Cover des Buches "Last Argument of Kings" von Joe Abercrombie

Titel: „Last Argument of Kings“

Reihe: The First Law #3

Autor_in: Joe Abercrombie

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 670 Seiten

Verlag: Gollancz

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0575084162

Genre: Fantasy > High Fantasy

Ausgelesen: 10.01.2021

Bewertung: ★★★★☆

Einige Monate vor der Veröffentlichung von „Last Argument of Kings“, dem Finale seiner „The First Law“-Trilogie, wurde Joe Abercrombie in einem Interview gefragt, ob es ihm rückblickend gelungen war, genau die Geschichte zu erzählen, die ihm vorschwebte, als er den ersten Band „The Blade Itself“ begann. Er konnte diese Frage mit einem selbstbewussten „Ja“ beantworten. Er berichtete, dass ihm das Schreiben des letzten Bandes sogar am leichtesten fiel.

Er beschrieb den Prozess so: Mit den ersten beiden Bänden hatte er akribisch Bauklötzchen-Türme aufgebaut – nun wurde es Zeit, Spaß daran zu haben, diese Türme umzustoßen. Die Herausforderung bestand lediglich darin, es mit genug Wumms zu tun. Ob das Finale tatsächlich ausreichend Wumms hat, durfte ich bei meinem Reread im Januar 2021 noch einmal herausfinden.

Sechs lange Monate musste Jezal dan Luthar die schlimmsten Unannehmlichkeiten seines Lebens ertragen. Bis zum anderen Ende der Welt verschleppte ihn Bayaz! Und wofür das alles? Für nichts. Die Reise war Zeitverschwendung. Zuhause in Adua sollte er sich eigentlich freuen, wieder das bequeme, ruhige Dasein der Königsgarde zu fristen. Aber irgendwie ist nichts mehr, wie es war, als er die Hauptstadt verließ.

Die Union steckt mitten in einem Zweifrontenkrieg gegen die Barbaren des Nordens und die Fanatiker_innen aus Gurkhul. Innenpolitisch sieht es kaum besser aus: Eine Bauernrebellion droht, sich zum Bürgerkrieg auszuwachsen, während sich die Elite gegenseitig an die Gurgel geht. Seit die beiden Söhne des Königs gestorben sind, steht das Reich ohne Thronfolger da. Im Offenen Rat werden die Messer gewetzt, denn jeder der alten Knacker hofft, zum nächsten König gewählt zu werden. Natürlich ist dieser widerliche Krüppel Sand dan Glokta mittendrin, der Jezal auch noch davor warnt, seine Beziehung mit Ardee West weiterzuführen.

Fast sehnt sich Jezal nach der Einfachheit der Straße zurück. Er vermisst Logen Neunfinger, der sich leider verabschiedete, um eine alte Rechnung zu begleichen. Stattdessen ist er weiterhin mit Bayaz und der kratzbürstigen Ferro geschlagen. Er wird sie einfach nicht los. Was will der aufbrausende alte Kauz nur von ihm und der Union? Jezal ahnt nicht, dass er es bald herausfinden wird – und sich wünschen wird, er hätte es nie erfahren.

Sechs lange Monate musste Jezal dan Luthar die schlimmsten Unannehmlichkeiten seines Lebens ertragen. Bis zum anderen Ende der Welt verschleppte ihn Bayaz! Und wofür das alles? Für nichts. Die Reise war Zeitverschwendung. Zuhause in Adua sollte er sich eigentlich freuen, wieder das bequeme, ruhige Dasein der Königsgarde zu fristen. Aber irgendwie ist nichts mehr, wie es war, als er die Hauptstadt verließ.

Die Union steckt mitten in einem Zweifrontenkrieg gegen die Barbaren des Nordens und die Fanatiker_innen aus Gurkhul. Innenpolitisch sieht es kaum besser aus: Eine Bauernrebellion droht, sich zum Bürgerkrieg auszuwachsen, während sich die Elite gegenseitig an die Gurgel geht. Seit die beiden Söhne des Königs gestorben sind, steht das Reich ohne Thronfolger da. Im Offenen Rat werden die Messer gewetzt, denn jeder der alten Knacker hofft, zum nächsten König gewählt zu werden. Natürlich ist dieser widerliche Krüppel Sand dan Glokta mittendrin, der Jezal auch noch davor warnt, seine Beziehung mit Ardee West weiterzuführen.

Fast sehnt sich Jezal nach der Einfachheit der Straße zurück. Er vermisst Logen Neunfinger, der sich leider verabschiedete, um eine alte Rechnung zu begleichen. Stattdessen ist er weiterhin mit Bayaz und der kratzbürstigen Ferro geschlagen. Er wird sie einfach nicht los. Was will der aufbrausende alte Kauz nur von ihm und der Union? Jezal ahnt nicht, dass er es bald herausfinden wird – und sich wünschen wird, er hätte es nie erfahren.

„Last Argument of Kings”: Dem Sahnehäubchen fehlte nur die Kirsche

Wumms hat „Last Argument of Kings” zweifellos genug. Das Finale der „The First Law”-Trilogie schlägt meiner Meinung nach ein wie eine Bombe. Wie bereits die Vorgänger stellt es erneut alles auf den Kopf, was wir aus der High Fantasy kennen und zu erwarten gelernt haben. Die Handlung entfaltet sich völlig anders, als erfahrene HF-Veteran_innen annehmen könnten und führt zu Wendungen, die komplett unberechenbar sind.

Ich begrüße diese Unvorhersehbarkeit. Obwohl es sich für mich um einen Reread handelte und ich mich an einige der entscheidendsten Schlüsselszenen in „Last Argument of Kings“ durchaus erinnern konnte, erkenne ich mühelos, wie enorm der Effekt gewesen sein muss, den Joe Abercrombie mit diesen Twists bei meiner ersten Lektüre auslöste. Es imponiert mir wahnsinnig, wie viel er erreicht, in dem er eines der ältesten Konzepte des Genres hinterfragt: Die starre Einteilung in Gut und Böse.

Vielen Autor_innen gelingt es, ambivalente Charaktere zu konstruieren, die lebendig und menschlich wirken, weil sie mehrdimensional sind. Die inhärente Rollenverteilung ihrer Geschichte bleibt hingegen meist intakt. Für die Leser_innen ist trotz der Zwielichtigkeit einiger Figuren immer eindeutig, wer auf welcher Seite steht – kurz, wer die Bösen sind. Joe Abercrombie geht noch einen Schritt weiter als seine Kolleg_innen. Er lässt uns am Ende seiner „The First Law“-Trilogie vollkommen ratlos zurück, ob wir über all diese Seiten hinweg nicht die Falschen angefeuert, schlecht geurteilt und komplett missverstanden haben, was das Ziel der Geschichte ist.

Bayaz – Erster der Magi und Bösewicht der Geschichte?

Diese meisterhaft dynamisch-fluide Gestaltung äußert sich in „Last Argument of Kings“ vor allem durch die Figur des Ersten der Magi Bayaz. Ganz ehrlich, ich wusste irgendwann nicht mehr, ob er nicht die Wurzel allen Übels ist und besser vorsorglich beseitigt werden sollte. Er wurde mir zunehmend unangenehm und ich begann, legitime, begründete Zweifel an seinen Motiven zu entwickeln.

Ein wichtiger Baustein bei der Unterminierung seiner Rolle ist die Tatsache, dass Joe Abercrombie Bayaz‘ wahre Absichten nie offenlegt. Er behauptet, die Welt retten zu wollen. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte nie eine Bedrohung von den Ausmaßen eines Weltuntergangs erkennen. Selbstverständlich würde die Bevölkerung der Union darunter leiden, könnten sich die Erober_innen aus Gurkhul durchsetzen. Selbstverständlich wird in Gurkhul eine Form der Magie praktiziert, die abscheulich und widernatürlich ist. Aber weder auf den Weltenkreis noch auf Bayaz hätte all das direkte Auswirkungen.

Deshalb musste ich mir während der Lektüre von „Last Argument of Kings“ die Frage stellen, woher sein Interesse an der Zukunft der Union stammt und wieso es ihn persönlich zu beleidigen scheint, dass sein alter Rivale Khalul, von dem wir übrigens auch nicht wissen, was ihn antreibt, als Prophet der Gurkhisen die Hand danach ausstreckt. Meine Schlussfolgerungen möchte ich nicht verraten, nur so viel: Bayaz ist kein Wohltäter. Er ist weder selbstlos noch kümmert ihn das Schicksal einzelner Menschen. Es geht ihm nur um sich selbst.

Es ist Bayaz, der uns die gesamte „The First Law“-Trilogie über indirekt mitteilt, wen wir als Antagonist_innen zu betrachten haben. Sobald ich begriff, dass ich mich auf seine Aussagen nicht verlassen konnte, fing ich an, auch diese Rollenzuschreibung zu hinterfragen – und stürzte mitten in ein Kaninchenloch, aus dem ich bis heute nicht wieder herausgefunden habe. Ich kann rückblickend nicht mal mehr sagen, ob in „Last Argument of Kings“ die Richtigen oder Falschen siegen.

Etwas einfacher gestaltet sich die Lage bei zwei weiteren Figuren der Besetzung in „Last Argument of Kings“: Logen Neunfinger und Sand dan Glokta. Werfen wir zuerst einen Blick auf Logen. Bei ihm illustriert Joe Abercrombie seine fließende „Gut oder Böse“-Zuteilung durch ein Dilemma, das uns aus der Realität bestens bekannt ist: Kann ein Mensch sich je wirklich ändern?

Logen Neunfinger und Der Blutige Neuner

Fragt ihr mich, ja, Logen könnte sich ändern. Er besitzt das Potenzial, ein besserer Mensch zu sein und hat sich im Verlauf der „The First Law“-Trilogie innerlich bereits enorm verändert. Das Problem für Logen besteht darin, dass er sich nicht überwinden kann, alle Fäden zu kappen, alle Brücken hinter sich zu verbrennen und an einem anderen Ort noch einmal völlig neu anzufangen. Seine Möglichkeiten, sich neu zu erfinden, werden durch den Ballast seiner Vergangenheit beschnitten, dem er im Norden einfach nicht entkommen kann. Dort kann er sich nicht ändern. Zu viele alte Fehden, zu viel Blut, das an seinen Händen klebt. Dort wird er immer der Blutige Neuner sein.

Es war ein brillanter Schachzug von Joe Abercrombie, uns Logen und den Blutigen Neuner als getrennte Persönlichkeiten vorzustellen. Diese Abspaltung ist extrem wichtig für Sympathie und Empathie, denn sie gibt auch den Leser_innen die Option, sie separat zu behandeln. Allein dadurch konnte ich Logen wünschen, den Blutigen Neuner endlich hinter sich zu lassen. Inwieweit dieser Wunsch realistisch ist, ist meiner Ansicht nach allerdings fraglich.

Die Existenz des Blutigen Neuners deutet an, dass Logen unter einer psychischen Störung leidet, möglicherweise einer dissoziativen Identitätsstörung, im Volksmund oft Multiple Persönlichkeitsstörung genannt. Logen erinnert sich nie an die Taten des Blutigen Neuners. Er kann ihn kaum kontrollieren. Der Blutige Neuner übernimmt nur, wenn Logen in Lebensgefahr schwebt. Er ist der Joker, der einschreitet, wenn es richtig haarig wird und der bereit ist, alles zu tun, um ihr Überleben zu sichern. Anhand dieser Hinweise vermute ich, dass Logen schon früh in seiner Kindheit etwas Traumatisches widerfahren sein muss, dass dazu führte, dass er diese zweite Persönlichkeit erschuf, die ihn im Notfall physisch schützt.

Sollte meine Vermutung korrekt sein, ist es für Logen schlicht unmöglich, sich jemals komplett zu ändern, weil er in Abercrombies Universum keine Behandlung erhalten wird. Eine Traumatherapie gibt es dort nicht. Er könnte nur versuchen, Trigger zu vermeiden und ein weitgehend stressfreies, friedliches Leben zu führen, doch eine Garantie dafür, dass der Blutige Neuner in den Ruhestand tritt, ist das nicht. Logen kann sich ändern, der Blutige Neuner nicht.

Warum hängt Sand dan Glokta so am Leben?

Wenn wir den Blutigen Neuner als Logens Lebensversicherung begreifen, könnten wir uns fragen, ob Sand dan Gloktas zutiefst unmoralisches Verhalten ebenfalls nur dazu dient, sein Überleben zu sichern. Glokta stellt sich diese Frage sogar wiederholt selbst. Die Antwort darauf ist – wie bei dieser Figur nicht anders zu erwarten – hochgradig komplex. Er betont mehrfach, dass er keine andere Wahl hat, wenn er mal wieder die Grenzen der Menschlichkeit überschreitet. Natürlich ist das nicht wahr. Er hat immer eine Wahl. Allerdings ist die Alternative grundsätzlich sein eigener Tod.

Der Knackpunkt ist der: Glokta hat gar keine Angst vor dem Tod. Er sagt in „Last Argument of Kings“ selbst, dass dieser vermutlich sogar eine Erleichterung für ihn wäre. Nachvollziehbar, wenn wir uns sein schmerzerfülltes, oft erniedrigendes Leben vor Augen führen. Glokta konnte seine körperlichen Einschränkungen nie akzeptieren, er hasst sie. Er fand nie Wege, mit ihnen zu leben, entwickelte nie angepasste Strategien und nimmt auch nie Rücksicht darauf, dass ihm weniger Energieressourcen zur Verfügung stehen. Er führt einen aussichtlosen Krieg gegen sich selbst. Manchmal erschien es mir, als bestrafe er seinen Körper.

Warum also klammert er sich mit aller Macht an ein Leben, das ein einziger Kampf ist? Warum tut er Dinge, die unverzeihlich sind, nur, um zu überleben, wenn er den Tod sogar selbst als Erlösung einschätzt? Er begründet das selbst besser, als ich es je könnte: Er hat keine Angst zu sterben, aber er weigert sich, zu verlieren. Glokta ist davon besessen, es all denjenigen zu heimzuzahlen, die glauben, ihm überlegen zu sein. Die Union ist ihm schnurzpiepegal, doch er fasst jede Intrige als persönlichen Angriff auf, weil diese Menschen sich für zu clever halten, um von ihm erwischt zu werden.

Darüber hinaus geht es hierbei erneut um den Kampf mit sich selbst. Da er seinen Körper als Feind wahrnimmt, bedeutete sein Tod auch, gegen diesen Feind zu verlieren. Das kann er nicht hinnehmen, er will seine Behinderung nicht gewinnen lassen. Er zeigt damit natürlich ein höchst ungesundes Selbstbild, das meiner Meinung nach auch der Grund dafür ist, dass er anderen unsägliche Schmerzen zufügen kann, ohne mit der Wimper zu zucken. Für ihn kann nichts schlimmer sein, als seine eigene Gefangenschaft in diesem verhassten Körper.

Gloktas Lebensversicherung ist demnach seine verdrehte Sturheit, die für ihn schwerer wiegt als die moralischen Ansprüche seines Gewissens. Für Glokta gibt es kein „Ich würde lieber sterben, als …“, für ihn gibt es nur den Sieg. Das ist paradox, egoistisch und in jeglicher Hinsicht verstörend. Aber ist es böse? Ich finde nicht. Für mich ist Glokta daher das Paradebeispiel dafür, dass die Kategorien „Gut“ und „Böse“ auf Menschen grundsätzlich nicht anwendbar sind. Gut und Böse sind immer nur Ausdruck von Umständen und Perspektiven.

Ein Meisterwerk mit Abstrichen

Bayaz, Logen und Glokta illustrieren hervorragend, wie weit Joe Abercrombies Infragestellung der klassischen Rollenzuschreibung reicht. In „Last Argument of Kings“ findet diese nicht nur auf der Charakterebene, sondern auch auf der Handlungsebene statt. Meiner Meinung nach ist das Trilogie-Finale deshalb in vielerlei Hinsicht ein Meisterwerk. Es ist jedoch ein Meisterwerk, das Abstriche in Kauf nehmen muss.

Ich habe nach der Lektüre sehr genau beobachtet, wie ich emotional auf den Abschluss der Geschichte reagierte. Und obwohl mein Hirn diese tiefgründigen Analysen abspulte und auf Hochtouren lief, schmollte mein Herz in einer kleinen dunklen Ecke vor sich hin. Trotz all der schriftstellerischen Kunstfertigkeit, die ich in „Last Argument of Kings“ erkannte, war ich unzufrieden, ja, unbefriedigt. Wie kann das sein?

Es ist eigentlich ganz einfach: Joe Abercrombie beraubte mich der beruhigenden Gewissheit, dass die Guten gewonnen haben. Ja, werdet ihr sagen, du hast doch gerade argumentiert, dass es ihm genau darum ging. Korrekt, davon bin ich überzeugt. Das heißt allerdings nicht, dass ich mich nicht dennoch nach einem richtig schönen, bestätigenden Abschluss sehne. Das muss kein Happy End sein. Ich möchte am Ende einer Trilogie zumindest das Gefühl genießen können, Recht gehabt zu haben.

Ich weiß, wie banal das klingt. Ich glaube jedoch, dass es das gar nicht ist, weil ich dieses Gefühl aus allen möglichen Aspekten beziehen kann. Ich brauche irgendeine Form von Bestätigung. Das liefert „Last Argument of Kings“ nicht. Ob beabsichtigt oder nicht, ich beendete die Lektüre verunsichert und verwirrt, weil Joe Abercrombie in mir so gravierende Zweifel gesät hatte, dass ich nicht mal mehr einschätzen konnte, wer Freund_in und wer Feind_in ist.

Dazu ist „Last Argument of Kings“ kein Schlussstrich. Das Finale schließt nichts ab, es bricht die Geschichte lediglich an einem Punkt ab, an dem Joe Abercrombie wohl das Gefühl hatte, alles gesagt zu haben. Ich habe normalerweise nichts gegen ein offenes Ende, doch in diesem Fall verband es sich unschön mit diesem Eindruck von Verunsicherung, wodurch ich insgesamt nicht gerade glücklich war, als ich das Buch zuschlug.

Ich verstehe beide Facetten von „Last Argument of Kings“ voll und ganz. Rational sehe ich ein, dass dieses Trilogie-Finale weder befriedigend noch abschließend sein konnte. Doch ich möchte nicht verschweigen, dass das radikale Kippen meiner Erwartungshaltungen seinen Preis hatte. Ich möchte euch darauf vorbereiten, dass es euch genauso ergehen könnte. Deshalb habe ich mir die Mühe gemacht, diese ellenlange Rezension zu schreiben und so exakt wie möglich zu erklären, wie Joe Abercrombie vorgeht, was daran bemerkenswert ist und warum meine Enttäuschung ausschließlich in diesem Kontext betrachtet werden kann.

Enttäuschung braucht Einordnung

Meine Emotion hat nämlich absolut nichts damit zu tun, dass „Last Argument of Kings“ kein gutes Buch wäre oder negative Kritik verdienen würde. Im Gegenteil, es ist ein großartiges Buch, das ich gern mit fünf Sternen belohnt hätte. Joe Abercrombie hat – wenn ich seine Intention korrekt interpretiere – alles richtig gemacht. Vielleicht war er sogar etwas zu erfolgreich. Er hat mich so sehr erschüttert, dass sich der emotionale Teil vom analytischen Part meines Ichs abspaltete.

Für meine Bewertungen muss ich allerdings immer beide Teile einbeziehen. Darum vergebe ich für „Last Argument of Kings“ nicht die Höchstwertung, sondern habe einen Stern abgezogen. Obwohl in diesem Finale alles ist, wie es vorgesehen war, obwohl Joe Abercrombie präzise erreichte, was er erreichen wollte und insgesamt in der „The First Law“-Trilogie die Geschichte erzählte, die er erzählen wollte – ich denke, es wäre ihm problemlos möglich gewesen, seinen Leser_innen ein besseres Gefühl mit auf den Weg zu geben.

Ein kurzes Kopftätscheln zum Abschied. Eine kleine Versicherung, dass man nicht komplett daneben lag. Das wäre die Kirsche auf dem Sahnehäubchen gewesen, das „Last Argument of Kings“ ist.

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