlte Buch ist, das mich in dieses Genre einfĂŒhrt.
Zu warten bis das dritte Buch drauĂen ist…ich weiĂ nicht. Nicht zu warten…ich weiĂ auch nicht. :P Du scheinst ja sehr begeistert zu sein. :D
(Hast du ĂŒbrigens Patrick Rothfuss‘ Nachricht an die Leute gesehen, die auf Goodreads das dritte Buch bereits mit fĂŒnf Sternen bewertet haben? đ Das macht mir den Autor auf jeden Fall schon mal sympatisch. :D )
LG, m
Huhu,
also ich denke, wenn die High Fantasy ein Buch zu bieten hat, das dir den Einstieg erleichtern könnte, dann ist es dieses. Der Grund dafĂŒr sind die bereits erwĂ€hnten tiefen Emotionen. Ich glaube, dass du ebenso wie ich eine tiefe Bindung zu Kvothe aufbauen könntest, was dir helfen wĂŒrde, mit dem ganzen „Andere Welten-Magie-Kram“ klarzukommen. AuĂerdem gibt es Drachen. Ich meine, Drachen! :D
Ja, hab ich mir eben durchgelesen, sehr cool. Ich finde das nÀmlich auch immer total albern, das Buch bereits vorher zu bewerten. :D
LG
Elli
Okay. OKAY. Medimops hat das Buch gerade im Sale. Das war wohl ein weiteres Zeichen. Hab’s gekauft. Mal schauen. ;)
đđđ
Ich war auch gleich begeistert. Danke fĂŒr die tolle
Rezi.
Huhu,
Der Name des Windes ist wirklich ein tolles Buch und du hast das auch richtig schön in deiner Rezi rĂŒber gebracht.
Ich möchte noch anmerken, im Gegensatz zu dir wĂŒrde ich dem Buch keine 5 Sterne geben, wenn es ein Einzelband wĂ€re. Dazu ist es zu „unfertig“ und schreit zu sehr nach einer Fortsetzungen. Ich bin also sehr froh, dass es noch einen Band 2 und hoffentlich, hoffentlich bald einen Band 3 gibt ;-)
Viele GrĂŒĂe
A. Disia
Huhu,
wĂ€re es ein Einzelband,wĂ€re es ja auch nicht unfertig, also davon bin ich zumindest ausgegangen. đ Aber selbstverstĂ€ndlich hoffe ich auch auf das Finale, Mr. Rothfuss könnte wirklich in die Puschen kommen. đ
LG
Elli
Ah! Einer meiner Lieblinge. In Teil zwei erwartet dich Worldbuilding der Meisterklasse! :)
Ich habe „Der Name des Windes“ auch unfassbar geliebt und habe noch die Kurzgeschichte „Die Musik der Stille“ von Rothfuss gelesen. Die Fortsetzung steht bisher noch nicht in meinem Regal, dank dir ist sie aber wieder etwas nach oben auf meiner Wunschliste gerutscht.. vielleicht belohne ich mit damit nach meinen ExamensprĂŒfungen.. :D
Liebe GrĂŒĂe!